Meilensteine Wörgl - Beginn des Balkankonflikts

Kulturhistorische Natur- und Steindenkmäler

Gemeinde: Wörgl

Zeitkategorie: --

Chronik:

„Wenn es außen- und sicherheitspolitisch betrachtet einen genuin europäischen Verantwortungsraum gibt, so ist dies nicht Afghanistan, der Irak, Ost-Timor oder Haiti, sondern der „Balkan“, dessen Befriedung eine Zukunftsaufgabe der nächsten Generationen Europas ist und auf noch nicht absehbare Zeit bleiben wird. [...] Umso mehr lohnt es, sich eingehender mit der Befriedungs-, Stabilisierungs- und Rekonstruktionsarbeit für den südosteuropäischen Raum zu befassen, droht doch dieses Thema gänzlich in den Schatten der Folgen des etwas überschätzten ‚11. September‛ und des anhaltenden Irakkonflikts zu geraten und somit allzu rasch der Vergessenheit unserer schnelllebigen Zeit anheim zu fallen.“ (Gehler, 262)

Die Idee eines Jugoslawiens als Zusammenschluss aller südslawischen Völker wurzelte im 19. Jahrhundert. Zum ersten Mal realisiert wurde sie nach dem Ende des Ersten Weltkriegs, als am 1. Dezember 1918 das „Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen“ begann. Die Serben dominierten; eine Welle an Gewalt und Gegengewalt entfachte, die bis zum Einmarsch der „Achsenmächte“ (Mussolini und Hitler) 1941 andauerte. Das Land kapitulierte schnell. 1943 schuf der Partisanenführer Tito den erzwungenen Einheitsstaat erneut.

Mit Slobodan Milošević begannen sogenannte „ethnische Säuberungen“, die gegen „Nicht-Serben“ gerichtet waren. Als die Teilrepubliken Slowenien und Kroatien 1991 ihre Selbstständigkeit erklärten, eskalierte der Konflikt militärisch. Der Balkankrieg begann. „Mitten in Europa gehörten Völkermord, Internierungslager, Massenvergewaltigungen und Empfängniserzwingung zur Tagesordnung. Und: Es wurde wieder möglich, Krieg als Mittel der Politik einzusetzen und mit Gewalt Territorien zu verändern und Grenzen zu verschieben.“ (Gehler, 248)

Der Höhepunkt der Grausamkeiten wurde am 11. Juli 1995 erreicht, als serbische Einheiten in Srebrenica, einem Tal im Nordosten Bosniens, mehr als 7.000 Muslime exekutierten, nachdem sie sie von ihren Frauen und Kindern getrennt hatten. Es war das schlimmste Kriegsverbrechen seit 1945 – die Staatengemeinschaft blieb untätig: Rund 400 anwesende UN-Soldaten griffen nicht ein, die Weltorganisation stellte nicht wie 1993 versprochen eine Schutzzone für die bedrängten Muslime und die Europäischen Gemeinschaften sahen ohnmächtig zu. Erst später zeigten umfassende Untersuchungsberichte des Nationalen Instituts für Kriegsdokumentation in Den Haag die Fehleinschätzungen, die Arroganz und letztlich das Scheitern der niederländischen UNO-Truppe auf und führten 2002 zum Rücktritt der Regierung Wim Kok. „Srebrenica wurde nicht nur zu einem innenpolitischen Skandal in den Niederlanden, sondern zu einem Symbol und Trauma europäischer Sprachlosigkeit und Untätigkeit.“ (Gehler, 248)

1998/99 kam es zu einer neuen Welle der Gewalt im Zuge der Kosovokrise mit dem NATO-Luftkrieg gegen Jugoslawien (1999). Dies war wohl der Höhepunkt der ambivalenten sicherheitspolitischen Entwicklung in Europa. Der NATO-Angriffskrieg war ohne UNO-Mandat durchgeführt worden; während die USA bombardierten, übernahmen die Europäer den Wiederaufbau der zerstörten Gebiete.

Beschreibung:

Granitstein

Details

Gemeindename Wörgl
Gemeindekennzahl 70531
Ortsübliche Bezeichnung Meilensteine Wörgl - Beginn des Balkankonflikts
Objektkategorie 1200 ( Kulturhistorische Natur- und Steindenkmäler | | )

Katastralgemeinde
Flurstücks- bzw. Grundstücksnummer
Ortschafts- bzw. Ortsteil
Straße und Hausnummer bzw. Flurname Bahnhofsstraße
Längengrad
Breitengrad

Tirol: denkmalgeschützt --

Höhe (m) 0.4
gemessen od. geschätzt gemessen
Breite (m) 0.6
gemessen od. geschätzt gemessen
Tiefe (m)
gemessen od. geschätzt --

