Saukapelle, Pilgerweg St. Leonhard

Religiöse KleindenkmälerKapellen und GrottenKapellen

Gemeinde: Tamsweg

Zeitkategorie: 15. Jahrhundert, 1. Hälfte

Chronik:

Von 1553 bis 1644 war die Kapelle im Besitz der angesehenen Tamsweger Bürgerfamilie Pagge, die am Haus Marktplatz 12 (ehem. Gasthof Lackner), ansässig war. Bereits seit Jahrhunderten befindet sich die Kapelle in Betreuung der jeweiligen Eigentümer dieser Liegenschaft. Nach dem Tod von Dr. Kurt Maier im Jahre 2016 wurde die Liegenschaft 2017 an die Familie Stefan Wochinz verkauft. Die Kapelle steht derzeit auf Kirchengrund, konnte aber nach mehreren Besitzerwechseln über die Jahrhunderte keinem Eigentümer zugeordnet werden.
Die Saukapelle bildete an ihrem ursprünglichen Platz, an der Straße nach Ramingstein einen Grenzpunkt des Burgfriedes, wo auch ein Bildstock aus Tuffstein stand. Als die Kapelle 1973 von einem Lastkraftwagen schwer beschädigt wurde, entschloss man sich im darauffolgenden Jahr, sie an der heutigen Stelle - neben der Straße auf den Leonhardsberg - wieder aufzubauen. Leider ist das Fresko der Kreuzigung dabei verloren gegangen. Aufgrund des Baus der neuen Zufahrtsstraße zur Wallfahrtskirche St. Leonhard steht die Kapelle jetzt mitten in einer Wiese.
Die Verwendung des gleichen Baumaterials, die Steinmetzzeichen sowie die stilistischen Ähnlichkeiten lassen darauf schließen, dass die Kapelle 1430, zeitgleich mit der Kirche St Leonhard, errichtet wurde. Aufgrund von Parallelen in der Gestaltung der Darstellung besteht die Annahme, dass das Fresko der Pieta in der Saukapelle aus dem Umkreis der in der ersten Hälfte des 15. Jh. in einem weiten Umkreis bekannten und geschätzten Villacher Werkstätte stammt. Die Sinopien der Fresken (Pietá und Kreuzigung) werden im Lungauer Heimatmuseum in Tamsweg aufbewahrt.
Eigentlich handelt es sich um die Hafnerkapelle, weil auf der anderen Straßenseite das ehemalige Hafnerhaus (= Siechenhäusel) stand. Der Name "Saukapelle"erklärt sich laut Pfarrblatt so: Bauersleute und Dienstboten brachten am Leonhardstag am Beginn des Pilgerwegs traditionell Opfergaben ("Sauhaxlopfer") für Kleinvieh wie zum Beispiel Schweine dar, ehe sie oben in St. Leonhard dann für das Großvieh etwas tiefer in ihren Geldbeutel langten.
Mit der Überstellung wurde die Kapelle auch renoviert, später erfolgte eine weitere Dacheindeckung. Die Umzäunung wurde zum Schutz der Kapelle vor weidenden Kühen errichtet.
Der ursprüngliche Standort an der Straße nach Ramingstein vor der Murbrücke könnte eine Station der Wallfahrer gewesen sein. Auch heute ist die Kapelle Station an Prangtagen des Bruderschaftssonntages in Tamsweg.

Beschreibung:

Die sogenannte Saukapelle befindet sich in erhöhter Lage in einer Wiese auf der linken Seite der Straße zur Wallfahrtskirche am Leonhardsberg. Der aus Tuffstein gemauerte Bau wird von einem mit einem Kreuz bekrönten Satteldach abgeschlossen, an dem an der Rückseite ein Zeltdach ausgebildet ist. Über der Sockelzone erstreckt sich ein hoher, abgefaster Rundbogen, der den Blick auf das Innere der Kapellennische freigibt. Das verputzte Giebelfeld trägt ein Rundbogenmedaillon mit einer barocken Darstellung der Muttergottes mit dem Jesuskind. Hinter einem schmiedeeisernen Gitter befindet sich ein kreuzgratgewölbter Innenraum, an dessen Stirnseite ein profilierter, spitzbogiger Tuffsteinbogen ein Fresko mit der Darstellung der Pieta birgt. Die frontale Darstellung der Muttergottes, die - zu beiden Seiten von Engelsköpfen umgeben - mit gesenktem Haupt den Leichnam ihres Sohnes in den Armen hält, weist sich in ihrer eindimensionalen Darstellung und den ausgewogenen Proportionen als ein Werk der gotischen Freskenkunst aus. Die Steinmetzzeichen am Kapellenbau entsprechen denen an der Kirche St. Leonhard.

