Meilesnteine Wörgl - Erstes Automobil (Carl Friedrich Benz)

Kulturhistorische Natur- und Steindenkmäler

Gemeinde: Wörgl

Zeitkategorie: --

Chronik:

Als am 3. Juli 1886 ein dreirädriges, von einem Motor angetriebenes Gefährt durch die Straße von Mannheim entlang fuhr, waren genug Spötter zugegen, die diesen „Wagen ohne Pferde“ belächelten, zumal er dazu noch laut war und großen Gestank verbreitete.

Und doch gab es auch einige, die die große Zukunft dieses neuartigen Fahrzeuges voraussahen, wie aus einer zeitgenössischen Quelle ersichtlich ist: „Es ist nicht zu bezweifeln, daß dieses Motorveloziped sich bald zahlreiche Freunde erwerben wird, da es sich voraussichtlich für Ärzte, Reisende, Sportsfreunde und so weiter als äußerst praktisch und brauchbar erweisen wird.“ (Zitiert nach Frankenberg/Neubauer)

Und Letztere sollten Recht behalten, denn heute, nach 120 Jahren zählt das Automobil zu den am häufigsten gebrauchten Dingen des Alltags. Das Leben in den meisten Ländern ist ohne die damit ermöglichte Form der Mobilität praktisch nicht mehr denkbar. Urlaubsreisen mit dem PKW oder Bus, Gütertransporte mit dem LKW aus aller Herren Länder etc. sind innerhalb weniger Jahrzehnte zu einer Selbstverständlichkeit geworden, die man nicht missen möchte, auch wenn die Schattenseiten des massiven Verkehrs – gerade in Tirol – durchaus bekannt und auch schon deutlich erkennbar sind.

Im Sommer 1886 jedenfalls fuhr jenes erste „Auto“ mit einer Höchstgeschwindigkeit von 16 km/h und 0,8 PS durch Mannheim.

Entworfen bzw. entwickelt wurde das Fahrzeug von Carl Benz. Carl (oder auch Karl) Benz wurde am 25. November 1844 in Karlsruhe geboren. Sein Vater war einer der ersten Lokomotivführer auf der im April 1843 eröffneten Eisenbahnstrecke Karlsruhe-Heidelberg. Er starb jedoch schon 1846 und Carl wuchs ohne Vater auf. Nach dem Besuch des Lyzeums in Karlsruhe studierte er einige Semester am dortigen Polytechnikum. Anschließend trat er als Techniker bei der „Maschinenbaugesellschaft Karlsruhe“ ein.

Nach beruflichen Aufenthalten in Mannheim und Pforzheim, eröffnete Benz 1871 seine erste kleine Werkstatt in Mannheim, in der er sich ab 1877 intensiv mit dem Bau von Motoren zu beschäftigen begann. 1882 wurde seine Firma in „Gasmotorenfabrik Mannheim“ umbenannt und in eine Aktiengesellschaft umgewandelt.

Die Motoren, die Carl Benz anfänglich konstruierte waren 2-Takt-Motoren, da die Viertakter noch durch „Otto-Patente“ – der Name rührt von Nikolaus Otto (1832-1891), dem Erfinder des Viertakt-„Otto“-Motors her –geschützt waren.

Nach nur drei Monaten verließ Carl Benz die Aktiengesellschaft. 1883 gründete er die „Benz & Co. Rheinische Gasmotorenfabrik“. Mit dieser Firma begann sein wirtschaftlicher Erfolg und Aufstieg. In dieser Zeit arbeitete er intensiv an einer Verbesserung bzw. Weiterentwicklung des Otto-Motors, der mittlerweile patentfrei war.

Ab 1885 unternahm er im Hof seiner Firma zahlreiche Fahrversuche mit seinem ersten dreirädrigen Versuchswagen. Die Tests verliefen sehr zufriedenstellend und der Motor funktionierte so einwandfrei, dass Carl Benz sein Fahrzeug beim Kaiserlichen Patentamt anmeldete und am 29. Januar 1886 auch das entsprechende Patent für ein „Fahrzeug mit Gasmotorenbetrieb“ erhielt. Von den zur gleichen Zeit laufenden Versuchen Gottlieb Daimlers (1834-1900) wusste Carl Benz nichts, wie überhaupt die beiden Erfinder des Autos sich nie persönlich begegnet waren.

Die ersten Käufer für das von Benz entwickelte Fahrzeug kamen aus Frankreich und England, in Deutschland selbst stieß er auf Ablehnung und Unverständnis. Daran änderte sich auch nichts, nachdem er 1888 im Rahmen der Münchner Kraft- und Arbeitsmaschinenausstellung sein „Benz-Patentauto“ vorführte und dort mit der Großen Goldenen Medaille ausgezeichnet wurde.

