Meilensteine Wörgl - Johannes

Kulturhistorische Natur- und Steindenkmäler

Gemeinde: Wörgl

Zeitkategorie: --

Chronik:

Um die Wende vom 14. zum 15. Jahrhundert geboren – präziser lässt sich das ebenso wenig feststellen wie der genaue Geburtsort – wuchs Johannes als drittes Kind der Eheleute Friele Gensfleisch und Else Wirich wahrscheinlich in Mainz im Hof zu Gutenberg auf, in dem seine Eltern zu Beginn des 15. Jahrhunderts ansässig waren. Wie in Mainz üblich wurde der Traditions- oder Familienname durch den jeweiligen Hausbesitz ergänzt oder gar ersetzt, weshalb Johannes Gensfleisch auch „Gutenberg“ genannt wurde.

Als Sohn eines reichen Patriziers genoss Gutenberg zweifellos eine angemessene Schulbildung und möglicherweise besuchte er gar eine Universität, doch gibt es weder für das eine, noch für das andere authentische Zeugnisse. „Fraglos ist indes, dass für Gutenbergs spätere Tätigkeiten zumindest die Grundkenntnisse eines Universitätsstudiums vorauszusetzen sind.“

Sicher anzunehmen ist, dass Gutenberg seit 1428 nicht in Mainz lebte, doch ist sein Aufenthaltsort erst ab 1434 nachweisbar, und zwar in Straßburg, wo er sich für die nächsten zehn Jahre dauerhaft niederließ. Gutenberg lebte in dieser Zeit von der Vermittlung bemerkenswerter technischer Fähigkeiten gegen „Lehrgeld“, ohne jedoch Handwerksmeister oder Mitglied einer Zunft gewesen zu sein. Er war im Bereich der „künste“, d.h. im handwerklich manuellen Produktionsbereich tätig, wo er Methoden gefunden zu haben scheint, „die durch neue Techniken und Rationalisierung der traditionellen Herstellungsprozesse beträchtlich höheren Gewinn abwarfen“ und die Produktion bestimmter Artikel in großen Mengen ermöglichte.

Auf diese Weise stellte er als Mitglied einer Genossenschafts- Unternehmung Ende der 1430er Jahre Devotionalien her, sogenannte „Aachenspiegel“ – das waren kleine Wallfahrtsandenken –– die sich damals großer Beliebtheit erfreuten. Nach anfänglichen Absatzschwierigkeiten konnten mit der Herstellung solcher Pilgerspiegel große Gewinne erzielt werden, die Gutenberg für die nächsten Jahre eine auskömmliche Vermögenslage sicherten.

Nach 1444 verlieren sich Gutenbergs Spuren in Straßburg und sein Aufenthaltsort lässt sich erst wieder für 1448 feststellen, als er in Mainz einen Kredit aufnahm, um ein erfolgversprechendes Vorhaben zu verwirklichen, das Gutenberg möglicherweise in den Jahren zuvor erdacht und bereits weitgehend zur Reife gebracht hatte. Spätestens seit jenem Jahr betrieb Gutenberg eine Druckwerkstatt, in der höchstwahrscheinlich bereits seine Erfindung, der Druck mit beweglichen Lettern, bei der Herstellung kleinerer Werke angewendet wurde.

Um 1449/50 konnte Gutenberg erste überzeugende Ergebnisse vorlegen. Es handelte sich dabei um Donate – kleine, nach seinem Verfasser Aelius Donatus (er lebte um die Mitte des 4. Jahrhunderts) benannte lateinische Schulgrammatiken – die bereits als Handschriften sehr gefragt waren sowie um gedruckte Kalender, die sich schnell herstellen ließen und von den Menschen jener Zeit sehr geschätzt wurden.

