Pfeilerbildstock (bez.1630) - Riede Satzen
Gemeinde: Zellerndorf
Zeitkategorie: 17. Jahrhundert, 1. Hälfte
Chronik:
BRÜCKLER Th.: Reformation, Gegenreformation und Dreißigjähriger Krieg im Bereich des politischen Bezirkes Hollabrunn in: Bezemek/Rosner: Vergangenheit und Gegenwart - Der Bezirk Hollabrunn und seine Gemeinden - Hollabrunn 1993 S.129
Die ältesten datierten Flurdenkmale im Pulkautal stammen aus der Zeit um 1630. Der „Dreißigjährige Krieg“ (1618-48) machte in unserer Gegend gerade Pause, er wurde damals weit weg ausgefochten.
Die Bevölkerung von Zellerndorf und Retz in Erwartung eines allgemeinen Friedens Bildsäulen errichtet. Die ältesten „Marterln“ im Burgfrieden von ZELLERNDORF tragen die Jahreszahlen 1628 und 1630.
Die Hoffnung auf Frieden ging nicht in Erfüllung. Ab 1640 erlebte die Bevölkerung von Niederösterreich die fürchterlichsten Kriegsgräuel, die ihnen als „Schwedenzeit“ in Erinnerung blieb. Am 17. März 1645 ist General Lennart Torstenson in Österreich mit der Armee hereingezogen und zu ZELLERNDORF über Nacht gelegen. (Chronik von Schöngrabern in: „Schwedenzeit“ Bezirk Hollabrunn S.206)
Zum Hauptquartier für seine militärischen Aktionen nördlich der Donau bestimmte er Schrattenthal. Am 23. März 1645 ergab sich Retz und blieb bis Anfang Oktober unter schwedischer Besatzung. Pulkau wurde in Brand gesteckt und die Orte in der Umgebung wurden verwüstet.
1647 waren die Schweden zwar aus dem Lande vertrieben, aber nun hausten die kaiserlichen Truppen in der hiesigen Gegend ärger als früher die Feinde. ZELLERNDORF hatte in all den Jahren soviel Schaden erlitten, dass viele Einwohner abwanderten. Es war nur mehr für ein Drittel der Bevölkerung Brot vorhanden.
Die neuen katholischen Grundherrn waren nun etabliert und die Pfarren mit katholischen Pfarrern neu ausgestattet (1682 beginnen die Schottenpfarrer in ZELLERNDORF). 1640 beginnen die Pfarrmatriken (Tauf-, Heirats- und Sterbebuch) von ZELLERNDORF (inklusive den Gemeinden Deinzendorf, Dietmannsdorf, Platt, Watzelsdorf - die damals noch zur Pfarre ZELLERNDORF gehörten).
Auf der Karte der Josefinischen Landaufnahme (1773-1781) und der Franziszeischen Landaufnahme (ZELLERNDORF 1822) ist dieses Marterl eingezeichnet. (Abb.3)
Beschreibung:
Standort
Nördlich des Ortes an der Abzweigung des „Satzenweges“ (rechts) von der Landesstraße 1065 von ZELLERNDORF nach Pillersdorf (Abb.2)
Beschreibung
Auf einem quadratischen Sockel ruht
ein quadratischer vierseitiger gefaster Schaft
mit Nasen in der Fasung des Schaftes.
Der Schaft ist nach oben und unten so abgefast,
dass an den beiden Enden ein Kubus entstanden ist. (Abb.1)
Vorne am oberen Kubus ist eine Inschrift: SIMAN / STOIBER / 1630 (Abb.1, 6b)
(Ist es der Stifter und das Stiftungsjahr oder eine Renovierung?)
Am Schulterstück eine quadratische Kragenplatte die unterhalb stark gekehlt ist.
auf der ein quadratischer hoher Tabernakel ruht.
1970: am Tabernakel Blechtafeln - BILDSTOCK! (Abb.5)
vorne mit dem Motiv: Gekreuzigter und zwei Figuren (Maria, Maria Magdalena ?)
