Meilensteine Wörgl - Boarischer Rummel

Kulturhistorische Natur- und Steindenkmäler

Gemeinde: Wörgl

Zeitkategorie: --

Chronik:

Am 1. November 1700 starb mit Carlos II. der letzte spanische Habsburger. Da sowohl der französische Sonnenkönig Louis XIV als auch Kaiser Leopold I. mit ihm verwandt waren, entfachte der sogenannte spanische Erbfolgekrieg, der insgesamt dreizehn Jahre dauern sollte.

Tirol wurde aufgrund seiner Lage in die Auseinandersetzungen hineingerissen, da es zwischen den spanischen Besitzungen in Oberitalien (Mailand) und dem mit Frankreich verbündeten Bayern lag.

1701 marschierten bereits kaiserliche Truppen durch Tirol. Da alle Ausgänge aus den Alpen in die italienische Poebene von den Franzosen versperrt worden waren, wagte der aus den Türkenkriegen bereits als siegreicher Held bekannte und ob seiner Biographie schillernde Prinz Eugen ein kühnes Unterfangen: Er führte 32.000 Mann und 42 Geschütze über das Gebirge, durch Seitentäler auf Saumpfaden nach Vicenza und konnte dort die Franzosen zunächst bei Carpi erfolgreich schlagen.

Die französische Armee war dem österreichischen Heer jedoch ebenbürtig, sodass die Österreicher auch schwere Rückschläge hinnehmen mussten.

Der Krieg ging weiter.

Als im Sommer 1703 der bayrische Kurfüst Max Emanuel beschloss, über Tirol nach Oberitalien vorzustoßen, um sich dort den Franzosen anzuschließen, wurde Tirol unmittelbarer Kriegsschauplatz: Die Bayern und französische Hilfskontingente überrannten die Befestigungen an der nördlichen Grenze von Tirol, rückten in Innsbruck ein und forderten die Unterwerfung Tirols. Weder das reguläre Militär noch die Obrigkeit leisteten tatkräftig Widerstand. So formierte sich unter lokalen Anführern das allgemeine Landesaufgebot.

Die Tiroler Schützen nutzen die natürlichen Gegebenheiten und ihre Ortskenntnis, verhinderten das Vordringen der Bayern über den Brenner und schlugen eine andere Abteilung vernichtend bei der Pontlatzer Brücke in der Nähe von Landeck. Max Emanuel drohte vom allgemeinen Volksaufstand in Innsbruck eingesperrt zu werden und räumte schließlich das Land.

Die Folge der seit Jahrhunderten ersten größeren Kampfhandlungen auf Tiroler Gebiet waren schwere Schäden, die von der Obrigkeit nur unzureichend entgolten wurden. Dies und das Bewusstsein, gewissermaßen aus eigener Kraft die Feinde aus dem Land gejagt zu haben, während Militär und Obrigkeit weitgehend versagt hatten, schürten den Unmut der Tiroler und machten aus dem „Boarischen Rummel“ gewissermaßen einen Vorläufer der Freiheitskämpfe von 1809.

Auch hier erfolgte bereits die Verknüpfung mit religiöser Symbolik: Da die Bayern am 26. Juli, dem St. Anna Tag abgezogen waren, wurde als Dank für diese Errettung des Landes vor dem Feind die Annasäule in der Maria-Theresien-Straße in Innsbruck errichtet.

Beschreibung:

Granitstein

Details

Gemeindename Wörgl
Gemeindekennzahl 70531
Ortsübliche Bezeichnung Meilensteine Wörgl - Boarischer Rummel
Objektkategorie 1200 ( Kulturhistorische Natur- und Steindenkmäler | | )

Katastralgemeinde
Flurstücks- bzw. Grundstücksnummer
Ortschafts- bzw. Ortsteil
Straße und Hausnummer bzw. Flurname Bahnhofsstraße
Längengrad
Breitengrad

Tirol: denkmalgeschützt --

Höhe (m) 0.4
gemessen od. geschätzt gemessen
Breite (m) 0.6
gemessen od. geschätzt gemessen
Tiefe (m)
gemessen od. geschätzt --

