Muhm-Kapelle
Gemeinde: Straning-Grafenberg
Zeitkategorie: 17. Jahrhundert, 2. Hälfte
Chronik:
Im Jahr 1665 hat Franz Scharinger aus Sitzendorf nicht nur sein Haus Straning Nr. 10 errichtet, sondern auch diese Marienkapelle. Seinen Namen hat die Kapelle von einem Nachkommen von Franz Scharinger, der durch Heirat in das Haus Nr. 31 (Familie Muhm) kam. Heute ist sie im Besitz der Marktgemeinde Straning-Grafenberg. Die letzte Renovierung erfolgte am 21.6.1982. Material im Wert von 6.596,- Schilling wurde von der Gemeinde Straning bezahlt. Die Firma Josef Goldberger aus Eggenburg stellte gratis Schotter zur Verfügung. Von Alfred Much bekamen die ehrenamtlichen Arbeiter Mischmaschine und Strom. Einige Spender halfen mit Geld oder etwas Material aus. Zu den Freiwilligen gehörten unter anderem Walter Krottendorfer (Nr. 188), Josef Bauer, Franz Müllner, Familie Marhold, Wittmann Rainer, Hannes Brand, Familie Josef Much, Veronika Steuerer, Franz Nahodil. Die im Pfarrhof deponierte Heiligenfigur (Rosalia) wurde von Pfarrer Brock an Frau Rosa Schneider, Straning Nr. 52, verschenkt.
Beschreibung:
Die Kapelle steht im Ortsried an der Straßengabelung Kellergasse Viehtrift und Straße Richtung Etzmannsdorf, vor dem Haus 136. Sie weist nach Südosten. Das Stein- und Ziegelmauerwerk ist als 'Muhmkapelle' bzw. 'Kapelle Schmerzhafte Mutter Gottes' bekannt. Höhe bis zum Kranzgesims 3,30 m, Giebel ist 1,20 m hoch. Kapelle ist ockerfarben verputzt, vortretende Teile beige bzw. hellbraun, Rückseite glatt. Der rundum laufende Sockel aus Naturstein ist unverputzt. Vorderseite und Seitenwände sind durch zwei Lisenen (senkrechte flache Mauerstreifen ohne Basis und Kapitell) gegliedert. Das Satteldach ist mit Eternit-Schindeln gedeckt. Firstkreuz ist aus Schmiedeeisen. Kapelle hat ein an drei Seiten umlaufendes Kranzgesims, welches die Fassade oben abschließt. Das Dach ist über das Giebelfeld vorgezogen, in der Mitte des Giebels ist eine Rundbogennische mit polychromierter Figur des hl. Florian.
Details
Gemeindename | Straning-Grafenberg |
Gemeindekennzahl | 31130 |
Ortsübliche Bezeichnung | Muhm-Kapelle |
Objektkategorie | 1512 ( Religiöse Kleindenkmäler | Kapellen und Grotten | Kapellen) |
Katastralgemeinde | Straning -- GEM Straning-Grafenberg |
Flurstücks- bzw. Grundstücksnummer | 28/4 |
Ortschafts- bzw. Ortsteil | |
Straße und Hausnummer bzw. Flurname | Ortsried |
Längengrad | 15.8625 |
Breitengrad | 48.61175 |
denkmalgeschützt | geschuetzt |
Höhe (m) | 4.5 |
gemessen od. geschätzt | geschätzt |
Breite (m) | 3.1 |
gemessen od. geschätzt | gemessen |
Tiefe (m) | 2.5 |
gemessen od. geschätzt | gemessen |
Zustandsklassifizierung | gut |
Falls sanierungsbedürftig od. ruinös: empfohlene Maßnahmen |
Innen sind Mängel an Figuren |
