Meilensteine Wörgl - Schlacht bei Tours und Poitiers
Gemeinde: Wörgl
Zeitkategorie: --
Chronik:
Die Schlacht bei Tours und Poitiers ist eine Etappe in einer Reihe von Kämpfen des fränkischen Hausmeiers Karl Martell gegen die Araber. In der bisherigen Geschichtsforschung wurde sie stets überbewertet als welthistorisches Ereignis, während die mittelalterliche Geschichtsschreibung ihr diesen Stellenwert nicht zukommen lässt. Sie steht hier als ein Beispiel für die Kämpfe zwischen Arabern und Franken in der Folge der arabischen Ausdehnung auf der Iberischen Halbinsel und zugleich als Symbol für die Überbewertung mancher Schlachten aus dem Blickwinkel einer späteren Historiographie, die in früheren Schlachten die Kämpfe ihrer eigenen Zeit widergespiegelt sieht.Nachdem die Araber 711 die Meerenge von Gibraltar überschritten hatten (vgl. 711 „Dschebel al Tarek“) eroberten sie ohne größere Probleme die Iberische Halbinsel und begannen seit 719 über die Pyrenäen vorzustoßen. Sie besetzten Narbonne und drangen nach Aquitanien vor; Toulouse wurde 721 von Eudo von Aquitanien noch „gerettet“, jedoch konnten die Araber Carcassonne und Nîmes einnehmen und fielen in Burgund ein, wo sie 725 Autun zerstörten. Abdarrahman, der neue Statthalter, drang 732 von Pamplona ausgehend durch das Baskenland bis nach Aquitanien vor und erreichte schließlich Poitiers, wo die Kirche des heiligen Hilarius gebrandschatzt wurde ebenso wie die Martinskirche in Tours, ein wichtiges fränkisches Heiligtum. Auf der Gegenseite stand Karl Martell mit seinem Heer aus Franken und Burgundern. Sieben Tage standen sich die Heere gegenüber und beobachteten sich, bis es an einem Samstag im Oktober zur entscheidenden Schlacht kam. Die Quellen berichten, dass die arabische Reiterei an der „unbeweglichen Menschenmauer der Franken“ zerbrach. Abdarrahman wurde getötet, während seine Truppen sich nach Narbonne zurückzogen. Es folgten noch weitere Kämpfe Karl Martells gegen die Araber, in denen er sie besiegen und bis nach Südgallien zurückdrängen konnte; nur Septimanien (Territorium im Südwesten Frankreichs) blieb unter arabischer Herrschaft.
Das Bild, das die Quellen von Karl Martell zeichnen, ist widersprüchlich und entspricht keineswegs dem des Helden, als den ihn die spätere Historiographie sieht. Im Mittelalter wird Karl Martell seit Hinkmar von Reims als „Kirchenräuber“ bezeichnet, weil er zur Finanzierung seiner Feldzüge auf Kirchengut zurückgriff – die Forschung hat diese Maßnahmen später eher unzutreffend als „Säkularisierung“ bezeichnet. Auf der anderen Seite förderte Karl Missionare und gründete Klöster, was gegen eine antiklerikale Haltung Karls spricht. Die Tatsache, dass er nicht auf den Ruf des Papstes reagierte, der seine Hilfe gegen die Langobarden in Anspruch nehmen wollte, lässt sich vor dem Hintergrund erklären, dass Karl selber in seinen Kämpfen von den Langobarden militärisch unterstützt worden war und seinen jüngeren Sohn Pippin von König Liutprand hatte adoptieren lassen.
Das Widersprüchliche am Bild Karls zeigt sich auch in seinen Beinamen – auf der einen Seite der schon erwähnte „Kirchenräuber“, auf der anderen Seite steht sein Beiname „der Hammer“, den er seit dem 9. Jahrhundert trägt und der wiederum später fast mythisch überhöht wurde als „christlicher Hammer“ gegen die Araber.
Damit stehen die Schlacht von Tours und Poitiers ebenso wie Karl Martell als Beispiele der komplexen Situation der mittelalterlichen Ereignisse, die von der späteren Forschung oft in ein – allzu – konstruiertes klares Bild gepresst wurden.
