Meilensteine Wörgl - Beginn der zweiten Türkenbelagerung Wiens
Gemeinde: Wörgl
Zeitkategorie: --
Chronik:
Die zweite Belagerung Wiens durch die Türken fand im Sommer 1683 statt. Als Grund für den Feldzug wird das „Ungarn-Problem“ angeführt; denn seit der Schlacht von Mohács (1527) war Ungarn Zankapfel zwischen Habsburgern und Osmanen. Französische Unterhändler sollen in Konstantinopel zu einem Angriffskrieg geraten haben. Unterstützung wurde den Osmanen von dem Anführer der Kuruzzen in Ungarn zugesagt. („Kuruzzen“ kommt vom türk. Wort „khurudsch“, was etwa „freier Krieger“ oder „Aufständischer“ bedeutet – in Wien wurde es dann zu „Kruzitürken“ umgestaltet).
Am 31. März 1683 wurde Wien offiziell der Krieg erklärt: „Von Gnaden des im Himmel waltenden Gottes verpfänden wir, Mehmed, glorreicher und ganz allgewaltiger Kaiser von Babylon und Judäa, vom Orient und Okzident, König aller irdischen und himmlischen Könige, Großkönig des heiligen Arabien, Mauretanien, geborener und ruhmgekrönter König Jerusalems, Gebieter und Herr des Grabes des gekreuzigten Gottes der Ungläubigen, Dir, Cäsar Roms, und Dir, König von Polen, Unser heiligstes Wort, ebenso allen Deinen Anhängern, daß wir im Begriffe sind, Dein Ländchen mit Krieg zu überziehen, und führen Wir mit uns 13 Könige mit 1 300 000 Kriegern, Fußvolk und Reiterei und werden Dein Ländchen mit diesem Heer, von dem weder Du noch Deine Anhänger eine Ahnung hatten, ohne Gnade auf Barmherzigkeit mit Hufeisen zertreten und dem Feuer und Schwert überliefern …“ (Zitat bei Vajda.)
Den Oberbefehl über das osmanische Heer übertrug Sultan Mehmed IV. seinem Großwesir Kara Mustafa, der bereits bei der erfolgreichen Eroberung der Insel Kreta sowie anderen militärischen Unternehmungen teilgenommen hatte. Am 14. Juli war Wien umzingelt. Kara Mustafa forderte die Stadt zur Kapitulation auf. Nach Möglichkeit sollte Wien, das aufgrund seines Reichtums als „Goldener Apfel“ von den Türken bezeichnet wurde, nicht im Sturm eingenommen werden. Die Belagerten gingen aber nicht auf die Forderung ein. Wien war inzwischen eine gut befestigte Stadt und verfügte über Berufssoldaten; außerdem beteiligten sich Freiwillige an der Verteidigung. An der Spitze der militärischen Führung stand der Berufsoffizier Ernst Rüdiger Graf von Starhemberg. (Kaiser Leopold I. hatte die Residenz bereits eine Woche vor dem Beginn der Belagerung verlassen.)
Drei Monate, vom 15. Juli bis zum 12. September 1683, dauerte die Belagerung durch die Osmanen, ohne dass die Stadt eingenommen werden konnte. In dieser Zeit gelang es, Hilfe von außen zu organisieren: Finanzielle Unterstützung erhielt der Kaiser z.B. von Papst Innozenz XI., Spanien, Portugal sowie Genua und Städten der Toskana. Militärischer Beistand kam vom polnischen König Jan Sobieski III., von Herzog Karl von Lothringen sowie von mehreren Fürstentümern des Heiligen Römischen Reichs. Dank dieser Mobilisierung von Geldern und Heeren konnte ein Durchbruch der Belagerer endgültig verhindert werden.
