Meilensteine Wörgl - Zellulosefabrik in Wörgl
Gemeinde: Wörgl
Zeitkategorie: --
Chronik:
Die industrielle Entwicklung Wörgls beginnt im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts mit der Gründung einer Zellulosefabrik durch Paul Darblay (1825-1908). Er stammte aus einer Kaufmannsfamilie, die neben dem Getreidehandel auch einige Mühlen in Frankreich und Ägypten betrieb. Er selbst betrieb seit 1867 eine Papierfabrik in Esconne.
Einige Jahre vorher hatte eine epochemachende Neuerung zu einem enormen Aufschwung der Papierindustrie beigetragen: die Erfindung des Holzstoffes. Die mechanisch geschliffenen Fasern und vor allem später die Erfindung der Stroh- oder Holzzellulose, d.h. der chemisch dargestellten Stroh- und Holzfaser, waren ein hervorragender Ersatz für die bisher bei der Papierherstellung verwendeten kostspieligen Baumwoll- oder Flachsfasern. Darüber hinaus ermöglichte die Zellulose die Herstellung feinerer und dauerhafter Papiersorten. So verwundert es nicht, dass Darblay einige Jahre später eine Zellulosefabrik in Bellegarde (Frankreich) gründete, deren Produktionskapazität den Bedarf der Papierfabrik jedoch nicht decken konnte, so dass sich Darblay nach einem weiteren Standort für die Zelluloseherstellung umsah.
Anfang der 1880er Jahre nahm Darblay mit dem Münchner Industriellen Louis Ortlieb Kontakt auf, der in Hörbrunn bei Hopfgarten im Brixental eine Dampfsäge betrieb. Zu diesem Unternehmen gehörten auch umfangreiche Waldungen in der Kelchsau, die Darblay von Ortlieb kaufte und damit ein Rohstoffreservoir für die im Inntal geplante Zelluloseproduktion erhielt. Dagegen äußerte die Wörgler Gemeindevertretung Anfang der 1880er Jahre große Bedenken, zumal ein solcher Betrieb im Gebiet der Gemeinde nicht nur den Ruin des Ortes, sondern der ganzen Umgebung befürchten ließ; andere bangten für Zucht und gute Sitte der ArbeiterInnen und in weiterer Folge für die gesamte Bevölkerung. Schließlich überzeugte doch die Aussicht auf Beschäftigung für zahlreiche Bewohner und Darblay konnte sein Vorhaben weiter verfolgen.
1883 erwarb er ein Baugelände für die Errichtung von Produktionshallen, zu dem er von der k.k. Staatsbahn noch einen Grund für die Errichtung eines Fabrikgleises pachtete, um den Transport der Zellulose in die Papierfabrik nach Frankreich direkt ab Werk sicherstellen zu können. In den folgenden Monaten wurden sodann diverse Werkstätten und Maschinenhallen errichtet sowie verschiedene An- und Zubauten erstellt. Da sich der Besitz bald als zu eng erwiesen hat, kaufte die Firma weitere Grundstücke hinzu und errichtete darauf Kanzleigebäude, Beamtenwohnungen, Stallungen und Remisen, so dass die ganze Niederlassung „eine geschlossene französische Kolonie bildete.“Zur Sicherung des Energieversorgung sowie des für die Zelluloseproduktion unbedingt erforderlichen Wasserbedarfs erwarb Darblay 1887 Besitzrechte an der „nie ruhenden Brixentaler Ache“. Sie wurde aufgestaut und das Wasser über ein Wehr in einem offenen Holzgerinne in ein Krafthaus geleitet. Das dabei gewonnene Gefälle von etwa 10 Meter reichte für den Antrieb einer Turbine aus, von der auch der gesamte Betrieb über ein Netz von zahllosen Wellen und Lagern angetrieben wurde. Daneben war auf dem Fabrikgelände noch ein Kesselhaus in Betrieb, das mit Kohle aus dem nahegelegenen Braunkohlewerk in Häring versorgt wurde.
Bereits drei Jahre vorher, im Jahre 1884, wurde die Fabrik unter dem Namen „Darbley père et fils et Beranger“ eröffnet. Nach dem Ausscheiden seines Kompagnons Beranger kurze Zeit später wurde das Unternehmen in eine Aktiengesellschaft umgewandelt, deren Gesellschafter ausschließlich Mitglieder der Familie Darblay waren. In der Fabrik fanden anfänglich 350 Arbeiter und 150 Arbeiterinnen Beschäftigung. Die Angestellten und das Fachpersonal waren großteils französische Kräfte. Die Zahl der Belegschaft wurde in den folgenden Jahren allerdings durch fortschreitende Mechanisierung des Betriebes auf 300 bzw. 200 reduziert.
