Meilesnteine Wörgl - Allgemeine Schulordnung von Kaiserin Maria Theresia
Gemeinde: Wörgl
Zeitkategorie: --
Chronik:
Maria Theresia war Habsburgerin, Erzherzogin von Österreich und Königin Ungarns und Böhmens von 1740 bis 1780. Obwohl häufig als Kaiserin genannt, war Maria Theresia niemals Kaiserin des Heiligen Römischen Reiches. Seit der Wahl ihres Mannes Franz I. Stephan zum Kaiser 1745 nannte sie sich jedoch "Römische Kaiserin".
Sie war die älteste Tochter Karls VI., dessen Sohn Leopold - sein einziger männlicher Thronfolger - 1716 starb. 1713 erließ Karl die pragmatische Sanktion, die seiner Tochter erlaubte, ihm nach seinem Tod nachzufolgen. Er hob so die Erbfolge des salischen Gesetzes auf, das die Nachfolge von Töchtern ausschloss. Dadurch lieferte Karl VI. den Grund für den österreichischen Erbfolgekrieg nach seinem Tod 1740.
Der Krieg begann, als Friedrich der Große in Schlesien - damals die am stärksten industrialisierte Region Österreichs - einmarschierte und es für Preußen annektierte. Obwohl auch Bayern und Frankreich in die westlichen Gebiete Österreichs eindrangen, wurde Friedrich der Hauptfeind während Maria Theresias Regentschaft. Ihre Innen- und Außenpolitik war darauf ausgerichtet, Preußen zu schlagen und die annektierten Gebiete wiederzuerlangen.
Maria Theresia verdoppelte die Stärke der Armee und hob Steuern ein, um den Unterhalt von Regierung und Militär zu gewährleisten. Sie legte die Kanzleien von Österreich und Böhmen zusammen und zentralisierte somit die Regierung. Justiz und Exekutive wurden vor der Zusammenlegung gemeinsam von der gleichen Behörde ausgeübt. Maria Theresia schuf ein Höchstgericht, dessen Aufgabe es war, das Recht in den österreichischen Landen aufrecht zu erhalten. Sie regelte den Schulbetrieb durch Einführung der Schulpflicht in der "Allgemeine Schulordnung".
In der Außenpolitik beendete sie das Bündnis mit Großbritannien auf Rat ihres Kanzlers Wenzel Anton von Kaunitz und verbündete sich mit Russland und Frankreich. 1751 schuf sie in Wiener Neustadt die Theresianische Militärakademie. Die medizinische Fakultät der Universität Wien wurde besser ausgestattet und die Universität um die "Neue Aula" erweitert.
Nachdem diese Reformen Wirkung gezeigt hatten, bereitete Maria Theresia die Armee 1756 auf einen Angriff auf Preußen vor. Friedrich II. kam ihr aber zuvor und marschierte in Sachsen - einem Verbündeten Österreichs - ein. Damit begann der siebenjährige Krieg. Der Krieg endete 1763 mit dem Frieden von Hubertusburg, mit dem Schlesien endgültig an Preußen fällt.
Zwei Jahre später starb Franz I. Maria Theresia war davon so stark betroffen, dass sie bis zu ihrem eigenen Tod, 15 Jahre später, Trauerkleidung trug. Ihr Hauptaugenmerk lag nach dem Verlust von Schlesien darauf, den Frieden zu erhalten. Ihr ältester Sohn, Joseph II., wurde Mitregent seiner Mutter und stand oft mit ihr im Gegensatz.