Auf einer grossen Dachplatte ein Pyramidendach
1970: bekrönt von einem Steinkreuz mit aufgefalteten Enden
1995: Steinkreuz fehlt (Abb.6)
2022: bekrönt von einem Steinkreuz mit aufgefalteten Enden (Abb.8)
Details
Gemeindename | Zellerndorf |
Gemeindekennzahl | 31052 |
Ortsübliche Bezeichnung | Pfeilerbildstock (bez.1630) - Riede Satzen |
Objektkategorie | 1531 ( Religiöse Kleindenkmäler | Bildstöcke | Pfeiler- und Säulenbildstöcke) |
Katastralgemeinde | Zellerndorf -- GEM Zellerndorf |
Flurstücks- bzw. Grundstücksnummer | 2501/2 |
Ortschafts- bzw. Ortsteil | |
Straße und Hausnummer bzw. Flurname | Riede Satzen |
Längengrad | 15.9474 |
Breitengrad | 48.7063 |
denkmalgeschützt | nicht geschuetzt |
Höhe (m) | |
gemessen od. geschätzt | -- |
Breite (m) | |
gemessen od. geschätzt | -- |
Tiefe (m) | |
gemessen od. geschätzt | -- |
Zustandsklassifizierung | sehr gut |
Falls sanierungsbedürftig od. ruinös: empfohlene Maßnahmen |
Beschreibung des Objekts (Deutung, Material und Technik) | Standort Nördlich des Ortes an der Abzweigung des „Satzenweges“ (rechts) von der Landesstraße 1065 von ZELLERNDORF nach Pillersdorf (Abb.2) Beschreibung Auf einem quadratischen Sockel ruht ein quadratischer vierseitiger gefaster Schaft mit Nasen in der Fasung des Schaftes. Der Schaft ist nach oben und unten so abgefast, dass an den beiden Enden ein Kubus entstanden ist. (Abb.1) Vorne am oberen Kubus ist eine Inschrift: SIMAN / STOIBER / 1630 (Abb.1, 6b) (Ist es der Stifter und das Stiftungsjahr oder eine Renovierung?) Am Schulterstück eine quadratische Kragenplatte die unterhalb stark gekehlt ist. auf der ein quadratischer hoher Tabernakel ruht. 1970: am Tabernakel Blechtafeln - BILDSTOCK! (Abb.5) vorne mit dem Motiv: Gekreuzigter und zwei Figuren (Maria, Maria Magdalena ?) Auf einer grossen Dachplatte ein Pyramidendach 1970: bekrönt von einem Steinkreuz mit aufgefalteten Enden 1995: Steinkreuz fehlt (Abb.6) 2022: bekrönt von einem Steinkreuz mit aufgefalteten Enden (Abb.8) |
Bei besonderen Objekten: Beschreibung von Details | Der „Satzenweg“ war früher der wichtigere Weg. Er trennt(e) die beiden Weinrieden „Satzen“ und „oidna“ (Altenfeld) und führte weiter nach Nordwesten Richtung Obernalb (bis zur Kommassierung). Jetzt endet er am „Grenzweg“ zu Obernalb - bzw. Unternalb.Der Weg von ZELLERNDORF nach Pillersdorf wurde erst um 1900 als Straße ausgebaut. |
Zeitkategorie | 17. Jahrhundert, 1. Hälfte |
Ursprungsdaten, Chronik: (Zeit und Ursache der Errichtung bzw. Überlieferung, Namen der Urheber, Künstler bzw. Handwerker, Sanierungen) | BRÜCKLER Th.: Reformation, Gegenreformation und Dreißigjähriger Krieg im Bereich des politischen Bezirkes Hollabrunn in: Bezemek/Rosner: Vergangenheit und Gegenwart - Der Bezirk Hollabrunn und seine Gemeinden - Hollabrunn 1993 S.129 Die ältesten datierten Flurdenkmale im Pulkautal stammen aus der Zeit um 1630. Der „Dreißigjährige