Kalvarienberg (Grab-Christi-Kapelle)

Religiöse KleindenkmälerKalvarienberge, Kreuzweg- und RosenkranzanlagenHl. Grab Kapellen

Gemeinde: Lilienfeld

Zeitkategorie: 17. Jahrhundert, 2. Hälfte

Chronik:

siehe "Kalvarienberg (Übersicht)"

Beschreibung:

Drei Marmortreppen führen zur Grab-Christi-Kapelle, die mit zwei weiteren Nischen grottenartig in den Fels geschlagen und durch ein interessantes Schmiedeeisentor verschlossen ist. Die Stützmauern zu beiden Seiten verleihen der Kapelle ein pyramidenförmiges Aussehen, bekrönt von einem Türmchen. Über dem Gittertor eine Kartusche mit Bibelspruch und die Replik eines Bildes (Maria unter dem Kreuz mit dem Leichnam Jesu), dessen Original heute im Kreuzgang des Stiftes hängt.
Rechts und links des Hauptportals befinden sich je in einer kleinen Höhle zwei Figuren: Hl. Maria Magdalena mit Totenkopf und der römische Hauptmann.
Das Innere der Kapelle:
An der rückwärtigen Wand steht ein Altar aus rotem Marmor. Das Antependium zeigt ein Lilienkreuz mit Scheibe und Strahlen aus grauem Marmor. Auf der Mensa steht das Grab Christi. Dargestellt ist die Grablegung. Die zugehörige Inschrift lautet:
Joseph Namb den Leib Vnd wickhelt ihn in ein Reine / Leinwath, Vnd Legt ihn in sein Aigeneß Neyes Grab. Matt: 27. V. 59 Vnndt 60
Ebenfalls aus rotem Marmor ist ein Weihwasserbecken und ein Opferstock, gleich wie bei der Kreuzigungsgruppe.

Details

Gemeindename Lilienfeld
Gemeindekennzahl 31407
Ortsübliche Bezeichnung Kalvarienberg (Grab-Christi-Kapelle)
Objektkategorie 1554 ( Religiöse Kleindenkmäler | Kalvarienberge, Kreuzweg- und Rosenkranzanlagen | Hl. Grab Kapellen)

Katastralgemeinde Stangenthal -- GEM Lilienfeld
Flurstücks- bzw. Grundstücksnummer 86/2
Ortschafts- bzw. Ortsteil 3180 Lilienfeld
Straße und Hausnummer bzw. Flurname Mariazellerstraße 9
Längengrad 15.579325
Breitengrad 48.009655

denkmalgeschützt geschuetzt

Höhe (m)
gemessen od. geschätzt --
Breite (m)
gemessen od. geschätzt --
Tiefe (m)
gemessen od. geschätzt --

Zustandsklassifizierung sehr gut
Falls sanierungsbedürftig od. ruinös:
empfohlene Maßnahmen

