Meilensteine Wörgl - Josef Madersperger erfindet Nähmaschine

Kulturhistorische Natur- und Steindenkmäler

Gemeinde: Wörgl

Zeitkategorie: --

Chronik:

Josef Georg Madersperger wurde am 6. Oktober 1768 in Kufstein geboren, erlernte hier bei seinem Vater in Kufstein das Schneiderhandwerk und ging nach abgeschlossener Lehre gemäß zünftischer Gepflogenheit auf Wanderschaft. 1790 kam er nach Wien, wo er neun Jahre später Bürgerrecht und Meistertitel erwarb.

Neben der Ausübung seines eigentlichen Handwerks versuchte er auch die technischen Hilfsmittel dafür zu verbessern und ein Gerät zu basteln, das die Näharbeit deutlich erleichtern sollte. 1808 gelang ihm die Konstruktion einer Apparatur, die als Hilfsmittel zum Nähen verwendet werden konnte. „Diese Maschine [...] spannte den Faden immer mit gleicher Kraft, er mochte lang oder kurz seyn, die Nadel stach immer senkrecht durch den Stoff, und wich dadurch allen Folgen aus, welche der schiefe Stich nach sich ziehen kann; sie spannte beyde Stücke des Stoffes gleich stark und ohne ihn zu krümmen. Die Nadel, die sich auf- und abwärts bewegt, hat zwey Spitzen und das Öhr in der Mitte. Diese erste Maschine nähte und schlang nur in gerader Linie.“

Für diese, inzwischen im Detail verbesserte und auch für Kurvennähte geeignete Erfindung suchte Madersperger am 26. April 1814 um ein ausschließliches Privileg an, das ihm knapp zehn Monate später am 20. Februar 1815 für sechs Jahre bewilligt wurde. Er nahm es jedoch weder in Anspruch, noch zahlte er die Taxen dafür, weshalb es bereits im Juni 1818 für erloschen erklärt wurde.

Unterdessen hatte sich Madersperger fortwährend um die Verbesserung seines Nähgeräts bemüht und zwischen 1814 und 1817 drei weitere, verbesserte und „vollkommen brauchbare“ Maschinen vorgestellt, die auch Halbkreise, Kreise, Ellipsen usw. nähen konnten. Eine von ihnen verwendete Madersperger für das Zusammennähen von Strohhüten, die sich damals einer lebhaften Nachfrage erfreuten. Zwischen 1818 und 1826 legte er sein Schneiderhandwerk nieder und etablierte sich als „Fabrikant feiner Strohhüte“ – offenbar jedoch nicht mit dauerhaftem wirtschaftlichen Erfolg.

In späteren Jahren beschäftigte sich Madersperger mit der Bereitung von Stoffen und präsentierte auf der 1835 in Wien stattfindenden Gewerbsproduktenausstellung einen von ihm erfundenen, sogenannten „Doppelstoff“. Er bestand aus „bereits fertigen Geweben und Baum- oder Schafwolle, Flannel u. dgl.“, den er auf einer von ihm erfundenen Maschine durch „eigenthümliches Verbinden erzeugt“ hatte und der besonders zu „warmen Bekleidungen, Decken u. dgl. sehr empfehlenswert“ gewesen sei. Über den Erfolg dieses Produkts ist jedoch nichts bekannt und wenige Jahre später stellte Madersperger selbst dessen Erzeugung ein. Er schenkte seine Maschine dem Polytechnikum in Wien am 3. November 1838 – ein Zeichen dafür, dass er sie weder gewerblich noch kommerziell ausnützte, möglicherweise aber auch ein Hinweis darauf, dass Madersperger nicht so arm war, dass er den Verkauf seiner Erfindung nötig gehabt hätte.

1841 erhielt er als Anerkennung für seine Leistung zwar eine Bronzemedaille des niederösterreichischen Gewerbevereins, für den Bau und eine serienmäßige Fertigung einer Nähmaschine war die Maschinenindustrie, die sich in Österreich erst ansatzweise zu entwickeln begann, jedoch noch nicht reif.

