Kalvarienberg - Rosalienkapelle
Gemeinde: Wilfersdorf
Zeitkategorie: 17. Jahrhundert, 2. Hälfte
Chronik:
Diese Figur der Hl. Rosalia ist ein Werk des Bildhauers Franz Biener (um 1681/82 - 1742). Dieser hat auch die Figurenausstattung in der Pfarrkirche Wilfersdorf geschaffen.
Biener wurde in Nordböhmen geboren, sein Vater war bei Liechtenstein beschäftigt (Herrschaft Rumburg). Franz Biener kam durch den Fürsten Anton Florian von Liechtenstein nach Wilfersdorf. Seine Werke reichen bis Kopenhagen.
Der Wilfersdorfer Kreuzweg wurde 1674 vom Fürsten Hartmann von Liechtenstein (*1612 †1686) und seiner Gattin Elisabeth Sidonia (geb. Salm-Reiffenscheidt *1623 †1688) gestiftet. Da sich die Rosalienkapelle mitten im Ensemble des Kreuzweges befindet, ist anzunehmen, dass deren Errichtungszeit mit der Errichtung des Kreuzweges in Zusammenhang gebracht werden kann.
Pfarrer Thomas Stockher vermachte um 1690 der Pfarrkirche St. Nikolaus 300 Gulden, der Rosalienkapelle aber einen Keller und ein Preßhaus, damit das Rosalienfest recht würdig gefeiert würde. Seit 1779 sind die Stiftungskapitale verloren gegangen.
Im Gedenkbuch der Pfarre Wilfersdorf finden wir in den Kirchenrechnungen anlässlich der Erweiterung der Pfarrkirche 1742-44 den Hinweis:
... und die Erbauungs Kosten (der Kirche) samt der inneren Einrichtung betrugen 21029 Gulden 20 1/4 kr., wobey zu bemerken komt, dass von der Rosalia Kapelle das ihr gehörige Kapital Zinßen und baares Geld im Betrag von 2447 Gulden 45 1/4 kr. und die eingegangenen Gelder für der Kirchen gehörigen und verkauften Weine zum Kirchenbau verwendet wurden...
Dies lässt darauf schließen, dass die Wallfahrten auf den Hl. Berg in Wilfersdorf sehr beliebt waren und der Pfarre zu erfreulichen Einnahmen verholfen haben.
Beschreibung:
Die Rosalienkapelle erinnert an die Pestzeit nach den Schwedenkriegen.
Der Pestpatronin geweiht, ist diese Kapelle in die nördliche Seite des Hl. Berges (Tumulus) eingebaut. Der runde Bau weist auf der Schauseite en Eingangsportal mit Korbbogen auf. Die Kapelle selbst wird von zwei Holztüren mit Metallgittern verschlossen.
Im Inneren findet man einen Altar, liegend darauf die Steinfigur der Rosalia.
Auf der linken Seite der Kapelle ist eine Stützmauer errichtet. In dieser Stützmauer ist eine kleine halbrunde Nische, ebenfalls mit Korbbogen eingearbeitet. In der Nische steht ein kaputtes gusseisernes Kreuz. Ob das Kreuz mit der Rosalienkapelle irgendwie zusammenhängt, ist nicht festgehalten.