Beschreibung des Objekts (Deutung, Material und Technik) | Die Kapelle steht im Ortsried an der Straßengabelung Kellergasse Viehtrift und Straße Richtung Etzmannsdorf, vor dem Haus 136. Sie weist nach Südosten. Das Stein- und Ziegelmauerwerk ist als 'Muhmkapelle' bzw. 'Kapelle Schmerzhafte Mutter Gottes' bekannt. Höhe bis zum Kranzgesims 3,30 m, Giebel ist 1,20 m hoch. Kapelle ist ockerfarben verputzt, vortretende Teile beige bzw. hellbraun, Rückseite glatt. Der rundum laufende Sockel aus Naturstein ist unverputzt. Vorderseite und Seitenwände sind durch zwei Lisenen (senkrechte flache Mauerstreifen ohne Basis und Kapitell) gegliedert. Das Satteldach ist mit Eternit-Schindeln gedeckt. Firstkreuz ist aus Schmiedeeisen. Kapelle hat ein an drei Seiten umlaufendes Kranzgesims, welches die Fassade oben abschließt. Das Dach ist über das Giebelfeld vorgezogen, in der Mitte des Giebels ist eine Rundbogennische mit polychromierter Figur des hl. Florian. |
Bei besonderen Objekten: Beschreibung von Details | Im Inneren befindet sich ein Kachelfußboden, an der Decke ein Kreuzgewölbe. Der gerade Natursteinaltar erstreckt sich über die ganze Breite. Darauf ist eine große Pieta platziert. Links und rechts davon stehen auf Postamenten klagende Kinderengel. An den beiden Seitenwänden sind Konsolen mit polychromierten Heiligenfiguren: Links (vom Betrachter aus) ist der hl. Sebastian zu sehen. Der Märtyrer des 3. Jahrhunderts wird dargestellt, als entblößter, an einen Baum gebundener, junger Mann. Auf der rechten Konsole steht die Figur des hl. Rochus, dargestellt als Pilger mit Wunde (Pestbeule) am Bein. Unter dem Altar ist an der Rückwand ein buntes Fresko, darauf sind arme Seelen im Fegefeuer abgebildet. Es kam zum Vorschein, nachdem die unter dem Altar liegende Figur der hl. Rosalia entfernt worden war und die Kapelle hergerichtet wurde (21.6.1982). Dabei wurde unter dem Altar eine Ziegelwand entfernt. |
Zeitkategorie | 17. Jahrhundert, 2. Hälfte |
Ursprungsdaten, Chronik: (Zeit und Ursache der Errichtung bzw. Überlieferung, Namen der Urheber, Künstler bzw. Handwerker, Sanierungen) | Im Jahr 1665 hat Franz Scharinger aus Sitzendorf nicht nur sein Haus Straning Nr. 10 errichtet, sondern auch diese Marienkapelle. Seinen Namen hat die Kapelle von einem Nachkommen von Franz Scharinger, der durch Heirat in das Haus Nr. 31 (Familie Muhm) kam. Heute ist sie im Besitz der Marktgemeinde Straning-Grafenberg. Die letzte Renovierung erfolgte am 21.6.1982. Material im Wert von 6.596,- Schilling wurde von der Gemeinde Straning bezahlt. Die Firma Josef Goldberger aus Eggenburg stellte gratis Schotter zur Verfügung. Von Alfred Much bekamen die ehrenamtlichen Arbeiter Mischmaschine und Strom. Einige Spender halfen mit Geld oder etwas Material aus. Zu den Freiwilligen gehörten unter anderem Walter Krottendorfer (Nr. 188), Josef Bauer, Franz Müllner, Familie Marhold, Wittmann Rainer, Hannes Brand, Familie Josef Much, Veronika Steuerer, Franz Nahodil. Die im Pfarrhof deponierte Heiligenfigur (Rosalia) wurde von Pfarrer Brock an Frau Rosa Schneider, Straning Nr. 52, verschenkt. |