In der Nacht vom 8. auf den 9. Mai 1887 wurde die Fabrik durch einen Brand beinahe völlig zerstört, jedoch – trotz teilweise heftiger Proteste – bald wieder aufgebaut, so dass in Wörgl weiterhin bis zum Ersten Weltkrieg Zellulose für die Papierfabrik in Frankreich hergestellt werden konnte.
Da die Besitzer der Fabrik nach 1914 zu Angehörigen eines feindlichen Staates wurden, wurde das Werk zunächst einem staatlichen Aufsichtskommissär unterstellt und 1916 durch das k.k. Handelsministerium in Zwangsverwaltung übernommen. Die Produktion wurde eingestellt und die Gebäude als Reparaturwerkstätte für militärische Versorgungseinrichtungen und Trainwagen genutzt. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde das Werk den französischen Besitzern wieder zurückgestellt und die Herstellung von Zellulose in Wörgl wieder aufgenommen. Jedoch sorgten billige Holzimporte v.a. aus Schweden für einen massiven Geschäftsrückgang, zumal die Konkurrenzfähigkeit der mit veralteten Maschinen produzierenden Fabrik in Wörgl nicht mehr gewährleistet werden konnte. Der Besitzer, Robert Darblay - ein Sohn des Unternehmensgründers - schloss im Jahre 1931 die Fabrikstore, 350 Arbeitnehmer/innen wurden dadurch mit einem Schlag arbeitslos.
Diese Maßnahme war für das Tiroler Unterland und insbesonders für Wörgl in der damaligen Zeit schwerer wirtschaftlicher Rezession und hoher Arbeitslosigkeit ein harter Schlag. Der damalige Bürgermeister von Wörgl und Abgeordnete im Tiroler Landtag, Martin Pichler, setzte alle Hebel in Bewegung, um die Fabrik wieder in Betrieb zu setzen. Nach intensiven Bemühungen gelang es ihm erst Mitte der 1930er Jahre, eine Gruppe Wiener Papierindustrieller für sein Vorhaben zu gewinnen, die nach langen Verhandlungen und unter Beteiligung der Gemeinde Wörgl die Fabrik übernahmen.
Im Januar 1938 wurde mit 130 ArbeiterInnen die Produktion in dem Werk unter der Firmenbezeichnung „Zellulosefabrik Wörgl AG“ wieder aufgenommen. Die veralteten Maschinen, fehlende bzw. mangelnde Investitionen und die rückläufige Nachfrage nach Zellulose führten jedoch bald dazu, dass das Unternehmen der billiger produzierenden ausländischen Konkurrenz unterliegen mußte.
Das weitere Schicksal des Unternehmens ist nicht genau rekonstruierbar, da die Informationen hierüber sich zum Teil widersprechen. Ein Zeitungsbericht aus der NS-Zeit, der allerdings mit Vorsicht zu genießen ist, vermeldet dazu folgendes: „Eine jüdische Aktiengesellschaft brachte die Fabrik 1937 tatsächlich in Gang, aber das Unternehmen erwies sich, als 1938 die nationalsozialistische Regierung diesem Klüngel in die Karten schaute, als ein großer Bluff.“ Das sollte heißen, dass das Unternehmen als reines Spekulationsobjekt von den Wiener Industriellen erworben wurde, eine Ansicht, die auch von dem späteren Betriebsführer des Werkes geteilt wurde, da der Maschinenpark veraltet und die Fabrik recht heruntergekommen war. Die gesamte Anlage wurde arisiert, zunächst vom Reichsforstministerium übernommen und später von einem deutschen Unternehmer aufgekauft. Unter Beteiligung der Firma Volstorf und des Besitzers der Holzfaserplattenfabrik Isotex bei Kapfenberg wurde im Januar 1939 die „Tiroler Holzfaserplattenfabrik Wörgl Ges.m.b.H.“ gegründet. Die Betriebsanlagen wurden vollständig abgerissen und auf dem Fabrikgelände neue Fertigungshallen errichtet. Die Produktion von Holzfaserplatten wurde 1940 aufgenommen und bis zum Januar 1945 mit rund 150 ArbeiterInnen, von denen im Laufe der Kriegsjahre FremdarbeiterInnen und Kriegsgefangene den größten Teil bildeten, fortgeführt. Die Produktion von Holzfaserplatten wurde damals als kriegswichtig eingestuft, da sie zur Behebung der Bombenschäden in großem Umfange notwendig waren. Kurz vor Kriegsende wurde der Betrieb wegen Kohlenmangels stillgelegt.