Zustandsklassifizierung --
Falls sanierungsbedürftig od. ruinös:
empfohlene Maßnahmen

Beschreibung des Objekts (Deutung, Material und Technik) Granitstein
Bei besonderen Objekten: Beschreibung von Details

Zeitkategorie --
Ursprungsdaten, Chronik: (Zeit und Ursache der Errichtung bzw. Überlieferung, Namen der Urheber, Künstler bzw. Handwerker, Sanierungen) „Wenn es außen- und sicherheitspolitisch betrachtet einen genuin europäischen Verantwortungsraum gibt, so ist dies nicht Afghanistan, der Irak, Ost-Timor oder Haiti, sondern der „Balkan“, dessen Befriedung eine Zukunftsaufgabe der nächsten Generationen Europas ist und auf noch nicht absehbare Zeit bleiben wird. [...] Umso mehr lohnt es, sich eingehender mit der Befriedungs-, Stabilisierungs- und Rekonstruktionsarbeit für den südosteuropäischen Raum zu befassen, droht doch dieses Thema gänzlich in den Schatten der Folgen des etwas überschätzten ‚11. September‛ und des anhaltenden Irakkonflikts zu geraten und somit allzu rasch der Vergessenheit unserer schnelllebigen Zeit anheim zu fallen.“ (Gehler, 262)

Die Idee eines Jugoslawiens als Zusammenschluss aller südslawischen Völker wurzelte im 19. Jahrhundert. Zum ersten Mal realisiert wurde sie nach dem Ende des Ersten Weltkriegs, als am 1. Dezember 1918 das „Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen“ begann. Die Serben dominierten; eine Welle an Gewalt und Gegengewalt entfachte, die bis zum Einmarsch der „Achsenmächte“ (Mussolini und Hitler) 1941 andauerte. Das Land kapitulierte schnell. 1943 schuf der Partisanenführer Tito den erzwungenen Einheitsstaat erneut.

Mit Slobodan Milošević begannen sogenannte „ethnische Säuberungen“, die gegen „Nicht-Serben“ gerichtet waren. Als die Teilrepubliken Slowenien und Kroatien 1991 ihre Selbstständigkeit erklärten, eskalierte der Konflikt militärisch. Der Balkankrieg begann. „Mitten in Europa gehörten Völkermord, Internierungslager, Massenvergewaltigungen und Empfängniserzwingung zur Tagesordnung. Und: Es wurde wieder möglich, Krieg als Mittel der Politik einzusetzen und mit Gewalt Territorien zu verändern und Grenzen zu verschieben.“ (Gehler, 248)

Der Höhepunkt der Grausamkeiten wurde am 11. Juli 1995 erreicht, als serbische Einheiten in Srebrenica, einem Tal im Nordosten Bosniens, mehr als 7.000 Muslime exekutierten, nachdem sie sie von ihren Frauen und Kindern getrennt hatten. Es war das schlimmste Kriegsverbrechen seit 1945 – die Staatengemeinschaft blieb untätig: Rund 400 anwesende UN-Soldaten griffen nicht ein, die Weltorganisation stellte nicht wie 1993 versprochen eine Schutzzone für die bedrängten Muslime und die Europäischen Gemeinschaften sahen ohnmächtig zu. Erst später zeigten umfassende Untersuchungsberichte des Nationalen Instituts für Kriegsdokumentation in Den Haag die Fehleinschätzungen, die Arroganz und letztlich das Scheitern der niederländischen UNO-Truppe auf und führten 2002 zum Rücktritt der Regierung Wim Kok. „Srebrenica wurde nicht nur zu einem innenpolitischen Skandal in den Niederlanden, sondern zu einem Symbol und Trauma europäischer Sprachlosigkeit und Untätigkeit.“ (Gehler, 248)

1998/99 kam es zu einer neuen Welle der Gewalt im Zuge der Kosovokrise mit dem NATO-Luftkrieg gegen Jugoslawien (1999). Dies war wohl der Höhepunkt der ambivalenten sicherheitspolitischen Entwicklung in Europa. Der NATO-Angriffskrieg war ohne UNO-Mandat durchgeführt worden; während die USA bombardierten, übernahmen die Europäer den Wiederaufbau der zerstörten Gebiete.
Chronik - allfällige Ergänzungen: (z.B. Sagen, Legenden, Überlieferungen ausführlicher)

Beginn des Balkankonflikts

Informationsquellen, Literatur und weitere Quellen Michael Gehler, Europa. Ideen, Institutionen, Vereinigung, München 2005, S. 247-249; 262-266.

kuf woergl
Datum der Erfassung 2019-11-30
Datum der letzten Bearbeitung 2020-01-07
letzter Bearbeiter kuf woergl

Standort

Kommentare

Sie müssen sich einloggen, um selbst Kommentare abgeben zu können!

Erfassung nicht geprüft