Öllerkreuz 1706 Neudorferstraße
Gemeinde: Laa an der Thaya
Zeitkategorie: 18. Jahrhundert, 1. Hälfte
Chronik:
Johannes Öller hatte viele Stadtämter durchlaufen und war nach Christoph Wellner ab 1704 Stadtrichter. Anfang Dezember 1705 wird ihm ein Vergehen vorgeworfen, er habe als Stadtrichter 'aus dem Rathaus beim Ratsthüesch forthailliger Weis Geldt abgetragen' (Ratsprotokoll 44, 1694-1707, vol. 303). Der Beschuldigte mußte deshalb am 23. Dezember 1705 vor versammelter Gemeinde vom Stadtrichteramt zurücktreten. Wieweit sich Johannes Öller also wirklich schuldig gemacht hat, ist nicht genau bekannt. Da laut Inschrift das Öllerkreuz 1706 gestiftet wurde, ist seine Entstehung wohl mit diesem sehr schmachvollen Fall in Verbindung zu bringen - als Sühnestiftung, vielleicht aber auch als Zeichen der Dankbarkeit für den Beweis der Unschuld des Betroffenen. Der Stifter ist bald darauf (Anfang 1707) gestorben.
Beschreibung:
Das Öllerkreuz ist unvollständig erhalten. Das sogenannte 'Statlerkreuz' von 1709 im Wald südlich von Klein Hadersdorf ist mit dem Öllerkreuz in Laa, soweit dieses erhalten ist, in Abmessungen und Formen, ja selbst in der Gesteinsart identisch. Man kann daher mit Recht behaupten, dass die beiden Bildstöcke aus derselben Werkstatt kommen. Das Statlerkreuz ist nur 3 Jahre jünger als das Öllerkreuz und wurde von der Witwe des 'Thoma Statler von Woztorf' (=Wetzelsdorf bei Poysdorf), der an dieser Stelle am 9.August 1709 von der Holzladung eines umstürzenden Wagens erschlagen worden war, gestiftet. Anhand dieses Kreuzes, das vollständig erhalten ist, kann man den Typus dieses Blockpfeilers sehr gut beschreiben.
Details
Gemeindename | Laa an der Thaya |
Gemeindekennzahl | 31629 |
Ortsübliche Bezeichnung | Öllerkreuz 1706 Neudorferstraße |
Objektkategorie | 1531 ( Religiöse Kleindenkmäler | Bildstöcke | Pfeiler- und Säulenbildstöcke) |
Katastralgemeinde | Laa an der Thaya -- GEM Laa an der Thaya |
Flurstücks- bzw. Grundstücksnummer | 6665 |
Ortschafts- bzw. Ortsteil | Laa an der Thaya |
Straße und Hausnummer bzw. Flurname | Landesstraße nach Neudorf, Kreuzung Berggasse |
Längengrad | 16.411622 |
Breitengrad | 48.722815 |
denkmalgeschützt | geschuetzt |
Höhe (m) | 2.4 |
gemessen od. geschätzt | gemessen |
Breite (m) | 0.8 |
gemessen od. geschätzt | gemessen |
Tiefe (m) | 0.8 |
gemessen od. geschätzt | gemessen |
Zustandsklassifizierung | gut |
Falls sanierungsbedürftig od. ruinös: empfohlene Maßnahmen |
Beschreibung des Objekts (Deutung, Material und Technik) | Das Öllerkreuz ist unvollständig erhalten. Das sogenannte 'Statlerkreuz' von 1709 im Wald südlich von Klein Hadersdorf ist mit dem Öllerkreuz in Laa, soweit dieses erhalten ist, in Abmessungen und Formen, ja selbst in der Gesteinsart identisch. Man kann daher mit Recht behaupten, dass die beiden Bildstöcke aus derselben Werkstatt kommen. Das Statlerkreuz ist nur 3 Jahre jünger als das Öllerkreuz und wurde von der Witwe des 'Thoma Statler von Woztorf' (=Wetzelsdorf bei Poysdorf), der an dieser Stelle am 9.August 1709 von der Holzladung eines umstürzenden Wagens erschlagen worden war, gestiftet. Anhand dieses Kreuzes, das vollständig erhalten ist, kann man den Typus dieses Blockpfeilers sehr gut beschreiben. |
Bei besonderen Objekten: Beschreibung von Details | Das Statlerkreuz hat als Bekrönung ein Ankerkreuz, dessen Standfläche aber stark beschädigt ist, das Öllerkreuz in Laa ein zweibalkiges Caravacakreuz mit einem IHS-Symbol im Schnittpunkt der oberen Kreuzbalken. Dieser Teil ist vollständig erhalten. Inschrift am Schaft: ALLE / DIE VORBEI / GEHET GET / ENGKET / DARAN WAS / JESUS / CHRISTUS / VOR EICH / HAT GELITTen / DER WAHRe / GOTTES SOHN / JOHANES / ÖLLER / 1706 |
Zeitkategorie | 18. Jahrhundert, 1. Hälfte |
Ursprungsdaten, Chronik: (Zeit und Ursache der Errichtung bzw. Überlieferung, Namen der Urheber, Künstler bzw. Handwerker, Sanierungen) | Johannes Öller hatte viele Stadtämter durchlaufen und war nach Christoph Wellner ab 1704 Stadtrichter. Anfang Dezember 1705 wird ihm ein Vergehen vorgeworfen, er habe als Stadtrichter 'aus dem Rathaus beim Ratsthüesch forthailliger Weis Geldt abgetragen' (Ratsprotokoll 44, 1694-1707, vol. 303). Der Beschuldigte mußte deshalb am 23. Dezember 1705 vor versammelter Gemeinde vom Stadtrichteramt zurücktreten. Wieweit sich Johannes Öller also wirklich schuldig gemacht hat, ist nicht genau bekannt. Da laut Inschrift das Öllerkreuz 1706 gestiftet wurde, ist seine Entstehung wohl mit diesem sehr schmachvollen Fall in Verbindung zu bringen - als Sühnestiftung, vielleicht aber auch als Zeichen der Dankbarkeit für den Beweis der Unschuld des Betroffenen. Der Stifter ist bald darauf (Anfang 1707) gestorben. |
Chronik - allfällige Ergänzungen: (z.B. Sagen, Legenden, Überlieferungen ausführlicher) | Dieser Pfeilertyp findet sich in sehr ähnlichen Formen, manchmal als Tabernakelpfeiler im nordöstlichen Weinviertel (Drasenhofen, Falkenstein, Herrnbaumgarten, Poysbrunn, Poysdorf u.a.) genauso wie in Südmähren (Nikolsburg). In der Stadt Nikolsburg (=Mikulov) hatten die Fürsten von Dietrichstein im 17. und 18 Jhdt. für ihre rege Bautätigkeit immer gute Handwerker zur Verfügung. Gute Bildhauer und Steinmetze hat es dort sicher gegeben, wie zum Beispiel im 18 Jhdt. den aus Süddeutschland stammenden Ignaz Lengelacher, der als Baumeister und Bildhauer in unserer Gegend und in Südmähren ein reichhaltiges Oeuvre hinterließ. Man wird also kaum fehlgehen, wenn man die Werkstatt, aus der das Öllerkreuz in Laa und das Statlerkreuz im Hadersdorfer Wald kommen, in Nikolsburg sucht. Das Braunerkreuz und das Öllerkreuz von Laa machen deutlich, dass sich hier die Einflussbereiche der Werkstätten von Eggenburg und Nikolsburg überschneiden. |