Meilensteine Wörgl - Aufstand der Tiroler Bauern unter Michael Gaismair

Kulturhistorische Natur- und Steindenkmäler

Gemeinde: Wörgl

Zeitkategorie: --

Chronik:

Unter den Bauern knisterte es bereits seit dem ausgehenden 15. Jahrhundert. Geheimbünde entstanden, es kam zu Unruhen.

Die Bauern waren wohlhabend und selbstbewusst und wehrten sich gegen den Geld- und Frondruck, den sie durch verarmte Grundherren ertragen mussten.
Zudem beschränkte das römische Recht ihre persönliche Freiheit und Selbstverwaltung.

1493 kam es beispielsweise zum „Bundschuh“-Aufstand am Oberrhein, 1514 zum Aufstand des „Armen Konrad“ in Schwaben – die Aufstände haben die Namen der Bauernbünde, die sie trugen. Auch in Tirol gärte es. Nachrichten über revoltierende Bauern waren bereits zu Beginn des Jahres 1525 aus dem süddeutschen Raum nach Tirol gedrungen.

Der sprichwörtliche Funken, der das Pulverfass zur Explosion brachte, sprang jedoch erst am 9. Mai 1525 über, als man in Brixen den aus dem Antholzertal stammenden Peter Paßler hinrichten wollte. Paßler war schon vor Jahren mit dem Brixner Bischof wegen eines kleinen Anlasses in Konflikt geraten. Da er seiner Meinung nach nicht sein Recht vor einem ordentlichen Gericht erhalten hatte, bediente er sich selber am Gut des Bischofs. Am geplanten Tag seiner Hinrichtung wurde Paßler jedoch von einem Dutzend Bauern aus der Brixner Umgebung befreit.

Dieser Befreiungsakt wirkte wie ein Fanal. Die Bauern, die im Einvernehmen mit einer bürgerlichen Opposition in Brixen standen, zogen plündernd von Ort zu Ort, räumten die Häuser der Adeligen und Kleriker aus, zunächst in Brixen, dann in Neustift. Der Aufstand weitete sich auf weitere Landesteile aus, in Bozen hatten Bauern das Haus eines Juden gestürmt und den Ansitz Weggenstein des Deutschen Ordens. Geplündert wurden auch die Bozner Niederlassung der Fugger, das Kloster Gries und Wohnungen einzelner Geistlicher.

In der Zwischenzeit hatten die Bauern einen Anführer gewählt, Michael Gaismair.

Gaismair war um 1490 in Tschöfs bei Sterzing geboren worden, Sohn einer bäuerlichen Familie, die sich jedoch auch im Bergbau und in Geldgeschäften betätigt hatte. Gaismair war als Schreiber im Dienst des Landeshauptmanns an der Etsch tätig gewesen; er hatte an den Feldzügen nach Oberitalien teilgenommen und war seit Frühjahr 1524 Sekretär des Bischofs von Brixen.

Aufgrund seiner Intelligenz wie auch seiner guten Kenntnis der Situation der Bauern stand er von Anfang an im Zentrum des Aufstandes und entwickelte sich zu einer charismatischen Anführergestalt. Gaismair vertrat ein ziemlich radikales, utopistisch-kommunistisches Konzept.

In seiner „Tiroler Landesordnung“ verlangte er Gleichheit für alle Menschen. Unter anderem sollte die Regierung aus Gelehrten, Bergarbeitern und Bauern bestehen, Bergwerke und Handel verstaatlicht, das Land unter den Bauern verteilt werden.

Als Gaismair schließlich nach Innsbruck zu Verhandlungen geladen, dort jedoch sieben Wochen ohne Prozess gefangen gehalten worden war, flüchtete er in die Schweiz. 1526 begab er sich in den Salzburger Pinzgau und Pongau und wagte schließlich einen weiteren Einmarsch in Tiroler Gebiet, musste dann jedoch vor dem Söldnerheer des Jörg von Frundsberg auf venezianisches Gebiet flüchten.

1532 wurde er in Padua ermordet.

Beschreibung:

Granitstein

Details

Gemeindename Wörgl
Gemeindekennzahl 70531
Ortsübliche Bezeichnung Meilensteine Wörgl - Aufstand der Tiroler Bauern unter Michael Gaismair
Objektkategorie 1200 ( Kulturhistorische Natur- und Steindenkmäler | | )

Katastralgemeinde
Flurstücks- bzw. Grundstücksnummer
Ortschafts- bzw. Ortsteil
Straße und Hausnummer bzw. Flurname Bahnhofsstraße
Längengrad
Breitengrad

Tirol: denkmalgeschützt --

Höhe (m) 0.4
gemessen od. geschätzt gemessen
Breite (m) 0.6
gemessen od. geschätzt gemessen
Tiefe (m)
gemessen od. geschätzt --

Zustandsklassifizierung --
Falls sanierungsbedürftig od. ruinös:
empfohlene Maßnahmen

Beschreibung des Objekts (Deutung, Material und Technik) Granitstein
Bei besonderen Objekten: Beschreibung von Details

Zeitkategorie --
Ursprungsdaten, Chronik: (Zeit und Ursache der Errichtung bzw. Überlieferung, Namen der Urheber, Künstler bzw. Handwerker, Sanierungen) Unter den Bauern knisterte es bereits seit dem ausgehenden 15. Jahrhundert. Geheimbünde entstanden, es kam zu Unruhen.

