Mühlfeld-Marterl Jeitendorf

Religiöse KleindenkmälerBildstöckeKapellenbildstöcke

Gemeinde: Lichtenau im Waldviertel

Zeitkategorie: 18. Jahrhundert, 2. Hälfte

Chronik:

Dem Schriftstück ist zu entnehmen: Dieses Kreuz wurde 1743 von Lorenz Dieterstorfer im Mühlgericht gebaut und von Andreas Franziskus Schönauer, Pfarrer in Großreinprechts am 19. Dez. 1743 geweiht. Während der Pestzeit sollen in Jeitendorf Bewohner von 3 Häusern verstorben sein. Als Dank dafür, dass die anderen Ortsbewohner verschont geblieben sind, errichtete Lorenz Dieterstorfer das Denkmal. Im Jahr 1985 wurde das Denkmal unter Ortvorsteher Josef Weixelbaum renoviert. Im Jahr 2011 wurde es von Franz Dastel, Jeitendorf 29 saniert und mit dem gelben Anstrich versehen. Es gibt allerdings eine von Frau Margarete Weixelbaum, Jeitendorf 14, aufgrund mündlicher Überlieferungen, schriftlich festgehaltene Darstellung der Entstehungsgeschichte, aus der ein anderer Zeitpunkt der Errichtung hervorgeht.

Beschreibung:

An der Gemeindestraße von Jeitendorf nach Brand gelangt man nach etwa 700 Metern zum rechts vom Weg stehenden Breitpfeiler. Das Denkmal steht etwas erhöht auf einem Sockel aus Natursteinen und ist über eine Stiege erreichbar. Es ist mit einem leicht vorspringenden Satteldach versehen, das mit Ziegeln gedeckt wurde. Der Breitpfeiler hat einen gelben Anstrich und weiße Faschen. Im Bereich des Giebels ist ein Kreuz weiß aufgemalt und mit der Jahreszahl 1743 versehen. Die rechteckige Nische reicht bis zum Boden und hat im unteren Teil, der bis in halbe Höhe mit Holzsprossen versperrt ist, nur eine geringe Tiefe. Der obere Teil der Nische reicht tief in den Baukörper und hat ein Glasfenster vorgesetzt; ein Schmiedeeisengitter mit Kreuzsymbol und dekorativen Elementen schließt diesen Teil der Nischenöffnung ab.

Details

Gemeindename Lichtenau im Waldviertel
Gemeindekennzahl 31324
Ortsübliche Bezeichnung Mühlfeld-Marterl Jeitendorf
Objektkategorie 1533 ( Religiöse Kleindenkmäler | Bildstöcke | Kapellenbildstöcke)

Katastralgemeinde Jeitendorf -- GEM Lichtenau im Waldviertel
Flurstücks- bzw. Grundstücksnummer 805/1
Ortschafts- bzw. Ortsteil Jeitendorf
Straße und Hausnummer bzw. Flurname Mühlfeld Güterweg Jeitendorf-Brand
Längengrad 15.31219
Breitengrad 48.52363

denkmalgeschützt nicht geschuetzt

Höhe (m) 3.5
gemessen od. geschätzt gemessen
Breite (m) 2
gemessen od. geschätzt gemessen
Tiefe (m) 1.8
gemessen od. geschätzt gemessen

Zustandsklassifizierung sehr gut
Falls sanierungsbedürftig od. ruinös:
empfohlene Maßnahmen