Maria Theresia hatte 16 Kinder (11 Mädchen, 5 Knaben) :
Josef II., (1741-1790)
Erzherzogin Marie Christine, (1742-1798)
Maria Amalia, (1746-1804)
Leopold II., (1747-1792)
Maria Karolina, (1752-1814)
Marie Antoinette (Maria Antonia), (1755-1793)
Karl der Große, der starkwillige und weitblickende Herrscher versuchte schon im achten Jahrhundert in seinem Lande eine allgemeine Volksbildung durchzuführen. Er ordnete an, Pfarrschulen zu errichten und darin Religion, Kirchengesang und Lesen zu lehren. Doch fand diese Weisung in seinem gewaltigen Universalreich nicht allgemeine Verbreitung. Es mussten fast tausend Jahre vergehen, bis das erreicht wurde, was der große Herrscher angestrebt hatte.
In den folgenden Jahrhunderten gab es in Klöstern, Städten und größeren Pfarrorten Schulen, die im wesentlichen Lateinschulen waren und nur einer kleinen Gruppe der Bevölkerung, hauptsächlich Adeligen und zukünftigen Geistlichen, als Bildungsstätte dienten. Die Domschule zu Säben dürfte wohl die erste Schule dieser Art in Tirol gewesen sein.
Nach und nach entstanden Schulen, in denen Lesen und Schreiben, mitunter auch Rechnen, in deutscher Sprache gelehrt wurden. Fraglos unterrichteten auch in einigen kleineren Dörfern ,,Schulmeister`` die Jugend; so werden solche im Oberinntal im 13.und 14.Jahrhundert in Zirl, Mieming, Imst, Zams und Wenns genannt.
Großes Bedürfnis nach Schulen bestand damals auf dem Lande nicht. Die von einer Sippe in langer Zeit erworbene Lebenserfahrung, die von Generation zu Generation weitergereicht wurde und das seit altersher überlieferte Brauchtum, das sich um die zahlreichen kirchlichen und häuslichen Feste rankte, befriedigte die bäuerlichen Menschen in geistiger Hinsicht vollauf. Wer begehrte schon Lesen oder Schreiben zu können? Gab es doch kaum Bücher in den Bauernhäusern.
Erst die großen weltgeschichtlichen Ereignisse, wie die Kreuzzüge, die Ausbreitung von Handel und Verkehr, die großen Reisen und Entdeckungen im 15.Jahrhundert, die Erfindung der Buchdruckerkunst und die bald darauf einsetzende Reformation weckten in der Menschheit einen gewaltigen Trieb, sich Wissen anzueignen.
In vielen Städten errichtete nun das Bürgertum Schulen, damit die Bedürfnisse des täglichen kaufmännischen und handwerklichen Lebens erfüllt werden konnten. Selbst auf die Landbevölkerung blieben die weltbedeutenden Geschehnisse nicht ohne Einfluss. In jeder Generation steigerte sich, zunächst zögernd, doch später immer drängender, das Bedürfnis und die Notwendigkeit, lesen und schreiben zu können.
In Tirol war es besonders der Landesfürst, Ferdinand II., der das Schulwesen förderte. Die Lehre Luthers hatte alle Stände ergriffen. Noch mehr verbreitet war die Sekte der Wiedertäufer. Ferdinand entschloss sich, den Katholizismus wieder zu festigen. In der Gründung von Schulen sah er dafür ein geeignetes Mittel. Er erließ daher am 16.Dezember 1586 eine Schulordnung, die sich mit den ,,teutschen`` Schulen befasste, wie man damals Schulen fürs Volk nannte. Da für die Kinder kein Schulzwang bestand, ließ der Schulbesuch noch lange zu wünschen übrig. Selbst in Innsbruck besuchten 1766 von tausend im schulpflichtigen Alter stehenden Kindern nur etwa 300 den Unterricht.
