Meilensteine Wörgl - Gotthold Ephraim Lessing
Gemeinde: Wörgl
Zeitkategorie: --
Chronik:
Gotthold Ephraim Lessing (*1729 in Kamenz/Oberlausitz - †1781 in Braunschweig) gilt als einer der bedeutendsten deutschen Dichter, Kritiker und Philosophen der Aufklärung und zugleich auch als Überwinder der Aufklärungsliteratur. Er steht als Wegbereiter des neuen bürgerlichen Selbstbewusstseins, insbesondere auch des neuen bürgerlichen Theaters in Deutschland.
So wendet er sich polemisch gegen die Imitierung der starren französischen Klassik: Der Held soll nicht auf der Bühne abgehoben stilisiert werden, sondern Zuschauer und Held sollen auf gleicher Ebene stehen; dadurch sei erst eine Identifikation des Zuschauers mit dem Helden und eine entsprechende Läuterung („Katharsis“) möglich. Prinzipien, nach denen noch heute Hollywood seine Filme dreht! Lessing fordert wieder eine direkte Zuwendung zu den antiken Vorbildern, z.B. Aristoteles, und eine Anlehnung an die Werke Shakespeares, die diesem antiken Geist des Theaters weit näher seien als das gekünstelte französische Theater.
Lessings Werke sind pointiert, polemisch und witzig-ironisch. Sie sind zugleich geprägt von seinem Glauben an die Vernunft, dem Gedanken der Freiheit und der Toleranz gerade in religiösen Fragen! In dieser Hinsicht erhalten Lessings Werke in der heutigen Zeit eine ganz besondere Aktualität. Zugleich wird mit den Werken Lessings der Beginn bzw. eigentliche Durchbruch des „Neuhochdeutschen“ angesetzt. Es sind die ersten Werke, die auch ein Laie heute im Original lesen und verstehen könnte.
Berühmt ist besonders die so genannte „Ringparabel“, die sich in Lessings Drama „Nathan der Weise“ verarbeitet findet. Das Drama selber spielt zur Zeit der Kreuzzüge in Jerusalem. Nach seiner Rückkehr von einer Geschäftsreise erfährt der Jude Nathan, dass seine Pflegetochter Recha von einem christlichen Tempelherrn (Templer) aus dem Feuer gerettet worden war, der wiederum sein Leben der Begnadigung durch den muslimischen Sultan Saladin verdankt. Sultan Saladin stellt dem Juden Nathan anlässlich eines Besuches eine Fangfrage, und zwar fragt er ihn nach der „wahren Religion“. Nathan antwortet mit der Ringparabel (siehe unten), woraufhin ihn der Sultan tief beeindruckt bittet, sein Freund sein zu dürfen.
Die Erzählung selber findet sich bereits in Boccaccios Decamerone (eine Erzählsammlung aus dem 14. Jahrhundert), soll aber wiederum in Erzählungen spanischer Juden um 1100 ihre Wurzeln haben.
Ringparabel:
Ein Mann besitzt einen wertvollen Ring mit magischen Eigenschaften. Sein Träger wird durch den Ring „vor Gott und den Menschen angenehm“. Dieser Ring wurde über Generationen hinweg vererbt und zwar immer an den Sohn, den der Vater am meisten liebte. Der Mann, von dem dieses Gleichnis spricht, liebte aber seine drei Söhne alle gleich. Also ließ er noch zwei weitere Ringe anfertigen, die dem ursprünglichen Ring glichen. Jeder Sohn erhielt nun einen Ring und jedem versicherte der Vater, dass der Ring der echte sei. Nach dem Tod des Vaters streiten die Söhne, wer von ihnen den rechten Ring besitze, und sie ziehen vor Gericht um die Frage zu klären. Der Richter kann die Sachlage nicht klären, erinnert die Söhne aber an die Eigenschaft des Rings: der echte Ring macht den Träger bei allen anderen Menschen beliebt! Wenn dies nun bei keinem der Söhne der Fall sei, dann müsse der echte Ring verloren gegangen sein. Jedenfalls solle ein jeder von ihnen sich bemühen, die Liebe aller seiner Mitmenschen zu verdienen; wenn dies einem von ihnen gelinge, so sei dieser der Träger des echten Ringes.