Carl Benz beschäftigte sich daraufhin mit dem Bau eines vierrädrigen Fahrzeuges und damit gelang ihm, begleitet von technischen Verbesserung und betrieblichen Reorganisationen, endlich der finanzielle Erfolg. Das leichte „Velo“ wurde in den Jahren 1894 bis 1902 nicht weniger als 1200-mal hergestellt. Es war das erste Serienmodell eines Automobils, welches produziert wurde und auch das erste, welches auf Vorrat gefertigt wurde und nicht nur auf Bestellung.

In den folgenden Jahren beharrte Carl Benz auf seine technische Entwicklungen und war nicht fähig, neue Errungenschaften im Fahrzeugbau zu antizipieren und zielgerecht einzusetzen. Er schlitterte ins Abseits und in eine wirtschaftliche Krise, worauf hin seine Firma wiederum in eine Aktiengesellschaft umgewandelt wurde. Wegen interner Streitigkeiten verließ Benz die Firma und zog sich ins Privatleben zurück, ohne an der stürmischen Entwicklung der Automobil-Branche noch teilzuhaben, die maßgeblich unter seinem Namen lief. 1926 erfolgte die Fusion seiner Firma mit der Daimler Motoren-Gesellschaft zur Daimler-Benz-AG, die in den darauf folgenden Jahren und Jahrzehnten einen immensen Erfolg und großen Einfluss auf die Entwicklung des Automobils haben sollte.

Carl Benz starb am 5. April 1929. Vielerorts erinnern zahlreiche Gedenktafeln seit damals an diesen Pionier des Automobils.

Beschreibung:

Granitstein

Details

Gemeindename Wörgl
Gemeindekennzahl 70531
Ortsübliche Bezeichnung Meilesnteine Wörgl - Erstes Automobil (Carl Friedrich Benz)
Objektkategorie 1200 ( Kulturhistorische Natur- und Steindenkmäler | | )

Katastralgemeinde
Flurstücks- bzw. Grundstücksnummer
Ortschafts- bzw. Ortsteil
Straße und Hausnummer bzw. Flurname Bahnhofsstraße
Längengrad
Breitengrad

Tirol: denkmalgeschützt --

Höhe (m) 0.4
gemessen od. geschätzt gemessen
Breite (m) 0.6
gemessen od. geschätzt gemessen
Tiefe (m)
gemessen od. geschätzt --

Zustandsklassifizierung --
Falls sanierungsbedürftig od. ruinös:
empfohlene Maßnahmen

Beschreibung des Objekts (Deutung, Material und Technik) Granitstein
Bei besonderen Objekten: Beschreibung von Details

Zeitkategorie --
Ursprungsdaten, Chronik: (Zeit und Ursache der Errichtung bzw. Überlieferung, Namen der Urheber, Künstler bzw. Handwerker, Sanierungen) Als am 3. Juli 1886 ein dreirädriges, von einem Motor angetriebenes Gefährt durch die Straße von Mannheim entlang fuhr, waren genug Spötter zugegen, die diesen „Wagen ohne Pferde“ belächelten, zumal er dazu noch laut war und großen Gestank verbreitete.

Und doch gab es auch einige, die die große Zukunft dieses neuartigen Fahrzeuges voraussahen, wie aus einer zeitgenössischen Quelle ersichtlich ist: „Es ist nicht zu bezweifeln, daß dieses Motorveloziped sich bald zahlreiche Freunde erwerben wird, da es sich voraussichtlich für Ärzte, Reisende, Sportsfreunde und so weiter als äußerst praktisch und brauchbar erweisen wird.“ (Zitiert nach Frankenberg/Neubauer)

Und Letztere sollten Recht behalten, denn heute, nach 120 Jahren zählt das Automobil zu den am häufigsten gebrauchten Dingen des Alltags. Das Leben in den meisten Ländern ist ohne die damit ermöglichte Form der Mobilität praktisch nicht mehr denkbar. Urlaubsreisen mit dem PKW oder Bus, Gütertransporte mit dem LKW aus aller Herren Länder etc. sind innerhalb weniger Jahrzehnte zu einer Selbstverständlichkeit geworden, die man nicht missen möchte, auch wenn die Schattenseiten des massiven Verkehrs – gerade in Tirol – durchaus bekannt und auch schon deutlich erkennbar sind.

Im Sommer 1886 jedenfalls fuhr jenes erste „Auto“ mit einer Höchstgeschwindigkeit von 16 km/h und 0,8 PS durch Mannheim.

Entworfen bzw. entwickelt wurde das Fahrzeug von Carl Benz. Carl (oder auch Karl) Benz wurde am 25. November 1844 in Karlsruhe geboren. Sein Vater war einer der ersten Lokomotivführer auf der im April 1843 eröffneten Eisenbahnstrecke Karlsruhe-Heidelberg. Er starb jedoch schon 1846 und Carl wuchs ohne Vater auf. Nach dem Besuch des Lyzeums in Karlsruhe studierte er einige Semester am dortigen Polytechnikum. Anschließend trat er als Techniker bei der „Maschinenbaugesellschaft Karlsruhe“ ein.

