Meilensteine Wörgl - Jüdische Diaspora

Kulturhistorische Natur- und Steindenkmäler

Gemeinde: Wörgl

Zeitkategorie: --

Chronik:

Unter „Jüdischer Diaspora“ (griech. „diaspora“ = „Zerstreuung“) versteht man alle jüdischen Gemeinden außerhalb Palästinas. Als Ursache für die Entstehung der Diaspora werden politische oder wirtschaftliche Aspekte angeführt. Die Verschleppung von Teilen der jüdischen Bevölkerung in ein anderes Gebiet nach der Eroberung von Siedlungen in Palästina gilt als Hauptgrund dafür, dass solche Siedlungen entstehen. Außerdem werden politische Flucht oder Auswanderung aufgrund von wirtschaftlichen Engpässen (wie Hungersnot) als Gründe genannt. Zu den wirtschaftlich bedingten Ursachen für die Entstehung der Diaspora zählen aber nicht nur Not- oder Zwangsituationen, sondern auch das (halb)freiwillige Verlassen des Landes, um beispielsweise Handel zu treiben.

Bekannt sind vor allem jüdische Gemeinden in Babylonien, die in Folge der Eroberung Judas durch den babylonischen König Nebukadnezar im Jahr 587/86 v. Chr. entstanden. Ein anderes Zentrum von Diaspora-Juden war Ägypten, wo in hellenistischer Zeit die hebräischen Schriften des Alten Testaments ins Griechische übersetzt wurden. Bedeutende Zentren jüdischer Gemeinden waren ferner die Kyrenaika (Teil des heutigen Libyen), Nordafrika, Zypern, Syrien, Kleinasien mit den vorgelagerten Inseln Chios oder Samos und schließlich Griechenland und Rom.

In den Jahren 132-135 fand ein großer jüdischer Aufstand statt, der gegen die Herrschaft der Römer gerichtet war. – Der Anlass dafür war nach der Überlieferung von Cassius Dio der Plan Kaisers Hadrian (117-135), die Stadt neu zu gründen und einen Tempel für den römischen Gott Iuppiter Capitolinus am Ort des zerstörten Jahwe-Tempels zu errichten. Als Anführer des Widerstands überliefern die Quellen einen Mann namens Bar Kosiba; in der christlichen und rabbinischen Literatur ist er als Bar Kochba, „Sternensohn“, bzw. Bar Koziba, „Lügensohn“, bekannt – diese Namensformen beziehen sich auf die Messias-Erwartungen bzw. die Enttäuschung nach dem erfolglosen Ende der Empörung.

Den Aufstand konnten die Römer unter großer Anstrengung und hohen Verlusten nach fast vier Jahren niederschlagen. Die Auswirkungen waren tiefgreifend. Zum einen flüchteten Juden in die Diaspora-Siedlungen, wobei vor allem die babylonische Diaspora einen starken Zustrom zu verzeichnen hatte, zum anderen wurde Jerusalem als geistig-religiöses Zentrum des Judentums den Gläubigen als Begegnungsort entzogen. Der Tempelberg wurde geschliffen und Jerusalem unter dem Namen „Aelia Capitolina“ als römische Kolonie neu gegründet. In der neuen Stadt siedelten nun vor allem römische Bürger; Juden soll das Betreten der Stadt unter Androhung der Todesstrafe verboten gewesen sein. Es scheint, dass es seit dem späten 2. / frühen 3. Jahrhunderts wieder eine kleine jüdische Gemeinde in Jerusalem gab.

Beschreibung:

Granitstein

Details

Gemeindename Wörgl
Gemeindekennzahl 70531
Ortsübliche Bezeichnung Meilensteine Wörgl - Jüdische Diaspora
Objektkategorie 1200 ( Kulturhistorische Natur- und Steindenkmäler | | )

Katastralgemeinde
Flurstücks- bzw. Grundstücksnummer
Ortschafts- bzw. Ortsteil
Straße und Hausnummer bzw. Flurname Bahnhofsstraße
Längengrad
Breitengrad

Tirol: denkmalgeschützt --

Höhe (m) 0.4
gemessen od. geschätzt gemessen
Breite (m) 0.6
gemessen od. geschätzt gemessen
Tiefe (m)
gemessen od. geschätzt --

Zustandsklassifizierung --
Falls sanierungsbedürftig od. ruinös:
empfohlene Maßnahmen

Beschreibung des Objekts (Deutung, Material und Technik) Granitstein
Bei besonderen Objekten: Beschreibung von Details