Beschreibung des Objekts (Deutung, Material und Technik) Drei Marmortreppen führen zur Grab-Christi-Kapelle, die mit zwei weiteren Nischen grottenartig in den Fels geschlagen und durch ein interessantes Schmiedeeisentor verschlossen ist. Die Stützmauern zu beiden Seiten verleihen der Kapelle ein pyramidenförmiges Aussehen, bekrönt von einem Türmchen. Über dem Gittertor eine Kartusche mit Bibelspruch und die Replik eines Bildes (Maria unter dem Kreuz mit dem Leichnam Jesu), dessen Original heute im Kreuzgang des Stiftes hängt.
Rechts und links des Hauptportals befinden sich je in einer kleinen Höhle zwei Figuren: Hl. Maria Magdalena mit Totenkopf und der römische Hauptmann.
Das Innere der Kapelle:
An der rückwärtigen Wand steht ein Altar aus rotem Marmor. Das Antependium zeigt ein Lilienkreuz mit Scheibe und Strahlen aus grauem Marmor. Auf der Mensa steht das Grab Christi. Dargestellt ist die Grablegung. Die zugehörige Inschrift lautet:
Joseph Namb den Leib Vnd wickhelt ihn in ein Reine / Leinwath, Vnd Legt ihn in sein Aigeneß Neyes Grab. Matt: 27. V. 59 Vnndt 60
Ebenfalls aus rotem Marmor ist ein Weihwasserbecken und ein Opferstock, gleich wie bei der Kreuzigungsgruppe.
Bei besonderen Objekten: Beschreibung von Details Das Schmiedeeisentor mit den „Hexen von Stangental“ (siehe Abbildungen):
Das Gittertor ist im unteren Rechteckfeld vorwiegend aus vertikalen Stäben mit dazwischen angebrachten ornamentalen Verzierungen gestaltet. Der Gesamteindruck erfährt durch die spiraligen Voluten im darüberliegenden Rundbogen eine deutliche Belebung.
Bei genauer Betrachtung erkennen wir, jeweils in den Spiralen gefangen, zwei stilisierte Wesen, die unzweifelhaft wenig begehrenswerte weibliche Attribute aufweisen – die Hexen von Stangental.

Zeitkategorie 17. Jahrhundert, 2. Hälfte
Ursprungsdaten, Chronik: (Zeit und Ursache der Errichtung bzw. Überlieferung, Namen der Urheber, Künstler bzw. Handwerker, Sanierungen) siehe "Kalvarienberg (Übersicht)"
Chronik - allfällige Ergänzungen: (z.B. Sagen, Legenden, Überlieferungen ausführlicher) Die Hexen von Stangental (siehe Abbildung):
Stangental ist der Ortsteil von Lilienfeld, in dem sich der Kalvarienberg befindet. Die realistisch verwirklichten Attribute der in einer Spirale gefangenen Stangentaler Hexen (Hängebusen und Hängebauch) waren im frühen Barock Kennzeichen von dämonischen Wesen. Auch an der Pestsäule am Graben in Wien finden wir den gestürzten weiblichen Dämon, die Pest personifizierend, ähnlich drastisch dargestellt.
Der Bauherr des Kalvarienberges Abt Matthäus Kolweiß war 12 Jahre hindurch Mitglied der Reformkommission, durch welche die Bewohner von Niederösterreich wieder zum katholischen Glauben gebracht werden sollten. Sein Focus wird sich wohl auf die Ausrottung des Protestantismus (restitutio fidei) gerichtet haben. Die Kirchenspaltung sah man als den bedeutendsten Feind des Glaubens und die „Haeresia“ wurde in vielen künstlerischen Darstellungen durch Hexen personifiziert.
Besondere Bedeutung erlangen in Stangental die vielen gabeligen Ornamente in den Spiralen. Die Gabel war seit alters her ein Abwehrmittel gegen Dämonen. Man vertraute auf ihre Fernwirkung und stellte Mistgabeln, gekreuzte Besen und ander gefährliche Geräte neben Türen oder auch Wiegen um vor Dämonen zu schützen.

Grab-Christi-Kapelle
Juni 2016
Harald Schmid

Innenraum
Juni 2016
Harald Schmid

Schmiedeeisentor
Juni 2016
Harald Schmid

Hexen von Stangental
Juni 2016
Harald Schmid

Maria Magdalena mit Totenkopf
Juni 2016
Harald Schmid

Römischer Soldat
Juni 2016
Harald Schmid

Informationsquellen, Literatur und weitere Quellen Waldmark, Heimatkundliche Beilage zum Amtsblatt der Bezirkshauptmannschaft Lilienfeld Nr. 1, Jahrgang 1993, S. 1–3.
Kurt Hetzer, Die Hexen von Stangental, in: Unsere Heimat 1948, 5–6, S 91.

Harald Schmid
Datum der Erfassung 2016-07-27
Datum der letzten Bearbeitung 2019-02-17
letzter Bearbeiter Angelika Ficenc

Standort

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