Als die polnischen, österreichischen und deutschen Truppen vereint Wien zur Hilfe kamen, musste der Großwesir die Belagerung sofort abbrechen. Ein geregelter Abzug war nicht mehr möglich; der Überlieferung nach soll das osmanische Heer alles zurückgelassen und die Flucht ergriffen haben. – In den verlassenen Lagern wurden angeblich auch Säcke mit Kaffeebohnen gefunden. Das Privileg für den öffentlichen Ausschank des „thürkischen Gethränks Chava“ erhielt am 17. Jänner 1685 der Armenier Johann Diodate. Er eröffnete auch das erste Kaffeehaus in Wien. –
Wien konnte nicht eingenommen werden und das „Ungarn-Problem“ war auch nicht gelöst. Der Sultan ließ seinen erfolglosen Großwesir Kara Mustafa noch im Jahr der Belagerung in Belgrad erdrosseln. Bereits im Frühjahr 1684 begann nun das Heer des Kaisers eine Offensive gegen die Osmanen in Ungarn. Nach 15 Jahren währenden Auseinandersetzungen wurde am 26. Jänner 1699 schließlich in Karlowitz ein Frieden zwischen Habsburg und Konstantinopel geschlossen. Das Osmanische Reich hatte Ungarn und Siebenbürgen (mit Ausnahme des Banat) verloren.
Beschreibung:
Granitstein
Details
Gemeindename | Wörgl |
Gemeindekennzahl | 70531 |
Ortsübliche Bezeichnung | Meilensteine Wörgl - Beginn der zweiten Türkenbelagerung Wiens |
Objektkategorie | 1200 ( Kulturhistorische Natur- und Steindenkmäler | | ) |
Katastralgemeinde | |
Flurstücks- bzw. Grundstücksnummer | |
Ortschafts- bzw. Ortsteil | |
Straße und Hausnummer bzw. Flurname | Bahnhofsstraße |
Längengrad | |
Breitengrad |
Tirol: denkmalgeschützt | -- |
Höhe (m) | 0.4 |
gemessen od. geschätzt | gemessen |
Breite (m) | 0.6 |
gemessen od. geschätzt | gemessen |
Tiefe (m) | |
gemessen od. geschätzt | -- |
Zustandsklassifizierung | -- |
Falls sanierungsbedürftig od. ruinös: empfohlene Maßnahmen |
Beschreibung des Objekts (Deutung, Material und Technik) | Granitstein |
Bei besonderen Objekten: Beschreibung von Details |
Zeitkategorie | -- |
Ursprungsdaten, Chronik: (Zeit und Ursache der Errichtung bzw. Überlieferung, Namen der Urheber, Künstler bzw. Handwerker, Sanierungen) | Die zweite Belagerung Wiens durch die Türken fand im Sommer 1683 statt. Als Grund für den Feldzug wird das „Ungarn-Problem“ angeführt; denn seit der Schlacht von Mohács (1527) war Ungarn Zankapfel zwischen Habsburgern und Osmanen. Französische Unterhändler sollen in Konstantinopel zu einem Angriffskrieg geraten haben. Unterstützung wurde den Osmanen von dem Anführer der Kuruzzen in Ungarn zugesagt. („Kuruzzen“ kommt vom türk. Wort „khurudsch“, was etwa „freier Krieger“ oder „Aufständischer“ bedeutet – in Wien wurde es dann zu „Kruzitürken“ umgestaltet). Am 31. März 1683 wurde Wien offiziell der Krieg erklärt: „Von Gnaden des im Himmel waltenden Gottes verpfänden wir, Mehmed, glorreicher und ganz allgewaltiger Kaiser von Babylon und Judäa, vom Orient und Okzident, König aller irdischen und himmlischen Könige, Großkönig des heiligen Arabien, Mauretanien, geborener und ruhmgekrönter König Jerusalems, Gebieter und Herr des Grabes des gekreuzigten Gottes der Ungläubigen, Dir, Cäsar Roms, und Dir, König von Polen, Unser heiligstes Wort, ebenso allen Deinen Anhängern, daß wir im Begriffe sind, Dein Ländchen mit Krieg zu überziehen, und führen Wir mit uns 13 Könige mit 1 300 000 Kriegern, Fußvolk und