Details
Gemeindename | Wilfersdorf |
Gemeindekennzahl | 31654 |
Ortsübliche Bezeichnung | Kalvarienberg - Rosalienkapelle |
Objektkategorie | 1512 ( Religiöse Kleindenkmäler | Kapellen und Grotten | Kapellen) |
Katastralgemeinde | Wilfersdorf -- GEM Wilfersdorf |
Flurstücks- bzw. Grundstücksnummer | 1529/1 |
Ortschafts- bzw. Ortsteil | Wilfersdorf |
Straße und Hausnummer bzw. Flurname | Am Berg, links neben Hausnr. 33 |
Längengrad | 16.6435408 |
Breitengrad | 48.589615 |
denkmalgeschützt | nicht geschuetzt |
Höhe (m) | 7.5 |
gemessen od. geschätzt | gemessen |
Breite (m) | 5 |
gemessen od. geschätzt | gemessen |
Tiefe (m) | 4.9 |
gemessen od. geschätzt | gemessen |
Zustandsklassifizierung | sanierungsbedürftig |
Falls sanierungsbedürftig od. ruinös: empfohlene Maßnahmen |
Erneuerung Putz |
Beschreibung des Objekts (Deutung, Material und Technik) | Die Rosalienkapelle erinnert an die Pestzeit nach den Schwedenkriegen. Der Pestpatronin geweiht, ist diese Kapelle in die nördliche Seite des Hl. Berges (Tumulus) eingebaut. Der runde Bau weist auf der Schauseite en Eingangsportal mit Korbbogen auf. Die Kapelle selbst wird von zwei Holztüren mit Metallgittern verschlossen. Im Inneren findet man einen Altar, liegend darauf die Steinfigur der Rosalia. Auf der linken Seite der Kapelle ist eine Stützmauer errichtet. In dieser Stützmauer ist eine kleine halbrunde Nische, ebenfalls mit Korbbogen eingearbeitet. In der Nische steht ein kaputtes gusseisernes Kreuz. Ob das Kreuz mit der Rosalienkapelle irgendwie zusammenhängt, ist nicht festgehalten. |
Bei besonderen Objekten: Beschreibung von Details | Ursprünglich befand sich ein besonderes Objekt über dem Altar; Ein Unikat, dass man derzeit im Liechtenstein Schloss Wilfersdorf bewundern kann. Eine Madonnenfigur aus einem Brett geschnitten, mit offenem Herzen, das von den sieben Schwertern (7 Schmerzen) durchbohrt wird. Im Inneren des Herzens befindet sich ein früher mechanisch betriebener Papierzylinder, auf dem neun Bilder der Passion Christi dargestellt sind. Vermutlich wollte man damit die Ergänzung auf 14 Stationen des Kreuzweges darstellen. Es dürfte sich um eine der seltenen "Fastenkrippen" handeln. |
Zeitkategorie | 17. Jahrhundert, 2. Hälfte |
Ursprungsdaten, Chronik: (Zeit und Ursache der Errichtung bzw. Überlieferung, Namen der Urheber, Künstler bzw. Handwerker, Sanierungen) | Diese Figur der Hl. Rosalia ist ein Werk des Bildhauers Franz Biener (um 1681/82 - 1742). Dieser hat auch die Figurenausstattung in der Pfarrkirche Wilfersdorf geschaffen. Biener wurde in Nordböhmen geboren, sein Vater war bei Liechtenstein beschäftigt (Herrschaft Rumburg). Franz Biener kam durch den Fürsten Anton Florian von Liechtenstein nach Wilfersdorf. Seine Werke reichen bis Kopenhagen. Der Wilfersdorfer Kreuzweg wurde 1674 vom Fürsten Hartmann von Liechtenstein (*1612 †1686) und seiner Gattin Elisabeth Sidonia (geb. Salm-Reiffenscheidt *1623 †1688) gestiftet. Da sich die Rosalienkapelle mitten im Ensemble des Kreuzweges befindet, ist anzunehmen, dass deren Errichtungszeit mit der Errichtung des Kreuzweges in Zusammenhang gebracht werden kann. Pfarrer Thomas Stockher vermachte um 1690 der Pfarrkirche St. Nikolaus 300 Gulden, der Rosalienkapelle aber einen Keller und ein Preßhaus, damit das Rosalienfest recht würdig gefeiert würde. Seit 1779 sind die Stiftungskapitale verloren gegangen. Im Gedenkbuch der Pfarre Wilfersdorf finden wir in den Kirchenrechnungen anlässlich