Meilensteine Wörgl - Langobardenreich in Italien

Kulturhistorische Natur- und Steindenkmäler

Gemeinde: Wörgl

Zeitkategorie: --

Chronik:

Der Sage nach sollen die ältesten Langobarden in einem Gebiet im heutigen Südschweden gewohnt haben; archäologisch lassen sie sich jedoch erst am Unterlauf der Elbe seit dem 1. Jahrhundert vor Christus und die gesamte Kaiserzeit hindurch belegen. Traditionell wird ihr Name als „die Langbärtigen“ gedeutet. Im 5. Jahrhundert verlagerte sich das Zentrum ihrer Herrschaft von der Elbe in den Donauraum; kurz nach Beginn des 6. Jahrhunderts sind sie in einem Raum von Mähren bis zum heutigen Westungarn (Pannonien) präsent und dehnen sich weiter nach Süden aus. Innerlich strukturierten sie sich verstärkt nach militärischen Prinzipien mit einem König an ihrer Spitze. Sie verbündeten sich über Heiratsallianzen mit anderen germanischen Dynastien (etwa den Merowingern) und traten in Beziehung zu Byzanz. Langobardische Hilfsgruppen kämpften für Kaiser Justinian sowohl in Italien als auch im Osten gegen die Perser. Da Byzanz jedoch ihre Erwartungen enttäuschte, verbündeten sie sich in der Folge mit den Avaren. 568 – das Datum ist unstrittig und lässt sich auch durch archäologische Befunde stützen – verließen die Langobarden Pannonien und wanderten nach Italien ein. Es war eine Krieger-Aristokratie, die mit ihrem Gefolge nach Italien zog und sich aus verschiedenen ethnischen Gruppen zusammensetzte ohne zu einem „Volk“ zu verschmelzen. Verbunden waren sie durch eine gemeinsame Kultur und vor allem durch ihre gemeinsamen Kriegserfahrungen. Alboin, ihr Anführer, eroberte ohne größere Schwierigkeiten mehrere venetische und lombardische Städte und war im September 569 in Mailand. Die byzantinische Herrschaft (vgl. 526 Theoderich) wurde auf den Bereich um Ravenna, hinter Mantua und Padua zurückgedrängt, während die Metropoliten von Mailand und Aquileia nach Genua bzw. in die Lagunen nach Grado flüchteten – hier liegen zugleich die Wurzeln der Gründungsgeschichte von Venedig als Rückzugssiedlung vor den vordringenden Langobarden.

572 eroberten die Langobarden Pavia, das zur Hauptstadt ihres Reiches werden sollte. Um die verschiedenen Gruppen zusammenhalten zu können, sollte ein vereinheitlichtes Rechtssystem eingeführt werden und zwar auf der Basis des langobardischen Rechts. Die miteingewanderten Sachsen widersetzten sich dem jedoch und kehrten in ihre Gebiete nördlich der Alpen zurück. Das vereinheitliche Recht schuf jedoch nicht die gewünschte politische Einheit; verschiedene langobardische Heerführer handelten völlig unabhängig voneinander.

Erst 584 wurde wieder ein König eingesetzt. Formell anerkannten die Langobarden die Oberhoheit der Merowinger. Damit sicherten sie sich gegen Übergriffe seitens der Byzantiner ab. Die byzantinische Herrschaft in Italien wurde auf die Randzonen und den Süden zurückgedrängt (am längsten hielt sich Venedig als formeller Teil Byzanz’) – noch heute verweist der Name Lombardei auf das Kerngebiet der Langobarden in Italien.

Die Trennung zwischen Langobarden und Romanen blieb aufrecht, nicht zuletzt aufgrund der verschiedenen Religionen – die Langobarden hatten die arianische Form des Christentums übernommen (vgl. 526 Theoderich). Berühmt ist das Edictus Rothari aus dem Jahr 643, in dem die langobardischen Gewohnheitsrechte in lateinischer Sprache schriftlich festgelegt wurden. Die bedeutendste Phase und seinen Höhepunkt erreichte das langobardische Reich unter der langen Herrschaft von Liutprand (712-744). Erst als der Papst Pippin nach Italien rief um gegen die Langobarden vorzugehen, zeichnete sich das Ende der eigenständigen Herrschaft der Langobarden in Italien ab.