Krieg“ (1618-48) machte in unserer Gegend gerade Pause, er wurde damals weit weg ausgefochten. Die Bevölkerung von Zellerndorf und Retz in Erwartung eines allgemeinen Friedens Bildsäulen errichtet. Die ältesten „Marterln“ im Burgfrieden von ZELLERNDORF tragen die Jahreszahlen 1628 und 1630. Die Hoffnung auf Frieden ging nicht in Erfüllung. Ab 1640 erlebte die Bevölkerung von Niederösterreich die fürchterlichsten Kriegsgräuel, die ihnen als „Schwedenzeit“ in Erinnerung blieb. Am 17. März 1645 ist General Lennart Torstenson in Österreich mit der Armee hereingezogen und zu ZELLERNDORF über Nacht gelegen. (Chronik von Schöngrabern in: „Schwedenzeit“ Bezirk Hollabrunn S.206) Zum Hauptquartier für seine militärischen Aktionen nördlich der Donau bestimmte er Schrattenthal. Am 23. März 1645 ergab sich Retz und blieb bis Anfang Oktober unter schwedischer Besatzung. Pulkau wurde in Brand gesteckt und die Orte in der Umgebung wurden verwüstet. 1647 waren die Schweden zwar aus dem Lande vertrieben, aber nun hausten die kaiserlichen Truppen in der hiesigen Gegend ärger als früher die Feinde. ZELLERNDORF hatte in all den Jahren soviel Schaden erlitten, dass viele Einwohner abwanderten. Es war nur mehr für ein Drittel der Bevölkerung Brot vorhanden. Die neuen katholischen Grundherrn waren nun etabliert und die Pfarren mit katholischen Pfarrern neu ausgestattet (1682 beginnen die Schottenpfarrer in ZELLERNDORF). 1640 beginnen die Pfarrmatriken (Tauf-, Heirats- und Sterbebuch) von ZELLERNDORF (inklusive den Gemeinden Deinzendorf, Dietmannsdorf, Platt, Watzelsdorf - die damals noch zur Pfarre ZELLERNDORF gehörten). Auf der Karte der Josefinischen Landaufnahme (1773-1781) und der Franziszeischen Landaufnahme (ZELLERNDORF 1822) ist dieses Marterl eingezeichnet. (Abb.3) |
Chronik - allfällige Ergänzungen: (z.B. Sagen, Legenden, Überlieferungen ausführlicher) |
ZELLERNDORF Pfeilerbildstock Satzen 1as | |
2022-08-14 | |
Mag. Josef Schönhofer |
ZELLERNDORF Pfeilerbildstock Satzen 1bs | |
2022-08-14 | |
Mag. Josef Schönhofer |
ZELLERNDORF Pfeilerbildstock Satzen 2s | |
2022-08-14 | |
Mag. Josef Schönhofer |
JL Marterl Satzen 3s | |
1770 | |
FL Marterl Satzen 3as | |
1822 | |
ZELLERNDORF Pfeilerbildstock Satzen 5s | |
1960? | |
OSR Josef Schönhofer |
ZELLERNDORF Pfeilerbildstock Satzen 5as | |
1960? | |
OSR Josef Schönhofer |
ZELLERNDORF Pfeilerbildstock Satzen 6s | |
1995 | |
Mag. Josef Schönhofer |
ZELLERNDORF Pfeilerbildstock Satzen 6as | |
1995 | |
Mag. Josef Schönhofer |
ZELLERNDORF Pfeilerbildstock Satzen 6bs | |
1995 | |
Mag. Josef Schönhofer |
ZELLERNDORF Pfeilerbildstock Satzen 7s | |
1995 | |
Mag. Josef Schönhofer |
ZELLERNDORF Pfeilerbildstock Satzen 8s | |
2009 | |
Mag. Josef Schönhofer |
ZELLERNDORF Pfeilerbildstock Satzen 9s | |
2009 | |
Mag. Josef Schönhofer |
ZELLERNDORF Pfeilerbildstock Satzen 10s | |
2013 | |
Prof.OSR Hermann Jagenteufel |
