Meilensteine Wörgl - Tod des letzten Grafen von Görz
Gemeinde: Wörgl
Zeitkategorie: --
Chronik:
Am 12. April 1500 stirbt mit Leonhard der letzte Graf von Görz.
Mit ihm geht eine Ära in den Alpenländern zu Ende; das Haus der Görzer stirbt aus und die Territorien fallen großteils an den späteren Kaiser
Maximilian I.; heute verteilt sich das alte Görzer Gebiet auf drei Staaten:
Italien (Friaul; Südtirol), Österreich (Tirol, Kärnten) und Slowenien.
Dass es so kam, war Ergebnis eines langen Kalkülspiels: Seit mehr als hundert Jahren waren die Görzer immer wieder vom Aussterben bedroht; Leonhards Vater hatte als 70jähriger die rund 50 Jahre jüngere Ungarin Katharina von Gara geheiratet, die noch drei Söhne gebar und damit das Schicksal des Hauses gewissermaßen „herumriss“. Die turbulente Ehe ist in die Geschichte eingegangen, da die selbstbewusste Ungarin ihren Gatten mehrmals gefangen nahm und schließlich zum Abdanken zwang. Enea Silvio Piccolomini hat Heinrich IV. und Katharina von Gara als das „Ungleiche Paar“ bezeichnet, die schöne, temperamentvolle junge Gräfin und daneben der ungeschickte, „derbe“ alte Graf. Zu bedenken ist jedoch, dass Piccolomini eine Schmähschrift auf die Görzer verfasste, weil er sich im Dienste des Kaisers Friedrich III. befand, der zu dieser Zeit mit den Görzern in Streit stand. Der dunkle Stern über dem Haus Görz blieb jedoch auch in der jungen Generation beständig: Die beiden älteren Söhne, Johann und Ludwig waren jung verstorben, 1462 übernahm Leonhard als 18jähriger die Herrschaft. Lange zögerte er, bis er sich schließlich 1476 mit der Gonzaga Tochter Paula verlobte, die er nach zahlreichen Verzögerungen im November 1478 in Bozen heiratete. Sie brachte die bekannten Hochzeitstruhen mit, die noch heute in Millstatt und im Klagenfurter Dom ausgestellt sind. (Dem Paar war 2000 die Landesausstellung in Lienz gewidmet.) Aus der Ehe gingen – bis auf eine tot geborene Tochter – keine Kinder hervor. Paula starb Ende Oktober, Anfang November 1496.
Es war nicht zu erwarten, dass der alte Graf nochmals heiraten würde; das Görzer Gebiet, das nie zu einem einheitlichen Land geworden war, umfasste hochattraktive Bereiche im Herzen der Alpen, die für zwei mächtige Nachbarn von größtem Interesse waren: Für den Habsburger Maximilian I. – denn das Görzer Territorium unterbrach wie ein Block die habsburgischen Besitzungen in Tirol und die östlichen Gebiete; im Süden war es die Republik Venedig, der das Görzer Territorium ein Dorn im Auge war: seit gut 200 Jahren dehnten sich die Venezianer nach Norden aus, hatten das Gebiet Auqileias übernommen, dessen Vögte die Görzer ursprünglich waren (daher der Name „Görz“); sie strebten nach den oberitalienischen und am Karst gelegenen Gebieten der Görzer, da sie mit diesen ihr Territorium nach Norden und Osten hin beträchtlich erweitern wollten. Sowohl Maximilian als auch Venedig hatten ständige Späher vor Ort und bestachen die Görzer Räte, um als erste über den Tod des Grafen informiert zu werden. Das Rennen machte schließlich Maximilian, weil der Görzer Hauptmann Virgil vom Graben in letzter Minute von den Venezianern zu Maximilian gewechselt hatte und dieser somit die erste verlässliche Todesmeldung erhielt.