Auch in anderen Orten, sogar in kleinen Gemeinden, findet man im 17. Jahrhundert in Urkunden Lehrer erwähnt. Wenn also oft behauptet wird, dass in der Zeit vor Maria Theresia die Landbevölkerung allgemein gegen die Schule eingestellt war, so trifft dies für Tirol nicht zu. Immer wieder fanden sich Menschen, die bestrebt waren, das Volk aus seiner dumpfen Unwissenheit herauszureißen und stets gab es Eltern, die den Wert einer Bildung schätzten. Der Staat hatte die Bedeutung des Schulwesens bis in die Mitte des 18.Jahrhunderts nicht erkannt und wandte nur geringe Mittel für die Volksbildung auf. Der Unterricht lag in allen Schulen im argen, das Wissen, das die Kinder in ihnen erwarben, war ein Stück- und Stümperwerk. Nur die Kirche war sich der Wirksamkeit der Schule bewusst. Sie hatte sich bisher um die Erziehung der Jugend gekümmert und Kunst und Wissenschaft gefördert. In den Landgemeinden spielte allerdings der Unterricht in Glaubenslehre die Hauptsache, dem Aneignen von Wissen kam nur eine untergeordnete Rolle zu. Von einer allgemeinen Volksbildung konnte man noch nicht sprechen.
Während der Regierungszeit Maria Theresias erschien am 6.Dezember 1744 die ,,Allgemeine Schulordnung für die deutschen Normal-, Haupt- und Trivialschulen in sämtlichen k.u.k. Erbländern`` . Sie entstand unter der Leitung des weitschauenden, human denkenden schlesischen Abtes Johann Felbinger und gilt als die Gründungsurkunde der österreichischen Volksschule. Die Gemeinden mussten nun Schulen gründen. Die Kinder waren vom 6. bis zum 13. Lebensjahr verpflichtet, die Schule zu besuchen.
Nach dem neuen Gesetz sollte die Bildung des Volkes in erster Linie dem Zwecke des Staates dienen. Der Kirche wurde die Schulaufsicht übertragen und es blieb ihr so ein maßgeblicher Einfluss gewahrt. In der Gemeinde wurde der Schulbetrieb vom Ortsseelsorger, im Dekanatsbereich vom Dekan und in den Diözesen vom Bischof kontrolliert.
Jahrzehnte vergingen bis das Theresianische Gesetz in allen wesentlichen Punkten erfüllt war. Aber seit der Französischen Revolution (1789) erklang immer häufiger und dringender der Ruf, das Volk aus der geistigen Unmündigkeit, in der es oft mit Absicht gehalten worden war, herauszuheben und die Menschen zu freidenkenden Persönlichkeiten zu erziehen. Immer wieder kamen Rückschläge und eine reaktionäre Haltung beherrschte die Schule. ,,Lernen, aber nicht denken, beschränkter Untertanengeist, aber keine Menschenbildung`` war der Kern einer solchen Einstellung. Obwohl sich aus diesem Grunde die Bestimmungen der neuen Regelung über die Schulpflicht, den Schulbesuch, den Lehrstoff u.ä. in den Dörfern nur sehr schleppend durchsetzten, so konnte das Gesetz doch nicht ganz missachtet werden.
Seit Maria Theresia wurde die Schule als eine Angelegenheit des Staates betrachtet. Man erkannte, dass der wirtschaftliche Wohlstand eines Landes nicht nur auf seinen materiellen Schätze beruht, sondern auch auf die geistige Tätigkeit seiner Bewohner. Auch andere Kreise, wie Handel, Gewerbe und Industrie wussten, dass gut geschulte Arbeiter höhere Leistungen und größeren Gewinn brachten. Alle diese Kräfte versuchten in der Schule Übergewicht zu gewinnen.
So war das 19. Jahrhundert von einem Kampf um die Schule erfüllt. Einerseits war es ein Ringen zwischen Staat und Kirche um den größeren Einfluss auf das Schulwesen, andererseits eine Fehde zwischen den Ständen und der staatlichen Zentralgewalt. Unserer Schule brachten diese Kämpfe nur nach Ablauf größerer Zeitabstände kleine Änderungen und karge Verbesserungen im Schulbetrieb, blieben aber nicht ohne Wirkung für die Lehrerschaft.
