Meilensteine Wörgl - Niccolò Machiavelli schreibt
Gemeinde: Wörgl
Zeitkategorie: --
Chronik:
Niccolò Machiavelli wurde 1469 als Sohn eines Juristen in Florenz geboren und war in der florentinischen Kanzlei viele Jahre mit militärischen und diplomatischen Aufgaben beschäftigt. Nach einem politischen Umsturz (Sturz des Stadtherrn Soderini und Rückkehr der Medici) wird er der Verschwörung angeklagt, gefoltert und schließlich auf sein Landgut verbannt. Hier entsteht ab 1513 Il Principe (Der Fürst), den er zwischen September 1515 und September 1516 Lorenzo II. de Medici (dem Enkel von Lorenzo il Magnifico) widmet. Das Werk wird erst 1532 posthum veröffentlicht.
Ab 1518 ist Machiavelli wieder in Florenz und ab 1525 auch wieder für alle Staatsämter wählbar, er wird aber nach dem erneuten Sturz der Medici 1527 wieder vom politischen Leben ausgeschlossen und stirbt noch im selben Jahr. Ähnlich wie bei Dante ist also auch Machiavellis Schicksal untrennbar mit seiner Stadt und den politischen Wirren der Zeit verknüpft und aus dieser Situation heraus schreibt er seine oft bitter wirkende Anleitung für den erfolgreichen Fürsten, das häufig als erstes „politikwissenschaftliches“ Werk angesehen wird: Im Gegensatz zu seinen Vorläufern schreibt Machiavelli nämlich kein utopisches Werk, das einen Soll-Zustand wiedergibt. Er beschreibt schlicht und nüchtern die Realität, wie er sie kennen gelernt hat, Politik als einen ethischen Sonderbereich, den man später die „Staatsraison“ nennen wird.
Viele Machiavelli-Zitate sind längst zu geflügelten Worten geworden („Der Zweck heiligt die Mittel“), doch wäre es einseitig, Machiavelli und den Principe nur in diese Richtung lesen zu wollen. Das Werk ist um einiges vielschichtiger und enthält durchaus auch ironisch-sarkastische Elemente.
Machiavelli ist ein pragmatischer Beobachter; so stellt er etwa fest:
„Ein Mensch, der immer nur das Gute möchte, wird zwangsläufig zugrunde gehen inmitten von so vielen Menschen, die nicht gut sind. Daher muss sich ein Herrscher, wenn er sich behaupten will, zu der Fähigkeit erziehen, nicht allein nach moralischen Gesetzen zu handeln sowie von diesen Gebrauch oder nicht Gebrauch zu machen, je nachdem es die Notwendigkeit erfordert. Ich lasse also alles beiseite, was über Herrscher zusammenphantasiert wurde, und spreche nur von der Wirklichkeit.“
Faszinierend und abstoßend zugleich ist Machiavellis zynische Nüchternheit und Aufrichtigkeit: Ein Herrscher muss geizig sein, er muss lügen können, seine Gegner umbringen, wenn es nötig ist; er muss verstehen, das Tier und den Menschen in sich zu nützen („bene usare la bestia“). Wenn es um Politik geht, muss man „im Notfall verstehen das Böse zu tun“. Alles andere wäre Lug und utopischer Schein.
Und doch gibt es Grenzen!
Machiavelli ist kein blinder Befürworter der Tyrannis, denn wenn der Herrscher seine Macht übertreibt, die Furcht vor ihm zu groß ist, kann sich dies gegen ihn wenden. Zu verstehen ist das Werk vor der zerrissenen Situation im Italien der Zeit – schlimmer als jeder Tyrann scheinen Städte, die sich in internen Bürgerkriegen zerfleischen.
Doch der Principe zeigt seine Gültigkeit, man möchte sagen leider, über den historischen Kontext hinaus und viele seiner Maximen sind nach wie vor gültig und hochaktuell, finden sich nicht nur in der Politik sondern auch in der Philosophie so mancher erfolgreicher Unternehmen.
