Meilensteine Wörgl - Letzte offizielle Inschrift in Hieroglyphen

Kulturhistorische Natur- und Steindenkmäler

Gemeinde: Wörgl

Zeitkategorie: --

Chronik:

Ein Jahrzehnt nach der Erhebung des Christentums zur Staatsreligion erfolgt 391 n. Chr. im Imperium Romanum ein Verbot für alle paganen (= aus christlicher Sicht „heidnischen“) Kulte und die Schließung der Tempel unter Kaiser Theodosius. Dieses Gesetz wird zwar im Süden Ägyptens erst unter Kaiser Justinians Feldherrn Narses zwischen 535-537 n. Chr. durchgesetzt, weil zuvor Zugeständnisse an eine Gruppe von Nubiern gemacht werden mussten, gilt aber doch als ausschlaggebend für das Ende einer langen Schrifttradition, deren Entzifferung erst im 19. Jahrhundert n. Chr. gelingt.

In Ägypten, wo Ende des 4./Anfang des 3. Jahrtausends v. Chr. – gleichzeitig wie in Mesopotamien (vor allem heutiges Irak) – die Schrift entsteht, prägen über 3000 Jahre lang ägyptische Hieroglyphen (griech. hieros = „heilig“, glyphe = „Einritzung“, „Gravur“) das Bild von Inschriften auf Wänden von Tempel- und Grabbauten. Die Verwendung dieser Schriftform nimmt nach und nach ab und verschwindet zunächst auf Stelen, Statuen oder Objekten, die als Grabbeigaben dienen. Nach dem 2. Jahrhundert n. Chr. werden immer mehr Hieroglyphentexte als fehlerhaft charakterisiert.

Ins Jahr 394 n. Chr. wird das letzte Zeugnis eines Hieroglyphentextes datiert. Die Inschrift ist am Hadrianstor in Philae, einer Nil-Insel in Oberägypten, angebracht und bezeugt nichtchristliche Kulte. Die beigefügte demotische Inschrift nennt als Datum das Jahr 110 (Zählung nach der Diokletians-Ära) und erlaubt somit eine zeitliche Einordnung des Textes. Länger als die Hieroglyphenschrift ist das Demotische bezeugt. Das Demotische ist eine eigene Sprachform und Kursivschrift; es löst um 600 v. Chr. das Hieratische – auch eine Kursivschrift, die aus der Hieroglyphenschrift hervorgeht – ab. Während in Hieratisch bis ins 3. Jh. n. Chr. vor allem religiöse Schriften verfasst sind, wird das Demotische für Texte im öffentlichen Bereich wie der Verwaltung verwendet. Als jüngstes Zeugnis demotischer Schrift gilt ein Graffito von der Insel Philae, das ins Jahr 452 n. Chr. datiert wird. Während der Herrschaft der Makedonen und Ptolemäer (332-31 v. Chr.) kommt immer mehr das Griechische in Gebrauch; neben zahlreichen griechischen Texten sind auch zweisprachige Dokumente (demotisch-griechisch) erhalten, zur gleichen Zeit entstehen aber auch Texte in kryptographischer (griech. kryptos = „verborgen“, „geheim“, graphein = „schreiben“, „zeichnen“) Form der Hieroglyphenschrift, die „nicht-Ägyptern“ unzugänglich sein sollen. Ab der römischen Eroberung und Provinzwerdung Ägyptens ist Latein besonders im militärischen Bereich bezeugt (z.B. Militärdiplome), als Verwaltungssprache spielt es eine geringere Rolle.Als wichtige Schrift und Sprache für das römische Ägypten ist noch das Koptische zu nennen, das seit dem 1. Jahrhundert n. Chr. bezeugt ist. Für diese Schrift werden Zeichen aus dem Griechischen und aus dem Demotischen entwickelte Zusatzzeichen verwendet.

Beschreibung:

Granitstein

Details

Gemeindename Wörgl
Gemeindekennzahl 70531
Ortsübliche Bezeichnung Meilensteine Wörgl - Letzte offizielle Inschrift in Hieroglyphen
Objektkategorie 1200 ( Kulturhistorische Natur- und Steindenkmäler | | )

Katastralgemeinde
Flurstücks- bzw. Grundstücksnummer
Ortschafts- bzw. Ortsteil
Straße und Hausnummer bzw. Flurname Bahnhofsstraße
Längengrad
Breitengrad

Tirol: denkmalgeschützt --

Höhe (m) 0.4
gemessen od. geschätzt gemessen
Breite (m) 0.6
gemessen od. geschätzt gemessen
Tiefe (m)
gemessen od. geschätzt --

Zustandsklassifizierung --
Falls sanierungsbedürftig od. ruinös:
empfohlene Maßnahmen

