Meilensteine Wörgl - Westgoten unter Alarich plündern Rom
Gemeinde: Wörgl
Zeitkategorie: --
Chronik:
Während des 4. Jahrhunderts gelang es Germanen und anderen „Barbaren“, d.h. Personen ohne römisches Bürgerrecht, hohe Positionen im römischen Heer einzunehmen; in der westlichen Reichshälfte Roms erlangten fränkische und vandalische Heermeister eine machtvolle Stellung. Nach der Schlacht am Frigidus im Jahr 394 zogen die geschlagenen Goten unter der Führung von Alarich Richtung Konstantinopel, wurden aber dann vom Heermeister von Westrom Richtung Epirus gedrängt, ohne dass eine Schlacht stattfand. Während Stilicho von Ostrom zum Feind erklärt wurde, sollten die Goten das Illyricum als Siedlungsbereich oder Subsidien (eine Form von Zahlungen) erhalten. Alarich wurde zum Heermeister über Illyrien ernannt. (Möglicherweise wurde Alarich in dieser Zeit zum „tyrannus geticus“, zum „König der Goten“, erklärt.)
Anfang des 5. Jahrhunderts zogen die Goten nach Italien und standen 402 vor der Kaiserresidenz in Mailand; diese hatte aber zuvor der weströmische Heermeister Stilicho nach Ravenna verlegen lassen. Zwei Schlachten zwischen den Goten und Westrom zwangen Alarich zum Abzug. Mit den Goten zog er Richtung Nordosten und verwüstete das Gebiet Ostillyrien. Illyrien stand als Zankapfel zwischen den Interessen von Ost- und Westrom und diesmal ernannte Westrom Alarich zum Heermeister; gemeinsam mit Stilicho sollte er das Gebiet für Westrom gewinnen. Doch Einfälle von Hunnen und Goten in beide Reichshälften verhinderten dieses Unternehmen, da Stilicho nun gegen Eindringlinge, vermutlich gotische Greutungen, in Italien kämpfte.
Alarich war mit der Situation unzufrieden und forderte im Jahr 308 Noricum als Preis für die Wartezeit in Illyrien. Stilicho versuchte dieser Forderung nachzukommen, wurde aber im Sommer 408 ermordet bevor es zu einer Einigung kam. Daraufhin marschierte Alarich, dem sich auch gotische Heerestruppen des Stilicho angeschlossen haben, Richtung Italien. Er belagerte Rom und zog erst ab, als ihm hohe Geldzahlungen, Getreidelieferungen, eine hohe militärische Position und möglicherweise Landzuweisungen zugesichert wurden. Da die Verhandlungen mit dem weströmischen Kaiser Honorius aber lange dauerten, belagerte Alarich Rom 409 ein zweites und 410 ein drittes Mal. Am 24. August 410 nahmen Alarich und die Goten Rom ein und plünderten die Stadt. Alarich konnte dabei nicht nur Reichtümer gewinnen, sondern nahm auch die Schwester des Kaisers Galla Placidia mit sich. Diese Aktion brachte den Goten zwar einen Sieg über Westrom, aber ihre Probleme, nämlich Land zum Siedeln zu erhalten, waren damit nicht gelöst.Die Einnahme Roms traf das Römische Reich und löste einen Schock aus, denn abgesehen von den unmittelbaren Folgen der Einnahme der Stadt und der Plünderung, zeigte das Ereignis, dass Rom nicht unverwundbar war. Die Situation forderte auch eine Reaktion von Seiten der Christen, denn nach wie vor wurden Niederlagen des Römischen Reichs mit der fehlenden Verehrung der römischen Götter verbunden. Der Kirchenvater Augustinus setzte sich in seinem Werk „De civitate dei“ („Über den Gottesstaat“, fertig gestellt im Jahr 426) mit dieser Thematik auseinander.
Alarich starb noch im Jahr 410 in Unteritalien und konnte seine Pläne, nach Afrika überzusetzen, nicht mehr verwirklichen. Er soll von seinen Gefährten im Flussbett des Busento bei Consentia (Cosenza) beigesetzt worden sein. August Graf von Platen (1796-1835) verarbeitete dieses Ereignis in der Ballade „Das Grab im Busento“.
