Meilensteine Wörgl - 1000-Jahr-Feier Roms durch Philippus Arabs

Kulturhistorische Natur- und Steindenkmäler

Gemeinde: Wörgl

Zeitkategorie: --

Chronik:

„Es gibt ein altes Gesetz, in altertümlichen Buchstaben und Worten aufgezeichnet, daß der Praetor maximus am 13. September einen Nagel anbringen solle. Es war an der rechten Seite des Tempels des Jupiters, des Besten und Größten, angeschlagen, in dem Teil, wo der Kultraum der Minerva ist. Man sagt, der Nagel sei, weil es in diesen Zeiten wenig schriftliche Aufzeichnungen gab, ein Merkzeichen für die Anzahl der Tage gewesen, und das Gesetz sei darum dem Kultbezirk der Minerva geweiht gewesen, weil die Zahl eine Erfindung der Minerva sei.“ (Livius, übers. Jürgen Hillen.)

Diese Art der Jahreszählung, durch Einschlagen von Nägeln in die Tempelwand, geht nach der Überlieferung des römischen Geschichtsschreibers Titus Livius (~ 59 v. - 17 n. Chr.) auf eine alte Tradition zurück, die zwischenzeitlich auch wieder in Vergessenheit geriet. Später – so Livius – erinnerte man sich wieder daran und führte den Brauch ein, alle hundert Jahre die Nageleinschlagung zu wiederholen.

Die Zeitspanne von hundert Jahren wurde als „saeculum“ („Zeitalter“) definiert; der römische Autor Marcus Terentius Varro (116-27 v. Chr.) führte diese Bestimmung der Zeitdauer eines Säkulums auf eine astrologische Theorie zurück. Allerdings stellte Varro auch eine Theorie auf, nach der ein Säkulum 110 Jahre maß.

In der Zeit von Kaiser Augustus (27 v. - 14 n. Chr.) wurde die Tradition der Begehung eines Säkulums neu belebt. Im 1. Jahrhundert v. Chr. herrschte die Idee vor, dass mit dem Ablaufen eines Säkulums auch Elend und Unglück zu Ende gingen. Die neue Zeit konnte somit ohne alte Last beginnen. Um die Säkularfeier begehen zu können, soll Augustus einen passenden Zeitpunkt fingiert haben, weil er an keine überlieferte Säkularreihe anschließen konnte. Es gab zwar unterschiedliche Traditionen, die besagten, wann die „saeculares ludi“ („Säkularspiele“) abzuhalten waren, doch war keine für Augustus direkt verwendbar.

Schließlich existierten in der Kaiserzeit zwei unterschiedliche Reihen, die Auskunft gaben, in welchem Jahr die Feier stattfinden sollte. Die Kaiser Domitian (81-96) und Septimius Severus (193-211) schlossen sich der Vorgabe von Augustus an. Claudius (41-54), Antoninus Pius (138-161), dem Aurelius Victor (Mitte 4. Jahrhundert) später die Abhaltung der Spiele zuschrieb, und Philippus Arabs (244-249) orientierten sich an der Tradition, die Säkularfeier mit der Gründung Roms zu verbinden; diese war – auf unsere Zeitrechnung bezogen – für das Jahr 753 v. Chr. berechnet worden.
Im Jahr 248 veranstaltete Kaiser Philippus Arabs mit einjähriger Verspätung die 1000-Jahr-Feier der Stadt Rom (Säkularfeier). Mit dem Ablauf dieses Säkulums gingen allerdings die militärischen Auseinandersetzungen nicht zu Ende. Philippus Arabs konnte zwar zu Beginn seiner Herrschaft (244) einen Frieden mit den Sasaniden schließen und im Jahr 247 einen Triumph über die Karpen feiern, die über die Donau in römisches Territorium vorgedrungen waren, doch musste sich der Kaiser noch 247 gegen mehrere Empörungen im eigenen Reich richten. Im Jahr 249 kämpfte Philippus Arabs gegen Decius, der von seinen Truppen zum Kaiser ausgerufen worden war, und verlor die Schlacht und sein Leben.

Mit der Abhaltung der Säkularspiele unter Philippus Arabs im Jahr 248 wurde nicht nur das Säkulum tausend Jahre nach der Gründung der Stadt Rom begangen, die Spiele fanden auch zum letzten Mal statt. Diesen Umstand beklagte später Zosimos (2. Hälfte 5. Jahrhundert), denn die Feiern wurden ehemals für das Heil des Reichs begangen.

Beschreibung:

Granitstein

Details

Gemeindename Wörgl
Gemeindekennzahl 70531
Ortsübliche Bezeichnung Meilensteine Wörgl - 1000-Jahr-Feier Roms durch Philippus Arabs
Objektkategorie 1200 ( Kulturhistorische Natur- und Steindenkmäler | | )

Katastralgemeinde
Flurstücks- bzw. Grundstücksnummer
Ortschafts- bzw. Ortsteil
Straße und Hausnummer bzw. Flurname Bahnhofsstraße
Längengrad
Breitengrad

Tirol: denkmalgeschützt --

Höhe (m) 0.4
gemessen od. geschätzt gemessen
Breite (m) 0.6
gemessen od. geschätzt gemessen
Tiefe (m)
gemessen od. geschätzt --

Zustandsklassifizierung --
Falls sanierungsbedürftig od. ruinös:
empfohlene Maßnahmen