Nach beruflichen Aufenthalten in Mannheim und Pforzheim, eröffnete Benz 1871 seine erste kleine Werkstatt in Mannheim, in der er sich ab 1877 intensiv mit dem Bau von Motoren zu beschäftigen begann. 1882 wurde seine Firma in „Gasmotorenfabrik Mannheim“ umbenannt und in eine Aktiengesellschaft umgewandelt.

Die Motoren, die Carl Benz anfänglich konstruierte waren 2-Takt-Motoren, da die Viertakter noch durch „Otto-Patente“ – der Name rührt von Nikolaus Otto (1832-1891), dem Erfinder des Viertakt-„Otto“-Motors her –geschützt waren.

Nach nur drei Monaten verließ Carl Benz die Aktiengesellschaft. 1883 gründete er die „Benz & Co. Rheinische Gasmotorenfabrik“. Mit dieser Firma begann sein wirtschaftlicher Erfolg und Aufstieg. In dieser Zeit arbeitete er intensiv an einer Verbesserung bzw. Weiterentwicklung des Otto-Motors, der mittlerweile patentfrei war.

Ab 1885 unternahm er im Hof seiner Firma zahlreiche Fahrversuche mit seinem ersten dreirädrigen Versuchswagen. Die Tests verliefen sehr zufriedenstellend und der Motor funktionierte so einwandfrei, dass Carl Benz sein Fahrzeug beim Kaiserlichen Patentamt anmeldete und am 29. Januar 1886 auch das entsprechende Patent für ein „Fahrzeug mit Gasmotorenbetrieb“ erhielt. Von den zur gleichen Zeit laufenden Versuchen Gottlieb Daimlers (1834-1900) wusste Carl Benz nichts, wie überhaupt die beiden Erfinder des Autos sich nie persönlich begegnet waren.

Die ersten Käufer für das von Benz entwickelte Fahrzeug kamen aus Frankreich und England, in Deutschland selbst stieß er auf Ablehnung und Unverständnis. Daran änderte sich auch nichts, nachdem er 1888 im Rahmen der Münchner Kraft- und Arbeitsmaschinenausstellung sein „Benz-Patentauto“ vorführte und dort mit der Großen Goldenen Medaille ausgezeichnet wurde.

Carl Benz beschäftigte sich daraufhin mit dem Bau eines vierrädrigen Fahrzeuges und damit gelang ihm, begleitet von technischen Verbesserung und betrieblichen Reorganisationen, endlich der finanzielle Erfolg. Das leichte „Velo“ wurde in den Jahren 1894 bis 1902 nicht weniger als 1200-mal hergestellt. Es war das erste Serienmodell eines Automobils, welches produziert wurde und auch das erste, welches auf Vorrat gefertigt wurde und nicht nur auf Bestellung.

In den folgenden Jahren beharrte Carl Benz auf seine technische Entwicklungen und war nicht fähig, neue Errungenschaften im Fahrzeugbau zu antizipieren und zielgerecht einzusetzen. Er schlitterte ins Abseits und in eine wirtschaftliche Krise, worauf hin seine Firma wiederum in eine Aktiengesellschaft umgewandelt wurde. Wegen interner Streitigkeiten verließ Benz die Firma und zog sich ins Privatleben zurück, ohne an der stürmischen Entwicklung der Automobil-Branche noch teilzuhaben, die maßgeblich unter seinem Namen lief. 1926 erfolgte die Fusion seiner Firma mit der Daimler Motoren-Gesellschaft zur Daimler-Benz-AG, die in den darauf folgenden Jahren und Jahrzehnten einen immensen Erfolg und großen Einfluss auf die Entwicklung des Automobils haben sollte.

Carl Benz starb am 5. April 1929. Vielerorts erinnern zahlreiche Gedenktafeln seit damals an diesen Pionier des Automobils.
Chronik - allfällige Ergänzungen: (z.B. Sagen, Legenden, Überlieferungen ausführlicher)


Informationsquellen, Literatur und weitere Quellen Harry Niemann, Personenwagen von Mercedes-Benz. Automobillegenden und Geschichte seit 1886, Stuttgart 2006;

Winfried A. Seidel, Carl Benz. Eine badische Geschichte. Die Vision vom „Pferdelosen Wagen“ verändert die Welt, Wiesbaden 2005;

Richard von Frankenberg/Otto Neubauer, Geschichte des Automobils, Künzelsau o.J. [um 1998];


kuf woergl
Datum der Erfassung 2019-11-30
Datum der letzten Bearbeitung 2020-01-07
letzter Bearbeiter kuf woergl

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