Reiterei und werden Dein Ländchen mit diesem Heer, von dem weder Du noch Deine Anhänger eine Ahnung hatten, ohne Gnade auf Barmherzigkeit mit Hufeisen zertreten und dem Feuer und Schwert überliefern …“ (Zitat bei Vajda.) Den Oberbefehl über das osmanische Heer übertrug Sultan Mehmed IV. seinem Großwesir Kara Mustafa, der bereits bei der erfolgreichen Eroberung der Insel Kreta sowie anderen militärischen Unternehmungen teilgenommen hatte. Am 14. Juli war Wien umzingelt. Kara Mustafa forderte die Stadt zur Kapitulation auf. Nach Möglichkeit sollte Wien, das aufgrund seines Reichtums als „Goldener Apfel“ von den Türken bezeichnet wurde, nicht im Sturm eingenommen werden. Die Belagerten gingen aber nicht auf die Forderung ein. Wien war inzwischen eine gut befestigte Stadt und verfügte über Berufssoldaten; außerdem beteiligten sich Freiwillige an der Verteidigung. An der Spitze der militärischen Führung stand der Berufsoffizier Ernst Rüdiger Graf von Starhemberg. (Kaiser Leopold I. hatte die Residenz bereits eine Woche vor dem Beginn der Belagerung verlassen.) Drei Monate, vom 15. Juli bis zum 12. September 1683, dauerte die Belagerung durch die Osmanen, ohne dass die Stadt eingenommen werden konnte. In dieser Zeit gelang es, Hilfe von außen zu organisieren: Finanzielle Unterstützung erhielt der Kaiser z.B. von Papst Innozenz XI., Spanien, Portugal sowie Genua und Städten der Toskana. Militärischer Beistand kam vom polnischen König Jan Sobieski III., von Herzog Karl von Lothringen sowie von mehreren Fürstentümern des Heiligen Römischen Reichs. Dank dieser Mobilisierung von Geldern und Heeren konnte ein Durchbruch der Belagerer endgültig verhindert werden. Als die polnischen, österreichischen und deutschen Truppen vereint Wien zur Hilfe kamen, musste der Großwesir die Belagerung sofort abbrechen. Ein geregelter Abzug war nicht mehr möglich; der Überlieferung nach soll das osmanische Heer alles zurückgelassen und die Flucht ergriffen haben. – In den verlassenen Lagern wurden angeblich auch Säcke mit Kaffeebohnen gefunden. Das Privileg für den öffentlichen Ausschank des „thürkischen Gethränks Chava“ erhielt am 17. Jänner 1685 der Armenier Johann Diodate. Er eröffnete auch das erste Kaffeehaus in Wien. – Wien konnte nicht eingenommen werden und das „Ungarn-Problem“ war auch nicht gelöst. Der Sultan ließ seinen erfolglosen Großwesir Kara Mustafa noch im Jahr der Belagerung in Belgrad erdrosseln. Bereits im Frühjahr 1684 begann nun das Heer des Kaisers eine Offensive gegen die Osmanen in Ungarn. Nach 15 Jahren währenden Auseinandersetzungen wurde am 26. Jänner 1699 schließlich in Karlowitz ein Frieden zwischen Habsburg und Konstantinopel geschlossen. Das Osmanische Reich hatte Ungarn und Siebenbürgen (mit Ausnahme des Banat) verloren. |
Chronik - allfällige Ergänzungen: (z.B. Sagen, Legenden, Überlieferungen ausführlicher) |
Informationsquellen, Literatur und weitere Quellen | Stephan Vajda, Felix Austria. Eine Geschichte Österreichs, Verlag Carl Ueberreuter, Wien – Heidelberg 1980, S. 304-314. http://de.wikipedia.org/wiki/Zweite_Wiener_T %C3%BCrkenbelagerung [09.07.2006] http://de.wikipedia.org/wiki/T %C3%BCrkenkriege [09.07.2006] |
Datum der Erfassung | 2019-11-30 |
Datum der letzten Bearbeitung | 2020-01-07 |
letzter Bearbeiter | kuf woergl |