Beschreibung des Objekts (Deutung, Material und Technik) Granitstein
Bei besonderen Objekten: Beschreibung von Details

Zeitkategorie --
Ursprungsdaten, Chronik: (Zeit und Ursache der Errichtung bzw. Überlieferung, Namen der Urheber, Künstler bzw. Handwerker, Sanierungen) „Es gibt ein altes Gesetz, in altertümlichen Buchstaben und Worten aufgezeichnet, daß der Praetor maximus am 13. September einen Nagel anbringen solle. Es war an der rechten Seite des Tempels des Jupiters, des Besten und Größten, angeschlagen, in dem Teil, wo der Kultraum der Minerva ist. Man sagt, der Nagel sei, weil es in diesen Zeiten wenig schriftliche Aufzeichnungen gab, ein Merkzeichen für die Anzahl der Tage gewesen, und das Gesetz sei darum dem Kultbezirk der Minerva geweiht gewesen, weil die Zahl eine Erfindung der Minerva sei.“ (Livius, übers. Jürgen Hillen.)

Diese Art der Jahreszählung, durch Einschlagen von Nägeln in die Tempelwand, geht nach der Überlieferung des römischen Geschichtsschreibers Titus Livius (~ 59 v. - 17 n. Chr.) auf eine alte Tradition zurück, die zwischenzeitlich auch wieder in Vergessenheit geriet. Später – so Livius – erinnerte man sich wieder daran und führte den Brauch ein, alle hundert Jahre die Nageleinschlagung zu wiederholen.

Die Zeitspanne von hundert Jahren wurde als „saeculum“ („Zeitalter“) definiert; der römische Autor Marcus Terentius Varro (116-27 v. Chr.) führte diese Bestimmung der Zeitdauer eines Säkulums auf eine astrologische Theorie zurück. Allerdings stellte Varro auch eine Theorie auf, nach der ein Säkulum 110 Jahre maß.

In der Zeit von Kaiser Augustus (27 v. - 14 n. Chr.) wurde die Tradition der Begehung eines Säkulums neu belebt. Im 1. Jahrhundert v. Chr. herrschte die Idee vor, dass mit dem Ablaufen eines Säkulums auch Elend und Unglück zu Ende gingen. Die neue Zeit konnte somit ohne alte Last beginnen. Um die Säkularfeier begehen zu können, soll Augustus einen passenden Zeitpunkt fingiert haben, weil er an keine überlieferte Säkularreihe anschließen konnte. Es gab zwar unterschiedliche Traditionen, die besagten, wann die „saeculares ludi“ („Säkularspiele“) abzuhalten waren, doch war keine für Augustus direkt verwendbar.

Schließlich existierten in der Kaiserzeit zwei unterschiedliche Reihen, die Auskunft gaben, in welchem Jahr die Feier stattfinden sollte. Die Kaiser Domitian (81-96) und Septimius Severus (193-211) schlossen sich der Vorgabe von Augustus an. Claudius (41-54), Antoninus Pius (138-161), dem Aurelius Victor (Mitte 4. Jahrhundert) später die Abhaltung der Spiele zuschrieb, und Philippus Arabs (244-249) orientierten sich an der Tradition, die Säkularfeier mit der Gründung Roms zu verbinden; diese war – auf unsere Zeitrechnung bezogen – für das Jahr 753 v. Chr. berechnet worden.
Im Jahr 248 veranstaltete Kaiser Philippus Arabs mit einjähriger Verspätung die 1000-Jahr-Feier der Stadt Rom (Säkularfeier). Mit dem Ablauf dieses Säkulums gingen allerdings die militärischen Auseinandersetzungen nicht zu Ende. Philippus Arabs konnte zwar zu Beginn seiner Herrschaft (244) einen Frieden mit den Sasaniden schließen und im Jahr 247 einen Triumph über die Karpen feiern, die über die Donau in römisches Territorium vorgedrungen waren, doch musste sich der Kaiser noch 247 gegen mehrere Empörungen im eigenen Reich richten. Im Jahr 249 kämpfte Philippus Arabs gegen Decius, der von seinen Truppen zum Kaiser ausgerufen worden war, und verlor die Schlacht und sein Leben.

Mit der Abhaltung der Säkularspiele unter Philippus Arabs im Jahr 248 wurde nicht nur das Säkulum tausend Jahre nach der Gründung der Stadt Rom begangen, die Spiele fanden auch zum letzten Mal statt. Diesen Umstand beklagte später Zosimos (2. Hälfte 5. Jahrhundert), denn die Feiern wurden ehemals für das Heil des Reichs begangen.
Chronik - allfällige Ergänzungen: (z.B. Sagen, Legenden, Überlieferungen ausführlicher)


Informationsquellen, Literatur und weitere Quellen Livius, Römische Geschichte, Buch VII-X, (Hg.) Jürgen Hillen, Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt, Artemis & Winkler Verlag, Zürich 1994.

Thomas Franke, s.v. Philippus Arabs, in: Der Neue Pauly, Bd. 9, Stuttgart – Weimar 2000, Sp. 812f.

Nilsson, s.v. Saeculares ludi, Säkularfeier, Säkulum, in: Paulys Realencyclopädie der Classischen Altertumswissenschaft, München – Zürich 1991 (2. Aufl.), Sp. 1696-1720.

kuf woergl
Datum der Erfassung 2019-11-29
Datum der letzten Bearbeitung 2020-01-08
letzter Bearbeiter kuf woergl

Standort

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