Meilensteine Wörgl - Straßburger Eide

Kulturhistorische Natur- und Steindenkmäler

Gemeinde: Wörgl

Zeitkategorie: --

Chronik:

Die sogenannten Straßburger Eide gehören mit zu den bemerkenswertesten Sprachdenkmälern des Mittelalters und sind zugleich ein beeindruckendes Zeugnis für „politische Kommunikation“ in Verbindung mit der Wahl der Sprache.

Die Eide finden sich im – lateinisch verfassten – Buch III, 5 der „Historiarum libri quattuor“ (vier Bücher der Geschichten) des fränkischen Geschichtsschreibers Nithard, eines Enkels Karls des Großen.

Er schildert darin die Ereignisse des Jahres 842:Nach dem Tod Kaiser Ludwigs des Frommen (840) war das Reich zwischen den drei Brüdern Lothar, Ludwig dem Deutschen und Karl dem Kahlen aufgeteilt worden. Der älteste Bruder Lothar gab sich mit dem ihm zugeschriebenen Teil nicht zufrieden, sondern beanspruchte die Oberhoheit über das ganze Reich. Der ostfränkische König Ludwig der Deutsche und der westfränkische König Karl der Kahle verbündeten sich gegen ihren Bruder und schworen einen Eid vor ihren Gefolgsleuten. Zunächst begannen die Herrscher mit lateinischen Ansprachen an ihre Heere, in denen sie das Vorgehen begründeten. Das Bemerkenswerte ist nun, dass die Könige um den Eid selber bei den Gefolgsleuten – die offensichtlich kein Latein mehr verstanden – besser zu verankern und stärker deren Vertrauen zu gewinnen, zur Bekräftigung die Eidformel in der Volkssprache sprachen – und zwar in der jeweiligen Volkssprache des anderen Heeres! Ludwig der Deutsche spricht in „romana lingua“ den ältesten Text, der in (alt)französischer Sprache überhaupt überliefert ist (er beginnt „Pro deo amur et pro christian poblo et nostro commun saluament“); Karl der Kahle spricht einen der ältesten überlieferten Texte der (althoch)deutschen Sprache, der „teudisca lingua“ („In godes minna ind in thes christanes folches ind unser bedhero gehaltnissi“). Nach den Herrschern schworen die Gefolgsleute und zwar diesmal in ihrer eigenen Sprache.

Die Texte sind auch deshalb so interessant, weil sie zeigen, wie schwer es dem Schreiber Nithard offensichtlich fiel, die immer nur mündlich gesprochene Volkssprache zu verschriftlichen – denn die Schriftsprache war bis weit ins Hohe Mittelalter hinein fast ausschließlich Latein. Damit zeigt sich das Spannungsverhältnis zwischen der Schriftsprache Latein (die offensichtlich von den „ungebildeten“ Menschen nicht mehr oder nur schlecht verstanden wurde) und den Volkssprachen, die man eben nur sprach.

Das Latein war in dieser Zeit bis auf spezielle Bereiche wie etwa die Kirche schon ganz aus dem Bereich der Mündlichkeit verschwunden: Es hatte sich zu den verschiedenen romanischen Sprachen weiterentwickelt.

Beschreibung:

Granitstein

Details

Gemeindename Wörgl
Gemeindekennzahl 70531
Ortsübliche Bezeichnung Meilensteine Wörgl - Straßburger Eide
Objektkategorie 1200 ( Kulturhistorische Natur- und Steindenkmäler | | )

Katastralgemeinde
Flurstücks- bzw. Grundstücksnummer
Ortschafts- bzw. Ortsteil
Straße und Hausnummer bzw. Flurname Bahnhofsstraße
Längengrad
Breitengrad

Tirol: denkmalgeschützt --

Höhe (m) 0.4
gemessen od. geschätzt gemessen
Breite (m) 0.6
gemessen od. geschätzt gemessen
Tiefe (m)
gemessen od. geschätzt --