Das Ergebnis, aber nicht der Schlusspunkt, dieser langen Kämpfe waren das am 14. Mai 1869 geschaffene Reichsvolksschulgesetz und die 1905 erlassene Schul- und Unterrichtsordnung. Beide brachten wesentliche Verbesserungen, doch dauerte es noch Jahrzehnte bis alle wichtigen Bestimmungen eingehalten wurden.
In Tirol stieß das Gesetz noch lange auf harten Widerstand und erst am 30. April 1892 wurde ein Landesgesetz geschaffen, das dem Inhalt des neuen Schulgesetzes entsprach. Die Schulzeit wurde auf acht Jahre ausgedehnt, aber ältere Schüler wurden immer wieder oft ganzjährig vom Schulbesuch befreit, da sie für Arbeiten notwendig gebraucht wurden.
Die Schulaufsicht, die bisher Geistliche ausgeübt hatten, wurde vollständig neu geregelt. Es wurden Orts-, Bezirks- und Landesschulräte geschaffen. Der Unterricht wurde von weltlichen Inspektoren beaufsichtigt. Diese Neuerung fand heftigste Ablehnung. Den Bezirksschulinspektoren wurde in vielen Gemeinden die Arbeit erschwert, ja sie wurden sogar tätlich angegriffen und an ihrer Arbeit gehindert.
Beschreibung:
Granitstein
Details
Gemeindename | Wörgl |
Gemeindekennzahl | 70531 |
Ortsübliche Bezeichnung | Meilesnteine Wörgl - Allgemeine Schulordnung von Kaiserin Maria Theresia |
Objektkategorie | 1200 ( Kulturhistorische Natur- und Steindenkmäler | | ) |
Katastralgemeinde | |
Flurstücks- bzw. Grundstücksnummer | |
Ortschafts- bzw. Ortsteil | |
Straße und Hausnummer bzw. Flurname | Bahnhofsstraße |
Längengrad | |
Breitengrad |
Tirol: denkmalgeschützt | -- |
Höhe (m) | 0.4 |
gemessen od. geschätzt | gemessen |
Breite (m) | 0.6 |
gemessen od. geschätzt | gemessen |
Tiefe (m) | |
gemessen od. geschätzt | -- |
Zustandsklassifizierung | -- |
Falls sanierungsbedürftig od. ruinös: empfohlene Maßnahmen |
Beschreibung des Objekts (Deutung, Material und Technik) | Granitstein |
Bei besonderen Objekten: Beschreibung von Details |
Zeitkategorie | -- |
Ursprungsdaten, Chronik: (Zeit und Ursache der Errichtung bzw. Überlieferung, Namen der Urheber, Künstler bzw. Handwerker, Sanierungen) | Maria Theresia war Habsburgerin, Erzherzogin von Österreich und Königin Ungarns und Böhmens von 1740 bis 1780. Obwohl häufig als Kaiserin genannt, war Maria Theresia niemals Kaiserin des Heiligen Römischen Reiches. Seit der Wahl ihres Mannes Franz I. Stephan zum Kaiser 1745 nannte sie sich jedoch "Römische Kaiserin". Sie war die älteste Tochter Karls VI., dessen Sohn Leopold - sein einziger männlicher Thronfolger - 1716 starb. 1713 erließ Karl die pragmatische Sanktion, die seiner Tochter erlaubte, ihm nach seinem Tod nachzufolgen. Er hob so die Erbfolge des salischen Gesetzes auf, das die Nachfolge von Töchtern ausschloss. Dadurch lieferte Karl VI. den Grund für den österreichischen Erbfolgekrieg nach seinem Tod 1740. Der Krieg begann, als Friedrich der Große in Schlesien - damals die am stärksten industrialisierte Region Österreichs - einmarschierte und es für Preußen annektierte. Obwohl auch Bayern und Frankreich in die westlichen Gebiete Österreichs eindrangen, wurde Friedrich der Hauptfeind während Maria Theresias Regentschaft. Ihre Innen- und Außenpolitik war darauf ausgerichtet, Preußen zu schlagen und die annektierten Gebiete wiederzuerlangen. Maria Theresia verdoppelte