Beschreibung:
Granitstein
Details
Gemeindename | Wörgl |
Gemeindekennzahl | 70531 |
Ortsübliche Bezeichnung | Meilensteine Wörgl - Westgoten unter Alarich plündern Rom |
Objektkategorie | 1200 ( Kulturhistorische Natur- und Steindenkmäler | | ) |
Katastralgemeinde | |
Flurstücks- bzw. Grundstücksnummer | |
Ortschafts- bzw. Ortsteil | |
Straße und Hausnummer bzw. Flurname | Bahnhofsstraße |
Längengrad | |
Breitengrad |
Tirol: denkmalgeschützt | -- |
Höhe (m) | 0.4 |
gemessen od. geschätzt | gemessen |
Breite (m) | 0.6 |
gemessen od. geschätzt | gemessen |
Tiefe (m) | |
gemessen od. geschätzt | -- |
Zustandsklassifizierung | -- |
Falls sanierungsbedürftig od. ruinös: empfohlene Maßnahmen |
Beschreibung des Objekts (Deutung, Material und Technik) | Granitstein |
Bei besonderen Objekten: Beschreibung von Details |
Zeitkategorie | -- |
Ursprungsdaten, Chronik: (Zeit und Ursache der Errichtung bzw. Überlieferung, Namen der Urheber, Künstler bzw. Handwerker, Sanierungen) | Während des 4. Jahrhunderts gelang es Germanen und anderen „Barbaren“, d.h. Personen ohne römisches Bürgerrecht, hohe Positionen im römischen Heer einzunehmen; in der westlichen Reichshälfte Roms erlangten fränkische und vandalische Heermeister eine machtvolle Stellung. Nach der Schlacht am Frigidus im Jahr 394 zogen die geschlagenen Goten unter der Führung von Alarich Richtung Konstantinopel, wurden aber dann vom Heermeister von Westrom Richtung Epirus gedrängt, ohne dass eine Schlacht stattfand. Während Stilicho von Ostrom zum Feind erklärt wurde, sollten die Goten das Illyricum als Siedlungsbereich oder Subsidien (eine Form von Zahlungen) erhalten. Alarich wurde zum Heermeister über Illyrien ernannt. (Möglicherweise wurde Alarich in dieser Zeit zum „tyrannus geticus“, zum „König der Goten“, erklärt.) Anfang des 5. Jahrhunderts zogen die Goten nach Italien und standen 402 vor der Kaiserresidenz in Mailand; diese hatte aber zuvor der weströmische Heermeister Stilicho nach Ravenna verlegen lassen. Zwei Schlachten zwischen den Goten und Westrom zwangen Alarich zum Abzug. Mit den Goten zog er Richtung Nordosten und verwüstete das Gebiet Ostillyrien. Illyrien stand als Zankapfel zwischen den Interessen von Ost- und Westrom und diesmal ernannte Westrom Alarich zum Heermeister; gemeinsam mit Stilicho sollte er das Gebiet für Westrom gewinnen. Doch Einfälle von Hunnen und Goten in beide Reichshälften verhinderten dieses Unternehmen, da Stilicho nun gegen Eindringlinge, vermutlich gotische Greutungen, in Italien kämpfte. Alarich war mit der Situation unzufrieden und forderte im Jahr 308 Noricum als Preis für die Wartezeit in Illyrien. Stilicho versuchte dieser Forderung nachzukommen, wurde aber im Sommer 408 ermordet bevor es zu einer Einigung kam. Daraufhin marschierte Alarich, dem sich auch gotische Heerestruppen des Stilicho angeschlossen haben, Richtung Italien. Er belagerte Rom und zog erst ab, als ihm hohe Geldzahlungen, Getreidelieferungen, eine hohe militärische Position und möglicherweise Landzuweisungen zugesichert wurden. Da die Verhandlungen mit dem weströmischen Kaiser Honorius aber lange dauerten, belagerte Alarich Rom 409 ein zweites und 410 ein drittes Mal. Am 24. August 410 nahmen Alarich und die Goten Rom ein und plünderten die Stadt. Alarich konnte dabei nicht nur Reichtümer gewinnen, sondern nahm auch die Schwester des Kaisers Galla Placidia mit sich. Diese Aktion brachte den Goten zwar einen Sieg über Westrom, aber ihre Probleme, nämlich Land zum Siedeln zu erhalten, waren damit nicht gelöst.Die Einnahme Roms traf das Römische Reich und löste einen Schock aus, denn abgesehen von den unmittelbaren Folgen der Einnahme der Stadt und der Plünderung, zeigte das Ereignis, dass Rom nicht unverwundbar war. Die Situation forderte auch eine Reaktion von Seiten der Christen, denn nach wie vor wurden Niederlagen des Römischen Reichs mit der fehlenden Verehrung der römischen Götter verbunden. Der Kirchenvater Augustinus setzte sich in seinem Werk „De civitate dei“ („Über den Gottesstaat“, fertig gestellt im Jahr 426) mit dieser Thematik auseinander. Alarich starb noch im Jahr 410 in Unteritalien und konnte seine Pläne, nach Afrika überzusetzen, nicht mehr verwirklichen. Er soll von seinen Gefährten im Flussbett des Busento bei Consentia (Cosenza) beigesetzt worden sein. August Graf von Platen (1796-1835) verarbeitete dieses Ereignis in der Ballade „Das Grab im Busento“. |
Chronik - allfällige Ergänzungen: (z.B. Sagen, Legenden, Überlieferungen ausführlicher) |
Informationsquellen, Literatur und weitere Quellen | Jochen Martin, Spätantike und Völkerwanderung, Oldenbourg Grundriss der Geschichte, Bd. 4, R. Oldenbourg Verlag, München 2001 (4. Aufl.) S. 36-39. 116ff. Gerhard Schrot – Wolfgang Seyfarth, s.v. Alarich, in: Johannes Irmscher, Lexikon der Antike, Wilhelm Heyne Verlag GmbH & Co. KG, München 1994 (3. Aufl.), S. 27. http://tondernet.de/main/kultur/gedichte/pla_av.html [12.06.2006] |
Datum der Erfassung | 2019-11-29 |
Datum der letzten Bearbeitung | 2020-01-07 |
letzter Bearbeiter | kuf woergl |