Beschreibung:

Granitstein

Details

Gemeindename Wörgl
Gemeindekennzahl 70531
Ortsübliche Bezeichnung Meilensteine Wörgl - Langobardenreich in Italien
Objektkategorie 1200 ( Kulturhistorische Natur- und Steindenkmäler | | )

Katastralgemeinde
Flurstücks- bzw. Grundstücksnummer
Ortschafts- bzw. Ortsteil
Straße und Hausnummer bzw. Flurname Bahnhofsstraße
Längengrad
Breitengrad

Tirol: denkmalgeschützt --

Höhe (m) 0.4
gemessen od. geschätzt gemessen
Breite (m) 0.6
gemessen od. geschätzt gemessen
Tiefe (m)
gemessen od. geschätzt --

Zustandsklassifizierung --
Falls sanierungsbedürftig od. ruinös:
empfohlene Maßnahmen

Beschreibung des Objekts (Deutung, Material und Technik) Granitstein
Bei besonderen Objekten: Beschreibung von Details

Zeitkategorie --
Ursprungsdaten, Chronik: (Zeit und Ursache der Errichtung bzw. Überlieferung, Namen der Urheber, Künstler bzw. Handwerker, Sanierungen) Der Sage nach sollen die ältesten Langobarden in einem Gebiet im heutigen Südschweden gewohnt haben; archäologisch lassen sie sich jedoch erst am Unterlauf der Elbe seit dem 1. Jahrhundert vor Christus und die gesamte Kaiserzeit hindurch belegen. Traditionell wird ihr Name als „die Langbärtigen“ gedeutet. Im 5. Jahrhundert verlagerte sich das Zentrum ihrer Herrschaft von der Elbe in den Donauraum; kurz nach Beginn des 6. Jahrhunderts sind sie in einem Raum von Mähren bis zum heutigen Westungarn (Pannonien) präsent und dehnen sich weiter nach Süden aus. Innerlich strukturierten sie sich verstärkt nach militärischen Prinzipien mit einem König an ihrer Spitze. Sie verbündeten sich über Heiratsallianzen mit anderen germanischen Dynastien (etwa den Merowingern) und traten in Beziehung zu Byzanz. Langobardische Hilfsgruppen kämpften für Kaiser Justinian sowohl in Italien als auch im Osten gegen die Perser. Da Byzanz jedoch ihre Erwartungen enttäuschte, verbündeten sie sich in der Folge mit den Avaren. 568 – das Datum ist unstrittig und lässt sich auch durch archäologische Befunde stützen – verließen die Langobarden Pannonien und wanderten nach Italien ein. Es war eine Krieger-Aristokratie, die mit ihrem Gefolge nach Italien zog und sich aus verschiedenen ethnischen Gruppen zusammensetzte ohne zu einem „Volk“ zu verschmelzen. Verbunden waren sie durch eine gemeinsame Kultur und vor allem durch ihre gemeinsamen Kriegserfahrungen. Alboin, ihr Anführer, eroberte ohne größere Schwierigkeiten mehrere venetische und lombardische Städte und war im September 569 in Mailand. Die byzantinische Herrschaft (vgl. 526 Theoderich) wurde auf den Bereich um Ravenna, hinter Mantua und Padua zurückgedrängt, während die Metropoliten von Mailand und Aquileia nach Genua bzw. in die Lagunen nach Grado flüchteten – hier liegen zugleich die Wurzeln der Gründungsgeschichte von Venedig als Rückzugssiedlung vor den vordringenden Langobarden.

572 eroberten die Langobarden Pavia, das zur Hauptstadt ihres Reiches werden sollte. Um die verschiedenen Gruppen zusammenhalten zu können, sollte ein vereinheitlichtes Rechtssystem eingeführt werden und zwar auf der Basis des langobardischen Rechts. Die miteingewanderten Sachsen widersetzten sich dem jedoch und kehrten in ihre Gebiete nördlich der Alpen zurück. Das vereinheitliche Recht schuf jedoch nicht die gewünschte politische Einheit; verschiedene langobardische Heerführer handelten völlig unabhängig voneinander.

Erst 584 wurde wieder ein König eingesetzt. Formell anerkannten die Langobarden die Oberhoheit der Merowinger. Damit sicherten sie sich gegen Übergriffe seitens der Byzantiner ab. Die byzantinische Herrschaft in Italien wurde auf die Randzonen und den Süden zurückgedrängt (am längsten hielt sich Venedig als formeller Teil Byzanz’) – noch heute verweist der Name Lombardei auf das Kerngebiet der Langobarden in Italien.

Die Trennung zwischen Langobarden und Romanen blieb aufrecht, nicht zuletzt aufgrund der verschiedenen Religionen – die Langobarden hatten die arianische Form des Christentums übernommen (vgl. 526 Theoderich). Berühmt ist das Edictus Rothari aus dem Jahr 643, in dem die langobardischen Gewohnheitsrechte in lateinischer Sprache schriftlich festgelegt wurden. Die bedeutendste Phase und seinen Höhepunkt erreichte das langobardische Reich unter der langen Herrschaft von Liutprand (712-744). Erst als der Papst Pippin nach Italien rief um gegen die Langobarden vorzugehen, zeichnete sich das Ende der eigenständigen Herrschaft der Langobarden in Italien ab.
Chronik - allfällige Ergänzungen: (z.B. Sagen, Legenden, Überlieferungen ausführlicher)


Informationsquellen, Literatur und weitere Quellen Giovanni Tabacco, Langobarden, -reich, Lexikon des Mittelalters, Bd. 5, Stuttgart 2002, Sp. 1688-1698.

kuf woergl
Datum der Erfassung 2019-11-29
Datum der letzten Bearbeitung 2020-01-07
letzter Bearbeiter kuf woergl

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