Chronik - allfällige Ergänzungen: (z.B. Sagen, Legenden, Überlieferungen ausführlicher) | Drei Pestheilige sind in der Kapelle als Figuren aufgestellt: der hl. Sebastian, der hl. Rochus und die hl. Rosalia. Der hl. Sebastian wurde der Legende nach in Narbonne geboren, er war Anführer der kaiserlichen Leibwache. Als der Christenhasser Diokletian erfuhr, dass der von ihm geschätzte Sebastian Christ war, ließ er ihn an einen Pfahl binden und von Pfeilen durchbohren. Irene pflegte den Schwerverletzten. Geheilt ging Sebastian zu Diokletian und klagte ihn wegen der Christenverfolgung an. Der Herrscher ließ den Märtyrer von Soldaten zu Tode prügeln, laut Überlieferung am 20. Jänner 288. Die Christin Lucina bestattete den Leichnam in der Via Appia. Sebastians Reliquien sollen im Jahr 680 eine Pestepidemie zum erlöschen gebracht haben. Von da an wurde er besonders als Pestpatron verehrt. Der hl. Rochus lebte der Legende nach im 14. Jahrhundert in Montpellier. Auf der Rückreise von Rom erkrankte er an der Pest. In seiner Einsamkeit brachte ihm der Hund regelmäßig Brot. Deshalb wird er auch oft mit dem Hund, der ein Stück Brot im Maul hält, dargestellt. Durch einen Engel wurde er geheilt. Nach seinem Tod soll er mit Vorliebe den Pest- und sonstigen Seuchenkranken geholfen haben. Rosalia war die Tochter des Grafen Sinibald von Roses und Quisquina aus dem Stamm Karl des Großen und dem königlichen Hof verwandt. So wurde auch Rosalia wie die Tochter eines Fürsten erzogen. Doch Rosalia wollte lieber in Zurückgezogenheit Gott dienen. So ging sie heimlich auf den Berg Montreal und lebte dort fortan in einer Höhle, einen Stein als Bett. Der Schmerz der Eltern war groß, weil sie ihre Tochter nirgends finden konnten. Nach längerer Zeit wurde sie durch eine himmlische Offenbarung gemahnt, die Höhle zu verlassen und sich auf einen anderen Berg zurückzuziehen, der heute Monte Pellegrino (Pilgerberg) heißt. Dort lebte sie ebenfalls in einer Höhle, bis zu ihrem Tod, der für das Jahr 1166 angenommen wird. Niemand wusste von ihrem Ableben, 400 Jahre blieb ihr Grab unentdeckt. Als 1624 Palermo von der Pest heimgesucht wurde, wandte sich das Volk besonderes an die hl. Rosalia um ihre Fürbitte. Da erhielt ein frommer Bürger die Offenbarung, die Pest würde erst aufhören, wenn der Leib Rosalias gefunden würde. Man fand ihn in der Höhle vom herabtropfenden Wasser wie mit Kristall überzogen. Eine Hand lag unter dem Kopf, die andere drückte das Kreuz auf die Brust. Die Heilige wurde in einen Sarg gelegt und in einer Prozession in die Stadt getragen. Daraufhin hörte die Seuche auf. Auch andere Orte, die zur Rosalia flehten, blieben vor der Pest verschont. Aus Dankbarkeit wurde über der Höhle eine Kirche erbaut. Rosalia ist Patronin von Palermo und Sizilien und gegen die Pest. Sie wird oft als Einsiedlerin oder Nonne dargestellt. Ihre Attribute sind eine Kette, ein Kranz von Rosen und ein Totenkopf. Die Figur der Heiligen, die einst in der Kapelle in Straning gelegen ist, entspricht in ihrer Darstellung etwa der Lage, in der die Heilige tot aufgefunden war. |
Informationsquellen, Literatur und weitere Quellen | 1. Burger Elfriede und Friedrich: Religiöse Kleindenkmäler sowie die Heiligen in Legende und Historie, 3473 Zemling, 1992 2. Gespräche mit Dorfbewohnern / Aufzeichnungen von Diesen 3. Wolf Norbert: Die Welt der Heiligen, Prestel-Verlag |
Datum der Erfassung | 2013-01-01 |
Datum der letzten Bearbeitung | 2013-01-01 |
letzter Bearbeiter | Elisabeth Prokop |