Im Oktober 1945 wurde die Produktion in dem Unternehmen, das als reichsdeutsches Eigentum unter eine öffentliche Verwaltung gestellt wurde, wieder aufgenommen.
1950 pachtete die CA den beinahe konkursreifen Betrieb und gründete mit dem ehemaligen Betriebsleiter eine Auffanggesellschaft, aus der die „Holzfaserplattenfabrik Wörgl - Ing. Hans Drach“ hervorging.In den folgenden Jahren wurden die Produktionspalette erweitert, der Betrieb technisch auf modernstem Stand geführt und die Kapazitäten erhöht, so dass über 150 Beschäftigte hier Arbeit fanden.
1966 wurde die Fabrik an den St. Johanner Industriellen Fritz Egger verkauft, der seither in diesem Werk Spanplatten produziert.
Beschreibung:
Granitstein
Details
Gemeindename | Wörgl |
Gemeindekennzahl | 70531 |
Ortsübliche Bezeichnung | Meilensteine Wörgl - Zellulosefabrik in Wörgl |
Objektkategorie | 1200 ( Kulturhistorische Natur- und Steindenkmäler | | ) |
Katastralgemeinde | |
Flurstücks- bzw. Grundstücksnummer | |
Ortschafts- bzw. Ortsteil | |
Straße und Hausnummer bzw. Flurname | Bahnhofsstraße |
Längengrad | |
Breitengrad |
Tirol: denkmalgeschützt | -- |
Höhe (m) | 0.4 |
gemessen od. geschätzt | gemessen |
Breite (m) | 0.6 |
gemessen od. geschätzt | gemessen |
Tiefe (m) | |
gemessen od. geschätzt | -- |
Zustandsklassifizierung | -- |
Falls sanierungsbedürftig od. ruinös: empfohlene Maßnahmen |
Beschreibung des Objekts (Deutung, Material und Technik) | Granitstein |
Bei besonderen Objekten: Beschreibung von Details |
Zeitkategorie | -- |
Ursprungsdaten, Chronik: (Zeit und Ursache der Errichtung bzw. Überlieferung, Namen der Urheber, Künstler bzw. Handwerker, Sanierungen) | Die industrielle Entwicklung Wörgls beginnt im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts mit der Gründung einer Zellulosefabrik durch Paul Darblay (1825-1908). Er stammte aus einer Kaufmannsfamilie, die neben dem Getreidehandel auch einige Mühlen in Frankreich und Ägypten betrieb. Er selbst betrieb seit 1867 eine Papierfabrik in Esconne. Einige Jahre vorher hatte eine epochemachende Neuerung zu einem enormen Aufschwung der Papierindustrie beigetragen: die Erfindung des Holzstoffes. Die mechanisch geschliffenen Fasern und vor allem später die Erfindung der Stroh- oder Holzzellulose, d.h. der chemisch dargestellten Stroh- und Holzfaser, waren ein hervorragender Ersatz für die bisher bei der Papierherstellung verwendeten kostspieligen Baumwoll- oder Flachsfasern. Darüber hinaus ermöglichte die Zellulose die Herstellung feinerer und dauerhafter Papiersorten. So verwundert es nicht, dass Darblay einige Jahre später eine Zellulosefabrik in Bellegarde (Frankreich) gründete, deren Produktionskapazität den Bedarf der Papierfabrik jedoch nicht decken konnte, so dass sich Darblay nach einem weiteren Standort für die Zelluloseherstellung umsah. Anfang der 1880er Jahre nahm Darblay mit dem Münchner Industriellen Louis Ortlieb Kontakt auf, der in Hörbrunn bei Hopfgarten im Brixental eine Dampfsäge betrieb. Zu diesem Unternehmen gehörten auch umfangreiche Waldungen in der Kelchsau, die Darblay von Ortlieb kaufte und damit ein Rohstoffreservoir für die im Inntal geplante Zelluloseproduktion erhielt. Dagegen äußerte die Wörgler Gemeindevertretung Anfang der 1880er Jahre große Bedenken, zumal ein solcher Betrieb im Gebiet der Gemeinde nicht nur den Ruin des Ortes, sondern der ganzen Umgebung befürchten ließ; andere bangten für Zucht und gute Sitte der ArbeiterInnen und in weiterer Folge für die gesamte Bevölkerung. Schließlich überzeugte doch die Aussicht auf Beschäftigung für zahlreiche Bewohner und Darblay konnte sein Vorhaben weiter verfolgen. 