Meilensteine Wörgl - Abkommen von Bretton-Woods zur Neuordnung der Weltwirtschaft
Gemeinde: Wörgl
Zeitkategorie: --
Chronik:
Die furchtbaren Folgen der Weltwirtschaftskrise in den 1930er Jahren haben sich tief ins Unterbewusstsein der Völker eingegraben, weshalb besonders in den USA und Großbritannien von Politikern und Ökonomen Überlegungen angestellt werden, wie und mit welchen Instrumenten die Wiederkehr einer solchen Katastrophe verhindert werden könnte. Nach einer Reihe von Vorbereitungsgesprächen mit namhaften Experten, darunter auch John Maynard Keynes (siehe Meilenstein 256) sowie Henry Dexter White (+ 1948) aus dem amerikanischen Finanzministerium, luden die Vereinten Nationen noch vor dem Ende des Zweiten Weltkriegs zu einer internationalen Währungs- und Finanzkonferenz nach Bretton Woods.
In diesem nördlich von New York im Bundesstaat New Hampshire liegenden Ort trafen sich vom 1. bis 23. Juli 1944 Vertreter aus 44 Teilnehmerstaaten, um eine neue Wirtschaftsordnung festzulegen. Nach eingehenden Beratungen beschlossen sie die Errichtung des „Internationalen Währungsfonds“ (IWF; International Monetary Fund – IMF) sowie die Gründung der Weltbank (International Bank for Reconstruction and Development – IBRD). Die 1946 in Kraft getretenen Verträge wurden zwar von der UdSSR unterzeichnet, jedoch nicht ratifiziert, die Bundesrepublik Deutschland trat ihnen erst am 14. August 1952 bei.
Mit Hilfe der internationalen Einrichtungen sollten nach Kriegsende die Währungen stabilisiert, konkurrierende Abwertungen, die in den 1930er Jahren zum ökonomischen Chaos geführt hatten, verhindert und die Investitionsströme von reichen Nationen verstärkt in ärmere Länder gelenkt werden. Dafür war eine solide Basis zu schaffen, auf welcher der internationale Zahlungs- und Kapitalverkehr erfolgen sowie der internationale Handelsverkehr angekurbelt werden konnten. Sie sollte auf einer neuen Währungsordnung mit festen jedoch anpassbaren Wechselkursen in geringen Bandbreiten und multilateraler Umtauschbarkeit (Konvertibilität) beruhen, die sich auf das Versprechen der Amerikaner stützte, jederzeit den Umtausch von US-Dollars in Gold zu garantieren.
Damit erwarb sich der Dollar eine besonders vertrauenswürdige Rolle in der Finanzwelt, konnte nun als Währungsreserve sowie als internationales Zahlungsmittel zusätzlich zum Gold Verwendung finden und damit als globale Leitwährung fungieren.
Jedes Land legte in der Folge der Bretton-Woods-Verträge ein festes Verhältnis der eigenen Währung zum Dollar (Dollarparität) oder zum Gold (Goldparität) fest und verpflichtete sich, den Wechselkurs, der sich bei freier Konvertibilität am Devisenmarkt einstellt, durch entsprechende Maßnahmen (insbesondere Stützungskäufe) innerhalb einer Bandbreite von ± 1 % zu halten. Nur im Falle eines „fundamentalen Zahlungsbilanzungleichgewichts“ war ausnahmsweise eine Änderung des Wechselkurses vorgesehen.
Dieses Währungssystem mit festen Wechselkursen funktioniert so lange reibungslos, wie sich die Zahlungsbilanzen einzelner Staaten im Gleichgewicht befinden. Ernsthafte Schwierigkeiten ergeben sich aber bei einem außenwirtschaftlichen Ungleichgewicht insbesondere für ein Defizitland (Finanzierungsproblem).
Eine Aufgabe des IWF bestand darin, seinen Mitgliedern bei Zahlungsschwierigkeiten zu helfen: als Überbrückungshilfe durfte ein Land einen Kredit aufnehmen, der in Devisen ausgezahlt wurde und – einschließlich der Zinsen – auch in Devisen zurückgezahlt werden musste. Die Inanspruchnahme eines Kredits diente der Konzeption nach nur zur Überbrückung kurzfristiger Zahlungsbilanzschwierigkeiten, denn auf Dauer sollten die Kreditnehmer, also die Defizitländer, ihre Zahlungsbilanz in Ordnung bringen.