Beschreibung des Objekts (Deutung, Material und Technik) An der Gemeindestraße von Jeitendorf nach Brand gelangt man nach etwa 700 Metern zum rechts vom Weg stehenden Breitpfeiler. Das Denkmal steht etwas erhöht auf einem Sockel aus Natursteinen und ist über eine Stiege erreichbar. Es ist mit einem leicht vorspringenden Satteldach versehen, das mit Ziegeln gedeckt wurde. Der Breitpfeiler hat einen gelben Anstrich und weiße Faschen. Im Bereich des Giebels ist ein Kreuz weiß aufgemalt und mit der Jahreszahl 1743 versehen. Die rechteckige Nische reicht bis zum Boden und hat im unteren Teil, der bis in halbe Höhe mit Holzsprossen versperrt ist, nur eine geringe Tiefe. Der obere Teil der Nische reicht tief in den Baukörper und hat ein Glasfenster vorgesetzt; ein Schmiedeeisengitter mit Kreuzsymbol und dekorativen Elementen schließt diesen Teil der Nischenöffnung ab.
Bei besonderen Objekten: Beschreibung von Details In der Nische steht eine Herz-Jesu-Statue, eine Pieta aus der ersten Hältfe des 20. Jahhunderts (war ein Firmungsgeschenk an die Großmutter des Herrn Dastel Franz), eine kleinere Pieta und eine Madonna. An der Rückwand der Nische hängt ein kleines eingerahmtes Schriftstück über den Erbauer, daneben ein großes Bild der Hl.Dreifaltigkeit. An der rechten Seitenwand ist ein großes Bild mit den Hl. Johannes von Nepomuk befestigt. Das große Bild links stellt vermutlich Gregor den Großen (Pestheiliger) dar.