Nach den ersten Erfahrungen mit dem neuen Druckverfahren plante Gutenberg einen Bibeldruck, für den er jedoch zusätzliches Kapital benötigte, das ihm 1450 ein Mainzer Unternehmer als neuer Geschäftspartner zur Verfügung stellte. Dadurch wurde ein Projekt ermöglicht, das einen ungeheuren technischen, organisatorischen und personellen Aufwand erforderte sowie enorm viel Zeit beanspruchte: ein Buch von fast 1.300 Seiten, das optisch den Vergleich mit handgeschriebenen Exemplaren nicht zu scheuen brauchte, jedoch größere Fehlerfreiheit des Textes und höhere Gleichmäßigkeit der Schrift zeigen sollte.

Deshalb wurde mit dem Druck wohl erst Ende 1451 oder gar Anfang 1452 begonnen; 1454 lagen die ersten, nach dem neuen Verfahren hergestellten Bibeln vor. Möglicherweise wurden sie im gleichen Jahr schon auf der Frankfurter Messe mit Erfolg präsentiert, denn 1455 waren bereits alle Exemplare der ersten Auflage – zwischen 158 und 180 Stück – verkauft oder vorbestellt.

Von diesen, wegen ihres Umfangs in der Regel zwei Bände mit insgesamt 1.282 bedruckten Seiten umfassenden Bibeln, sind nur mehr wenige erhalten. Die Seiten wurden in zwei gleichmäßige Spalten, so genannte Kolumnen, aufgeteilt, die jeweils, bis auf wenige Ausnahmen, 42 Zeilen aufweisen. Daher wird die Gutenberg-Bibel auch als „B42“ bezeichnet.

Als die Bibeln nahezu fertig gedruckt waren, trennten sich die beiden Geschäftspartner nach heftigen Zerwürfnissen und führten fortan jeweils eigene Werkstätten. Von nun an breitete sich die „schwarze Kunst“ in ganz Europa aus und führte vielerorts zu Druckereigründungen. Sehr schnell wurde in der Folge das Bildungsmonopol der Geistlichkeit gebrochen, überliefertes Wissen und neu gewonnene Erkenntnisse breiten Bevölkerungsschichten zugänglich gemacht und von diesen in vielfältigster Weise genützt.

Für die Zeit nach 1455 finden sich kaum mehr Zeugnisse zu Gutenbergs weiterem Schicksal, doch dürfte er in Mainz geblieben sein und weiterhin Druckwerke hergestellt haben. 1462 jedoch aus Mainz vertrieben, ließ er sich höchstwahrscheinlich in Eltville am Rhein nieder, wurde 1465 vom Mainzer Erzbischof zum Hofmann ernannt, wodurch Gutenberg in den Genuss zahlreicher materieller Vergünstigungen kam und von den meisten Bürgerpflichten befreit wurde.

Die letzten drei Jahre seines Lebens verbrachte Gutenberg in Mainz, wo er am 3. Februar 1468 verstorben ist. Seine Grabstätte in der Mainzer Franziskanerkirche ist seit umfangreichen Umbauarbeiten im 18. Jahrhundert allerdings nicht mehr lokalisierbar, dagegen sind die Auswirkungen der revolutionären Erfindung Gutenbergs heute überall anzutreffen.

Beschreibung:

Granitstein

Details

Gemeindename Wörgl
Gemeindekennzahl 70531
Ortsübliche Bezeichnung Meilensteine Wörgl - Johannes
Objektkategorie 1200 ( Kulturhistorische Natur- und Steindenkmäler | | )

Katastralgemeinde
Flurstücks- bzw. Grundstücksnummer
Ortschafts- bzw. Ortsteil
Straße und Hausnummer bzw. Flurname Bahnhofsstraße
Längengrad
Breitengrad

Tirol: denkmalgeschützt --

Höhe (m) 0.4
gemessen od. geschätzt gemessen
Breite (m) 0.6
gemessen od. geschätzt gemessen
Tiefe (m)
gemessen od. geschätzt --

Zustandsklassifizierung --
Falls sanierungsbedürftig od. ruinös:
empfohlene Maßnahmen

