Meilensteine Wörgl - Hypatia wird von christlichen Eiferern ermordet

Kulturhistorische Natur- und Steindenkmäler

Gemeinde: Wörgl

Zeitkategorie: --

Chronik:

„In Alexandria lebte eine Frau mit Namen Hypatia, die eine Tocher des Philosophen Theon war. Sie verfügte über eine so herausragende Bildung, daß sie sämtliche Philosophen ihrer Zeit ausstach. Ihre Lehrtätigkeit brachte sie an die Spitze der platonischen Schule, die sich


von Poltin herleitet, und sie unterrichtete jedermann in allen
Wissensgebieten, der danach verlangte. Den Behörden gegenüber trat sie freimütig und mit Selbstbewußtsein auf, das ihre Bildung ihr verlieh, und sie zeigte auch keine Scheu, sich in der Gesellschaft von Männern zu bewegen. Wegen ihrer außergewöhnlichen Intelligenz und Charakterstärke begegnete ihr nämlich jeder mit Ehrfurcht und Bewunderung. Diese Frau wurde nun damals das Opfer von gewissen Machenschaften. Weil sie nämlich häufiger mit Orestes, dem kaiserlichen Statthalter, zusammentraf, ging in der christlichen Bevölkerung das verleumderische Gerücht um, Hypatia sei es, die Orestes daran hindere, mit Kyrill, dem Bischof der Stadt, freundschaftliche Beziehungen zu pflegen. So verschworen sich verschiedene Hitzköpfe unter Führung des kirchlichen Vorlesers Petrus miteinander und überfielen die Frau hinterrücks, als sie bei irgendeiner Gelegenheit nach Hause zurückkehrte. Die Männer rissen sie aus der Sänfte und schleiften sie gewaltsam zu der Kirche, die unter dem Namen Kaisarion bekannt ist. Dort zogen sie ihr die Kleider aus und zerfleischten ihren Leib mit Scherben. Glied um Glied rissen sie die Frau in Stücke, trugen danach alles auf dem sogenannten Kinaron zusammen und verbrannten es. Die Tat trug Kyrill und auch der Stadt Alexandria große Schande ein. Denn was könnte denen, die wie Christen gesinnt sind, ferner liegen als Mord, Blutvergießen und dergleichen.“(Sokrates Scholastikos, Kirchengeschichte; Zitat nach Zitelmann bei Rullmann S. 58.)Nur wenige Philosophinnen sind aus der Antike bekannt. Eine von ihnen ist Hypatia (ca. 370-415 n. Chr.), die in Alexandria (in Ägypten), einem der Bildungszentren der hellenistisch-römischen Zeit, wirkte. Der Überlieferung nach verfasste Hypatia eine Reihe – heute nicht mehr erhaltener – Schriften und Kommentare, lehrte Philosophie, Mathematik und Astronomie; sie gilt als eine zur ihrer Zeit prominente Vertreterin der neuplatonischen Lehre. Im Unterricht setzte sie sich mit den Werken Platons, Aristoteles sowie anderer Philosophen auseinander. Genaue Inhalte ihrer Lehre sind nicht überliefert, eine Orientierung an den Philosophen Plotin und Porphyrios wird aufgrund der Schriften ihres Schülers Synesios angenommen. Hypatia wird von Synesios von Kyrene, dem späteren Bischof von Ptolemais (in Libyen), in sieben erhaltenen Briefen als „Mutter“, „Schwester“, „Lehrerin“ und „Wohltäterin“ bezeichnet und erscheint hier in einem positiven Licht. Die Philosophin wurde von einem Teil der Bevölkerung geschätzt – sie hatte einen regen Zulauf von Schülern –, einem anderen Teil war sie aber ein Dorn im Auge. Die Auseinandersetzung zwischen dem Bischof von Alexandria, Kyrillos, und dem römischen Stadtpräfekten von Alexandria, Orestes, soll der Überlieferung nach ausschlaggebend für ihre grausame Folterung und Ermordung durch eine Gruppe aufgehetzter Christen gewesen sein. Welche Rolle der Bischof dabei spielte, ist allerdings ungeklärt.Mit der Ermordung der Hypatia im Jahr 415 n.

Beschreibung:

Granitstein

Details

Gemeindename Wörgl
Gemeindekennzahl 70531
Ortsübliche Bezeichnung Meilensteine Wörgl - Hypatia wird von christlichen Eiferern ermordet
Objektkategorie 1200 ( Kulturhistorische Natur- und Steindenkmäler | | )

Katastralgemeinde
Flurstücks- bzw. Grundstücksnummer
Ortschafts- bzw. Ortsteil
Straße und Hausnummer bzw. Flurname Bahnhofsstraße
Längengrad
Breitengrad

Tirol: denkmalgeschützt --

Höhe (m) 0.4
gemessen od. geschätzt gemessen
Breite (m) 0.6
gemessen od. geschätzt gemessen
Tiefe (m)
gemessen od. geschätzt --

Zustandsklassifizierung --
Falls sanierungsbedürftig od. ruinös:
empfohlene Maßnahmen

Beschreibung des Objekts (Deutung, Material und Technik) Granitstein
Bei besonderen Objekten: Beschreibung von Details

