Meilensteine Wörgl - Gründung der Universität Innsbruck

Kulturhistorische Natur- und Steindenkmäler

Gemeinde: Wörgl

Zeitkategorie: --

Chronik:

Die Innsbrucker Universität zählt zu den jüngeren (österreichischen) landesfürstlichen Universitäten, nach Prag (1348), Wien (1365), der vorderösterreichischen Universität Freiburg im Breisgau (1457), Graz (1585) und der Benediktineruniversität Salzburg (1623). Zahlreiche Versuche zu ihrer Errichtung waren bis ins letzte Drittel des 17. Jahrhunderts neben der oft fehlenden Einsicht vor allem an der „Ermangelung einer Fundation“ gescheitert.

Erst als Kaiser Leopold I. am 15. Oktober 1669 die Einhebung von 12 Kreuzern auf jedes in Tirol verkaufte Fuder (= ca. 168 kg) Hallersalz zugunsten der Tiroler Landesuniversität gewährte, konnten die in den Jahren zuvor bereits ausgearbeiteten Pläne verwirklicht werden, die u.a. auch deshalb überzeugten, weil es sich bei der zu errichtenden Universität um ein „Gemeinnützliches, viel Geld im Land erhaltendes, auch mehr Barschaft hereinziehendes Werk“ handeln würde. Außerdem müßte dafür nicht einmal etwas Neues geschaffen werden, zumal ein „fließender Übergang“ vom Gymnasium aus möglich sei, an dem die Jesuiten bereits die „Logica und Theologia moralis“ unterrichten würden.

Noch im Studienjahr 1669/70 eröffneten die vom kaiserlichen Hof mit der Errichtung der philosophischen Fakultät beauftragten Jesuiten ihre Lehrtätigkeit in den „niederen“ philosophischen Studien. Sie dauerten drei Jahre und galten als studia superiora im Vergleich zum Gymnasium sowie als Propädeutikum für das Studium der Theologie, Jurisprudenz oder Medizin. Die Schwerpunkte des von den Jesuiten gestalteten Lehrplans lagen dabei auf Logik, Physik und Metaphysik.

In den Jahren 1671 bis 1674 nahmen sodann auch die Katholisch-Theologische, die Juridische sowie die Medizinische Fakultät ihren Lehrbetrieb auf. 1672-75 erfolgte die Adaptierung des „Neugebäudes“ hinter der St. Jakobs-Pfarrkirche als Universitätsgebäude (Herrengasse 1). 1672 erhielten 60 Studenten die akademische Würde des Bakkalaureats, 25 die eines Magisters in einem öffentlichen Festakt in der Aula des Jesuitengymnasiums.

Im darauffolgenden Jahr wurde den drei weltlichen Fakultäten auch das Promotionsrecht verliehen, dasjenige für die Theologische Fakultät folgte 1677, im gleichen Jahr, in dem die Universität durch einen Stiftsbrief Kaiser Leopolds I. sowie mit einer Bestätigungsbulle von Papst Innozenz XI. ihre volle Rechtsgültigkeit erhält. Drei Jahre zuvor, 1674, war es zu ersten Studentenprotesten gekommen, da die kaiserliche Bestätigung der Universitätsprivilegien auf sich warten ließ; zehn Jahre später meldet die Chronik des Jesuitenkollegs insgesamt 421 Universitätshörer.

1745 wurde die Universitätsbibliothek eröffnet. Nach der Aufhebung des Jesuitenordens 1773 aufgehoben durften Exjesuiten im Philosophischen Lehrgang weiterhin lehren, drei Jahre später wurde das ehemalige Jesuitencollegium von der Universität bezogen (heute: Theologische Fakultät). 1782 geruhten „Seine k.k. Maiestät [...] die bisherige Universität aufzuheben und zu resolviren [...], daß in Hinkunft nur ein Lycäum daselbst bestehen solle“. 1790 wurde in zahlreichen Eingaben die Wiedererrichtung der Universität gefordert, die Kaiser Leopold II. zwei Jahre später erfüllte, so dass es von 1792 bis 1810 in Innsbruck wieder eine Volluniversität gab. In jenem Jahr hob der bayerische König Max I. Joseph die „nicht mehr lebensfähige“ Universität neuerlich auf und ließ nur mehr ein philosophisch-theologisches Lyzeum bestehen.