Das Görzer Gebiet steht für die alte, mittelalterliche, zersplitterte Herrschaftssituation in den Alpenländern; typisch ist seine multikulturelle Zusammensetzung: es umfasst deutsche, italienische und slowenische Sprachgruppen.
Heute liegen die ehemaligen Gebiete verstreut auf drei Staaten – Österreich, Italien und Slowenien. Die Görzer waren zutiefst verbunden mit den alten Adelsgeschlechtern im Alpenbogen, so mit den Tirolern, mit denen sie sich durch Heirat verbanden und es war eine Görzerin, die die Stammmutter aller Habsburger war (Elisabeth von Görz).
Geblieben ist die markante Grenze, die nach wie vor die Mühlbacher Klause am Eingang in das Südtiroler Pustertal markiert; es war das westliche Tor zum alten Görzer Gebiet.
Beschreibung:
Granitstein
Details
Gemeindename | Wörgl |
Gemeindekennzahl | 70531 |
Ortsübliche Bezeichnung | Meilensteine Wörgl - Tod des letzten Grafen von Görz |
Objektkategorie | 1200 ( Kulturhistorische Natur- und Steindenkmäler | | ) |
Katastralgemeinde | |
Flurstücks- bzw. Grundstücksnummer | |
Ortschafts- bzw. Ortsteil | |
Straße und Hausnummer bzw. Flurname | Bahnhofsstraße |
Längengrad | |
Breitengrad |
Tirol: denkmalgeschützt | -- |
Höhe (m) | 0.4 |
gemessen od. geschätzt | gemessen |
Breite (m) | 0.6 |
gemessen od. geschätzt | gemessen |
Tiefe (m) | |
gemessen od. geschätzt | -- |
Zustandsklassifizierung | -- |
Falls sanierungsbedürftig od. ruinös: empfohlene Maßnahmen |
Beschreibung des Objekts (Deutung, Material und Technik) | Granitstein |
Bei besonderen Objekten: Beschreibung von Details |
Zeitkategorie | -- |
Ursprungsdaten, Chronik: (Zeit und Ursache der Errichtung bzw. Überlieferung, Namen der Urheber, Künstler bzw. Handwerker, Sanierungen) | Am 12. April 1500 stirbt mit Leonhard der letzte Graf von Görz. Mit ihm geht eine Ära in den Alpenländern zu Ende; das Haus der Görzer stirbt aus und die Territorien fallen großteils an den späteren Kaiser Maximilian I.; heute verteilt sich das alte Görzer Gebiet auf drei Staaten: Italien (Friaul; Südtirol), Österreich (Tirol, Kärnten) und Slowenien. Dass es so kam, war Ergebnis eines langen Kalkülspiels: Seit mehr als hundert Jahren waren die Görzer immer wieder vom Aussterben bedroht; Leonhards Vater hatte als 70jähriger die rund 50 Jahre jüngere Ungarin Katharina von Gara geheiratet, die noch drei Söhne gebar und damit das Schicksal des Hauses gewissermaßen „herumriss“. Die turbulente Ehe ist in die Geschichte eingegangen, da die selbstbewusste Ungarin ihren Gatten mehrmals gefangen nahm und schließlich zum Abdanken zwang. Enea Silvio Piccolomini hat Heinrich IV. und Katharina von Gara als das „Ungleiche Paar“ bezeichnet, die schöne, temperamentvolle junge Gräfin und daneben der ungeschickte, „derbe“ alte Graf. Zu bedenken ist jedoch, dass Piccolomini eine Schmähschrift auf die Görzer verfasste, weil er sich im Dienste des Kaisers Friedrich III. befand, der zu dieser Zeit mit den Görzern in Streit stand. Der dunkle Stern über dem Haus Görz blieb jedoch auch in der jungen Generation beständig: Die beiden älteren Söhne, Johann und Ludwig waren jung verstorben, 1462 übernahm Leonhard als 18jähriger die Herrschaft. Lange zögerte er, bis er sich schließlich 1476 mit der Gonzaga