Zeitkategorie --
Ursprungsdaten, Chronik: (Zeit und Ursache der Errichtung bzw. Überlieferung, Namen der Urheber, Künstler bzw. Handwerker, Sanierungen) „In Alexandria lebte eine Frau mit Namen Hypatia, die eine Tocher des Philosophen Theon war. Sie verfügte über eine so herausragende Bildung, daß sie sämtliche Philosophen ihrer Zeit ausstach. Ihre Lehrtätigkeit brachte sie an die Spitze der platonischen Schule, die sich


von Poltin herleitet, und sie unterrichtete jedermann in allen
Wissensgebieten, der danach verlangte. Den Behörden gegenüber trat sie freimütig und mit Selbstbewußtsein auf, das ihre Bildung ihr verlieh, und sie zeigte auch keine Scheu, sich in der Gesellschaft von Männern zu bewegen. Wegen ihrer außergewöhnlichen Intelligenz und Charakterstärke begegnete ihr nämlich jeder mit Ehrfurcht und Bewunderung. Diese Frau wurde nun damals das Opfer von gewissen Machenschaften. Weil sie nämlich häufiger mit Orestes, dem kaiserlichen Statthalter, zusammentraf, ging in der christlichen Bevölkerung das verleumderische Gerücht um, Hypatia sei es, die Orestes daran hindere, mit Kyrill, dem Bischof der Stadt, freundschaftliche Beziehungen zu pflegen. So verschworen sich verschiedene Hitzköpfe unter Führung des kirchlichen Vorlesers Petrus miteinander und überfielen die Frau hinterrücks, als sie bei irgendeiner Gelegenheit nach Hause zurückkehrte. Die Männer rissen sie aus der Sänfte und schleiften sie gewaltsam zu der Kirche, die unter dem Namen Kaisarion bekannt ist. Dort zogen sie ihr die Kleider aus und zerfleischten ihren Leib mit Scherben. Glied um Glied rissen sie die Frau in Stücke, trugen danach alles auf dem sogenannten Kinaron zusammen und verbrannten es. Die Tat trug Kyrill und auch der Stadt Alexandria große Schande ein. Denn was könnte denen, die wie Christen gesinnt sind, ferner liegen als Mord, Blutvergießen und dergleichen.“(Sokrates Scholastikos, Kirchengeschichte; Zitat nach Zitelmann bei Rullmann S. 58.)Nur wenige Philosophinnen sind aus der Antike bekannt. Eine von ihnen ist Hypatia (ca. 370-415 n. Chr.), die in Alexandria (in Ägypten), einem der Bildungszentren der hellenistisch-römischen Zeit, wirkte. Der Überlieferung nach verfasste Hypatia eine Reihe – heute nicht mehr erhaltener – Schriften und Kommentare, lehrte Philosophie, Mathematik und Astronomie; sie gilt als eine zur ihrer Zeit prominente Vertreterin der neuplatonischen Lehre. Im Unterricht setzte sie sich mit den Werken Platons, Aristoteles sowie anderer Philosophen auseinander. Genaue Inhalte ihrer Lehre sind nicht überliefert, eine Orientierung an den Philosophen Plotin und Porphyrios wird aufgrund der Schriften ihres Schülers Synesios angenommen. Hypatia wird von Synesios von Kyrene, dem späteren Bischof von Ptolemais (in Libyen), in sieben erhaltenen Briefen als „Mutter“, „Schwester“, „Lehrerin“ und „Wohltäterin“ bezeichnet und erscheint hier in einem positiven Licht. Die Philosophin wurde von einem Teil der Bevölkerung geschätzt – sie hatte einen regen Zulauf von Schülern –, einem anderen Teil war sie aber ein Dorn im Auge. Die Auseinandersetzung zwischen dem Bischof von Alexandria, Kyrillos, und dem römischen Stadtpräfekten von Alexandria, Orestes, soll der Überlieferung nach ausschlaggebend für ihre grausame Folterung und Ermordung durch eine Gruppe aufgehetzter Christen gewesen sein. Welche Rolle der Bischof dabei spielte, ist allerdings ungeklärt.Mit der Ermordung der Hypatia im Jahr 415 n.
Chronik - allfällige Ergänzungen: (z.B. Sagen, Legenden, Überlieferungen ausführlicher)


Informationsquellen, Literatur und weitere Quellen Pierre Hadot, s.v. Hypatia, in: Der Neue Pauly, Bd. 5, Stuttgart – Weimar 1998, Sp. 799f.

Praechter, s.v. Hypatia, in: Paulys Realencyclopädie der Classischen Altertumswissenschaft, Bd. IX 1, München – Zürich 1984 (2. Aufl.) Sp. 242-249.

Marit Rullmann, Hypatia aus Alexandria, in: dies. (Hg.), Philosophinnen, Bd. 1., Von der Antike bis zur Aufklärung, Suhrkamp Taschenbuch Verlag, 1998 (2. Aufl.) S . 58-61.

Friedhelm Winkelmann, s.v. Synesios, in: Johannes Irmscher (Hg.), Lexikon der Antike, Wilhelm Heyne Verlag GmbH & Co. KG, München 1994 (3. Aufl.), S. 535.

kuf woergl
Datum der Erfassung 2019-11-29
Datum der letzten Bearbeitung 2020-01-27
letzter Bearbeiter kuf woergl

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