ZELLERNDORF Pfeilerbildstock Satzen Informationstafel 8s | |
2013 | |
Prof.OSR Hermann Jagenteufel |
ZELLERNDORF Pfeilerbildstock Satzen 11s | |
2022 | |
Mag. Josef Schönhofer |
ZELLERNDORF Pfeilerbildstock Satzen Icon | |
2022-08-14 | |
Mag. Josef Schönhofer |
Informationsquellen, Literatur und weitere Quellen | Quellen Josefinische Landesaufnahme (1773-1781) (Abb.3) https://maps.arcanum.com/de/map/firstsurvey-lower-austria/? Franziszeischer Kataster (ZELLERNDORF 1822) (Abb.3a) https://maps.arcanum.com/de/map/cadastral/? Chronik von Schöngrabern in: „Schwedenzeit“ Bezirk Hollabrunn S.206 DEHIO-Handbuch: Die Kunstdenkmäler Niederösterreich nördlich der Donau (Verlag A. Schroll & Co, Wien 1990 S.1321) SCHÖNHOFER Josef: Chronik von Zellerndorf (bis 1993, unveröffentlicht) FASSBINDER-BRÜCKLER B.: Kriegerdenkmäler, Bildstöcke und Kleindenkmäler in: Zellerndorf-Kunstdenkmäler - Heimat Zellerndorf (V. Zellerndorf 2000 S.261-269) AICHINGER-ROSENBERGER/WOLDRON: Kleindenkmäler in: Kirchliche Kunst in Zellerndorf (V. Pfarre Zellerndorf, 2001) JAGENTEUFEL H.: Informationstafel beim Kleindenkmal (2013) (Abb.10a) Bibliographie ALTMANN/KENYERES: Bildstöcke. Markierungen der Landschaft im Weinviertel. Heft 8 der Schriftenreihe „Das Weinviertel", Mistelbach 102 S. (1984) BERGER Walter: Die Kultmale (Bildstöcke, Wegkreuze usw.) des Marchfeldes - in: Österreichische Zeitschrift für Volkskunde Bd.79 S.1-105 (1976) HULA Franz: Die Totenleuchten und Bildstöcke Österreichs Ein Einblick in ihren Ursprung, ihr Wesen und ihre stilistische Entwicklung Verlag: Poech, Wien, 87 S. 600 Abb. 32 Tafeln (1948) LINDNER/MADRITSCH Kleindenkmäler Denkmalpflege in NÖ Band 2, Mödling (o.J.) MADRITSCH/TORISER: Herkunft, Aufbau und Bedeutung der Kleindenkmäler im nördli-chen Niederösterreich - in: Denkmalpflege in Niederösterreich, Band 2, Nr. 7/ (1987) RESCH Rudolf: Retzer Heimatbuch Bd.I - Verlag: Stadt Retz 430 S. (1936) RESCH Rudolf: Retzer Heimatbuch Bd.II - Verlag: Stadt Retz (1951) SCHMIDT Leopold: Bildstöcke im Bild. Ein Überblick über die bildkünstlerische Darstellung von Bildstöcken vom 15. bis zum 19.Jh. in: Österreichische Zeitschrift für Volkskunde Bd. 81 S.1-17 (1978) SCHNEEWEIS Emil: Bildstöcke in Niederösterreich - VWGÖ Wien 281 S. (1981) STUR Martin: Zeichen am Weg. Bildstöcke - Feldkreuze – Feldkapellen. Ihre Geschichte, ihre Erhaltung, ihre Neugestaltung - Katholisches Bildungsheim Groß-Rußbach, o.J. TORISER Alfred: Zeugen ferner Zeiten in: ALTMANN/KENYERES: Bildstöcke. Markierungen der Landschaft im Weinviertel. Heft 8 der Schriftenreihe „Das Weinviertel", Mistelbach S.6-8 (1984) WIKIPEDIA-Die freie Enzyklopädie: http://de.wikipedia.org - Verwendung diverser Fakten ZACH-KIESLING Walter : Antennen zwischen Himmel und Erde. Horn/ Wien (2012) |
Datum der Erfassung | 2024-09-24 |
Datum der letzten Bearbeitung | 2024-11-14 |
letzter Bearbeiter | Josef Schoenhofer |