Am 2. Oktober 1850 starb der fast 83jährige Madersperger nach einem einmonatigen Aufenthalt im Bürgerversorgungshaus in Wien-St. Marx.

Um diese Zeit begann Isaac M. Singer (1811-1875) in Boston mit dem Bau und der erfolgreichen Vermarktung von Nähmaschinen, die in den Jahren zuvor in den USA bereits mehrfach und unabhängig voneinander erfunden worden war. „Daß Maderspergers Nähmaschine, abgesehen von der Nadelform, keine wesentlichen Elemente der modernen Nähmaschine enthielt, macht den Wert seiner Erfindertätigkeit nicht geringer, sind doch auch Nebenwege und deren Ausschaltung für die Entwicklung der Technik von gleicher Bedeutung wie die Hauptwege. [...] Joseph Madersperger steht also am Anfang einer Entwicklung, die im Großen erst nach seinem Tode einsetzte. Unter den Pionieren des Nähmaschinenbaues, denen er unbedingt zuzurechnen ist, nimmt er sicher eine Außenseiterstellung ein.“ (Hellmut Janetschek)

Beschreibung:

Granitstein

Details

Gemeindename Wörgl
Gemeindekennzahl 70531
Ortsübliche Bezeichnung Meilensteine Wörgl - Josef Madersperger erfindet Nähmaschine
Objektkategorie 1200 ( Kulturhistorische Natur- und Steindenkmäler | | )

Katastralgemeinde
Flurstücks- bzw. Grundstücksnummer
Ortschafts- bzw. Ortsteil
Straße und Hausnummer bzw. Flurname Bahnhofsstraße
Längengrad
Breitengrad

Tirol: denkmalgeschützt --

Höhe (m) 0.4
gemessen od. geschätzt gemessen
Breite (m) 0.6
gemessen od. geschätzt gemessen
Tiefe (m)
gemessen od. geschätzt --

Zustandsklassifizierung --
Falls sanierungsbedürftig od. ruinös:
empfohlene Maßnahmen

Beschreibung des Objekts (Deutung, Material und Technik) Granitstein
Bei besonderen Objekten: Beschreibung von Details

Zeitkategorie --
Ursprungsdaten, Chronik: (Zeit und Ursache der Errichtung bzw. Überlieferung, Namen der Urheber, Künstler bzw. Handwerker, Sanierungen) Josef Georg Madersperger wurde am 6. Oktober 1768 in Kufstein geboren, erlernte hier bei seinem Vater in Kufstein das Schneiderhandwerk und ging nach abgeschlossener Lehre gemäß zünftischer Gepflogenheit auf Wanderschaft. 1790 kam er nach Wien, wo er neun Jahre später Bürgerrecht und Meistertitel erwarb.

Neben der Ausübung seines eigentlichen Handwerks versuchte er auch die technischen Hilfsmittel dafür zu verbessern und ein Gerät zu basteln, das die Näharbeit deutlich erleichtern sollte. 1808 gelang ihm die Konstruktion einer Apparatur, die als Hilfsmittel zum Nähen verwendet werden konnte. „Diese Maschine [...] spannte den Faden immer mit gleicher Kraft, er mochte lang oder kurz seyn, die Nadel stach immer senkrecht durch den Stoff, und wich dadurch allen Folgen aus, welche der schiefe Stich nach sich ziehen kann; sie spannte beyde Stücke des Stoffes gleich stark und ohne ihn zu krümmen. Die Nadel, die sich auf- und abwärts bewegt, hat zwey Spitzen und das Öhr in der Mitte. Diese erste Maschine nähte und schlang nur in gerader Linie.“

Für diese, inzwischen im Detail verbesserte und auch für Kurvennähte geeignete Erfindung suchte Madersperger am 26. April 1814 um ein ausschließliches Privileg an, das ihm knapp zehn Monate später am 20. Februar 1815 für sechs Jahre bewilligt wurde. Er nahm es jedoch weder in Anspruch, noch zahlte er die Taxen dafür, weshalb es bereits im Juni 1818 für erloschen erklärt wurde.

