Meilensteine Wörgl - Kult des Sol Invictus wird kurzzeitig römische Staatsreligion

Kulturhistorische Natur- und Steindenkmäler

Gemeinde: Wörgl

Zeitkategorie: --

Chronik:

„Sol“ (lat. „Sonne“) wurde bereits in der Zeit der römischen Republik verehrt, nahm aber noch keine bedeutende Position im Götterpantheon ein. Für das Jahr 132 v. Chr. ist erstmals eine Münze mit der Darstellung des „Sol indiges“ (lat. „indiges“ = „einheimisch“) bezeugt. Die Bildtypen für die Darstellung des „Sol“ stammen von der Insel Rhodos, wo „Helios“ (griech., „Sonne“) verehrt wurde. Bereits in der frühen griechischen Literatur sind zwei Aspekte des Helios greifbar, die für die spätere Zeit wichtig werden sollten. Helios galt als Erhalter der kosmischen Ordnung und als Beobachter der Menschen. Im Lauf der Zeit wurden die Vorstellungen um Helios weiter ausgebildet und schließlich wurde er zu der bestimmenden Macht der kosmischen Ordnung erklärt, wie die römischen Autoren Cicero, Seneca und Plinius überliefern. Diese Vorstellungen dienten schon in der hellenistischen Zeit der Herrschaftslegitimation und fanden schließlich Eingang in die römische Kultur, wo sie von Machthabern rezipiert wurden; dies zeigt die Verwendung der Sonnensymbolik in der Zeit der Krise der späten Republik.

In der römischen Kaiserzeit änderte sich die Bedeutung des Sol. Eine Inschrift aus dem Jahr 158 n. Chr. bezeugt nun „Sol invictus“, den „unbesiegbaren Sonnengott“. Auf Münzen des Kaisers Caracalla (211-217) wird Sol enger mit dem Herrscher verbunden; unter den verschiedenen Beinamen ist auch „invictus“ belegt. In Zusammenhang mit Sol invictus wird bei römischen Autoren insbesondere Kaiser Elagabal (218-222) gebracht; der Überlieferung nach soll Elagabal den Kult des „Deus Sol invictus“ („unbesiegbarer Sonnengott“) aus seiner Heimatstadt Emesa (in Syrien) in Rom eingeführt haben. Eine herausragende Stellung im römischen Kult erfuhr Sol invictus schließlich während der Herrschaft des Kaisers Aurelian (270-275). Am 25. Dezember 274 n. Chr. weihte Aurelian dem Sol invictus als obersten römischen Staatsgott einen Tempel in Rom. Wichtig war diese Entwicklung für die Folgezeit. Als unbesiegbarer Gott, der die kosmische Ordnung erhält, diente der Sonnengott nicht nur der Herrschaftsideologie römischer Kaiser, sondern spielte auch bei der Gestaltung des Christentums eine Rolle.

Um dem Christentum Akzeptanz und Verbreitung zu gewährleisten, musste der christliche Gott einerseits an herrschende Vorstellungen bzw. beliebte Gottheiten angelehnt, andererseits auch von diesen abgegrenzt werden. Sol invictus (wie auch einzelne Mysterienkulte) „eignete(n)“ sich hervorragend für diesen Prozess. Eine Anpassung an Sol erfolgte z.B. in der bildlichen Darstellung durch die Übernahme der Strahlenaureole bzw. des Nimbus, der das Licht um den Kopf des Gottes darstellte.

Auch das Geburtsdatum des Sonnengottes stimmt mit dem von Jesus überein. Anhänger/innen des Sol feierten am 25. Dezember den „dies natalis Solis invicti“ („Tag der Geburt des Sol invictus“), Christen die Geburt Jesu (das sogenannte „Weihnachtsfest“).
Dieser Zeitpunkt im Jahr markiert auf der nördlichen Halbkugel der Erde in etwa die Wintersonnenwende, den kürzesten Tag im Jahr, von dem ausgehend die Tage wieder länger werden – passend also für eine Lichtgottheit.

Auch andere Aspekte konnten in Übereinstimmung gebracht werden, wie die Gebetsrichtung nach Osten. Im Osten geht die Sonne auf und in dieser Richtung wurde auch die Auferstehung Christi gedacht (später schlägt sich diese Vorstellung in der Ausrichtung von Kirchen nach Osten nieder). Zudem war das religiöse Konzept eines unbesiegbaren Gottes, der die Ordnung im Kosmos erhält und die Menschen auf Erden beobachtet, nicht nur auf Sol „anwendbar“.

Eine starke kultische Verehrung erfuhr der Sonnengott noch unter Kaiser Konstantin, der zugleich als Gönner des Christentums auftrat.

Beschreibung:

Granitstein

Details

Gemeindename Wörgl
Gemeindekennzahl 70531
Ortsübliche Bezeichnung Meilensteine Wörgl - Kult des Sol Invictus wird kurzzeitig römische Staatsreligion
Objektkategorie 1200 ( Kulturhistorische Natur- und Steindenkmäler | | )

Katastralgemeinde
Flurstücks- bzw. Grundstücksnummer
Ortschafts- bzw. Ortsteil
Straße und Hausnummer bzw. Flurname Bahnhofsstraße
Längengrad
Breitengrad

Tirol: denkmalgeschützt --

Höhe (m) 0.4
gemessen od. geschätzt gemessen
Breite (m) 0.6
gemessen od. geschätzt gemessen
Tiefe (m)
gemessen od. geschätzt --

Zustandsklassifizierung --
Falls sanierungsbedürftig od. ruinös:
empfohlene Maßnahmen

Beschreibung des Objekts (Deutung, Material und Technik) Granitstein
Bei besonderen Objekten: Beschreibung von Details

