Wilderer-Kreuz auf der Freithöh

Religiöse KleindenkmälerBildstöckeStangenbilder

Gemeinde: Purgstall an der Erlauf

Zeitkategorie: 19. Jahrhundert, 1. Hälfte

Chronik:

Geht man beim Haus Stockinger, vulgo „Schöllenberg“, den Wirtschaftsweg Richtung Freithöh entlang, so befindet sich auf der rechten Seite am Waldrand zirka 50 Meter vom Weg entfernt ein Bildkreuz, das sogenannte „Wilderer-Kreuz“.
Benefiziat Coelestin Schachinger schreibt 1913 im Buch „Geschichte des Marktes Purgstall a. d. Erlauf“: „Ein anderes, recht einfaches Holzkreuz steht im Söllinger Wald am Rande einer großen Wiese oberhalb des Handlbauernhauses. Ich erwähne es wegen der sonderbaren Inschrift: „Hier wurde im Jahre 1836 Lorenz Kettler von einem Jäger ermordet“. „Sonderbar“ nenne ich diese Inschrift, denn die hiesigen Kriminalakten sagen uns, dass dieser Lorenz Kettler ein gefährlicher Wilddieb war, dem die Jäger lange auf der Spur waren, bis ihn der Revierjäger Johann Zwerschina am 19. Juni 1836 an der bezeichneten Stelle traf und im Handkampfe erstach. Da Zwerschina in Ausübung seines Berufes handelte, wurde er vom Landgerichte Peilenstein, das für diesen Fall delegiert war, sowohl vom Mord als vom Todschlag freigesprochen. Wenn das Marterl von einem „Morde“ spricht, so zeigt dies nur die schon damals herrschende Erregung im Volke, welche sich später – 1848 – Luft machte und die Durchführung neuer Verwaltungsreformen beschleunigte. Die Herrschaft aber hielt es für klüger, dieses Wort nicht zu beanständen. Kettler war verheirateter Inwohner und Kohlenbrenner in Safen.“
Alois Maria Wolfram schreibt im Jahr 1967 zum „Wilderer-Kreuz“: „(...) Man hat darum, als 1954 das Bild erneuert wurde, eine versöhnlichere Inschrift angebracht (und dabei die Jahreszahl, die man vermutlich auf dem alten Bilde nicht mehr richtig entziffern konnte, mit 1838 irrtümlich wiedergegeben!). Während die alte Inschrift noch eine merkliche Spitze gegen den Jäger barg, ist in der neuen Inschrift eine leise Warnung an die Wilderer kaum zu überhören!(...)"
Wie Schachinger und Wolfram ausführten, starb Lorenz Kettler im Jahr 1836 und nicht wie am jetzigen Bild angeführt im Jahr 1838. Bei der Durchsicht des „Sterberegisters der Pfarre Purgstall, 1830 – 1848“ konnte die Eintragung von Lorenz Kettler gefunden werden. Kettler starb am 19. Juni 1836 im Alter von 50 Jahren. Das Begräbnis fand am 21. Juni 1836 statt. Bei der am 20. Juni 1836 durchgeführten gerichtlichen Totenbeschau wurde festgehalten: „...durch einen Messerstich von einem hieß. herrschaftlichen Revierjäger aus Notwehr“.

Das Bild wurde 1934 von Josef Gürtl und 1990 von Anton Paireder restauriert.

Beschreibung:

Details

Gemeindename Purgstall an der Erlauf
Gemeindekennzahl 32008
Ortsübliche Bezeichnung Wilderer-Kreuz auf der Freithöh
Objektkategorie 1535 ( Religiöse Kleindenkmäler | Bildstöcke | Stangenbilder)

Katastralgemeinde Sölling -- GEM Purgstall an der Erlauf
Flurstücks- bzw. Grundstücksnummer
Ortschafts- bzw. Ortsteil 3251 Purgstall an der Erlauf
Straße und Hausnummer bzw. Flurname
Längengrad 15.125331
Breitengrad 48.033367

denkmalgeschützt nicht geschuetzt

Höhe (m)
gemessen od. geschätzt --
Breite (m)
gemessen od. geschätzt --
Tiefe (m)
gemessen od. geschätzt --

Zustandsklassifizierung sanierungsbedürftig
Falls sanierungsbedürftig od. ruinös:
empfohlene Maßnahmen

Beschreibung des Objekts (Deutung, Material und Technik)
Bei besonderen Objekten: Beschreibung von Details

