Meilensteine Wörgl - Christenverfolgung unter Traianus Decius
Gemeinde: Wörgl
Zeitkategorie: --
Chronik:
Die Verfolgung von Christen wie auch anderer religiöser Gruppen im Imperium Romanum ist meist im Zusammenhang mit dem Herrschaftskonzept der römischen Kaiser zu sehen. Die Textpassage in den „Annalen“ des römischen Schriftstellers Tacitus (1./2. Jh. n. Chr.) gibt Auskunft darüber, dass „Chrestiani“ von Kaiser Nero der Brandstiftung bezichtigt wurden. Diese Hinrichtung von Menschen aufgrund ihrer Religion wird nicht als gezielte Aktion gegen Christen im ganzen Reich dargestellt, sondern steht vor dem Hintergrund einer Verurteilung von „Sündenböcken“ als Brandstifter; denn laut Tacitus versuchte Nero durch die Schuldzuweisung an die „Chrestiani“ von sich selbst abzulenken.
Die Korrespondenz zwischen Plinius d. Jüngeren, dem Statthalter von Bithynien, und Kaiser Trajan, die in das zweite Jahrzehnt des 2. Jahrhunderts n. Chr. datiert wird, gibt Aufschluss über den Umgang mit Christen. Von offizieller Seite wird es nun untersagt, Christen aufzuspüren; anonymen Anzeigen durfte nicht nachgegangen werden; Personen, die von Privatpersonen angezeigt und vorgeführt wurden und bekannten, dass sie Christen sind, waren aber (weiterhin) zu bestrafen (dies bedeutete Hinrichtung und Güterverlust); Personen, die angaben, keine Christen zu sein oder nicht mehr zu sein, hatten das Opfer für die römischen Götter zu vollziehen und entgingen somit einer Strafe.
Die Maßnahmen gegen Christen zeigen in diesem Kontext den Stellenwert des Opfers. Denn die Durchführung des Opfers für die römischen Götter gehörte zu den Loyalitätsbekundungen durch die Bewohner(innen) des Reiches. Dahinter steht die Vorstellung, dass die Götter für das Wohl des Imperium Romanum Sorge tragen.Als im Laufe des 3. Jahrhunderts Aufstände im Reich, die Ausbildung von Sonderreichen, Einfälle von „Barbaren“ in das Herrschaftsgebiet sowie Niederlagen bei Kriegen und ein rascher Wechsel der Kaiser die Geschichte das Römische Reich bestimmten, wurden die Ursachen dafür in der fehlenden Verehrung der Götter gesucht; es herrschte die Auffassung, dass die Götter dem Römischen Reich ihre Fürsorge entzogen hatten. Hinzu kamen Probleme im Zusammenleben von Christen und der paganen (= nicht-christlichen) Bevölkerung vor dem Hintergrund der schwierigen politischen wie wirtschaftlichen Lage im Reich. Die Sonderstellung der Christen, was den (fehlenden) Dienst im Heer und die (Freistellung von) „munera“ (eine Form von Tribut) angeht, beklagt Kelsos in seiner Schrift gegen die Christen (um 170 n. Chr.).
Im Jahr 249 erließ Kaiser Traianus Decius ein Edikt, in dem vorgeschrieben ist, dass alle Reichsbewohner/innen (auch Kinder) den römischen Göttern zu opfern haben. Vermutlich holten sich daraufhin auch viele Christen eine Opferbescheinigung; allein ihr „Christ-sein“ zog aber keine Verfolgung nach sich. Vertreter der offiziellen Kirche verweigerten allerdings die Kulthandlungen, die der Ehrung eines Menschen oder der paganen Götter dienen sollten; aufgrund dieser Haltung wurden tausende Menschen inhaftiert, zum Teil gefoltert und hingerichtet. Kaiser Valerian setzte diese Politik in den Jahren 257/58 mit verschärften, nunmehr direkt gegen die christlichen Organisationen gerichteten Edikten fort; diese wurden erst unter Gallienus 260/61 n. Chr. aufgehoben.