Gegen diese „Spielregel“ wurde jedoch am häufigsten verstoßen, denn die Länder waren nicht bereit, die zwangsläufig folgenden binnenwirtschaftlichen Auswirkungen der für die Sanierung ihrer Zahlungsbilanz notwendigen Maßnahmen in Kauf zu nehmen. Damit ist vor allem die Arbeitslosigkeit gemeint, die als Folge einer Konjunkturdämpfung in einem System fester Wechselkurse unausweichlich ist. – Der IWF besaß nicht genügend Druckmittel, um die Einhaltung der „Spielregeln“ durchzusetzen!
Aus verschiedenen Gründen verlor der Dollar in den 1960er Jahren als Leitwährung zusehends an Glanz (defizitäre Zahlungsbilanz der USA; Vertrauensschwund des Dollars in Folge der Dollarflut in anderen Ländern) und schließlich reichten die Goldreserven nicht mehr zur Deckung aus). 1971 musste die Umtauschgarantie aufgegeben werden – zu diesem Zeitpunkt waren etwa die Dollarreserven der Deutschen Bundesbank größer als die amerikanischen Goldbestände – wodurch das System des IWF faktisch zusammenbrach. 1973 folgte dann mit der Freigabe der Wechselkurse der wichtigsten Währungen der Welt der endgültige Abschied vom bisherigen Festkurssystem von Bretton Woods.
Beschreibung:
Granitstein
Details
Gemeindename | Wörgl |
Gemeindekennzahl | 70531 |
Ortsübliche Bezeichnung | Meilensteine Wörgl - Abkommen von Bretton-Woods zur Neuordnung der Weltwirtschaft |
Objektkategorie | 1200 ( Kulturhistorische Natur- und Steindenkmäler | | ) |
Katastralgemeinde | |
Flurstücks- bzw. Grundstücksnummer | |
Ortschafts- bzw. Ortsteil | |
Straße und Hausnummer bzw. Flurname | Bahnhofsstraße |
Längengrad | |
Breitengrad |
Tirol: denkmalgeschützt | -- |
Höhe (m) | 0.4 |
gemessen od. geschätzt | gemessen |
Breite (m) | 0.6 |
gemessen od. geschätzt | gemessen |
Tiefe (m) | |
gemessen od. geschätzt | -- |
Zustandsklassifizierung | -- |
Falls sanierungsbedürftig od. ruinös: empfohlene Maßnahmen |
Beschreibung des Objekts (Deutung, Material und Technik) | Granitstein |
Bei besonderen Objekten: Beschreibung von Details |
Zeitkategorie | -- |
Ursprungsdaten, Chronik: (Zeit und Ursache der Errichtung bzw. Überlieferung, Namen der Urheber, Künstler bzw. Handwerker, Sanierungen) | Die furchtbaren Folgen der Weltwirtschaftskrise in den 1930er Jahren haben sich tief ins Unterbewusstsein der Völker eingegraben, weshalb besonders in den USA und Großbritannien von Politikern und Ökonomen Überlegungen angestellt werden, wie und mit welchen Instrumenten die Wiederkehr einer solchen Katastrophe verhindert werden könnte. Nach einer Reihe von Vorbereitungsgesprächen mit namhaften Experten, darunter auch John Maynard Keynes (siehe Meilenstein 256) sowie Henry Dexter White (+ 1948) aus dem amerikanischen Finanzministerium, luden die Vereinten Nationen noch vor dem Ende des Zweiten Weltkriegs zu einer internationalen Währungs- und Finanzkonferenz nach Bretton Woods. In diesem nördlich von New York im Bundesstaat New Hampshire liegenden Ort trafen sich vom 1. bis 23. Juli 1944 Vertreter aus 44 Teilnehmerstaaten, um eine neue Wirtschaftsordnung festzulegen. Nach eingehenden Beratungen beschlossen sie die Errichtung des „Internationalen Währungsfonds“ (IWF; International Monetary Fund – IMF) sowie die Gründung der Weltbank (International Bank for Reconstruction and Development – IBRD). Die 1946 in Kraft getretenen Verträge wurden zwar von der UdSSR unterzeichnet, jedoch nicht ratifiziert, die Bundesrepublik Deutschland trat ihnen erst am 14. August 1952 bei. Mit Hilfe der internationalen Einrichtungen sollten nach Kriegsende die Währungen stabilisiert, konkurrierende Abwertungen, die in den 1930er Jahren zum ökonomischen Chaos geführt hatten, verhindert und die Investitionsströme von reichen Nationen verstärkt in ärmere Länder gelenkt werden. Dafür war eine solide Basis zu schaffen, auf welcher der internationale Zahlungs- und Kapitalverkehr erfolgen sowie