Beschreibung:
Granitstein
Details
Gemeindename | Wörgl |
Gemeindekennzahl | 70531 |
Ortsübliche Bezeichnung | Meilensteine Wörgl - Niccolò Machiavelli schreibt |
Objektkategorie | 1200 ( Kulturhistorische Natur- und Steindenkmäler | | ) |
Katastralgemeinde | |
Flurstücks- bzw. Grundstücksnummer | |
Ortschafts- bzw. Ortsteil | Bahnhofsstraße |
Straße und Hausnummer bzw. Flurname | |
Längengrad | |
Breitengrad |
Tirol: denkmalgeschützt | -- |
Höhe (m) | 0.4 |
gemessen od. geschätzt | gemessen |
Breite (m) | 0.6 |
gemessen od. geschätzt | gemessen |
Tiefe (m) | |
gemessen od. geschätzt | -- |
Zustandsklassifizierung | -- |
Falls sanierungsbedürftig od. ruinös: empfohlene Maßnahmen |
Beschreibung des Objekts (Deutung, Material und Technik) | Granitstein |
Bei besonderen Objekten: Beschreibung von Details |
Zeitkategorie | -- |
Ursprungsdaten, Chronik: (Zeit und Ursache der Errichtung bzw. Überlieferung, Namen der Urheber, Künstler bzw. Handwerker, Sanierungen) | Niccolò Machiavelli wurde 1469 als Sohn eines Juristen in Florenz geboren und war in der florentinischen Kanzlei viele Jahre mit militärischen und diplomatischen Aufgaben beschäftigt. Nach einem politischen Umsturz (Sturz des Stadtherrn Soderini und Rückkehr der Medici) wird er der Verschwörung angeklagt, gefoltert und schließlich auf sein Landgut verbannt. Hier entsteht ab 1513 Il Principe (Der Fürst), den er zwischen September 1515 und September 1516 Lorenzo II. de Medici (dem Enkel von Lorenzo il Magnifico) widmet. Das Werk wird erst 1532 posthum veröffentlicht. Ab 1518 ist Machiavelli wieder in Florenz und ab 1525 auch wieder für alle Staatsämter wählbar, er wird aber nach dem erneuten Sturz der Medici 1527 wieder vom politischen Leben ausgeschlossen und stirbt noch im selben Jahr. Ähnlich wie bei Dante ist also auch Machiavellis Schicksal untrennbar mit seiner Stadt und den politischen Wirren der Zeit verknüpft und aus dieser Situation heraus schreibt er seine oft bitter wirkende Anleitung für den erfolgreichen Fürsten, das häufig als erstes „politikwissenschaftliches“ Werk angesehen wird: Im Gegensatz zu seinen Vorläufern schreibt Machiavelli nämlich kein utopisches Werk, das einen Soll-Zustand wiedergibt. Er beschreibt schlicht und nüchtern die Realität, wie er sie kennen gelernt hat, Politik als einen ethischen Sonderbereich, den man später die „Staatsraison“ nennen wird. Viele Machiavelli-Zitate sind längst zu geflügelten Worten geworden („Der Zweck heiligt die Mittel“), doch wäre es einseitig, Machiavelli und den Principe nur in diese Richtung lesen zu wollen. Das Werk ist um einiges vielschichtiger und enthält durchaus auch ironisch-sarkastische Elemente. Machiavelli ist ein pragmatischer Beobachter; so stellt er etwa fest: „Ein Mensch, der immer nur das Gute möchte, wird zwangsläufig zugrunde gehen inmitten von so vielen Menschen, die nicht gut sind. Daher muss sich ein Herrscher, wenn er sich behaupten will, zu der Fähigkeit erziehen, nicht allein nach moralischen Gesetzen zu handeln sowie von diesen Gebrauch oder nicht Gebrauch zu machen, je nachdem es die Notwendigkeit erfordert. Ich lasse also alles beiseite, was über Herrscher zusammenphantasiert wurde, und spreche nur von der Wirklichkeit.“ Faszinierend und abstoßend zugleich ist Machiavellis zynische Nüchternheit und Aufrichtigkeit: Ein Herrscher muss geizig sein, er muss lügen können, seine Gegner umbringen, wenn es nötig ist; er muss verstehen, das Tier und den Menschen in sich zu nützen („bene usare la bestia“). Wenn es um Politik geht, muss man „im Notfall verstehen das Böse zu tun“. Alles andere wäre Lug und utopischer Schein. Und doch gibt es Grenzen! Machiavelli ist kein blinder Befürworter der Tyrannis, denn wenn der Herrscher seine Macht übertreibt, die Furcht vor ihm zu groß ist, kann sich dies gegen ihn wenden. Zu verstehen ist das Werk vor der zerrissenen Situation im Italien der Zeit – schlimmer als jeder Tyrann scheinen Städte, die sich in internen Bürgerkriegen zerfleischen. Doch der Principe zeigt seine Gültigkeit, man möchte sagen leider, über den historischen Kontext hinaus und viele seiner Maximen sind nach wie vor gültig und hochaktuell, finden sich nicht nur in der Politik sondern auch in der Philosophie so mancher erfolgreicher Unternehmen. |
Chronik - allfällige Ergänzungen: (z.B. Sagen, Legenden, Überlieferungen ausführlicher) |
Informationsquellen, Literatur und weitere Quellen | Christoph Helferich, Geschichte der Philosophie. Von den Anfängen bis zur Gegenwart undöstliches Denken, Stuttgart 1985, S. 98-99. |
Datum der Erfassung | 2019-11-30 |
Datum der letzten Bearbeitung | 2020-01-07 |
letzter Bearbeiter | kuf woergl |