Meilensteine Wörgl - Alexander Fleming entdeckt das Penicillin
Gemeinde: Wörgl
Zeitkategorie: --
Chronik:
Der schottische Bakteriologe Alexander Fleming (1881-1955) studierte von 1901 bis 1906 an der St. Mary´s Hospital Medical School in Paddington (London) Medizin, arbeitete danach am dortigen Impflaboratorium unter seinem damaligen Direktor, dem Mikrobiologen Almroth Edward Wright (1861-1947), war Soldat im Ersten Weltkrieg, wurde 1921 stellvertretender Leiter und 1946 Direktor seiner Arbeitsstätte, die 1948 in „Wright-Fleming-Institute“ umbenannt wurde.
1928 hatte Fleming den Lehrstuhl für Bakteriologie an der University of London erhalten, den er bis zu seiner Emeritierung 1948 innehatte.
Fleming erforschte in seinem Impflabor vor allem bakterielle Substanzen und beschäftigte sich seit den frühen 1920er Jahren mit Problemen der Infektionsbekämpfung sowie der körpereigenen Infektabwehr.
Im Jahre 1928 arbeitete er mit Staphylokokken (Bakterien, Eitererreger) und bemerkte dabei, dass ein Schimmelpilz – Penicillum notatum – diese abtötete. Weitere Experimente zeigten, dass dieser Pilz, trotz hervorragender bakterizider, also Bakterien tötender Wirkung gegenüber Blutzellen harmlos war. Fleming publizierte 1929 diese Ergebnisse im „British Journal of Experimental Pathology“.
Die sensationelle Entdeckung wurde von der wissenschaftlichen Welt zunächst nicht zur Kenntnis genommen und auch eine Herstellung von Penicillin in größeren Mengen war Fleming nicht möglich, da ihm dafür nicht die nötigen Chemiker und Biochemiker zur Verfügung standen.
Erst zehn Jahre später wurden die Arbeiten Flemings aufgegriffen und von dem Oxforder Biochemiker Ernst Boris Chain (1906-1979) sowie von dem Pathologen Howard W. Florey (1898-1968) die therapeutischen Möglichkeiten des Penicillins erkannt. Unter dem Eindruck des Zweiten Weltkriegs wurden unter der Leitung jener beiden Wissenschaftler in den USA seit 1941 umfassende Versuche durchgeführt und 1944 die großtechnische Produktion des Antibiotikums aufgenommen, worauf hin die Erfolgsgeschichte des Penicillins begann.
Im gleichen Jahr wurde Fleming in den Ritterstand erhoben und 1945 erhielt er zusammen mit Florey und Chain den Nobelpreis für Physiologie und Medizin.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde auch in Tirol mit der Herstellung von Penicillin begonnen, und zwar ganz in der Nähe von Wörgl, im Gebäude einer stillgelegten Brauerei in Kundl. Hier gelang es Mitarbeitern der 1946 gegründeten „Biochemie GesmbH“ unter schwierigsten Bedingungen nach zahllosen fehlgeschlagenen Versuchen 1948 erstmals das begehrte Antibiotikum zu erzeugen.
Wegen der schlechten Produktionsbedingungen war das Medikament jedoch sehr infektionsanfällig, weshalb oft ganze Produktionschargen des flüssigen, gelbfärbigen Penicillins vernichtet werden mussten.
Penicillin wurde damals fast ausschließlich injiziert oder als lebende Pilzflächenkultur mit einer infizierten Wunde direkt in Berührung gebracht; ein säurestabiles Penicillin, das in Form von Tabletten durch den Magen aufgenommen werden konnte, war noch nicht erfunden. Dies glückte Anfang 1952 dem in Schwaz geborenen Biologen Ernst Brandl (1919-1997) und dem aus Radfeld stammenden Chemiker Hans Margreiter (1923-1968), die lange Versuchsreihen zur Infektionsabwehr und damit zur Verbesserung des Penicillins angestellt hatten. Fortan konnte Penicillin auch oral verabreicht werden und das kleine, zuvor kaum beachtete Penicillinwerk wurde sogleich zum Mittelpunkt des wissenschaftlichen Interesses auf dem Gebiet der Penicillinforschung und ist es bis heute geblieben!