Tochter Paula verlobte, die er nach zahlreichen Verzögerungen im November 1478 in Bozen heiratete. Sie brachte die bekannten Hochzeitstruhen mit, die noch heute in Millstatt und im Klagenfurter Dom ausgestellt sind. (Dem Paar war 2000 die Landesausstellung in Lienz gewidmet.) Aus der Ehe gingen – bis auf eine tot geborene Tochter – keine Kinder hervor. Paula starb Ende Oktober, Anfang November 1496. Es war nicht zu erwarten, dass der alte Graf nochmals heiraten würde; das Görzer Gebiet, das nie zu einem einheitlichen Land geworden war, umfasste hochattraktive Bereiche im Herzen der Alpen, die für zwei mächtige Nachbarn von größtem Interesse waren: Für den Habsburger Maximilian I. – denn das Görzer Territorium unterbrach wie ein Block die habsburgischen Besitzungen in Tirol und die östlichen Gebiete; im Süden war es die Republik Venedig, der das Görzer Territorium ein Dorn im Auge war: seit gut 200 Jahren dehnten sich die Venezianer nach Norden aus, hatten das Gebiet Auqileias übernommen, dessen Vögte die Görzer ursprünglich waren (daher der Name „Görz“); sie strebten nach den oberitalienischen und am Karst gelegenen Gebieten der Görzer, da sie mit diesen ihr Territorium nach Norden und Osten hin beträchtlich erweitern wollten. Sowohl Maximilian als auch Venedig hatten ständige Späher vor Ort und bestachen die Görzer Räte, um als erste über den Tod des Grafen informiert zu werden. Das Rennen machte schließlich Maximilian, weil der Görzer Hauptmann Virgil vom Graben in letzter Minute von den Venezianern zu Maximilian gewechselt hatte und dieser somit die erste verlässliche Todesmeldung erhielt. Das Görzer Gebiet steht für die alte, mittelalterliche, zersplitterte Herrschaftssituation in den Alpenländern; typisch ist seine multikulturelle Zusammensetzung: es umfasst deutsche, italienische und slowenische Sprachgruppen. Heute liegen die ehemaligen Gebiete verstreut auf drei Staaten – Österreich, Italien und Slowenien. Die Görzer waren zutiefst verbunden mit den alten Adelsgeschlechtern im Alpenbogen, so mit den Tirolern, mit denen sie sich durch Heirat verbanden und es war eine Görzerin, die die Stammmutter aller Habsburger war (Elisabeth von Görz). Geblieben ist die markante Grenze, die nach wie vor die Mühlbacher Klause am Eingang in das Südtiroler Pustertal markiert; es war das westliche Tor zum alten Görzer Gebiet. |
Chronik - allfällige Ergänzungen: (z.B. Sagen, Legenden, Überlieferungen ausführlicher) |
Informationsquellen, Literatur und weitere Quellen | Christina Antenhofer, Briefe zwischen Süd und Nord. Das Korrespondenznetz um Paula de Gonzaga und Leonhard von Görz (1473-1500), Diss. Phil. Univ. Innsbruck 2004. CIRCA 1500. Landesausstellung 2000 Mostra storica. Leonhard und Paula. Ein ungleiches Paar. De ludo globi. Vom Spiel der Welt. An der Grenze des Reiches, Katalog zur Tiroler Landesausstellung 2000, Mailand – Innsbruck 2000. Hermann Wiesflecker., Die Grafschaft Görz und die Herrschaft Lienz, ihre Entwicklung und ihr Erbfall an Österreich (1500), in: Veröffentlichungen des Tiroler Landesmuseums Ferdinandeum (78) 1998, S. 131 - 149. |
Datum der Erfassung | 2019-11-30 |
Datum der letzten Bearbeitung | 2020-01-27 |
letzter Bearbeiter | kuf woergl |