Zeitkategorie --
Ursprungsdaten, Chronik: (Zeit und Ursache der Errichtung bzw. Überlieferung, Namen der Urheber, Künstler bzw. Handwerker, Sanierungen) Unter „Jüdischer Diaspora“ (griech. „diaspora“ = „Zerstreuung“) versteht man alle jüdischen Gemeinden außerhalb Palästinas. Als Ursache für die Entstehung der Diaspora werden politische oder wirtschaftliche Aspekte angeführt. Die Verschleppung von Teilen der jüdischen Bevölkerung in ein anderes Gebiet nach der Eroberung von Siedlungen in Palästina gilt als Hauptgrund dafür, dass solche Siedlungen entstehen. Außerdem werden politische Flucht oder Auswanderung aufgrund von wirtschaftlichen Engpässen (wie Hungersnot) als Gründe genannt. Zu den wirtschaftlich bedingten Ursachen für die Entstehung der Diaspora zählen aber nicht nur Not- oder Zwangsituationen, sondern auch das (halb)freiwillige Verlassen des Landes, um beispielsweise Handel zu treiben.

Bekannt sind vor allem jüdische Gemeinden in Babylonien, die in Folge der Eroberung Judas durch den babylonischen König Nebukadnezar im Jahr 587/86 v. Chr. entstanden. Ein anderes Zentrum von Diaspora-Juden war Ägypten, wo in hellenistischer Zeit die hebräischen Schriften des Alten Testaments ins Griechische übersetzt wurden. Bedeutende Zentren jüdischer Gemeinden waren ferner die Kyrenaika (Teil des heutigen Libyen), Nordafrika, Zypern, Syrien, Kleinasien mit den vorgelagerten Inseln Chios oder Samos und schließlich Griechenland und Rom.

In den Jahren 132-135 fand ein großer jüdischer Aufstand statt, der gegen die Herrschaft der Römer gerichtet war. – Der Anlass dafür war nach der Überlieferung von Cassius Dio der Plan Kaisers Hadrian (117-135), die Stadt neu zu gründen und einen Tempel für den römischen Gott Iuppiter Capitolinus am Ort des zerstörten Jahwe-Tempels zu errichten. Als Anführer des Widerstands überliefern die Quellen einen Mann namens Bar Kosiba; in der christlichen und rabbinischen Literatur ist er als Bar Kochba, „Sternensohn“, bzw. Bar Koziba, „Lügensohn“, bekannt – diese Namensformen beziehen sich auf die Messias-Erwartungen bzw. die Enttäuschung nach dem erfolglosen Ende der Empörung.

Den Aufstand konnten die Römer unter großer Anstrengung und hohen Verlusten nach fast vier Jahren niederschlagen. Die Auswirkungen waren tiefgreifend. Zum einen flüchteten Juden in die Diaspora-Siedlungen, wobei vor allem die babylonische Diaspora einen starken Zustrom zu verzeichnen hatte, zum anderen wurde Jerusalem als geistig-religiöses Zentrum des Judentums den Gläubigen als Begegnungsort entzogen. Der Tempelberg wurde geschliffen und Jerusalem unter dem Namen „Aelia Capitolina“ als römische Kolonie neu gegründet. In der neuen Stadt siedelten nun vor allem römische Bürger; Juden soll das Betreten der Stadt unter Androhung der Todesstrafe verboten gewesen sein. Es scheint, dass es seit dem späten 2. / frühen 3. Jahrhunderts wieder eine kleine jüdische Gemeinde in Jerusalem gab.
Chronik - allfällige Ergänzungen: (z.B. Sagen, Legenden, Überlieferungen ausführlicher)


Informationsquellen, Literatur und weitere Quellen K. Belke, s.v. Jerusalem, II. Lage und Geschichte, B. Nachexilische Zeit, in: Der Neue Pauly, Bd. 5, München – Stuttgart 1998, Sp. 907ff. hier 908.

K. Br., s.v. Bar Kochba, in: Der Neue Pauly, Bd. 2, Stuttgart – Weimar 1997, Sp. 438f.

Beate Ego, s.v. Diaspora, in: Der Neue Pauly, Bd. 3, Stuttgart – Weimar 1997, Sp. 526.

Johannes Hahn, Kaiser Julian und ein dritter Tempel? Idee, Wirklichkeit und Wirkung eines gescheiterten Projekts, in: ders. (Hg.), Zerstörungen des Jerusalemer Tempels. Geschehen – Wahrnehmung – Bewältigung, Wissenschaftliche Untersuchungen zum Neuen Testament, Bd. 147, Mohr Siebeck, Tübingen 2002, S. 237-260, hier 237-240.

kuf woergl
Datum der Erfassung 2019-11-29
Datum der letzten Bearbeitung 2020-01-07
letzter Bearbeiter kuf woergl

Standort

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