die Stärke der Armee und hob Steuern ein, um den Unterhalt von Regierung und Militär zu gewährleisten. Sie legte die Kanzleien von Österreich und Böhmen zusammen und zentralisierte somit die Regierung. Justiz und Exekutive wurden vor der Zusammenlegung gemeinsam von der gleichen Behörde ausgeübt. Maria Theresia schuf ein Höchstgericht, dessen Aufgabe es war, das Recht in den österreichischen Landen aufrecht zu erhalten. Sie regelte den Schulbetrieb durch Einführung der Schulpflicht in der "Allgemeine Schulordnung". In der Außenpolitik beendete sie das Bündnis mit Großbritannien auf Rat ihres Kanzlers Wenzel Anton von Kaunitz und verbündete sich mit Russland und Frankreich. 1751 schuf sie in Wiener Neustadt die Theresianische Militärakademie. Die medizinische Fakultät der Universität Wien wurde besser ausgestattet und die Universität um die "Neue Aula" erweitert. Nachdem diese Reformen Wirkung gezeigt hatten, bereitete Maria Theresia die Armee 1756 auf einen Angriff auf Preußen vor. Friedrich II. kam ihr aber zuvor und marschierte in Sachsen - einem Verbündeten Österreichs - ein. Damit begann der siebenjährige Krieg. Der Krieg endete 1763 mit dem Frieden von Hubertusburg, mit dem Schlesien endgültig an Preußen fällt. Zwei Jahre später starb Franz I. Maria Theresia war davon so stark betroffen, dass sie bis zu ihrem eigenen Tod, 15 Jahre später, Trauerkleidung trug. Ihr Hauptaugenmerk lag nach dem Verlust von Schlesien darauf, den Frieden zu erhalten. Ihr ältester Sohn, Joseph II., wurde Mitregent seiner Mutter und stand oft mit ihr im Gegensatz. Maria Theresia hatte 16 Kinder (11 Mädchen, 5 Knaben) : Josef II., (1741-1790) Erzherzogin Marie Christine, (1742-1798) Maria Amalia, (1746-1804) Leopold II., (1747-1792) Maria Karolina, (1752-1814) Marie Antoinette (Maria Antonia), (1755-1793) Karl der Große, der starkwillige und weitblickende Herrscher versuchte schon im achten Jahrhundert in seinem Lande eine allgemeine Volksbildung durchzuführen. Er ordnete an, Pfarrschulen zu errichten und darin Religion, Kirchengesang und Lesen zu lehren. Doch fand diese Weisung in seinem gewaltigen Universalreich nicht allgemeine Verbreitung. Es mussten fast tausend Jahre vergehen, bis das erreicht wurde, was der große Herrscher angestrebt hatte. In den folgenden Jahrhunderten gab es in Klöstern, Städten und größeren Pfarrorten Schulen, die im wesentlichen Lateinschulen waren und nur einer kleinen Gruppe der Bevölkerung, hauptsächlich Adeligen und zukünftigen Geistlichen, als Bildungsstätte dienten. Die Domschule zu Säben dürfte wohl die erste Schule dieser Art in Tirol gewesen sein. Nach und nach entstanden Schulen, in denen Lesen und Schreiben, mitunter auch Rechnen, in deutscher Sprache gelehrt wurden. Fraglos unterrichteten auch in einigen kleineren Dörfern ,,Schulmeister`` die Jugend; so werden solche im Oberinntal im 13.und 14.Jahrhundert in Zirl, Mieming, Imst, Zams und Wenns genannt. Großes Bedürfnis nach Schulen bestand damals auf dem Lande nicht. Die von einer Sippe in langer Zeit erworbene Lebenserfahrung, die von Generation zu Generation weitergereicht wurde und das seit altersher überlieferte Brauchtum, das sich um die zahlreichen kirchlichen und häuslichen Feste rankte, befriedigte die