der Erweiterung der Pfarrkirche 1742-44 den Hinweis: ... und die Erbauungs Kosten (der Kirche) samt der inneren Einrichtung betrugen 21029 Gulden 20 1/4 kr., wobey zu bemerken komt, dass von der Rosalia Kapelle das ihr gehörige Kapital Zinßen und baares Geld im Betrag von 2447 Gulden 45 1/4 kr. und die eingegangenen Gelder für der Kirchen gehörigen und verkauften Weine zum Kirchenbau verwendet wurden... Dies lässt darauf schließen, dass die Wallfahrten auf den Hl. Berg in Wilfersdorf sehr beliebt waren und der Pfarre zu erfreulichen Einnahmen verholfen haben. |
Chronik - allfällige Ergänzungen: (z.B. Sagen, Legenden, Überlieferungen ausführlicher) | In Archivmaterialien im Liechtenstein-Archiv in Wien findet man sehr oft den Hinweis auf zwei Kapellen: Die Rosalien- und die Dominikkapelle. Der Standort der Dominikkapelle kann bisher nicht sicher nachgewiesen werden. Erwähnt werden die Kapellen als beliebter Wallfahrtsort. Auf historischen Fotos sieht man die Kuppel der Rosalienkapelle frei, ohne Überdeckung. Auf dieser Kuppel befindet sich die Kapelle (Nische) der "Kreuzabnahme" des Kreuzweges. Die Nische wurde auf die Kuppel der unterhalb liegenden Rosalienkapelle aufgebaut. Es könnte sich jedoch auch um den Rest der ehemaligen Dominikkapelle handeln. Diese beiden Kapellen stellen eine architektonische Besonderheit dar, da eine Kapelle praktisch als Stockwerk aufgesetzt wurde - vermutlich die Dominikkapelle. Ein Mauerwerksrest mit der erwähnten Nische ist noch erhalten. Um 1730 erreichte das Wallfahrtswesen seinen Höhepunkt. Neben den großen Gnadenorten entstanden viele kleinere, die nur mehr einen lokalen Charakter für das Weinland besaß. In dieser Liste ist auch Wilfersdorf angeführt. 1784 Verbot des Gottesdienstes in der Dominikkapelle - Ende der Wallfahrten. Hinter dem Altar soll der Einstieg in den unterirdischen Gang sein, der in das Schloss führen soll. Frau SR Anna Maria Zisch, geboren 1918, schrieb 1933 in einem Aufsatz in der Schule: "Mythisches Wilfersdorf. Im nördlichen Teil erhebt sich der Tumulus. Von diesem wird hier erzählt. In der Schule erzählte uns der Lehrer, die Kapelle, die auf ihm gebaut ist, stamme noch aus der Heidenzeit. Hebt man nämlich den Altarstein auf, so sieht man, dass hier unterirdische Gänge führen. Andere sagen wieder, diese Gänge stammen aus der Zeit der Schwedenkriege." Auch der verstorbene Altbürgermeister Josef Krammer erzählte über den geheimnisvollen "Gang zum Schloss", dass er mit seinen Freunden als Kind in den Gang geklettert ist. Auf die Nachfrage, wo die Einstiegsstelle war, konnte er jedoch keine Auskunft mehr geben. Das Bestreben wird in den nächsten Jahren sein, die Rosalienkapelle, deren Verfall schon 1969 in einem Pressebericht befürchtet wurde, nun tatsächlich zu restaurieren und damit das einzigartige Gesamtensemble, den Wilfersdorfer "Kalvarienberg", als krönenden Abschluss des barocken Erbes der Marktgemeinde Wilfersdorf für Jahrzehnte zu sichern. Eine archäologische Untersuchung im Rahmen der Restaurierung der Rosalienkapelle würde auch die Rätsel um den Hl. Berg lösen. |
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Berthold Sabine |
Informationsquellen, Literatur und weitere Quellen | Aufzeichnungen Huysza Hans, Wilfersdorf Gedenkbuch der Pfarre Wilfersdorf Archivmaterialien Liechtenstein-Archiv, Wien |
Datum der Erfassung | 2024-02-08 |
Datum der letzten Bearbeitung | 2024-02-28 |
letzter Bearbeiter | Marktgemeinde Wilfersdorf |