Beschreibung:
Granitstein
Details
Gemeindename | Wörgl |
Gemeindekennzahl | 70531 |
Ortsübliche Bezeichnung | Meilensteine Wörgl - Alexander Fleming entdeckt das Penicillin |
Objektkategorie | 1200 ( Kulturhistorische Natur- und Steindenkmäler | | ) |
Katastralgemeinde | |
Flurstücks- bzw. Grundstücksnummer | |
Ortschafts- bzw. Ortsteil | |
Straße und Hausnummer bzw. Flurname | Bahnhofsstraße |
Längengrad | |
Breitengrad |
Tirol: denkmalgeschützt | -- |
Höhe (m) | 0.4 |
gemessen od. geschätzt | gemessen |
Breite (m) | 0.6 |
gemessen od. geschätzt | gemessen |
Tiefe (m) | |
gemessen od. geschätzt | -- |
Zustandsklassifizierung | -- |
Falls sanierungsbedürftig od. ruinös: empfohlene Maßnahmen |
Beschreibung des Objekts (Deutung, Material und Technik) | Granitstein |
Bei besonderen Objekten: Beschreibung von Details |
Zeitkategorie | -- |
Ursprungsdaten, Chronik: (Zeit und Ursache der Errichtung bzw. Überlieferung, Namen der Urheber, Künstler bzw. Handwerker, Sanierungen) | Der schottische Bakteriologe Alexander Fleming (1881-1955) studierte von 1901 bis 1906 an der St. Mary´s Hospital Medical School in Paddington (London) Medizin, arbeitete danach am dortigen Impflaboratorium unter seinem damaligen Direktor, dem Mikrobiologen Almroth Edward Wright (1861-1947), war Soldat im Ersten Weltkrieg, wurde 1921 stellvertretender Leiter und 1946 Direktor seiner Arbeitsstätte, die 1948 in „Wright-Fleming-Institute“ umbenannt wurde. 1928 hatte Fleming den Lehrstuhl für Bakteriologie an der University of London erhalten, den er bis zu seiner Emeritierung 1948 innehatte. Fleming erforschte in seinem Impflabor vor allem bakterielle Substanzen und beschäftigte sich seit den frühen 1920er Jahren mit Problemen der Infektionsbekämpfung sowie der körpereigenen Infektabwehr. Im Jahre 1928 arbeitete er mit Staphylokokken (Bakterien, Eitererreger) und bemerkte dabei, dass ein Schimmelpilz – Penicillum notatum – diese abtötete. Weitere Experimente zeigten, dass dieser Pilz, trotz hervorragender bakterizider, also Bakterien tötender Wirkung gegenüber Blutzellen harmlos war. Fleming publizierte 1929 diese Ergebnisse im „British Journal of Experimental Pathology“. Die sensationelle Entdeckung wurde von der wissenschaftlichen Welt zunächst nicht zur Kenntnis genommen und auch eine Herstellung von Penicillin in größeren Mengen war Fleming nicht möglich, da ihm dafür nicht die nötigen Chemiker und Biochemiker zur Verfügung standen. Erst zehn Jahre später wurden die Arbeiten Flemings aufgegriffen und von dem Oxforder Biochemiker Ernst Boris Chain (1906-1979) sowie von dem Pathologen Howard W. Florey (1898-1968) die therapeutischen Möglichkeiten des Penicillins erkannt. Unter dem Eindruck des Zweiten Weltkriegs wurden unter der Leitung jener beiden Wissenschaftler in den USA seit 1941 umfassende Versuche durchgeführt und 1944 die großtechnische Produktion des Antibiotikums aufgenommen, worauf hin die Erfolgsgeschichte des Penicillins begann. Im gleichen Jahr wurde Fleming in den Ritterstand erhoben und 1945 erhielt er zusammen mit Florey und Chain den Nobelpreis für Physiologie und Medizin. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde auch in Tirol mit der Herstellung von Penicillin begonnen, und zwar ganz in der Nähe von Wörgl, im Gebäude einer stillgelegten Brauerei in Kundl. Hier gelang es Mitarbeitern der 1946 gegründeten „Biochemie GesmbH“ unter schwierigsten Bedingungen nach zahllosen fehlgeschlagenen Versuchen 1948 erstmals das begehrte Antibiotikum zu erzeugen. Wegen der schlechten Produktionsbedingungen war das Medikament jedoch sehr infektionsanfällig, weshalb oft ganze Produktionschargen des flüssigen, gelbfärbigen Penicillins vernichtet werden mussten. Penicillin wurde damals fast ausschließlich injiziert oder als lebende Pilzflächenkultur mit einer infizierten Wunde direkt in Berührung gebracht; ein säurestabiles Penicillin, das in Form von Tabletten durch den Magen aufgenommen werden konnte, war noch nicht erfunden. Dies glückte Anfang 1952 dem in Schwaz geborenen Biologen Ernst Brandl (1919-1997) und dem aus Radfeld stammenden Chemiker Hans Margreiter (1923-1968), die lange Versuchsreihen zur Infektionsabwehr und damit zur Verbesserung des Penicillins angestellt hatten. Fortan konnte Penicillin auch oral verabreicht werden und das kleine, zuvor kaum beachtete Penicillinwerk wurde sogleich zum Mittelpunkt des wissenschaftlichen Interesses auf dem Gebiet der Penicillinforschung und ist es bis heute geblieben! |
Chronik - allfällige Ergänzungen: (z.B. Sagen, Legenden, Überlieferungen ausführlicher) |
Informationsquellen, Literatur und weitere Quellen | NEB, Vol. 4, p. 827; Helmut Alexander, Geschichte der Tiroler Industrie. Aspekte einer wechselvollen Entwicklung, Innsbruck 1991, S. 201-208; Joseph Koenig, Die Penicillin-V Story. Eine Erfindung aus Tirol als Segen für die Welt, Innsbruck 1984. |
Datum der Erfassung | 2019-11-30 |
Datum der letzten Bearbeitung | 2020-01-07 |
letzter Bearbeiter | kuf woergl |