der internationale Handelsverkehr angekurbelt werden konnten. Sie sollte auf einer neuen Währungsordnung mit festen jedoch anpassbaren Wechselkursen in geringen Bandbreiten und multilateraler Umtauschbarkeit (Konvertibilität) beruhen, die sich auf das Versprechen der Amerikaner stützte, jederzeit den Umtausch von US-Dollars in Gold zu garantieren. Damit erwarb sich der Dollar eine besonders vertrauenswürdige Rolle in der Finanzwelt, konnte nun als Währungsreserve sowie als internationales Zahlungsmittel zusätzlich zum Gold Verwendung finden und damit als globale Leitwährung fungieren. Jedes Land legte in der Folge der Bretton-Woods-Verträge ein festes Verhältnis der eigenen Währung zum Dollar (Dollarparität) oder zum Gold (Goldparität) fest und verpflichtete sich, den Wechselkurs, der sich bei freier Konvertibilität am Devisenmarkt einstellt, durch entsprechende Maßnahmen (insbesondere Stützungskäufe) innerhalb einer Bandbreite von ± 1 % zu halten. Nur im Falle eines „fundamentalen Zahlungsbilanzungleichgewichts“ war ausnahmsweise eine Änderung des Wechselkurses vorgesehen. Dieses Währungssystem mit festen Wechselkursen funktioniert so lange reibungslos, wie sich die Zahlungsbilanzen einzelner Staaten im Gleichgewicht befinden. Ernsthafte Schwierigkeiten ergeben sich aber bei einem außenwirtschaftlichen Ungleichgewicht insbesondere für ein Defizitland (Finanzierungsproblem). Eine Aufgabe des IWF bestand darin, seinen Mitgliedern bei Zahlungsschwierigkeiten zu helfen: als Überbrückungshilfe durfte ein Land einen Kredit aufnehmen, der in Devisen ausgezahlt wurde und – einschließlich der Zinsen – auch in Devisen zurückgezahlt werden musste. Die Inanspruchnahme eines Kredits diente der Konzeption nach nur zur Überbrückung kurzfristiger Zahlungsbilanzschwierigkeiten, denn auf Dauer sollten die Kreditnehmer, also die Defizitländer, ihre Zahlungsbilanz in Ordnung bringen. Gegen diese „Spielregel“ wurde jedoch am häufigsten verstoßen, denn die Länder waren nicht bereit, die zwangsläufig folgenden binnenwirtschaftlichen Auswirkungen der für die Sanierung ihrer Zahlungsbilanz notwendigen Maßnahmen in Kauf zu nehmen. Damit ist vor allem die Arbeitslosigkeit gemeint, die als Folge einer Konjunkturdämpfung in einem System fester Wechselkurse unausweichlich ist. – Der IWF besaß nicht genügend Druckmittel, um die Einhaltung der „Spielregeln“ durchzusetzen! Aus verschiedenen Gründen verlor der Dollar in den 1960er Jahren als Leitwährung zusehends an Glanz (defizitäre Zahlungsbilanz der USA; Vertrauensschwund des Dollars in Folge der Dollarflut in anderen Ländern) und schließlich reichten die Goldreserven nicht mehr zur Deckung aus). 1971 musste die Umtauschgarantie aufgegeben werden – zu diesem Zeitpunkt waren etwa die Dollarreserven der Deutschen Bundesbank größer als die amerikanischen Goldbestände – wodurch das System des IWF faktisch zusammenbrach. 1973 folgte dann mit der Freigabe der Wechselkurse der wichtigsten Währungen der Welt der endgültige Abschied vom bisherigen Festkurssystem von Bretton Woods. |
Chronik - allfällige Ergänzungen: (z.B. Sagen, Legenden, Überlieferungen ausführlicher) |
Informationsquellen, Literatur und weitere Quellen | Rainer Tetzlaff, Weltbank und Währungsfonds – Gestalter der Bretton-Woods-Ära: Kooperations- und Integrations-Regime in einer sich dynamisch entwickelnden Weltgesellschaft, Opladen 1996; Hartmut Berg, Hartmut, Internationale Wirtschaftspolitik, Göttingen 1976; Hans Hinrich Glismann, Weltwirtschaftslehre - eine problemorientierte Einführung, Bd. 1: Außenhandels- und Währungspolitik, Göttingen 19924; Uwe Andersen, Internationale Währungspolitik, in: Wichard Woyke (Hg.), Handwörterbuch Internationale Politik, Opladen 82000, S. 210-221. |
Datum der Erfassung | 2019-11-30 |
Datum der letzten Bearbeitung | 2020-01-07 |
letzter Bearbeiter | kuf woergl |