Beschreibung:
Granitstein
Details
Gemeindename | Wörgl |
Gemeindekennzahl | 70531 |
Ortsübliche Bezeichnung | Meilensteine Wörgl - Gotthold Ephraim Lessing |
Objektkategorie | 1200 ( Kulturhistorische Natur- und Steindenkmäler | | ) |
Katastralgemeinde | |
Flurstücks- bzw. Grundstücksnummer | |
Ortschafts- bzw. Ortsteil | |
Straße und Hausnummer bzw. Flurname | Bahnhofsstraße |
Längengrad | |
Breitengrad |
Tirol: denkmalgeschützt | -- |
Höhe (m) | 0.4 |
gemessen od. geschätzt | gemessen |
Breite (m) | 0.6 |
gemessen od. geschätzt | gemessen |
Tiefe (m) | |
gemessen od. geschätzt | -- |
Zustandsklassifizierung | -- |
Falls sanierungsbedürftig od. ruinös: empfohlene Maßnahmen |
Beschreibung des Objekts (Deutung, Material und Technik) | Granitstein |
Bei besonderen Objekten: Beschreibung von Details |
Zeitkategorie | -- |
Ursprungsdaten, Chronik: (Zeit und Ursache der Errichtung bzw. Überlieferung, Namen der Urheber, Künstler bzw. Handwerker, Sanierungen) | Gotthold Ephraim Lessing (*1729 in Kamenz/Oberlausitz - †1781 in Braunschweig) gilt als einer der bedeutendsten deutschen Dichter, Kritiker und Philosophen der Aufklärung und zugleich auch als Überwinder der Aufklärungsliteratur. Er steht als Wegbereiter des neuen bürgerlichen Selbstbewusstseins, insbesondere auch des neuen bürgerlichen Theaters in Deutschland. So wendet er sich polemisch gegen die Imitierung der starren französischen Klassik: Der Held soll nicht auf der Bühne abgehoben stilisiert werden, sondern Zuschauer und Held sollen auf gleicher Ebene stehen; dadurch sei erst eine Identifikation des Zuschauers mit dem Helden und eine entsprechende Läuterung („Katharsis“) möglich. Prinzipien, nach denen noch heute Hollywood seine Filme dreht! Lessing fordert wieder eine direkte Zuwendung zu den antiken Vorbildern, z.B. Aristoteles, und eine Anlehnung an die Werke Shakespeares, die diesem antiken Geist des Theaters weit näher seien als das gekünstelte französische Theater. Lessings Werke sind pointiert, polemisch und witzig-ironisch. Sie sind zugleich geprägt von seinem Glauben an die Vernunft, dem Gedanken der Freiheit und der Toleranz gerade in religiösen Fragen! In dieser Hinsicht erhalten Lessings Werke in der heutigen Zeit eine ganz besondere Aktualität. Zugleich wird mit den Werken Lessings der Beginn bzw. eigentliche Durchbruch des „Neuhochdeutschen“ angesetzt. Es sind die ersten Werke, die auch ein Laie heute im Original lesen und verstehen könnte. Berühmt ist besonders die so genannte „Ringparabel“, die sich in Lessings Drama „Nathan der Weise“ verarbeitet findet. Das Drama selber spielt zur Zeit der Kreuzzüge in Jerusalem. Nach seiner Rückkehr von einer Geschäftsreise erfährt der Jude Nathan, dass seine Pflegetochter Recha von einem christlichen Tempelherrn (Templer) aus dem Feuer gerettet worden war, der wiederum sein Leben der Begnadigung durch den muslimischen Sultan Saladin verdankt. Sultan Saladin stellt dem Juden Nathan anlässlich eines Besuches eine Fangfrage, und zwar fragt er ihn nach der „wahren Religion“. Nathan antwortet mit der Ringparabel (siehe unten), woraufhin ihn der Sultan tief beeindruckt bittet, sein Freund sein zu dürfen. Die Erzählung selber findet sich bereits in Boccaccios Decamerone (eine Erzählsammlung aus dem 14. Jahrhundert), soll aber wiederum in Erzählungen spanischer Juden um 1100 ihre Wurzeln haben. Ringparabel: Ein Mann besitzt einen wertvollen Ring mit magischen Eigenschaften. Sein Träger wird durch den Ring „vor Gott und den Menschen angenehm“. Dieser Ring wurde über Generationen hinweg vererbt und zwar immer an den Sohn, den der Vater am meisten liebte. Der Mann, von dem dieses Gleichnis spricht, liebte aber seine drei Söhne alle gleich. Also ließ er noch zwei weitere Ringe anfertigen, die dem ursprünglichen Ring glichen. Jeder Sohn erhielt nun einen Ring und jedem versicherte der Vater, dass der Ring der echte sei. Nach dem Tod des Vaters streiten die Söhne, wer von ihnen den rechten Ring besitze, und sie ziehen vor Gericht um die Frage zu klären. Der Richter kann die Sachlage nicht klären, erinnert die Söhne aber an die Eigenschaft des Rings: der echte Ring macht den Träger bei allen anderen Menschen beliebt! Wenn dies nun bei keinem der Söhne der Fall sei, dann müsse der echte Ring verloren gegangen sein. Jedenfalls solle ein jeder von ihnen sich bemühen, die Liebe aller seiner Mitmenschen zu verdienen; wenn dies einem von ihnen gelinge, so sei dieser der Träger des echten Ringes. |
Chronik - allfällige Ergänzungen: (z.B. Sagen, Legenden, Überlieferungen ausführlicher) |
Informationsquellen, Literatur und weitere Quellen | Horst Dieter Schlosser, dtv-Atlas zur deutschen Literatur, Tafeln und Texte, München, 5. Auflage 1992, S. 142-145. |
Datum der Erfassung | 2019-11-30 |
Datum der letzten Bearbeitung | 2020-01-07 |
letzter Bearbeiter | kuf woergl |