Meilensteine Wörgl - Aguntum wird von Slawen zerstört
Gemeinde: Wörgl
Zeitkategorie: --
Chronik:
Aguntum liegt im heutigen Osttirol und gehörte vor der Eingliederung des Gebiets ins Römische Reich zum „Regnum Noricum“ („Königreich Noricum“). Unter Kaiser Tiberius (14-37) wurde Noricum – wie Rätien und Pannonien – gegen 30 n. Chr. als römische Provinz eingerichtet. Zugleich mit anderen Orten in Noricum wurde auch Aguntum unter Kaiser Claudius (41-54) zum Municipium erhoben; d.h. die Gemeinde hatte das Recht auf Selbstverwaltung.
Aguntum gilt als politisches und wirtschaftliches Zentrum im Raum des heutigen Osttirols, das sich an einer verkehrsgeographisch günstigen Lage befand. Richtung Westen führte die Straße durch das Pustertal zur Brennerroute, Richtung Osten nach Teurnia (St. Peter in Holz bei Spittal an der Drau) und der Provinzhauptstadt Virunum (Zollfeld in Kärnten). Von dieser Route führten Verbindungen Richtung Süden nach Aquileia und der Adria und ermöglichten einen regen Handelsverkehr.Archäologische Grabungen weisen auf eine florierende Siedlung im 1. und 2. Jahrhunderts n. Chr. hin. Von der antiken Siedlung wurden bisher mehrere Mauerzüge freigelegt. Erhalten ist eine Mauer, die allerdings Schwierigkeiten bei der Interpretation bereitet. Denn diese reicht von einem Tor je 170 m weit und ist dann abgeflacht; sie wird als Stadtmauer bezeichnet, doch die Funktion ist zweifelhaft. Neben dem Areal im Grabungsgelände, das als Handwerkerviertel bezeichnet wird und sich aus einfachen Häusern zusammensetzt, sind auch prunkvolle Anlagen erhalten. Dazu zählt eine große Therme, die in der letzten Bauphase mit Marmorverkleidung an den Wänden sowie Freskomalerei und Mosaikfußboden ausgestaltet worden war. Ein besonderes Bauwerk stellt das sogenannte Atriumhaus dar, das bisher einzigartig im alpinen Raum ist. Denn ein derartiges Haus ist sonst nur in warmen Gegenden zu finden und für ein mildes Klima konzipiert; es ist nämlich so angelegt, dass es in der Mitte kein Dach hat, aber ein Marmorbecken, das das Wasser fängt und somit Kühle spendet. Nachträglich ließ sich der Hausbesitzer in einigen Räumen schließlich Heizungen einbauen. Ein weiteres Gebäude liegt innerhalb einer Nekropole und ist als frühchristliche Kirche zu interpretieren. Der Ausgrabungsbefund zeigt auch Katastrophen für die Stadt auf. Eine Zerstörungsschicht wird zeitlich um 275 n. Chr. angesetzt. Eine andere Schicht weist auf einen großen Brand in Aguntum hin, der das Handwerkerviertel, die Therme und das Atriumhaus betraf. Aufgrund der Münzen, die in der Therme gefunden wurden, wird der Brand in die Zeit kurz nach 400 datiert. Schließlich ist ein weiterer Zerstörungshorizont zu fassen, der zeitlich in die Mitte des 5. Jahrhunderts zu setzen ist.
Für die Zeit ab dem 3. Jahrhundert sind immer wieder Einfälle germanischer Verbände in das römische Territorium bezeugt. Inwieweit Aguntum hiervon betroffen war, ist schwer zu fassen. Aguntum scheint aber die politisch unruhige Zeit bis hin zur sogenannten Völkerwanderung überstanden zu haben, zumindest als Name. Denn sowohl im 6. als auch im 7. Jahrhundert ist Aguntum noch in Texten bezeugt. Die letzte historische Erwähnung von Aguntum findet sich bei Paulus Diaconus in seinem Werk „Historia Langobardorum“ („Geschichte der Langobarden“); er berichtet von einer Schlacht zwischen Baiuwaren und Slawen um 610: „Garibaldus in Agunto a Sclavis devictus est.“ („Garibaldus [Sohn Tassilos] wurde in Aguntum von den Slawen vernichtend geschlagen.“) Schönberger wertet diese Nachricht wie folgt aus: „Aguntum wird als letztes Municipium im Ostalpengebiet von den Slawen zerstört.“
Beschreibung:
Granitstein
Details
Gemeindename | Wörgl |
Gemeindekennzahl | 70531 |
Ortsübliche Bezeichnung | Meilensteine Wörgl - Aguntum wird von Slawen zerstört |
Objektkategorie | 1200 ( Kulturhistorische Natur- und Steindenkmäler | | ) |
Katastralgemeinde | |
Flurstücks- bzw. Grundstücksnummer | |
Ortschafts- bzw. Ortsteil | |
Straße und Hausnummer bzw. Flurname | Bahnhofsstraße |
Längengrad | |
Breitengrad |
Tirol: denkmalgeschützt | -- |
Höhe (m) | 0.4 |
gemessen od. geschätzt | gemessen |
Breite (m) | 0.6 |
gemessen od. geschätzt | gemessen |
Tiefe (m) | |
gemessen od. geschätzt | -- |
Zustandsklassifizierung | -- |
Falls sanierungsbedürftig od. ruinös: empfohlene Maßnahmen |
Beschreibung des Objekts (Deutung, Material und Technik) | Granitstein |
Bei besonderen Objekten: Beschreibung von Details |