Erst acht Jahre nach der Rückkehr Tirols zu Österreich genehmigte Kaiser Franz I. 1826 die Wiedererrichtung der Universität mit zwei Fakultäten, denen er das Recht erteilte, „Doctoren der Philosophie und der Rechtsgelehrsamkeit zu creiren [...].“ Im gleichen Jahr erhielt die Universität die kaiserliche Bewilligung, „im dankbaren Gefühle an den erhabenen Stifter und an den großmüthigen Restaurator den Namen Leopoldino Franciscea“ tragen zu dürfen.

1848/49 erfolgte mit der Universitäts- und Gymnasialreform des Unterrichtsministers Graf Leo Thun-Hohenstein die Einrichtung der Philosophischen Fakultät nach „Humboldt´schem“ Vorbild als Bündel von geistes- und naturwissenschaftlichen Spezialstudien, 1857 kam es zur Wiedererrichtung der Katholisch-Theologischen und 1869 der Medizinischen Fakultät. wiedereröffnet. 1923/24 wurde das neue Universitätsgebäude und das der Universitästbibliothek am Innrain, zehn Jahre nach Baubeginn, bezogen. 1929 wurde an der Philosophischen Fakultät das erste Habilitationsverfahren einer Frau durchgeführt (Martha Moers, Experimentelle Psychologie).

1938 wurde rund ein Drittel des akademischen Lehrpersonals aus politischen oder rassischen Gründen ihrer Ämter enthoben und entlassen, darunter 14 Professoren und Dozenten geisteswissenschaftlicher Fächer. Zu viele erfüllten damals ihre Aufgaben im „Weltanschauungskampf“ und stellen sich in den Dienst einer „deutsch-arischen Wissenschaft“.

Einer, der gegen die Unmenschlichkeit des Nationalsozialismus ankämpfte war der aus Murnau stammende Medizinstudent Christoph Probst, der an der Innsbrucker Universität im Wintersemester 1942/43 inskribiert war. Er wurde als Mitglied der „Weißen Rose“ im am 22. Februar 1943 in München hingerichtet. Im Juli 1938 erfolgte die Auflösung der Theologischen Fakultät, im gleichen Monat die Einrichtung eines „Instituts für Erb- und Rassenbiologie“ an der Medizinischen Fakultät. Nach Meldung des Rektorats war die Universität Innsbruck bereits im Wintersemester 1938/39 „judenfrei“. 1941 erhielt die Alma Mater Oenipontana den Namen „Deutsche Alpenuniversität“, an der von 1940-45 die Naturwissenschaftliche Fakultät von der Philosophischen Fakultät abgetrennt war.

1959 erhielt Erika Cremer (Physikalische Chemie) als erste Frau ein Ordinariat an der Innsbrucker Universität. Zehn Jahre später wurden zur 300-Jahr-Feier die vier Fakultäten der Innsbrucker Universität mit der Errichtung der Baufakultät (Architektur und Bauingenieurwesen) auf fünf erweitert.

1976 kam die Sozial- und Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät hinzu und im gleichen Jahr erfolgte auch die Teilung der Philosophischen Fakultät in eine Geisteswissenschaftliche und in eine Naturwissenschaftliche Fakultät. 1975 wurden die neuen Sportanlagen der Universität Innsbruck in der Nähe des Flughafens in Betrieb genommen, 1981 das geisteswissenschaftliche Fakultätsgebäude eröffnet und 1998 neuerrichtete Gebäude der Sowi-Fakultät in der Universitätsstraße bezogen.

Gegenwärtig (2006) zählt die Innsbrucker Universität rund 20.000 StudentInnen, die nach der jüngsten Universitätsreform des Jahres 2002 an insgesamt 15 Fakultäten ihre Studien absolvieren können.

Beschreibung:

Granitstein

Details

Gemeindename Wörgl
Gemeindekennzahl 70531
Ortsübliche Bezeichnung Meilensteine Wörgl - Gründung der Universität Innsbruck
Objektkategorie 1200 ( Kulturhistorische Natur- und Steindenkmäler | | )

Katastralgemeinde
Flurstücks- bzw. Grundstücksnummer
Ortschafts- bzw. Ortsteil
Straße und Hausnummer bzw. Flurname Bahnhofsstraße
Längengrad
Breitengrad

Tirol: denkmalgeschützt --

Höhe (m) 0.4
gemessen od. geschätzt gemessen
Breite (m) 0.6
gemessen od. geschätzt gemessen
Tiefe (m)
gemessen od. geschätzt --