Beschreibung des Objekts (Deutung, Material und Technik) Granitstein
Bei besonderen Objekten: Beschreibung von Details

Zeitkategorie --
Ursprungsdaten, Chronik: (Zeit und Ursache der Errichtung bzw. Überlieferung, Namen der Urheber, Künstler bzw. Handwerker, Sanierungen) Um die Wende vom 14. zum 15. Jahrhundert geboren – präziser lässt sich das ebenso wenig feststellen wie der genaue Geburtsort – wuchs Johannes als drittes Kind der Eheleute Friele Gensfleisch und Else Wirich wahrscheinlich in Mainz im Hof zu Gutenberg auf, in dem seine Eltern zu Beginn des 15. Jahrhunderts ansässig waren. Wie in Mainz üblich wurde der Traditions- oder Familienname durch den jeweiligen Hausbesitz ergänzt oder gar ersetzt, weshalb Johannes Gensfleisch auch „Gutenberg“ genannt wurde.

Als Sohn eines reichen Patriziers genoss Gutenberg zweifellos eine angemessene Schulbildung und möglicherweise besuchte er gar eine Universität, doch gibt es weder für das eine, noch für das andere authentische Zeugnisse. „Fraglos ist indes, dass für Gutenbergs spätere Tätigkeiten zumindest die Grundkenntnisse eines Universitätsstudiums vorauszusetzen sind.“

Sicher anzunehmen ist, dass Gutenberg seit 1428 nicht in Mainz lebte, doch ist sein Aufenthaltsort erst ab 1434 nachweisbar, und zwar in Straßburg, wo er sich für die nächsten zehn Jahre dauerhaft niederließ. Gutenberg lebte in dieser Zeit von der Vermittlung bemerkenswerter technischer Fähigkeiten gegen „Lehrgeld“, ohne jedoch Handwerksmeister oder Mitglied einer Zunft gewesen zu sein. Er war im Bereich der „künste“, d.h. im handwerklich manuellen Produktionsbereich tätig, wo er Methoden gefunden zu haben scheint, „die durch neue Techniken und Rationalisierung der traditionellen Herstellungsprozesse beträchtlich höheren Gewinn abwarfen“ und die Produktion bestimmter Artikel in großen Mengen ermöglichte.

Auf diese Weise stellte er als Mitglied einer Genossenschafts- Unternehmung Ende der 1430er Jahre Devotionalien her, sogenannte „Aachenspiegel“ – das waren kleine Wallfahrtsandenken –– die sich damals großer Beliebtheit erfreuten. Nach anfänglichen Absatzschwierigkeiten konnten mit der Herstellung solcher Pilgerspiegel große Gewinne erzielt werden, die Gutenberg für die nächsten Jahre eine auskömmliche Vermögenslage sicherten.

Nach 1444 verlieren sich Gutenbergs Spuren in Straßburg und sein Aufenthaltsort lässt sich erst wieder für 1448 feststellen, als er in Mainz einen Kredit aufnahm, um ein erfolgversprechendes Vorhaben zu verwirklichen, das Gutenberg möglicherweise in den Jahren zuvor erdacht und bereits weitgehend zur Reife gebracht hatte. Spätestens seit jenem Jahr betrieb Gutenberg eine Druckwerkstatt, in der höchstwahrscheinlich bereits seine Erfindung, der Druck mit beweglichen Lettern, bei der Herstellung kleinerer Werke angewendet wurde.

Um 1449/50 konnte Gutenberg erste überzeugende Ergebnisse vorlegen. Es handelte sich dabei um Donate – kleine, nach seinem Verfasser Aelius Donatus (er lebte um die Mitte des 4. Jahrhunderts) benannte lateinische Schulgrammatiken – die bereits als Handschriften sehr gefragt waren sowie um gedruckte Kalender, die sich schnell herstellen ließen und von den Menschen jener Zeit sehr geschätzt wurden.