Beschreibung:
Granitstein
Details
Gemeindename | Wörgl |
Gemeindekennzahl | 70531 |
Ortsübliche Bezeichnung | Meilensteine Wörgl - Schlacht bei Tours und Poitiers |
Objektkategorie | 1200 ( Kulturhistorische Natur- und Steindenkmäler | | ) |
Katastralgemeinde | |
Flurstücks- bzw. Grundstücksnummer | |
Ortschafts- bzw. Ortsteil | |
Straße und Hausnummer bzw. Flurname | Bahnhofsstraße |
Längengrad | |
Breitengrad |
Tirol: denkmalgeschützt | -- |
Höhe (m) | 0.4 |
gemessen od. geschätzt | gemessen |
Breite (m) | 0.6 |
gemessen od. geschätzt | gemessen |
Tiefe (m) | |
gemessen od. geschätzt | -- |
Zustandsklassifizierung | -- |
Falls sanierungsbedürftig od. ruinös: empfohlene Maßnahmen |
Beschreibung des Objekts (Deutung, Material und Technik) | Granitstein |
Bei besonderen Objekten: Beschreibung von Details |
Zeitkategorie | -- |
Ursprungsdaten, Chronik: (Zeit und Ursache der Errichtung bzw. Überlieferung, Namen der Urheber, Künstler bzw. Handwerker, Sanierungen) | Die Schlacht bei Tours und Poitiers ist eine Etappe in einer Reihe von Kämpfen des fränkischen Hausmeiers Karl Martell gegen die Araber. In der bisherigen Geschichtsforschung wurde sie stets überbewertet als welthistorisches Ereignis, während die mittelalterliche Geschichtsschreibung ihr diesen Stellenwert nicht zukommen lässt. Sie steht hier als ein Beispiel für die Kämpfe zwischen Arabern und Franken in der Folge der arabischen Ausdehnung auf der Iberischen Halbinsel und zugleich als Symbol für die Überbewertung mancher Schlachten aus dem Blickwinkel einer späteren Historiographie, die in früheren Schlachten die Kämpfe ihrer eigenen Zeit widergespiegelt sieht.Nachdem die Araber 711 die Meerenge von Gibraltar überschritten hatten (vgl. 711 „Dschebel al Tarek“) eroberten sie ohne größere Probleme die Iberische Halbinsel und begannen seit 719 über die Pyrenäen vorzustoßen. Sie besetzten Narbonne und drangen nach Aquitanien vor; Toulouse wurde 721 von Eudo von Aquitanien noch „gerettet“, jedoch konnten die Araber Carcassonne und Nîmes einnehmen und fielen in Burgund ein, wo sie 725 Autun zerstörten. Abdarrahman, der neue Statthalter, drang 732 von Pamplona ausgehend durch das Baskenland bis nach Aquitanien vor und erreichte schließlich Poitiers, wo die Kirche des heiligen Hilarius gebrandschatzt wurde ebenso wie die Martinskirche in Tours, ein wichtiges fränkisches Heiligtum. Auf der Gegenseite stand Karl Martell mit seinem Heer aus Franken und Burgundern. Sieben Tage standen sich die Heere gegenüber und beobachteten sich, bis es an einem Samstag im Oktober zur entscheidenden Schlacht kam. Die Quellen berichten, dass die arabische Reiterei an der „unbeweglichen Menschenmauer der Franken“ zerbrach. Abdarrahman wurde getötet, während seine Truppen sich nach Narbonne zurückzogen. Es folgten noch weitere Kämpfe Karl Martells gegen die Araber, in denen er sie besiegen und bis nach Südgallien zurückdrängen konnte; nur Septimanien (Territorium im Südwesten Frankreichs) blieb unter arabischer Herrschaft. Das Bild, das die Quellen von Karl Martell zeichnen, ist widersprüchlich und entspricht keineswegs dem des Helden, als den ihn die spätere Historiographie sieht. Im Mittelalter wird Karl Martell seit Hinkmar von Reims als „Kirchenräuber“ bezeichnet, weil er zur Finanzierung seiner Feldzüge auf Kirchengut zurückgriff – die Forschung hat diese Maßnahmen später eher unzutreffend als „Säkularisierung“ bezeichnet. Auf der anderen Seite förderte Karl Missionare und gründete Klöster, was gegen eine antiklerikale Haltung Karls spricht. Die Tatsache, dass er nicht auf den Ruf des Papstes reagierte, der seine Hilfe gegen die Langobarden in Anspruch nehmen wollte, lässt sich vor dem Hintergrund erklären, dass Karl selber in seinen Kämpfen von den Langobarden militärisch unterstützt worden war und seinen jüngeren Sohn Pippin von König Liutprand hatte adoptieren lassen. Das Widersprüchliche am Bild Karls zeigt sich auch in seinen Beinamen – auf der einen Seite der schon erwähnte „Kirchenräuber“, auf der anderen Seite steht sein Beiname „der Hammer“, den er seit dem 9. Jahrhundert trägt und der wiederum später fast mythisch überhöht wurde als „christlicher Hammer“ gegen die Araber. Damit stehen die Schlacht von Tours und Poitiers ebenso wie Karl Martell als Beispiele der komplexen Situation der mittelalterlichen Ereignisse, die von der späteren Forschung oft in ein – allzu – konstruiertes klares Bild gepresst wurden. |
Chronik - allfällige Ergänzungen: (z.B. Sagen, Legenden, Überlieferungen ausführlicher) |
Informationsquellen, Literatur und weitere Quellen | Ulrich Nonn, Karl Martell, Lexikon des Mittelalters, Bd. 5, Stuttgart 2002, Sp. 954-956; Ulrich Nonn, Poitiers. 1. P., Schlacht v. (Okt.732), Lexikon des Mittelalters, Bd. 7. Stuttgart 2002, Sp. 44. |
Datum der Erfassung | 2019-11-30 |
Datum der letzten Bearbeitung | 2020-01-07 |
letzter Bearbeiter | kuf woergl |