bäuerlichen Menschen in geistiger Hinsicht vollauf. Wer begehrte schon Lesen oder Schreiben zu können? Gab es doch kaum Bücher in den Bauernhäusern. Erst die großen weltgeschichtlichen Ereignisse, wie die Kreuzzüge, die Ausbreitung von Handel und Verkehr, die großen Reisen und Entdeckungen im 15.Jahrhundert, die Erfindung der Buchdruckerkunst und die bald darauf einsetzende Reformation weckten in der Menschheit einen gewaltigen Trieb, sich Wissen anzueignen. In vielen Städten errichtete nun das Bürgertum Schulen, damit die Bedürfnisse des täglichen kaufmännischen und handwerklichen Lebens erfüllt werden konnten. Selbst auf die Landbevölkerung blieben die weltbedeutenden Geschehnisse nicht ohne Einfluss. In jeder Generation steigerte sich, zunächst zögernd, doch später immer drängender, das Bedürfnis und die Notwendigkeit, lesen und schreiben zu können. In Tirol war es besonders der Landesfürst, Ferdinand II., der das Schulwesen förderte. Die Lehre Luthers hatte alle Stände ergriffen. Noch mehr verbreitet war die Sekte der Wiedertäufer. Ferdinand entschloss sich, den Katholizismus wieder zu festigen. In der Gründung von Schulen sah er dafür ein geeignetes Mittel. Er erließ daher am 16.Dezember 1586 eine Schulordnung, die sich mit den ,,teutschen`` Schulen befasste, wie man damals Schulen fürs Volk nannte. Da für die Kinder kein Schulzwang bestand, ließ der Schulbesuch noch lange zu wünschen übrig. Selbst in Innsbruck besuchten 1766 von tausend im schulpflichtigen Alter stehenden Kindern nur etwa 300 den Unterricht. Auch in anderen Orten, sogar in kleinen Gemeinden, findet man im 17. Jahrhundert in Urkunden Lehrer erwähnt. Wenn also oft behauptet wird, dass in der Zeit vor Maria Theresia die Landbevölkerung allgemein gegen die Schule eingestellt war, so trifft dies für Tirol nicht zu. Immer wieder fanden sich Menschen, die bestrebt waren, das Volk aus seiner dumpfen Unwissenheit herauszureißen und stets gab es Eltern, die den Wert einer Bildung schätzten. Der Staat hatte die Bedeutung des Schulwesens bis in die Mitte des 18.Jahrhunderts nicht erkannt und wandte nur geringe Mittel für die Volksbildung auf. Der Unterricht lag in allen Schulen im argen, das Wissen, das die Kinder in ihnen erwarben, war ein Stück- und Stümperwerk. Nur die Kirche war sich der Wirksamkeit der Schule bewusst. Sie hatte sich bisher um die Erziehung der Jugend gekümmert und Kunst und Wissenschaft gefördert. In den Landgemeinden spielte allerdings der Unterricht in Glaubenslehre die Hauptsache, dem Aneignen von Wissen kam nur eine untergeordnete Rolle zu. Von einer allgemeinen Volksbildung konnte man noch nicht sprechen. Während der Regierungszeit Maria Theresias erschien am 6.Dezember 1744 die ,,Allgemeine Schulordnung für die deutschen Normal-, Haupt- und Trivialschulen in sämtlichen k.u.k. Erbländern`` . Sie entstand unter der Leitung des weitschauenden, human denkenden schlesischen Abtes Johann Felbinger und gilt als die Gründungsurkunde der österreichischen Volksschule. Die Gemeinden mussten nun Schulen gründen. Die Kinder waren vom 6. bis zum 13. Lebensjahr verpflichtet, die Schule zu besuchen. Nach dem neuen Gesetz sollte die Bildung des Volkes in erster Linie dem Zwecke des Staates dienen. Der Kirche wurde die