Zustandsklassifizierung --
Falls sanierungsbedürftig od. ruinös:
empfohlene Maßnahmen

Beschreibung des Objekts (Deutung, Material und Technik) Granitstein
Bei besonderen Objekten: Beschreibung von Details

Zeitkategorie --
Ursprungsdaten, Chronik: (Zeit und Ursache der Errichtung bzw. Überlieferung, Namen der Urheber, Künstler bzw. Handwerker, Sanierungen) Die Innsbrucker Universität zählt zu den jüngeren (österreichischen) landesfürstlichen Universitäten, nach Prag (1348), Wien (1365), der vorderösterreichischen Universität Freiburg im Breisgau (1457), Graz (1585) und der Benediktineruniversität Salzburg (1623). Zahlreiche Versuche zu ihrer Errichtung waren bis ins letzte Drittel des 17. Jahrhunderts neben der oft fehlenden Einsicht vor allem an der „Ermangelung einer Fundation“ gescheitert.

Erst als Kaiser Leopold I. am 15. Oktober 1669 die Einhebung von 12 Kreuzern auf jedes in Tirol verkaufte Fuder (= ca. 168 kg) Hallersalz zugunsten der Tiroler Landesuniversität gewährte, konnten die in den Jahren zuvor bereits ausgearbeiteten Pläne verwirklicht werden, die u.a. auch deshalb überzeugten, weil es sich bei der zu errichtenden Universität um ein „Gemeinnützliches, viel Geld im Land erhaltendes, auch mehr Barschaft hereinziehendes Werk“ handeln würde. Außerdem müßte dafür nicht einmal etwas Neues geschaffen werden, zumal ein „fließender Übergang“ vom Gymnasium aus möglich sei, an dem die Jesuiten bereits die „Logica und Theologia moralis“ unterrichten würden.

Noch im Studienjahr 1669/70 eröffneten die vom kaiserlichen Hof mit der Errichtung der philosophischen Fakultät beauftragten Jesuiten ihre Lehrtätigkeit in den „niederen“ philosophischen Studien. Sie dauerten drei Jahre und galten als studia superiora im Vergleich zum Gymnasium sowie als Propädeutikum für das Studium der Theologie, Jurisprudenz oder Medizin. Die Schwerpunkte des von den Jesuiten gestalteten Lehrplans lagen dabei auf Logik, Physik und Metaphysik.

In den Jahren 1671 bis 1674 nahmen sodann auch die Katholisch-Theologische, die Juridische sowie die Medizinische Fakultät ihren Lehrbetrieb auf. 1672-75 erfolgte die Adaptierung des „Neugebäudes“ hinter der St. Jakobs-Pfarrkirche als Universitätsgebäude (Herrengasse 1). 1672 erhielten 60 Studenten die akademische Würde des Bakkalaureats, 25 die eines Magisters in einem öffentlichen Festakt in der Aula des Jesuitengymnasiums.

Im darauffolgenden Jahr wurde den drei weltlichen Fakultäten auch das Promotionsrecht verliehen, dasjenige für die Theologische Fakultät folgte 1677, im gleichen Jahr, in dem die Universität durch einen Stiftsbrief Kaiser Leopolds I. sowie mit einer Bestätigungsbulle von Papst Innozenz XI. ihre volle Rechtsgültigkeit erhält. Drei Jahre zuvor, 1674, war es zu ersten Studentenprotesten gekommen, da die kaiserliche Bestätigung der Universitätsprivilegien auf sich warten ließ; zehn Jahre später meldet die Chronik des Jesuitenkollegs insgesamt 421 Universitätshörer.

1745 wurde die Universitätsbibliothek eröffnet. Nach der Aufhebung des Jesuitenordens 1773 aufgehoben durften Exjesuiten im Philosophischen Lehrgang weiterhin lehren, drei Jahre später wurde das ehemalige Jesuitencollegium von der Universität bezogen (heute: Theologische Fakultät). 1782 geruhten „Seine k.k. Maiestät [...] die bisherige Universität aufzuheben und zu resolviren [...], daß in Hinkunft nur ein Lycäum daselbst bestehen solle“. 1790 wurde in zahlreichen Eingaben die Wiedererrichtung der Universität gefordert, die Kaiser Leopold II. zwei Jahre später erfüllte, so dass es von 1792 bis 1810 in Innsbruck wieder eine Volluniversität gab. In jenem Jahr hob der bayerische König Max I. Joseph die „nicht mehr lebensfähige“ Universität neuerlich auf und ließ nur mehr ein philosophisch-theologisches Lyzeum bestehen.