Beschreibung des Objekts (Deutung, Material und Technik) Granitstein
Bei besonderen Objekten: Beschreibung von Details

Zeitkategorie --
Ursprungsdaten, Chronik: (Zeit und Ursache der Errichtung bzw. Überlieferung, Namen der Urheber, Künstler bzw. Handwerker, Sanierungen) Ein Jahrzehnt nach der Erhebung des Christentums zur Staatsreligion erfolgt 391 n. Chr. im Imperium Romanum ein Verbot für alle paganen (= aus christlicher Sicht „heidnischen“) Kulte und die Schließung der Tempel unter Kaiser Theodosius. Dieses Gesetz wird zwar im Süden Ägyptens erst unter Kaiser Justinians Feldherrn Narses zwischen 535-537 n. Chr. durchgesetzt, weil zuvor Zugeständnisse an eine Gruppe von Nubiern gemacht werden mussten, gilt aber doch als ausschlaggebend für das Ende einer langen Schrifttradition, deren Entzifferung erst im 19. Jahrhundert n. Chr. gelingt.

In Ägypten, wo Ende des 4./Anfang des 3. Jahrtausends v. Chr. – gleichzeitig wie in Mesopotamien (vor allem heutiges Irak) – die Schrift entsteht, prägen über 3000 Jahre lang ägyptische Hieroglyphen (griech. hieros = „heilig“, glyphe = „Einritzung“, „Gravur“) das Bild von Inschriften auf Wänden von Tempel- und Grabbauten. Die Verwendung dieser Schriftform nimmt nach und nach ab und verschwindet zunächst auf Stelen, Statuen oder Objekten, die als Grabbeigaben dienen. Nach dem 2. Jahrhundert n. Chr. werden immer mehr Hieroglyphentexte als fehlerhaft charakterisiert.

Ins Jahr 394 n. Chr. wird das letzte Zeugnis eines Hieroglyphentextes datiert. Die Inschrift ist am Hadrianstor in Philae, einer Nil-Insel in Oberägypten, angebracht und bezeugt nichtchristliche Kulte. Die beigefügte demotische Inschrift nennt als Datum das Jahr 110 (Zählung nach der Diokletians-Ära) und erlaubt somit eine zeitliche Einordnung des Textes. Länger als die Hieroglyphenschrift ist das Demotische bezeugt. Das Demotische ist eine eigene Sprachform und Kursivschrift; es löst um 600 v. Chr. das Hieratische – auch eine Kursivschrift, die aus der Hieroglyphenschrift hervorgeht – ab. Während in Hieratisch bis ins 3. Jh. n. Chr. vor allem religiöse Schriften verfasst sind, wird das Demotische für Texte im öffentlichen Bereich wie der Verwaltung verwendet. Als jüngstes Zeugnis demotischer Schrift gilt ein Graffito von der Insel Philae, das ins Jahr 452 n. Chr. datiert wird. Während der Herrschaft der Makedonen und Ptolemäer (332-31 v. Chr.) kommt immer mehr das Griechische in Gebrauch; neben zahlreichen griechischen Texten sind auch zweisprachige Dokumente (demotisch-griechisch) erhalten, zur gleichen Zeit entstehen aber auch Texte in kryptographischer (griech. kryptos = „verborgen“, „geheim“, graphein = „schreiben“, „zeichnen“) Form der Hieroglyphenschrift, die „nicht-Ägyptern“ unzugänglich sein sollen. Ab der römischen Eroberung und Provinzwerdung Ägyptens ist Latein besonders im militärischen Bereich bezeugt (z.B. Militärdiplome), als Verwaltungssprache spielt es eine geringere Rolle.Als wichtige Schrift und Sprache für das römische Ägypten ist noch das Koptische zu nennen, das seit dem 1. Jahrhundert n. Chr. bezeugt ist. Für diese Schrift werden Zeichen aus dem Griechischen und aus dem Demotischen entwickelte Zusatzzeichen verwendet.

Chronik - allfällige Ergänzungen: (z.B. Sagen, Legenden, Überlieferungen ausführlicher)


Informationsquellen, Literatur und weitere Quellen Robert Rollinger, Übersicht zu den Sprachen des Alten Orients, deren Vorkommen und Verwandtschaft, in: Studienbuch zu Politischen Geschichte des Altertums, (Hg.) Institut für Alte Geschichte an der Universität Innsbruck, Österreichischer Studienverlag, Innsbruck – Wien, 1994, S. 46.

Günter Vittmann, in: Katja Lembke – Cäcilia Fluck – Günter Vittmann, Ägyptens späte Blüte. Die Römer am Nil, Philipp von Zabern, Mainz am Rhein 2004, S. 85-98.

kuf woergl
Datum der Erfassung 2019-11-29
Datum der letzten Bearbeitung 2020-01-07
letzter Bearbeiter kuf woergl

Standort

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