Unterdessen hatte sich Madersperger fortwährend um die Verbesserung seines Nähgeräts bemüht und zwischen 1814 und 1817 drei weitere, verbesserte und „vollkommen brauchbare“ Maschinen vorgestellt, die auch Halbkreise, Kreise, Ellipsen usw. nähen konnten. Eine von ihnen verwendete Madersperger für das Zusammennähen von Strohhüten, die sich damals einer lebhaften Nachfrage erfreuten. Zwischen 1818 und 1826 legte er sein Schneiderhandwerk nieder und etablierte sich als „Fabrikant feiner Strohhüte“ – offenbar jedoch nicht mit dauerhaftem wirtschaftlichen Erfolg.

In späteren Jahren beschäftigte sich Madersperger mit der Bereitung von Stoffen und präsentierte auf der 1835 in Wien stattfindenden Gewerbsproduktenausstellung einen von ihm erfundenen, sogenannten „Doppelstoff“. Er bestand aus „bereits fertigen Geweben und Baum- oder Schafwolle, Flannel u. dgl.“, den er auf einer von ihm erfundenen Maschine durch „eigenthümliches Verbinden erzeugt“ hatte und der besonders zu „warmen Bekleidungen, Decken u. dgl. sehr empfehlenswert“ gewesen sei. Über den Erfolg dieses Produkts ist jedoch nichts bekannt und wenige Jahre später stellte Madersperger selbst dessen Erzeugung ein. Er schenkte seine Maschine dem Polytechnikum in Wien am 3. November 1838 – ein Zeichen dafür, dass er sie weder gewerblich noch kommerziell ausnützte, möglicherweise aber auch ein Hinweis darauf, dass Madersperger nicht so arm war, dass er den Verkauf seiner Erfindung nötig gehabt hätte.

1841 erhielt er als Anerkennung für seine Leistung zwar eine Bronzemedaille des niederösterreichischen Gewerbevereins, für den Bau und eine serienmäßige Fertigung einer Nähmaschine war die Maschinenindustrie, die sich in Österreich erst ansatzweise zu entwickeln begann, jedoch noch nicht reif.

Am 2. Oktober 1850 starb der fast 83jährige Madersperger nach einem einmonatigen Aufenthalt im Bürgerversorgungshaus in Wien-St. Marx.

Um diese Zeit begann Isaac M. Singer (1811-1875) in Boston mit dem Bau und der erfolgreichen Vermarktung von Nähmaschinen, die in den Jahren zuvor in den USA bereits mehrfach und unabhängig voneinander erfunden worden war. „Daß Maderspergers Nähmaschine, abgesehen von der Nadelform, keine wesentlichen Elemente der modernen Nähmaschine enthielt, macht den Wert seiner Erfindertätigkeit nicht geringer, sind doch auch Nebenwege und deren Ausschaltung für die Entwicklung der Technik von gleicher Bedeutung wie die Hauptwege. [...] Joseph Madersperger steht also am Anfang einer Entwicklung, die im Großen erst nach seinem Tode einsetzte. Unter den Pionieren des Nähmaschinenbaues, denen er unbedingt zuzurechnen ist, nimmt er sicher eine Außenseiterstellung ein.“ (Hellmut Janetschek)
Chronik - allfällige Ergänzungen: (z.B. Sagen, Legenden, Überlieferungen ausführlicher)

Josef Madersperger erfindet Nähmaschine

Informationsquellen, Literatur und weitere Quellen Gertrud Pfaundler-Spat, Tirol-Lexikon. Ein Nachschlagewerk über Menschen und Orte des Bundeslandes Tirol, Innsbruck/Wien/Bozen 2005;

Hellmut Janetschek, Neuere Forschungsergebnisse über Maderspergers Nähmaschinen, in: Blätter für Technikgeschichte 41./42./43. Heft, 1979/80/81, S. 53-66.

kuf woergl
Datum der Erfassung 2019-11-30
Datum der letzten Bearbeitung 2020-01-07
letzter Bearbeiter kuf woergl

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