1883 erwarb er ein Baugelände für die Errichtung von Produktionshallen, zu dem er von der k.k. Staatsbahn noch einen Grund für die Errichtung eines Fabrikgleises pachtete, um den Transport der Zellulose in die Papierfabrik nach Frankreich direkt ab Werk sicherstellen zu können. In den folgenden Monaten wurden sodann diverse Werkstätten und Maschinenhallen errichtet sowie verschiedene An- und Zubauten erstellt. Da sich der Besitz bald als zu eng erwiesen hat, kaufte die Firma weitere Grundstücke hinzu und errichtete darauf Kanzleigebäude, Beamtenwohnungen, Stallungen und Remisen, so dass die ganze Niederlassung „eine geschlossene französische Kolonie bildete.“Zur Sicherung des Energieversorgung sowie des für die Zelluloseproduktion unbedingt erforderlichen Wasserbedarfs erwarb Darblay 1887 Besitzrechte an der „nie ruhenden Brixentaler Ache“. Sie wurde aufgestaut und das Wasser über ein Wehr in einem offenen Holzgerinne in ein Krafthaus geleitet. Das dabei gewonnene Gefälle von etwa 10 Meter reichte für den Antrieb einer Turbine aus, von der auch der gesamte Betrieb über ein Netz von zahllosen Wellen und Lagern angetrieben wurde. Daneben war auf dem Fabrikgelände noch ein Kesselhaus in Betrieb, das mit Kohle aus dem nahegelegenen Braunkohlewerk in Häring versorgt wurde. Bereits drei Jahre vorher, im Jahre 1884, wurde die Fabrik unter dem Namen „Darbley père et fils et Beranger“ eröffnet. Nach dem Ausscheiden seines Kompagnons Beranger kurze Zeit später wurde das Unternehmen in eine Aktiengesellschaft umgewandelt, deren Gesellschafter ausschließlich Mitglieder der Familie Darblay waren. In der Fabrik fanden anfänglich 350 Arbeiter und 150 Arbeiterinnen Beschäftigung. Die Angestellten und das Fachpersonal waren großteils französische Kräfte. Die Zahl der Belegschaft wurde in den folgenden Jahren allerdings durch fortschreitende Mechanisierung des Betriebes auf 300 bzw. 200 reduziert. In der Nacht vom 8. auf den 9. Mai 1887 wurde die Fabrik durch einen Brand beinahe völlig zerstört, jedoch – trotz teilweise heftiger Proteste – bald wieder aufgebaut, so dass in Wörgl weiterhin bis zum Ersten Weltkrieg Zellulose für die Papierfabrik in Frankreich hergestellt werden konnte. Da die Besitzer der Fabrik nach 1914 zu Angehörigen eines feindlichen Staates wurden, wurde das Werk zunächst einem staatlichen Aufsichtskommissär unterstellt und 1916 durch das k.k. Handelsministerium in Zwangsverwaltung übernommen. Die Produktion wurde eingestellt und die Gebäude als Reparaturwerkstätte für militärische Versorgungseinrichtungen und Trainwagen genutzt. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde das Werk den französischen Besitzern wieder zurückgestellt und die Herstellung von Zellulose in Wörgl wieder aufgenommen. Jedoch sorgten billige Holzimporte v.a. aus Schweden für einen massiven Geschäftsrückgang, zumal die Konkurrenzfähigkeit der mit veralteten Maschinen produzierenden Fabrik in Wörgl nicht mehr gewährleistet werden konnte. Der Besitzer, Robert Darblay - ein Sohn des Unternehmensgründers - schloss im Jahre 1931 die Fabrikstore, 350 Arbeitnehmer/innen wurden dadurch mit einem Schlag arbeitslos. Diese Maßnahme war für das Tiroler Unterland und insbesonders für Wörgl in der damaligen Zeit schwerer wirtschaftlicher Rezession und hoher Arbeitslosigkeit