Beschreibung:
Granitstein
Details
Gemeindename | Wörgl |
Gemeindekennzahl | 70531 |
Ortsübliche Bezeichnung | Meilensteine Wörgl - Christenverfolgung unter Traianus Decius |
Objektkategorie | 1200 ( Kulturhistorische Natur- und Steindenkmäler | | ) |
Katastralgemeinde | |
Flurstücks- bzw. Grundstücksnummer | |
Ortschafts- bzw. Ortsteil | |
Straße und Hausnummer bzw. Flurname | Bahnhofsstraße |
Längengrad | |
Breitengrad |
Tirol: denkmalgeschützt | -- |
Höhe (m) | 0.4 |
gemessen od. geschätzt | gemessen |
Breite (m) | 0.6 |
gemessen od. geschätzt | gemessen |
Tiefe (m) | |
gemessen od. geschätzt | -- |
Zustandsklassifizierung | -- |
Falls sanierungsbedürftig od. ruinös: empfohlene Maßnahmen |
Beschreibung des Objekts (Deutung, Material und Technik) | Granitstein |
Bei besonderen Objekten: Beschreibung von Details |
Zeitkategorie | -- |
Ursprungsdaten, Chronik: (Zeit und Ursache der Errichtung bzw. Überlieferung, Namen der Urheber, Künstler bzw. Handwerker, Sanierungen) | Die Verfolgung von Christen wie auch anderer religiöser Gruppen im Imperium Romanum ist meist im Zusammenhang mit dem Herrschaftskonzept der römischen Kaiser zu sehen. Die Textpassage in den „Annalen“ des römischen Schriftstellers Tacitus (1./2. Jh. n. Chr.) gibt Auskunft darüber, dass „Chrestiani“ von Kaiser Nero der Brandstiftung bezichtigt wurden. Diese Hinrichtung von Menschen aufgrund ihrer Religion wird nicht als gezielte Aktion gegen Christen im ganzen Reich dargestellt, sondern steht vor dem Hintergrund einer Verurteilung von „Sündenböcken“ als Brandstifter; denn laut Tacitus versuchte Nero durch die Schuldzuweisung an die „Chrestiani“ von sich selbst abzulenken. Die Korrespondenz zwischen Plinius d. Jüngeren, dem Statthalter von Bithynien, und Kaiser Trajan, die in das zweite Jahrzehnt des 2. Jahrhunderts n. Chr. datiert wird, gibt Aufschluss über den Umgang mit Christen. Von offizieller Seite wird es nun untersagt, Christen aufzuspüren; anonymen Anzeigen durfte nicht nachgegangen werden; Personen, die von Privatpersonen angezeigt und vorgeführt wurden und bekannten, dass sie Christen sind, waren aber (weiterhin) zu bestrafen (dies bedeutete Hinrichtung und Güterverlust); Personen, die angaben, keine Christen zu sein oder nicht mehr zu sein, hatten das Opfer für die römischen Götter zu vollziehen und entgingen somit einer Strafe. Die Maßnahmen gegen Christen zeigen in diesem Kontext den Stellenwert des Opfers. Denn die Durchführung des Opfers für die römischen Götter gehörte zu den Loyalitätsbekundungen durch die Bewohner(innen) des Reiches. Dahinter steht die Vorstellung, dass die Götter für das Wohl des Imperium Romanum Sorge tragen.Als im Laufe des 3. Jahrhunderts Aufstände im Reich, die Ausbildung von Sonderreichen, Einfälle von „Barbaren“ in das Herrschaftsgebiet sowie Niederlagen bei Kriegen und ein rascher Wechsel der Kaiser die Geschichte das Römische Reich bestimmten, wurden die Ursachen dafür in der fehlenden Verehrung der Götter gesucht; es herrschte die Auffassung, dass die Götter dem Römischen Reich ihre Fürsorge entzogen hatten. Hinzu kamen Probleme im Zusammenleben von Christen und der paganen (= nicht-christlichen) Bevölkerung vor dem Hintergrund der schwierigen politischen wie wirtschaftlichen Lage im Reich. Die Sonderstellung der Christen, was den (fehlenden) Dienst im Heer und die (Freistellung von) „munera“ (eine Form von Tribut) angeht, beklagt Kelsos in seiner Schrift gegen die Christen (um 170 n. Chr.). Im Jahr 249 erließ Kaiser Traianus Decius ein Edikt, in dem vorgeschrieben ist, dass alle Reichsbewohner/innen (auch Kinder) den römischen Göttern zu opfern haben. Vermutlich holten sich daraufhin auch viele Christen eine Opferbescheinigung; allein ihr „Christ-sein“ zog aber keine Verfolgung nach sich. Vertreter der offiziellen Kirche verweigerten allerdings die Kulthandlungen, die der Ehrung eines Menschen oder der paganen Götter dienen sollten; aufgrund dieser Haltung wurden tausende Menschen inhaftiert, zum Teil gefoltert und hingerichtet. Kaiser Valerian setzte diese Politik in den Jahren 257/58 mit verschärften, nunmehr direkt gegen die christlichen Organisationen gerichteten Edikten fort; diese wurden erst unter Gallienus 260/61 n. Chr. aufgehoben. |
Chronik - allfällige Ergänzungen: (z.B. Sagen, Legenden, Überlieferungen ausführlicher) |
Informationsquellen, Literatur und weitere Quellen | Werner Dahlheim, Geschichte der Römischen Kaiserzeit, Oldenbourg Grundriß der Geschichte, Bd. 3, R. Oldenbourg Verlag, München 1984, S. 123-139. Hans Armin Gärtner, Die römische Literatur in Text und Darstellung, Bd. 5, Kaiserzeit II. Von Tertullian bis Boethius, Philipp Reclam jun., Stuttgart 1988, 432f. Jochen Martin, Spätantike und Völkerwanderung, Oldenbourg Grundriss der Geschichte, Bd. 4, R. Oldenbourg Verlag, München 2001 (4. Aufl.) S. 1-9. |
Datum der Erfassung | 2019-11-29 |
Datum der letzten Bearbeitung | 2020-01-07 |
letzter Bearbeiter | kuf woergl |