Zustandsklassifizierung --
Falls sanierungsbedürftig od. ruinös:
empfohlene Maßnahmen

Beschreibung des Objekts (Deutung, Material und Technik) Granitstein
Bei besonderen Objekten: Beschreibung von Details

Zeitkategorie --
Ursprungsdaten, Chronik: (Zeit und Ursache der Errichtung bzw. Überlieferung, Namen der Urheber, Künstler bzw. Handwerker, Sanierungen) Die sogenannten Straßburger Eide gehören mit zu den bemerkenswertesten Sprachdenkmälern des Mittelalters und sind zugleich ein beeindruckendes Zeugnis für „politische Kommunikation“ in Verbindung mit der Wahl der Sprache.

Die Eide finden sich im – lateinisch verfassten – Buch III, 5 der „Historiarum libri quattuor“ (vier Bücher der Geschichten) des fränkischen Geschichtsschreibers Nithard, eines Enkels Karls des Großen.

Er schildert darin die Ereignisse des Jahres 842:Nach dem Tod Kaiser Ludwigs des Frommen (840) war das Reich zwischen den drei Brüdern Lothar, Ludwig dem Deutschen und Karl dem Kahlen aufgeteilt worden. Der älteste Bruder Lothar gab sich mit dem ihm zugeschriebenen Teil nicht zufrieden, sondern beanspruchte die Oberhoheit über das ganze Reich. Der ostfränkische König Ludwig der Deutsche und der westfränkische König Karl der Kahle verbündeten sich gegen ihren Bruder und schworen einen Eid vor ihren Gefolgsleuten. Zunächst begannen die Herrscher mit lateinischen Ansprachen an ihre Heere, in denen sie das Vorgehen begründeten. Das Bemerkenswerte ist nun, dass die Könige um den Eid selber bei den Gefolgsleuten – die offensichtlich kein Latein mehr verstanden – besser zu verankern und stärker deren Vertrauen zu gewinnen, zur Bekräftigung die Eidformel in der Volkssprache sprachen – und zwar in der jeweiligen Volkssprache des anderen Heeres! Ludwig der Deutsche spricht in „romana lingua“ den ältesten Text, der in (alt)französischer Sprache überhaupt überliefert ist (er beginnt „Pro deo amur et pro christian poblo et nostro commun saluament“); Karl der Kahle spricht einen der ältesten überlieferten Texte der (althoch)deutschen Sprache, der „teudisca lingua“ („In godes minna ind in thes christanes folches ind unser bedhero gehaltnissi“). Nach den Herrschern schworen die Gefolgsleute und zwar diesmal in ihrer eigenen Sprache.

Die Texte sind auch deshalb so interessant, weil sie zeigen, wie schwer es dem Schreiber Nithard offensichtlich fiel, die immer nur mündlich gesprochene Volkssprache zu verschriftlichen – denn die Schriftsprache war bis weit ins Hohe Mittelalter hinein fast ausschließlich Latein. Damit zeigt sich das Spannungsverhältnis zwischen der Schriftsprache Latein (die offensichtlich von den „ungebildeten“ Menschen nicht mehr oder nur schlecht verstanden wurde) und den Volkssprachen, die man eben nur sprach.

Das Latein war in dieser Zeit bis auf spezielle Bereiche wie etwa die Kirche schon ganz aus dem Bereich der Mündlichkeit verschwunden: Es hatte sich zu den verschiedenen romanischen Sprachen weiterentwickelt.
Chronik - allfällige Ergänzungen: (z.B. Sagen, Legenden, Überlieferungen ausführlicher)

Straßburger Eide

Informationsquellen, Literatur und weitere Quellen Stefan Sonderegger, Straßburger Eide, Lexikon des Mittelalters, Bd. 8, Stuttgart 2002, Sp. 219-220

kuf woergl
Datum der Erfassung 2019-11-30
Datum der letzten Bearbeitung 2020-01-08
letzter Bearbeiter kuf woergl

Standort

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