Zeitkategorie --
Ursprungsdaten, Chronik: (Zeit und Ursache der Errichtung bzw. Überlieferung, Namen der Urheber, Künstler bzw. Handwerker, Sanierungen) „Sol“ (lat. „Sonne“) wurde bereits in der Zeit der römischen Republik verehrt, nahm aber noch keine bedeutende Position im Götterpantheon ein. Für das Jahr 132 v. Chr. ist erstmals eine Münze mit der Darstellung des „Sol indiges“ (lat. „indiges“ = „einheimisch“) bezeugt. Die Bildtypen für die Darstellung des „Sol“ stammen von der Insel Rhodos, wo „Helios“ (griech., „Sonne“) verehrt wurde. Bereits in der frühen griechischen Literatur sind zwei Aspekte des Helios greifbar, die für die spätere Zeit wichtig werden sollten. Helios galt als Erhalter der kosmischen Ordnung und als Beobachter der Menschen. Im Lauf der Zeit wurden die Vorstellungen um Helios weiter ausgebildet und schließlich wurde er zu der bestimmenden Macht der kosmischen Ordnung erklärt, wie die römischen Autoren Cicero, Seneca und Plinius überliefern. Diese Vorstellungen dienten schon in der hellenistischen Zeit der Herrschaftslegitimation und fanden schließlich Eingang in die römische Kultur, wo sie von Machthabern rezipiert wurden; dies zeigt die Verwendung der Sonnensymbolik in der Zeit der Krise der späten Republik.

In der römischen Kaiserzeit änderte sich die Bedeutung des Sol. Eine Inschrift aus dem Jahr 158 n. Chr. bezeugt nun „Sol invictus“, den „unbesiegbaren Sonnengott“. Auf Münzen des Kaisers Caracalla (211-217) wird Sol enger mit dem Herrscher verbunden; unter den verschiedenen Beinamen ist auch „invictus“ belegt. In Zusammenhang mit Sol invictus wird bei römischen Autoren insbesondere Kaiser Elagabal (218-222) gebracht; der Überlieferung nach soll Elagabal den Kult des „Deus Sol invictus“ („unbesiegbarer Sonnengott“) aus seiner Heimatstadt Emesa (in Syrien) in Rom eingeführt haben. Eine herausragende Stellung im römischen Kult erfuhr Sol invictus schließlich während der Herrschaft des Kaisers Aurelian (270-275). Am 25. Dezember 274 n. Chr. weihte Aurelian dem Sol invictus als obersten römischen Staatsgott einen Tempel in Rom. Wichtig war diese Entwicklung für die Folgezeit. Als unbesiegbarer Gott, der die kosmische Ordnung erhält, diente der Sonnengott nicht nur der Herrschaftsideologie römischer Kaiser, sondern spielte auch bei der Gestaltung des Christentums eine Rolle.

Um dem Christentum Akzeptanz und Verbreitung zu gewährleisten, musste der christliche Gott einerseits an herrschende Vorstellungen bzw. beliebte Gottheiten angelehnt, andererseits auch von diesen abgegrenzt werden. Sol invictus (wie auch einzelne Mysterienkulte) „eignete(n)“ sich hervorragend für diesen Prozess. Eine Anpassung an Sol erfolgte z.B. in der bildlichen Darstellung durch die Übernahme der Strahlenaureole bzw. des Nimbus, der das Licht um den Kopf des Gottes darstellte.

Auch das Geburtsdatum des Sonnengottes stimmt mit dem von Jesus überein. Anhänger/innen des Sol feierten am 25. Dezember den „dies natalis Solis invicti“ („Tag der Geburt des Sol invictus“), Christen die Geburt Jesu (das sogenannte „Weihnachtsfest“).
Dieser Zeitpunkt im Jahr markiert auf der nördlichen Halbkugel der Erde in etwa die Wintersonnenwende, den kürzesten Tag im Jahr, von dem ausgehend die Tage wieder länger werden – passend also für eine Lichtgottheit.

Auch andere Aspekte konnten in Übereinstimmung gebracht werden, wie die Gebetsrichtung nach Osten. Im Osten geht die Sonne auf und in dieser Richtung wurde auch die Auferstehung Christi gedacht (später schlägt sich diese Vorstellung in der Ausrichtung von Kirchen nach Osten nieder). Zudem war das religiöse Konzept eines unbesiegbaren Gottes, der die Ordnung im Kosmos erhält und die Menschen auf Erden beobachtet, nicht nur auf Sol „anwendbar“.

Eine starke kultische Verehrung erfuhr der Sonnengott noch unter Kaiser Konstantin, der zugleich als Gönner des Christentums auftrat.
Chronik - allfällige Ergänzungen: (z.B. Sagen, Legenden, Überlieferungen ausführlicher)


Informationsquellen, Literatur und weitere Quellen Ilse Becher, s.v. Sol, in: Johannes Irmscher (Hg.), Lexikon der Antike, Wilhelm Heyne Verlag GmbH & Co. KG, München 1994 (3. Aufl.), S. 515.

Richard L. Gordon, s.v. Sol. I. Griechisch-Römisch, in: Der Neue Pauly 11, Stuttgart – Weimar 2001, Sp. 692-695.

Gerhard Radke., s.v. Sol, in: Der Kleine Pauly, Bd. 5, München 1975, Sp. 258f.

Martin Wallraff, s.v. Sol. II. Christentum, in: Der Neue Pauly, Bd. 11, Stuttgart – Weimar 2001, Sp. 695.

kuf woergl
Datum der Erfassung 2019-11-29
Datum der letzten Bearbeitung 2020-01-07
letzter Bearbeiter kuf woergl

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