ein harter Schlag. Der damalige Bürgermeister von Wörgl und Abgeordnete im Tiroler Landtag, Martin Pichler, setzte alle Hebel in Bewegung, um die Fabrik wieder in Betrieb zu setzen. Nach intensiven Bemühungen gelang es ihm erst Mitte der 1930er Jahre, eine Gruppe Wiener Papierindustrieller für sein Vorhaben zu gewinnen, die nach langen Verhandlungen und unter Beteiligung der Gemeinde Wörgl die Fabrik übernahmen. Im Januar 1938 wurde mit 130 ArbeiterInnen die Produktion in dem Werk unter der Firmenbezeichnung „Zellulosefabrik Wörgl AG“ wieder aufgenommen. Die veralteten Maschinen, fehlende bzw. mangelnde Investitionen und die rückläufige Nachfrage nach Zellulose führten jedoch bald dazu, dass das Unternehmen der billiger produzierenden ausländischen Konkurrenz unterliegen mußte. Das weitere Schicksal des Unternehmens ist nicht genau rekonstruierbar, da die Informationen hierüber sich zum Teil widersprechen. Ein Zeitungsbericht aus der NS-Zeit, der allerdings mit Vorsicht zu genießen ist, vermeldet dazu folgendes: „Eine jüdische Aktiengesellschaft brachte die Fabrik 1937 tatsächlich in Gang, aber das Unternehmen erwies sich, als 1938 die nationalsozialistische Regierung diesem Klüngel in die Karten schaute, als ein großer Bluff.“ Das sollte heißen, dass das Unternehmen als reines Spekulationsobjekt von den Wiener Industriellen erworben wurde, eine Ansicht, die auch von dem späteren Betriebsführer des Werkes geteilt wurde, da der Maschinenpark veraltet und die Fabrik recht heruntergekommen war. Die gesamte Anlage wurde arisiert, zunächst vom Reichsforstministerium übernommen und später von einem deutschen Unternehmer aufgekauft. Unter Beteiligung der Firma Volstorf und des Besitzers der Holzfaserplattenfabrik Isotex bei Kapfenberg wurde im Januar 1939 die „Tiroler Holzfaserplattenfabrik Wörgl Ges.m.b.H.“ gegründet. Die Betriebsanlagen wurden vollständig abgerissen und auf dem Fabrikgelände neue Fertigungshallen errichtet. Die Produktion von Holzfaserplatten wurde 1940 aufgenommen und bis zum Januar 1945 mit rund 150 ArbeiterInnen, von denen im Laufe der Kriegsjahre FremdarbeiterInnen und Kriegsgefangene den größten Teil bildeten, fortgeführt. Die Produktion von Holzfaserplatten wurde damals als kriegswichtig eingestuft, da sie zur Behebung der Bombenschäden in großem Umfange notwendig waren. Kurz vor Kriegsende wurde der Betrieb wegen Kohlenmangels stillgelegt. Im Oktober 1945 wurde die Produktion in dem Unternehmen, das als reichsdeutsches Eigentum unter eine öffentliche Verwaltung gestellt wurde, wieder aufgenommen. 1950 pachtete die CA den beinahe konkursreifen Betrieb und gründete mit dem ehemaligen Betriebsleiter eine Auffanggesellschaft, aus der die „Holzfaserplattenfabrik Wörgl - Ing. Hans Drach“ hervorging.In den folgenden Jahren wurden die Produktionspalette erweitert, der Betrieb technisch auf modernstem Stand geführt und die Kapazitäten erhöht, so dass über 150 Beschäftigte hier Arbeit fanden. 1966 wurde die Fabrik an den St. Johanner Industriellen Fritz Egger verkauft, der seither in diesem Werk Spanplatten produziert. |
Chronik - allfällige Ergänzungen: (z.B. Sagen, Legenden, Überlieferungen ausführlicher) |
Informationsquellen, Literatur und weitere Quellen | Helmut Alexander, Geschichte der Tiroler Industrie. Aspekte einer wechselvollen Entwicklung, Innsbruck 1991, S. 121-127. |
Datum der Erfassung | 2019-11-30 |
Datum der letzten Bearbeitung | 2020-01-07 |
letzter Bearbeiter | kuf woergl |