Die Bauern waren wohlhabend und selbstbewusst und wehrten sich gegen den Geld- und Frondruck, den sie durch verarmte Grundherren ertragen mussten.
Zudem beschränkte das römische Recht ihre persönliche Freiheit und Selbstverwaltung.

1493 kam es beispielsweise zum „Bundschuh“-Aufstand am Oberrhein, 1514 zum Aufstand des „Armen Konrad“ in Schwaben – die Aufstände haben die Namen der Bauernbünde, die sie trugen. Auch in Tirol gärte es. Nachrichten über revoltierende Bauern waren bereits zu Beginn des Jahres 1525 aus dem süddeutschen Raum nach Tirol gedrungen.

Der sprichwörtliche Funken, der das Pulverfass zur Explosion brachte, sprang jedoch erst am 9. Mai 1525 über, als man in Brixen den aus dem Antholzertal stammenden Peter Paßler hinrichten wollte. Paßler war schon vor Jahren mit dem Brixner Bischof wegen eines kleinen Anlasses in Konflikt geraten. Da er seiner Meinung nach nicht sein Recht vor einem ordentlichen Gericht erhalten hatte, bediente er sich selber am Gut des Bischofs. Am geplanten Tag seiner Hinrichtung wurde Paßler jedoch von einem Dutzend Bauern aus der Brixner Umgebung befreit.

Dieser Befreiungsakt wirkte wie ein Fanal. Die Bauern, die im Einvernehmen mit einer bürgerlichen Opposition in Brixen standen, zogen plündernd von Ort zu Ort, räumten die Häuser der Adeligen und Kleriker aus, zunächst in Brixen, dann in Neustift. Der Aufstand weitete sich auf weitere Landesteile aus, in Bozen hatten Bauern das Haus eines Juden gestürmt und den Ansitz Weggenstein des Deutschen Ordens. Geplündert wurden auch die Bozner Niederlassung der Fugger, das Kloster Gries und Wohnungen einzelner Geistlicher.

In der Zwischenzeit hatten die Bauern einen Anführer gewählt, Michael Gaismair.

Gaismair war um 1490 in Tschöfs bei Sterzing geboren worden, Sohn einer bäuerlichen Familie, die sich jedoch auch im Bergbau und in Geldgeschäften betätigt hatte. Gaismair war als Schreiber im Dienst des Landeshauptmanns an der Etsch tätig gewesen; er hatte an den Feldzügen nach Oberitalien teilgenommen und war seit Frühjahr 1524 Sekretär des Bischofs von Brixen.

Aufgrund seiner Intelligenz wie auch seiner guten Kenntnis der Situation der Bauern stand er von Anfang an im Zentrum des Aufstandes und entwickelte sich zu einer charismatischen Anführergestalt. Gaismair vertrat ein ziemlich radikales, utopistisch-kommunistisches Konzept.

In seiner „Tiroler Landesordnung“ verlangte er Gleichheit für alle Menschen. Unter anderem sollte die Regierung aus Gelehrten, Bergarbeitern und Bauern bestehen, Bergwerke und Handel verstaatlicht, das Land unter den Bauern verteilt werden.

Als Gaismair schließlich nach Innsbruck zu Verhandlungen geladen, dort jedoch sieben Wochen ohne Prozess gefangen gehalten worden war, flüchtete er in die Schweiz. 1526 begab er sich in den Salzburger Pinzgau und Pongau und wagte schließlich einen weiteren Einmarsch in Tiroler Gebiet, musste dann jedoch vor dem Söldnerheer des Jörg von Frundsberg auf venezianisches Gebiet flüchten.

1532 wurde er in Padua ermordet.
Chronik - allfällige Ergänzungen: (z.B. Sagen, Legenden, Überlieferungen ausführlicher)

Aufstand der Tiroler Bauern unter Michael Gaismair

Informationsquellen, Literatur und weitere Quellen Stephan Vajda, Felix Austria. Eine Geschichte Österreichs, Wien 1980, S. 230-232; Josef Riedmann, Geschichte Tirols. Wien, 2. Auflage 1988. S. 98-105;

Hermann Kinder /Werner Hilgemann, dtv Atlas zur Weltgeschichte. Band 1. München, 27. Auflage 1993, S. 233

kuf woergl
Datum der Erfassung 2019-11-30
Datum der letzten Bearbeitung 2020-01-27
letzter Bearbeiter kuf woergl

Standort

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