Meilensteine Wörgl - Neue Kirche im gotischen Stil in Wörgl
Gemeinde: Wörgl
Zeitkategorie: --
Chronik:
„Item dem Herrn Weihbischof von Chiemsee wurden für die Weihe zehn rheinische Gulden gegeben, vier Gulden ist man dem Bischof noch schuldig geblieben.“ – Diese Aufzeichnung ist eine von vielen, die zeigen, dass sich die Wörgler Gemeinde den neuen Kirchenbau incl. seiner Weihe viel Geld kosten ließ. Die Kirchengemeinde verfügte über Geld und Besitz, die sie durch Stiftungen und das Ablasswesen im späten Mittelalter erhalten hatte. Auskunft über Stiftungen durch Spender/innen gibt für die Zeit des 15. Jahrhunderts das Pfarrhaus Wörgl.
Ins Jahr 1479 wird der Neubau der Kirche datiert. Mit Errichtung der Kirche war nicht eine Handwerkergruppe aus dem Tiroler Unterland beauftragt, sondern der bayerische Meister Hans Maurer von Nußdorf. Die Bauform orientiert sich an einem Typus, der in Bayern beheimatet und auch in Tirol anzutreffen ist (z.B. bei der Wallfahrtskirche St. Leonhard bei Kundl oder bei der Spitalskirche in Rattenberg). Der Turm befindet sich demnach in der Südwestecke der Hauptfassade der Kirche; dort blieb er auch beim Bau der barocken Kirche (geweiht 1748) bis zum Brand im Jahr 1836. Die rekonstruierte Bauform (des 15. Jahrhunderts) mit dieser Stellung des Turms im Grundriss belegen einerseits die archäologischen Untersuchungen aus dem Jahr 1961, andererseits auch mehrere alte Ansichten der Kirche.
Für die Errichtung der Mauern wurden Steine aus der Umgebung verwendet, für die Gewölbeflächen Ziegel aus Hopfgarten und für die Architekturteile zum Teil der in der Umgebung vorkommende rote „Buntsandstein“, zum Teil auch „Schaftenauer Tuffstein“. Beim Bau der barocken Kirche im 18. Jahrhundert wurden Steine des gotischen Baus wieder verwendet und sind so bis ins 20. Jahrhundert erhalten geblieben, als sie bei Umgestaltungen der Kirche entdeckt wurden. Beim Ausbrechen der Nischen für die Beichtstühle konnten profilierte Werksteine aus rotem Buntsandstein geborgen werden. Einer dieser Steine befindet sich in dem später vor dem Pfarrhof errichteten Wasserbecken und ist dort zu sehen. Teile der gotischen Gewölberippen wurden 1986 beim Abschlagen des Fassadenputzes am Langhaus entdeckt, wo sie als Füllmaterial des barocken Baus dienten. Die Rippen sind importiert und im Gussverfahren hergestellt.
Zu dem gotischen Bau gehörte noch das Sakramentshäuschen, in dem das Allerheiligste aufbewahrt wurde. (Erst in der Zeit nach dem Konzil von Trient wurde es im Tabernakel mitten im Hochaltar verwahrt.) Dieses errichtete der Meister Wolfgang Wieser von Wasserburg.
Für den gotischen Bau der Kirche wurden von einem nicht näher bekannten „Maler von Kufstein“ vier Altäre geschaffen. Erhalten geblieben ist aber „nur“ eine spätgotische Madonna mit Kind, die um 1500/10 datiert wird. Sie stellt heute den künstlerisch wertvollsten Besitz der Kirche dar.