Erst acht Jahre nach der Rückkehr Tirols zu Österreich genehmigte Kaiser Franz I. 1826 die Wiedererrichtung der Universität mit zwei Fakultäten, denen er das Recht erteilte, „Doctoren der Philosophie und der Rechtsgelehrsamkeit zu creiren [...].“ Im gleichen Jahr erhielt die Universität die kaiserliche Bewilligung, „im dankbaren Gefühle an den erhabenen Stifter und an den großmüthigen Restaurator den Namen Leopoldino Franciscea“ tragen zu dürfen.

1848/49 erfolgte mit der Universitäts- und Gymnasialreform des Unterrichtsministers Graf Leo Thun-Hohenstein die Einrichtung der Philosophischen Fakultät nach „Humboldt´schem“ Vorbild als Bündel von geistes- und naturwissenschaftlichen Spezialstudien, 1857 kam es zur Wiedererrichtung der Katholisch-Theologischen und 1869 der Medizinischen Fakultät. wiedereröffnet. 1923/24 wurde das neue Universitätsgebäude und das der Universitästbibliothek am Innrain, zehn Jahre nach Baubeginn, bezogen. 1929 wurde an der Philosophischen Fakultät das erste Habilitationsverfahren einer Frau durchgeführt (Martha Moers, Experimentelle Psychologie).

1938 wurde rund ein Drittel des akademischen Lehrpersonals aus politischen oder rassischen Gründen ihrer Ämter enthoben und entlassen, darunter 14 Professoren und Dozenten geisteswissenschaftlicher Fächer. Zu viele erfüllten damals ihre Aufgaben im „Weltanschauungskampf“ und stellen sich in den Dienst einer „deutsch-arischen Wissenschaft“.

Einer, der gegen die Unmenschlichkeit des Nationalsozialismus ankämpfte war der aus Murnau stammende Medizinstudent Christoph Probst, der an der Innsbrucker Universität im Wintersemester 1942/43 inskribiert war. Er wurde als Mitglied der „Weißen Rose“ im am 22. Februar 1943 in München hingerichtet. Im Juli 1938 erfolgte die Auflösung der Theologischen Fakultät, im gleichen Monat die Einrichtung eines „Instituts für Erb- und Rassenbiologie“ an der Medizinischen Fakultät. Nach Meldung des Rektorats war die Universität Innsbruck bereits im Wintersemester 1938/39 „judenfrei“. 1941 erhielt die Alma Mater Oenipontana den Namen „Deutsche Alpenuniversität“, an der von 1940-45 die Naturwissenschaftliche Fakultät von der Philosophischen Fakultät abgetrennt war.

1959 erhielt Erika Cremer (Physikalische Chemie) als erste Frau ein Ordinariat an der Innsbrucker Universität. Zehn Jahre später wurden zur 300-Jahr-Feier die vier Fakultäten der Innsbrucker Universität mit der Errichtung der Baufakultät (Architektur und Bauingenieurwesen) auf fünf erweitert.

1976 kam die Sozial- und Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät hinzu und im gleichen Jahr erfolgte auch die Teilung der Philosophischen Fakultät in eine Geisteswissenschaftliche und in eine Naturwissenschaftliche Fakultät. 1975 wurden die neuen Sportanlagen der Universität Innsbruck in der Nähe des Flughafens in Betrieb genommen, 1981 das geisteswissenschaftliche Fakultätsgebäude eröffnet und 1998 neuerrichtete Gebäude der Sowi-Fakultät in der Universitätsstraße bezogen.

Gegenwärtig (2006) zählt die Innsbrucker Universität rund 20.000 StudentInnen, die nach der jüngsten Universitätsreform des Jahres 2002 an insgesamt 15 Fakultäten ihre Studien absolvieren können.
Chronik - allfällige Ergänzungen: (z.B. Sagen, Legenden, Überlieferungen ausführlicher)

Gründung der Universität Innsbruck

Informationsquellen, Literatur und weitere Quellen Gerhard Oberkofler/Peter Goller, Geschichte der Universität Innsbruck (1669-1945), Frankfurt/M. u.a. 1996.

kuf woergl
Datum der Erfassung 2019-11-30
Datum der letzten Bearbeitung 2020-01-07
letzter Bearbeiter kuf woergl

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