Schulaufsicht übertragen und es blieb ihr so ein maßgeblicher Einfluss gewahrt. In der Gemeinde wurde der Schulbetrieb vom Ortsseelsorger, im Dekanatsbereich vom Dekan und in den Diözesen vom Bischof kontrolliert. Jahrzehnte vergingen bis das Theresianische Gesetz in allen wesentlichen Punkten erfüllt war. Aber seit der Französischen Revolution (1789) erklang immer häufiger und dringender der Ruf, das Volk aus der geistigen Unmündigkeit, in der es oft mit Absicht gehalten worden war, herauszuheben und die Menschen zu freidenkenden Persönlichkeiten zu erziehen. Immer wieder kamen Rückschläge und eine reaktionäre Haltung beherrschte die Schule. ,,Lernen, aber nicht denken, beschränkter Untertanengeist, aber keine Menschenbildung`` war der Kern einer solchen Einstellung. Obwohl sich aus diesem Grunde die Bestimmungen der neuen Regelung über die Schulpflicht, den Schulbesuch, den Lehrstoff u.ä. in den Dörfern nur sehr schleppend durchsetzten, so konnte das Gesetz doch nicht ganz missachtet werden. Seit Maria Theresia wurde die Schule als eine Angelegenheit des Staates betrachtet. Man erkannte, dass der wirtschaftliche Wohlstand eines Landes nicht nur auf seinen materiellen Schätze beruht, sondern auch auf die geistige Tätigkeit seiner Bewohner. Auch andere Kreise, wie Handel, Gewerbe und Industrie wussten, dass gut geschulte Arbeiter höhere Leistungen und größeren Gewinn brachten. Alle diese Kräfte versuchten in der Schule Übergewicht zu gewinnen. So war das 19. Jahrhundert von einem Kampf um die Schule erfüllt. Einerseits war es ein Ringen zwischen Staat und Kirche um den größeren Einfluss auf das Schulwesen, andererseits eine Fehde zwischen den Ständen und der staatlichen Zentralgewalt. Unserer Schule brachten diese Kämpfe nur nach Ablauf größerer Zeitabstände kleine Änderungen und karge Verbesserungen im Schulbetrieb, blieben aber nicht ohne Wirkung für die Lehrerschaft. Das Ergebnis, aber nicht der Schlusspunkt, dieser langen Kämpfe waren das am 14. Mai 1869 geschaffene Reichsvolksschulgesetz und die 1905 erlassene Schul- und Unterrichtsordnung. Beide brachten wesentliche Verbesserungen, doch dauerte es noch Jahrzehnte bis alle wichtigen Bestimmungen eingehalten wurden. In Tirol stieß das Gesetz noch lange auf harten Widerstand und erst am 30. April 1892 wurde ein Landesgesetz geschaffen, das dem Inhalt des neuen Schulgesetzes entsprach. Die Schulzeit wurde auf acht Jahre ausgedehnt, aber ältere Schüler wurden immer wieder oft ganzjährig vom Schulbesuch befreit, da sie für Arbeiten notwendig gebraucht wurden. Die Schulaufsicht, die bisher Geistliche ausgeübt hatten, wurde vollständig neu geregelt. Es wurden Orts-, Bezirks- und Landesschulräte geschaffen. Der Unterricht wurde von weltlichen Inspektoren beaufsichtigt. Diese Neuerung fand heftigste Ablehnung. Den Bezirksschulinspektoren wurde in vielen Gemeinden die Arbeit erschwert, ja sie wurden sogar tätlich angegriffen und an ihrer Arbeit gehindert. |
Chronik - allfällige Ergänzungen: (z.B. Sagen, Legenden, Überlieferungen ausführlicher) |
Informationsquellen, Literatur und weitere Quellen | http://meilensteine.woergl.at/ |
Datum der Erfassung | 2019-11-30 |
Datum der letzten Bearbeitung | 2020-01-08 |
letzter Bearbeiter | kuf woergl |