Details

Gemeindename Tamsweg
Gemeindekennzahl 50510
Ortsübliche Bezeichnung Saukapelle, Pilgerweg St. Leonhard
Objektkategorie 1512 ( Religiöse Kleindenkmäler | Kapellen und Grotten | Kapellen)

Katastralgemeinde Tamsweg -- GEM Tamsweg
Flurstücks- bzw. Grundstücksnummer 647/1
Ortschafts- bzw. Ortsteil St. Leonhard
Straße und Hausnummer bzw. Flurname Am Leonhardsberg
Längengrad 13.803888
Breitengrad 47.123606

denkmalgeschützt geschuetzt

Höhe (m) 4.5
gemessen od. geschätzt geschätzt
Breite (m) 2.2
gemessen od. geschätzt geschätzt
Tiefe (m) 2.2
gemessen od. geschätzt geschätzt

Zustandsklassifizierung gut
Falls sanierungsbedürftig od. ruinös:
empfohlene Maßnahmen

Beschreibung des Objekts (Deutung, Material und Technik) Die sogenannte Saukapelle befindet sich in erhöhter Lage in einer Wiese auf der linken Seite der Straße zur Wallfahrtskirche am Leonhardsberg. Der aus Tuffstein gemauerte Bau wird von einem mit einem Kreuz bekrönten Satteldach abgeschlossen, an dem an der Rückseite ein Zeltdach ausgebildet ist. Über der Sockelzone erstreckt sich ein hoher, abgefaster Rundbogen, der den Blick auf das Innere der Kapellennische freigibt. Das verputzte Giebelfeld trägt ein Rundbogenmedaillon mit einer barocken Darstellung der Muttergottes mit dem Jesuskind. Hinter einem schmiedeeisernen Gitter befindet sich ein kreuzgratgewölbter Innenraum, an dessen Stirnseite ein profilierter, spitzbogiger Tuffsteinbogen ein Fresko mit der Darstellung der Pieta birgt. Die frontale Darstellung der Muttergottes, die - zu beiden Seiten von Engelsköpfen umgeben - mit gesenktem Haupt den Leichnam ihres Sohnes in den Armen hält, weist sich in ihrer eindimensionalen Darstellung und den ausgewogenen Proportionen als ein Werk der gotischen Freskenkunst aus. Die Steinmetzzeichen am Kapellenbau entsprechen denen an der Kirche St. Leonhard.
Bei besonderen Objekten: Beschreibung von Details