Beschreibung:
Granitstein
Details
Gemeindename | Wörgl |
Gemeindekennzahl | 70531 |
Ortsübliche Bezeichnung | Meilensteine Wörgl - Neue Kirche im gotischen Stil in Wörgl |
Objektkategorie | 1200 ( Kulturhistorische Natur- und Steindenkmäler | | ) |
Katastralgemeinde | |
Flurstücks- bzw. Grundstücksnummer | |
Ortschafts- bzw. Ortsteil | |
Straße und Hausnummer bzw. Flurname | Bahnhofsstraße |
Längengrad | |
Breitengrad |
Tirol: denkmalgeschützt | -- |
Höhe (m) | 0.4 |
gemessen od. geschätzt | gemessen |
Breite (m) | 0.6 |
gemessen od. geschätzt | gemessen |
Tiefe (m) | |
gemessen od. geschätzt | -- |
Zustandsklassifizierung | -- |
Falls sanierungsbedürftig od. ruinös: empfohlene Maßnahmen |
Beschreibung des Objekts (Deutung, Material und Technik) | Granitstein |
Bei besonderen Objekten: Beschreibung von Details |
Zeitkategorie | -- |
Ursprungsdaten, Chronik: (Zeit und Ursache der Errichtung bzw. Überlieferung, Namen der Urheber, Künstler bzw. Handwerker, Sanierungen) | „Item dem Herrn Weihbischof von Chiemsee wurden für die Weihe zehn rheinische Gulden gegeben, vier Gulden ist man dem Bischof noch schuldig geblieben.“ – Diese Aufzeichnung ist eine von vielen, die zeigen, dass sich die Wörgler Gemeinde den neuen Kirchenbau incl. seiner Weihe viel Geld kosten ließ. Die Kirchengemeinde verfügte über Geld und Besitz, die sie durch Stiftungen und das Ablasswesen im späten Mittelalter erhalten hatte. Auskunft über Stiftungen durch Spender/innen gibt für die Zeit des 15. Jahrhunderts das Pfarrhaus Wörgl. Ins Jahr 1479 wird der Neubau der Kirche datiert. Mit Errichtung der Kirche war nicht eine Handwerkergruppe aus dem Tiroler Unterland beauftragt, sondern der bayerische Meister Hans Maurer von Nußdorf. Die Bauform orientiert sich an einem Typus, der in Bayern beheimatet und auch in Tirol anzutreffen ist (z.B. bei der Wallfahrtskirche St. Leonhard bei Kundl oder bei der Spitalskirche in Rattenberg). Der Turm befindet sich demnach in der Südwestecke der Hauptfassade der Kirche; dort blieb er auch beim Bau der barocken Kirche (geweiht 1748) bis zum Brand im Jahr 1836. Die rekonstruierte Bauform (des 15. Jahrhunderts) mit dieser Stellung des Turms im Grundriss belegen einerseits die archäologischen Untersuchungen aus dem Jahr 1961, andererseits auch mehrere alte Ansichten der Kirche. Für die Errichtung der Mauern wurden Steine aus der Umgebung verwendet, für die Gewölbeflächen Ziegel aus Hopfgarten und für die Architekturteile zum Teil der in der Umgebung vorkommende rote „Buntsandstein“, zum Teil auch „Schaftenauer Tuffstein“. Beim Bau der barocken Kirche im 18. Jahrhundert wurden Steine des gotischen Baus wieder verwendet und sind so bis ins 20. Jahrhundert erhalten geblieben, als sie bei Umgestaltungen der Kirche entdeckt wurden. Beim Ausbrechen der Nischen für die Beichtstühle konnten profilierte Werksteine aus rotem Buntsandstein geborgen werden. Einer dieser Steine befindet sich in dem später vor dem Pfarrhof errichteten Wasserbecken und ist dort zu sehen. Teile der gotischen Gewölberippen wurden 1986 beim Abschlagen des Fassadenputzes am Langhaus entdeckt, wo sie als Füllmaterial des barocken Baus dienten. Die Rippen sind importiert und im Gussverfahren hergestellt. Zu dem gotischen Bau gehörte noch das Sakramentshäuschen, in dem das Allerheiligste aufbewahrt wurde. (Erst in der Zeit nach dem Konzil von Trient wurde es im Tabernakel mitten im Hochaltar verwahrt.) Dieses errichtete der Meister Wolfgang Wieser von Wasserburg. Für den gotischen Bau der Kirche wurden von einem nicht näher bekannten „Maler von Kufstein“ vier Altäre geschaffen. Erhalten geblieben ist aber „nur“ eine spätgotische Madonna mit Kind, die um 1500/10 datiert wird. Sie stellt heute den künstlerisch wertvollsten Besitz der Kirche dar. |
Chronik - allfällige Ergänzungen: (z.B. Sagen, Legenden, Überlieferungen ausführlicher) |
Informationsquellen, Literatur und weitere Quellen | Franz Calliari, Geschichte der Kirchengemeinde Wörgl, in: Josef Zangerl (Hg.), Wörgl. Ein Heimatbuch, Eigenverlag, Wörgl 1998, S. 160f. Hans Platzer, Geschichte der Kirchengemeinde Wörgl, in: Josef Zangerl (Hg.), Wörgl. Ein Heimatbuch, Eigenverlag, Wörgl 1998, S. 175-196, hier insbes. 176. 182-184. |
Datum der Erfassung | 2019-11-30 |
Datum der letzten Bearbeitung | 2020-01-07 |
letzter Bearbeiter | kuf woergl |