Zeitkategorie | -- |
Ursprungsdaten, Chronik: (Zeit und Ursache der Errichtung bzw. Überlieferung, Namen der Urheber, Künstler bzw. Handwerker, Sanierungen) | Aguntum liegt im heutigen Osttirol und gehörte vor der Eingliederung des Gebiets ins Römische Reich zum „Regnum Noricum“ („Königreich Noricum“). Unter Kaiser Tiberius (14-37) wurde Noricum – wie Rätien und Pannonien – gegen 30 n. Chr. als römische Provinz eingerichtet. Zugleich mit anderen Orten in Noricum wurde auch Aguntum unter Kaiser Claudius (41-54) zum Municipium erhoben; d.h. die Gemeinde hatte das Recht auf Selbstverwaltung. Aguntum gilt als politisches und wirtschaftliches Zentrum im Raum des heutigen Osttirols, das sich an einer verkehrsgeographisch günstigen Lage befand. Richtung Westen führte die Straße durch das Pustertal zur Brennerroute, Richtung Osten nach Teurnia (St. Peter in Holz bei Spittal an der Drau) und der Provinzhauptstadt Virunum (Zollfeld in Kärnten). Von dieser Route führten Verbindungen Richtung Süden nach Aquileia und der Adria und ermöglichten einen regen Handelsverkehr.Archäologische Grabungen weisen auf eine florierende Siedlung im 1. und 2. Jahrhunderts n. Chr. hin. Von der antiken Siedlung wurden bisher mehrere Mauerzüge freigelegt. Erhalten ist eine Mauer, die allerdings Schwierigkeiten bei der Interpretation bereitet. Denn diese reicht von einem Tor je 170 m weit und ist dann abgeflacht; sie wird als Stadtmauer bezeichnet, doch die Funktion ist zweifelhaft. Neben dem Areal im Grabungsgelände, das als Handwerkerviertel bezeichnet wird und sich aus einfachen Häusern zusammensetzt, sind auch prunkvolle Anlagen erhalten. Dazu zählt eine große Therme, die in der letzten Bauphase mit Marmorverkleidung an den Wänden sowie Freskomalerei und Mosaikfußboden ausgestaltet worden war. Ein besonderes Bauwerk stellt das sogenannte Atriumhaus dar, das bisher einzigartig im alpinen Raum ist. Denn ein derartiges Haus ist sonst nur in warmen Gegenden zu finden und für ein mildes Klima konzipiert; es ist nämlich so angelegt, dass es in der Mitte kein Dach hat, aber ein Marmorbecken, das das Wasser fängt und somit Kühle spendet. Nachträglich ließ sich der Hausbesitzer in einigen Räumen schließlich Heizungen einbauen. Ein weiteres Gebäude liegt innerhalb einer Nekropole und ist als frühchristliche Kirche zu interpretieren. Der Ausgrabungsbefund zeigt auch Katastrophen für die Stadt auf. Eine Zerstörungsschicht wird zeitlich um 275 n. Chr. angesetzt. Eine andere Schicht weist auf einen großen Brand in Aguntum hin, der das Handwerkerviertel, die Therme und das Atriumhaus betraf. Aufgrund der Münzen, die in der Therme gefunden wurden, wird der Brand in die Zeit kurz nach 400 datiert. Schließlich ist ein weiterer Zerstörungshorizont zu fassen, der zeitlich in die Mitte des 5. Jahrhunderts zu setzen ist. Für die Zeit ab dem 3. Jahrhundert sind immer wieder Einfälle germanischer Verbände in das römische Territorium bezeugt. Inwieweit Aguntum hiervon betroffen war, ist schwer zu fassen. Aguntum scheint aber die politisch unruhige Zeit bis hin zur sogenannten Völkerwanderung überstanden zu haben, zumindest als Name. Denn sowohl im 6. als auch im 7. Jahrhundert ist Aguntum noch in Texten bezeugt. Die letzte historische Erwähnung von Aguntum findet sich bei Paulus Diaconus in seinem Werk „Historia Langobardorum“ („Geschichte der Langobarden“); er berichtet von einer Schlacht zwischen Baiuwaren und Slawen um 610: „Garibaldus in Agunto a Sclavis devictus est.“ („Garibaldus [Sohn Tassilos] wurde in Aguntum von den Slawen vernichtend geschlagen.“) Schönberger wertet diese Nachricht wie folgt aus: „Aguntum wird als letztes Municipium im Ostalpengebiet von den Slawen zerstört.“ |
Chronik - allfällige Ergänzungen: (z.B. Sagen, Legenden, Überlieferungen ausführlicher) |
Informationsquellen, Literatur und weitere Quellen | Wilhelm Alzinger, Aguntum und Lavant. Führer durch die römerzeitlichen Ruinen Osttirols, Verlag A. F. Koska, Wien 1985 (4. Aufl.). Heinrich Pleticha – Otto Schönberger, Die Römer. Ein enzyklopädisches Sachbuch zur frühen Geschichte Europas, Bertelsmann Verlag, München 1977; Sonderausgabe Gondrom Verlag, Bindlach 1992, S. 334f. Elisabeth Walde – Dietrich Feil, Funde aus Aguntum, (Hg.) Institut für Klassische Archäologie der Leopold-Franzens-Universität Innsbruck, 1995. |
Datum der Erfassung | 2019-11-30 |
Datum der letzten Bearbeitung | 2020-01-07 |
letzter Bearbeiter | kuf woergl |