Nach den ersten Erfahrungen mit dem neuen Druckverfahren plante Gutenberg einen Bibeldruck, für den er jedoch zusätzliches Kapital benötigte, das ihm 1450 ein Mainzer Unternehmer als neuer Geschäftspartner zur Verfügung stellte. Dadurch wurde ein Projekt ermöglicht, das einen ungeheuren technischen, organisatorischen und personellen Aufwand erforderte sowie enorm viel Zeit beanspruchte: ein Buch von fast 1.300 Seiten, das optisch den Vergleich mit handgeschriebenen Exemplaren nicht zu scheuen brauchte, jedoch größere Fehlerfreiheit des Textes und höhere Gleichmäßigkeit der Schrift zeigen sollte.

Deshalb wurde mit dem Druck wohl erst Ende 1451 oder gar Anfang 1452 begonnen; 1454 lagen die ersten, nach dem neuen Verfahren hergestellten Bibeln vor. Möglicherweise wurden sie im gleichen Jahr schon auf der Frankfurter Messe mit Erfolg präsentiert, denn 1455 waren bereits alle Exemplare der ersten Auflage – zwischen 158 und 180 Stück – verkauft oder vorbestellt.

Von diesen, wegen ihres Umfangs in der Regel zwei Bände mit insgesamt 1.282 bedruckten Seiten umfassenden Bibeln, sind nur mehr wenige erhalten. Die Seiten wurden in zwei gleichmäßige Spalten, so genannte Kolumnen, aufgeteilt, die jeweils, bis auf wenige Ausnahmen, 42 Zeilen aufweisen. Daher wird die Gutenberg-Bibel auch als „B42“ bezeichnet.

Als die Bibeln nahezu fertig gedruckt waren, trennten sich die beiden Geschäftspartner nach heftigen Zerwürfnissen und führten fortan jeweils eigene Werkstätten. Von nun an breitete sich die „schwarze Kunst“ in ganz Europa aus und führte vielerorts zu Druckereigründungen. Sehr schnell wurde in der Folge das Bildungsmonopol der Geistlichkeit gebrochen, überliefertes Wissen und neu gewonnene Erkenntnisse breiten Bevölkerungsschichten zugänglich gemacht und von diesen in vielfältigster Weise genützt.

Für die Zeit nach 1455 finden sich kaum mehr Zeugnisse zu Gutenbergs weiterem Schicksal, doch dürfte er in Mainz geblieben sein und weiterhin Druckwerke hergestellt haben. 1462 jedoch aus Mainz vertrieben, ließ er sich höchstwahrscheinlich in Eltville am Rhein nieder, wurde 1465 vom Mainzer Erzbischof zum Hofmann ernannt, wodurch Gutenberg in den Genuss zahlreicher materieller Vergünstigungen kam und von den meisten Bürgerpflichten befreit wurde.

Die letzten drei Jahre seines Lebens verbrachte Gutenberg in Mainz, wo er am 3. Februar 1468 verstorben ist. Seine Grabstätte in der Mainzer Franziskanerkirche ist seit umfangreichen Umbauarbeiten im 18. Jahrhundert allerdings nicht mehr lokalisierbar, dagegen sind die Auswirkungen der revolutionären Erfindung Gutenbergs heute überall anzutreffen.
Chronik - allfällige Ergänzungen: (z.B. Sagen, Legenden, Überlieferungen ausführlicher)

Johannes

Informationsquellen, Literatur und weitere Quellen Stadt Mainz (Hg.), Gutenberg – aventur und kunst. Vom Geheimunternehmen zur ersten Medienrevolution (Ausstellungskatalog), Mainz 2000, darin vor allem S. 114-143 der Beitrag von Sabina Wagner, Bekannter Unbekannter – Johannes Gutenberg.

kuf woergl
Datum der Erfassung 2019-11-30
Datum der letzten Bearbeitung 2020-01-07
letzter Bearbeiter kuf woergl

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