Zeitkategorie 19. Jahrhundert, 1. Hälfte
Ursprungsdaten, Chronik: (Zeit und Ursache der Errichtung bzw. Überlieferung, Namen der Urheber, Künstler bzw. Handwerker, Sanierungen) Geht man beim Haus Stockinger, vulgo „Schöllenberg“, den Wirtschaftsweg Richtung Freithöh entlang, so befindet sich auf der rechten Seite am Waldrand zirka 50 Meter vom Weg entfernt ein Bildkreuz, das sogenannte „Wilderer-Kreuz“.
Benefiziat Coelestin Schachinger schreibt 1913 im Buch „Geschichte des Marktes Purgstall a. d. Erlauf“: „Ein anderes, recht einfaches Holzkreuz steht im Söllinger Wald am Rande einer großen Wiese oberhalb des Handlbauernhauses. Ich erwähne es wegen der sonderbaren Inschrift: „Hier wurde im Jahre 1836 Lorenz Kettler von einem Jäger ermordet“. „Sonderbar“ nenne ich diese Inschrift, denn die hiesigen Kriminalakten sagen uns, dass dieser Lorenz Kettler ein gefährlicher Wilddieb war, dem die Jäger lange auf der Spur waren, bis ihn der Revierjäger Johann Zwerschina am 19. Juni 1836 an der bezeichneten Stelle traf und im Handkampfe erstach. Da Zwerschina in Ausübung seines Berufes handelte, wurde er vom Landgerichte Peilenstein, das für diesen Fall delegiert war, sowohl vom Mord als vom Todschlag freigesprochen. Wenn das Marterl von einem „Morde“ spricht, so zeigt dies nur die schon damals herrschende Erregung im Volke, welche sich später – 1848 – Luft machte und die Durchführung neuer Verwaltungsreformen beschleunigte. Die Herrschaft aber hielt es für klüger, dieses Wort nicht zu beanständen. Kettler war verheirateter Inwohner und Kohlenbrenner in Safen.“
Alois Maria Wolfram schreibt im Jahr 1967 zum „Wilderer-Kreuz“: „(...) Man hat darum, als 1954 das Bild erneuert wurde, eine versöhnlichere Inschrift angebracht (und dabei die Jahreszahl, die man vermutlich auf dem alten Bilde nicht mehr richtig entziffern konnte, mit 1838 irrtümlich wiedergegeben!). Während die alte Inschrift noch eine merkliche Spitze gegen den Jäger barg, ist in der neuen Inschrift eine leise Warnung an die Wilderer kaum zu überhören!(...)"
Wie Schachinger und Wolfram ausführten, starb Lorenz Kettler im Jahr 1836 und nicht wie am jetzigen Bild angeführt im Jahr 1838. Bei der Durchsicht des „Sterberegisters der Pfarre Purgstall, 1830 – 1848“ konnte die Eintragung von Lorenz Kettler gefunden werden. Kettler starb am 19. Juni 1836 im Alter von 50 Jahren. Das Begräbnis fand am 21. Juni 1836 statt. Bei der am 20. Juni 1836 durchgeführten gerichtlichen Totenbeschau wurde festgehalten: „...durch einen Messerstich von einem hieß. herrschaftlichen Revierjäger aus Notwehr“.

Das Bild wurde 1934 von Josef Gürtl und 1990 von Anton Paireder restauriert.
Chronik - allfällige Ergänzungen: (z.B. Sagen, Legenden, Überlieferungen ausführlicher) Weitere Informationen:

Im Buch „Purgstall – Religiöse Kleindenkmäler“
Im Film „Purgstall – Religiöse Kleindenkmäler – Feste und Feiern“
Bestellung unter: www.erlauftalerbildungskreis.at

Wilderer-Kreuz auf der Freithöh
2004
Franz Wiesenhofer

Wilderer-Kreuz auf der Freithöh - Lage
2004
Franz Wiesenhofer

Wilderer-Kreuz auf der Freithöh - Tafel
2004
Franz Wiesenhofer

Informationsquellen, Literatur und weitere Quellen Wiesenhofer, Franz u. Wiesenhofer, Hildegard: Purgstall - Religiöse Kleindenkmäler. Purgstall 2005.

Michaela Wiesenhofer
Datum der Erfassung 2016-04-18
Datum der letzten Bearbeitung 2016-05-25
letzter Bearbeiter Michaela Wiesenhofer

Standort

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