Zeitkategorie 15. Jahrhundert, 1. Hälfte
Ursprungsdaten, Chronik: (Zeit und Ursache der Errichtung bzw. Überlieferung, Namen der Urheber, Künstler bzw. Handwerker, Sanierungen) Von 1553 bis 1644 war die Kapelle im Besitz der angesehenen Tamsweger Bürgerfamilie Pagge, die am Haus Marktplatz 12 (ehem. Gasthof Lackner), ansässig war. Bereits seit Jahrhunderten befindet sich die Kapelle in Betreuung der jeweiligen Eigentümer dieser Liegenschaft. Nach dem Tod von Dr. Kurt Maier im Jahre 2016 wurde die Liegenschaft 2017 an die Familie Stefan Wochinz verkauft. Die Kapelle steht derzeit auf Kirchengrund, konnte aber nach mehreren Besitzerwechseln über die Jahrhunderte keinem Eigentümer zugeordnet werden.
Die Saukapelle bildete an ihrem ursprünglichen Platz, an der Straße nach Ramingstein einen Grenzpunkt des Burgfriedes, wo auch ein Bildstock aus Tuffstein stand. Als die Kapelle 1973 von einem Lastkraftwagen schwer beschädigt wurde, entschloss man sich im darauffolgenden Jahr, sie an der heutigen Stelle - neben der Straße auf den Leonhardsberg - wieder aufzubauen. Leider ist das Fresko der Kreuzigung dabei verloren gegangen. Aufgrund des Baus der neuen Zufahrtsstraße zur Wallfahrtskirche St. Leonhard steht die Kapelle jetzt mitten in einer Wiese.
Die Verwendung des gleichen Baumaterials, die Steinmetzzeichen sowie die stilistischen Ähnlichkeiten lassen darauf schließen, dass die Kapelle 1430, zeitgleich mit der Kirche St Leonhard, errichtet wurde. Aufgrund von Parallelen in der Gestaltung der Darstellung besteht die Annahme, dass das Fresko der Pieta in der Saukapelle aus dem Umkreis der in der ersten Hälfte des 15. Jh. in einem weiten Umkreis bekannten und geschätzten Villacher Werkstätte stammt. Die Sinopien der Fresken (Pietá und Kreuzigung) werden im Lungauer Heimatmuseum in Tamsweg aufbewahrt.
Eigentlich handelt es sich um die Hafnerkapelle, weil auf der anderen Straßenseite das ehemalige Hafnerhaus (= Siechenhäusel) stand. Der Name "Saukapelle"erklärt sich laut Pfarrblatt so: Bauersleute und Dienstboten brachten am Leonhardstag am Beginn des Pilgerwegs traditionell Opfergaben ("Sauhaxlopfer") für Kleinvieh wie zum Beispiel Schweine dar, ehe sie oben in St. Leonhard dann für das Großvieh etwas tiefer in ihren Geldbeutel langten.
Mit der Überstellung wurde die Kapelle auch renoviert, später erfolgte eine weitere Dacheindeckung. Die Umzäunung wurde zum Schutz der Kapelle vor weidenden Kühen errichtet.
Der ursprüngliche Standort an der Straße nach Ramingstein vor der Murbrücke könnte eine Station der Wallfahrer gewesen sein. Auch heute ist die Kapelle Station an Prangtagen des Bruderschaftssonntages in Tamsweg.
Chronik - allfällige Ergänzungen: (z.B. Sagen, Legenden, Überlieferungen ausführlicher) Die Saukapelle erhielt ihre Bezeichnung von der Tradition, dass die Tamsweger Bauern für ein unreines Tier nicht zum Patron des Viehs - zum Hl. Leonhard - in die Wallfahrtskirche pilgerten, sondern ihr Opfer für das "mindere" Tier bereits am Fuß des Berges brachten und sich auf diese Weise den beschwerlichen Weg ersparten.
Nach der Überstellung der Kapelle auf eine Wiese der Pfarre Tamsweg, gilt sie als Superädifikat und ist denkmalgeschützt.

Saukapelle Pilgerweg St. Leonhard
21.05.2020
Juliana Lankmayer

Saukapelle Pilgerweg St. Leonhard
21.05.2020
Juliana Lankmayer

Saukapelle Pilgerweg St. Leonhard
04.06.2016
Josef Neumann

Saukapelle Pilgerweg St. Leonhard
21.05.2020
Juliana Lankmayer

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21.05.2020
Juliana Lankmayer

Saukapelle Pilgerweg St. Leonhard
04.06.2016
Josef Neumann

Vorzeichnungen (Sinopien) der Fresken aus dem 15. Jh. in der Saukapelle

Informationsquellen, Literatur und weitere Quellen DEHIO, 1986, S 431;
Kulturkatalog Tamsweg, Objekt Nr. 95; ehemalige Mitbetreuerin der Kapelle Elfriede Lackner, Wikimedia; SN Bericht 03.02.2017;
Ergänzung durch Fam. Lankmayer 2020

Juliana Lankmayer
Datum der Erfassung 2018-09-23
Datum der letzten Bearbeitung 2021-09-13
letzter Bearbeiter Klaus Heitzmann

Standort

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Vollständig erfasst

Das Gütesiegel des BHW kennzeichnet dieses Objekt als vollständig und fachlich korrekt erfasst und vom BHW Fachbereich Klein-und Flurdenkmäler geprüft.