Zeitkategorie 18. Jahrhundert, 2. Hälfte
Ursprungsdaten, Chronik: (Zeit und Ursache der Errichtung bzw. Überlieferung, Namen der Urheber, Künstler bzw. Handwerker, Sanierungen) Dem Schriftstück ist zu entnehmen: Dieses Kreuz wurde 1743 von Lorenz Dieterstorfer im Mühlgericht gebaut und von Andreas Franziskus Schönauer, Pfarrer in Großreinprechts am 19. Dez. 1743 geweiht. Während der Pestzeit sollen in Jeitendorf Bewohner von 3 Häusern verstorben sein. Als Dank dafür, dass die anderen Ortsbewohner verschont geblieben sind, errichtete Lorenz Dieterstorfer das Denkmal. Im Jahr 1985 wurde das Denkmal unter Ortvorsteher Josef Weixelbaum renoviert. Im Jahr 2011 wurde es von Franz Dastel, Jeitendorf 29 saniert und mit dem gelben Anstrich versehen. Es gibt allerdings eine von Frau Margarete Weixelbaum, Jeitendorf 14, aufgrund mündlicher Überlieferungen, schriftlich festgehaltene Darstellung der Entstehungsgeschichte, aus der ein anderer Zeitpunkt der Errichtung hervorgeht.
Chronik - allfällige Ergänzungen: (z.B. Sagen, Legenden, Überlieferungen ausführlicher) Die Version von Frau Weixelbaum lautet wie folgt: Im Jahr 1742 wurde unser Dorf von ansteckenden Krankheiten und der Pest heimgesucht. Es gingen viele Einwohner grausam zu Grunde. Zur Erinnerung an dieses Elend wurde 1743 im Dorf ein Pestmarterl errichtet. 1832 wurde an dieser Gedenkstätte eine Kapelle mit hölzernem Turm gebaut. Das Pestmarterl wurde an einem anderen Ort und zwar im Mühlfeld errichtet. Die Kapelle und das Mühlfeld-Marterl (neuerrichtetes Pestmarterl) wurden 1832 neu geweiht. Bis 1970 wurden hier am Dreifaltigkeitssonntag Bittprozessionen abgehalten. Wobei die alte Niederschrift, warum dieses Marterl erbaut wurde, immer vorgelesen wurde. Die Schrift trägt folgenden Wortlaut: 'Gelobt sei Jesus Christus! Nachdem wir in verflossenen Jahren von Gott dem Allmächtigen, öfters mit Schauer und Wassergüssen heimgesucht wurden und im Jahre 1742 durch eingerissene Viehkrankheiten großen Schaden in unserer Gemeinde erlitten, daß viele hiedurch in das äuserste Elend und Armut kamen. Auch in diesem Jahr der Kümmernis und Schrecken unsere lieben Eltern und Befreundete: nämlich: Thomas Hirtenstein und seine Ehewirtin, Lorenz Gitzmayer und seine Ehewirtin, Michael Nägl mit seiner Ehewirtin, Thomas Greßl mit seiner Ehewirtin im Tode entschlafen sind. Gott gebe ihnen und allen Christgläubigen die ewige Ruh! So haben wir in unserem ausgestandenen Kreuz und Elend unsere Zuflucht zu dem heiligen Kreuze Jesu Christi genommen und damit Gott künftighin dergleichen Strafen und Plagen von unserer Gemeinde gnädig möchte abwenden, so haben wir sämtlich versprochen und angelobt, zu Ehren der Allerheiligsten Dreifaltigkeit und des bitteren Leidens und Sterbens Jesu Christi, und der schmerzhaften Mutter Gottes ein steinernes Kreuz in unserem Dorfe aufzurichten, welches wir auch mit Erlaubnis der christlichen Obrigkeit werkstellig gemacht haben. Und uns Kraft dessen in der Kirchenlade zu Reinprechts liegenden Revers mit Handschrift unterzeichnet dieses Kreuz zu ewigen Zeiten, so lange Jeitendorf steht, in guten Stande von der Gemeinde aus, zu halten. Worauf solches am Ende stehenden Urtum, auf unser demütiges Bitten durch den Hochwürdigen, in Gott geistlichen Wohledlen und hochgeehrten Herrn Franziskus Andreas Schönauer, derzeit unser lieber Pfarrherr und Seelsorger, mit schöner Ermahnung, wir nämlich dises heilige Kreuz verehren und hochachten sollen, außerbaulich geweiht und benevieziert wurde. Sehet demnach geliebte Nachbarsleute, daß ihr dieses heilige Kreuz nicht nur in guten, aufrechten Stande haltet, sondern auch dies gebührend verehren, wie wirs bisher eifrig getan haben, wenigstens alle Samstage, Sonn- und Feiertage bei diesen euch versammelt und eure Andacht nach Möglichkeit verrichtet, so werdet Ihr von Gott den Segen über die Feldfrüchte erhalten und nach Verdiensten die Belohnung zu erwarten haben. Ebenfalls und auf eine gleiche Weise hat eine ehrsame Gemeinde, allda die Obsorge übernommen und sich eingelassen, das steinerne Kreuz in unserm Mühlgericht, bei guter Stiftung zu erhalten, welches Lorenz Dieterstorfer dahin gebaut und eben zu diesen Zeiten geweiht wurde. Zur Erhaltung dessen hat bemerkter Lorenz Dieterstorfer der Gemeinde allda zwei Gulden 30 Kreuzer eingehändigt. Alles getreulich und ohne Gefährte dessen zur wahren Urkunde haben wir diesen Brief mit unserer eigenen Mannesunterschrift und Betschaftsfertigung bekräftigt und wollen hiemit, daß solcher zum ewigen Gedächtnis alle Jahre am heiligen Pfingstsonntag bei den oft gedachten heiligen Kreuze der ganzen Gemeinde vorgelesen werde. Jeitendorf, den 19. Dezember 1743 nach der Geburt unseres Herrn Jesu Christi Philipp Öhlzelt m.p. derzeit Richter Andreas Hirtenstein m.p. Geschworener Michael Lukas m.p. Geschworener Oskar Schneider E.v. Manns Au'






Informationsquellen, Literatur und weitere Quellen Schrift 'Niedergrünbach und seine Pfarrgeschichte' von Stephan Biedermann, 1924; mündliche Information von Leopold Rihs, Obergrünbach 8 sowie von Margarethe Weixelbaum, Jeitendorf 14 und Franz Dastel, Jeitendorf 29; alte Schriftstücke

Berta Mayerhofer
Datum der Erfassung 2013-01-01
Datum der letzten Bearbeitung 2013-01-01
letzter Bearbeiter Berta Mayerhofer

Standort

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Vollständig erfasst

Das Gütesiegel des BHW kennzeichnet dieses Objekt als vollständig und fachlich korrekt erfasst und vom BHW Fachbereich Klein-und Flurdenkmäler geprüft.