Zustandsklassifizierung --
Falls sanierungsbedürftig od. ruinös:
empfohlene Maßnahmen

Beschreibung des Objekts (Deutung, Material und Technik) Granitstein
Bei besonderen Objekten: Beschreibung von Details

Zeitkategorie --
Ursprungsdaten, Chronik: (Zeit und Ursache der Errichtung bzw. Überlieferung, Namen der Urheber, Künstler bzw. Handwerker, Sanierungen) Am 1. November 1700 starb mit Carlos II. der letzte spanische Habsburger. Da sowohl der französische Sonnenkönig Louis XIV als auch Kaiser Leopold I. mit ihm verwandt waren, entfachte der sogenannte spanische Erbfolgekrieg, der insgesamt dreizehn Jahre dauern sollte.

Tirol wurde aufgrund seiner Lage in die Auseinandersetzungen hineingerissen, da es zwischen den spanischen Besitzungen in Oberitalien (Mailand) und dem mit Frankreich verbündeten Bayern lag.

1701 marschierten bereits kaiserliche Truppen durch Tirol. Da alle Ausgänge aus den Alpen in die italienische Poebene von den Franzosen versperrt worden waren, wagte der aus den Türkenkriegen bereits als siegreicher Held bekannte und ob seiner Biographie schillernde Prinz Eugen ein kühnes Unterfangen: Er führte 32.000 Mann und 42 Geschütze über das Gebirge, durch Seitentäler auf Saumpfaden nach Vicenza und konnte dort die Franzosen zunächst bei Carpi erfolgreich schlagen.

Die französische Armee war dem österreichischen Heer jedoch ebenbürtig, sodass die Österreicher auch schwere Rückschläge hinnehmen mussten.

Der Krieg ging weiter.

Als im Sommer 1703 der bayrische Kurfüst Max Emanuel beschloss, über Tirol nach Oberitalien vorzustoßen, um sich dort den Franzosen anzuschließen, wurde Tirol unmittelbarer Kriegsschauplatz: Die Bayern und französische Hilfskontingente überrannten die Befestigungen an der nördlichen Grenze von Tirol, rückten in Innsbruck ein und forderten die Unterwerfung Tirols. Weder das reguläre Militär noch die Obrigkeit leisteten tatkräftig Widerstand. So formierte sich unter lokalen Anführern das allgemeine Landesaufgebot.

Die Tiroler Schützen nutzen die natürlichen Gegebenheiten und ihre Ortskenntnis, verhinderten das Vordringen der Bayern über den Brenner und schlugen eine andere Abteilung vernichtend bei der Pontlatzer Brücke in der Nähe von Landeck. Max Emanuel drohte vom allgemeinen Volksaufstand in Innsbruck eingesperrt zu werden und räumte schließlich das Land.

Die Folge der seit Jahrhunderten ersten größeren Kampfhandlungen auf Tiroler Gebiet waren schwere Schäden, die von der Obrigkeit nur unzureichend entgolten wurden. Dies und das Bewusstsein, gewissermaßen aus eigener Kraft die Feinde aus dem Land gejagt zu haben, während Militär und Obrigkeit weitgehend versagt hatten, schürten den Unmut der Tiroler und machten aus dem „Boarischen Rummel“ gewissermaßen einen Vorläufer der Freiheitskämpfe von 1809.

Auch hier erfolgte bereits die Verknüpfung mit religiöser Symbolik: Da die Bayern am 26. Juli, dem St. Anna Tag abgezogen waren, wurde als Dank für diese Errettung des Landes vor dem Feind die Annasäule in der Maria-Theresien-Straße in Innsbruck errichtet.
Chronik - allfällige Ergänzungen: (z.B. Sagen, Legenden, Überlieferungen ausführlicher)


Informationsquellen, Literatur und weitere Quellen Josef Riedmann, Geschichte Tirols. Wien, 2. Auflage 1988, S. 142-144.

Stephan Vajda, Felix Austria. Eine Geschichte Österreichs, Wien 1980, S. 327-330

kuf woergl
Datum der Erfassung 2019-11-30
Datum der letzten Bearbeitung 2020-01-08
letzter Bearbeiter kuf woergl

Standort

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