Vitus-Kapelle

Religiöse KleindenkmälerKapellen und GrottenKapellen

Gemeinde: Straning-Grafenberg

Zeitkategorie: 19. Jahrhundert, 2. Hälfte

Chronik:

Anstelle der Kapelle stand früher ein hölzernes Marterl. Während der Pestzeit (1713) hielten Patres aus Eggenburg für die Grafenberger dort die Heilige Messe, weil es den Ortsbewohnern während der Pest nicht erlaubt war, Eggenburger Boden zu betreten. Im Jahr 1853 wurde die Kapelle zu Ehren des hl. Vitus als Fürbitter gegen Hagel und Reif erbaut. 1911 wurde die Kapelle renoviert: verputzt, ausgemalt und mit einer neuen Tür versehen. Die Glastür wurde vergittert. Das Bild - inzwischen kaputt geworden - wurde durch ein neues ersetzt. Die letzte, von der Gemeinde als Eigentümerin finanzierte und von der Freiwilligen Feuerwehr Grafenberg durchgeführte Restaurierung fand im April und Mai 2002 statt. Dabei wurden die Wände innen und außen gestrichen, der Dachstuhl renoviert und das Dach neu gedeckt.

Beschreibung:

Die Kapelle befindet sich am westlichen Rand des Gemeindegebietes von Grafenberg in 414 m Höhe auf dem Setzberg (Vitusberg) und weist nach Ostsüdost. Der Ziegelbau ist weiß verputzt. Die Vorderseite und die Seitenmauern sind durch angedeutete, gelb verputzte Vierecknischen gegliedert. Der graue Sockel tritt leicht hervor. Den Abschluss bildet ein gekehltes, unprofiliertes Gesims. Das Satteldach ist mit Ziegeln gedeckt und hat ein schmiedeeisernes Firstkreuz. Der Eingang mit Korbbogen hat eine schmiedeeiserne Tür mit Maschengitter, dahinter ist eine massive Holztür. Über der Türöffnung steht der Spruch 'Hl. Vitus bitte für uns' geschrieben.

Details

Gemeindename Straning-Grafenberg
Gemeindekennzahl 31130
Ortsübliche Bezeichnung Vitus-Kapelle
Objektkategorie 1512 ( Religiöse Kleindenkmäler | Kapellen und Grotten | Kapellen)

Katastralgemeinde Grafenberg -- GEM Straning-Grafenberg
Flurstücks- bzw. Grundstücksnummer 586
Ortschafts- bzw. Ortsteil
Straße und Hausnummer bzw. Flurname Ried: Setzberg
Längengrad 15.83776
Breitengrad 48.63499

denkmalgeschützt nicht geschuetzt

Höhe (m) 4.6
gemessen od. geschätzt gemessen
Breite (m) 3.5
gemessen od. geschätzt gemessen
Tiefe (m) 3.1
gemessen od. geschätzt gemessen

Zustandsklassifizierung sehr gut
Falls sanierungsbedürftig od. ruinös:
empfohlene Maßnahmen

Beschreibung des Objekts (Deutung, Material und Technik) Die Kapelle befindet sich am westlichen Rand des Gemeindegebietes von Grafenberg in 414 m Höhe auf dem Setzberg (Vitusberg) und weist nach Ostsüdost. Der Ziegelbau ist weiß verputzt. Die Vorderseite und die Seitenmauern sind durch angedeutete, gelb verputzte Vierecknischen gegliedert. Der graue Sockel tritt leicht hervor. Den Abschluss bildet ein gekehltes, unprofiliertes Gesims. Das Satteldach ist mit Ziegeln gedeckt und hat ein schmiedeeisernes Firstkreuz. Der Eingang mit Korbbogen hat eine schmiedeeiserne Tür mit Maschengitter, dahinter ist eine massive Holztür. Über der Türöffnung steht der Spruch 'Hl. Vitus bitte für uns' geschrieben.
Bei besonderen Objekten: Beschreibung von Details Die Kapelle hat im Inneren ein Klostergewölbe (beim Zusammenstoß der Wangen ist kein Grat, sondern eine zurückspringende Kehllinie). Im Scheitel befindet sich die Inschrift 'IHS'. Der Altar ist gemauert. Davor steht auf dem Kachelfußboden ein Betschemel. Auf der Rückwand befindet sich eine Rundbogennische, in der das Bild des hl. Vitus hängt. Dieses zeigt den Heiligen als Jüngling vor dem Kaiser, zwei Bewaffnete, einen Henkersknecht, der das Feuer schürt. An den beiden Seitenwänden hängen Heiligenbilder: links (vom Betrachter aus): Frauen beweinen den Gekreuzigten; in blauem Gewande Maria (?), knieend Maria Magdalene (offenes Haar, Totenkopf liegt neben ihr). Rechts ein Bild von Maria mit dem Jesukind, zwei weiteren Heiligen sowie zwei Engeln.

Zeitkategorie 19. Jahrhundert, 2. Hälfte
Ursprungsdaten, Chronik: (Zeit und Ursache der Errichtung bzw. Überlieferung, Namen der Urheber, Künstler bzw. Handwerker, Sanierungen) Anstelle der Kapelle stand früher ein hölzernes Marterl. Während der Pestzeit (1713) hielten Patres aus Eggenburg für die Grafenberger dort die Heilige Messe, weil es den Ortsbewohnern während der Pest nicht erlaubt war, Eggenburger Boden zu betreten. Im Jahr 1853 wurde die Kapelle zu Ehren des hl. Vitus als Fürbitter gegen Hagel und Reif erbaut. 1911 wurde die Kapelle renoviert: verputzt, ausgemalt und mit einer neuen Tür versehen. Die Glastür wurde vergittert. Das Bild - inzwischen kaputt geworden - wurde durch ein neues ersetzt. Die letzte, von der Gemeinde als Eigentümerin finanzierte und von der Freiwilligen Feuerwehr Grafenberg durchgeführte Restaurierung fand im April und Mai 2002 statt. Dabei wurden die Wände innen und außen gestrichen, der Dachstuhl renoviert und das Dach neu gedeckt.
Chronik - allfällige Ergänzungen: (z.B. Sagen, Legenden, Überlieferungen ausführlicher) Geschichte der Vitus-Kapelle: Da das Jahr 1852 ein sehr gutes Weinjahr war, nützte der Ortspfarrer Franz Schindlauer diese Gelegenheit, um unter den Hausbesitzern von Grafenberg eine Geldsammlung durchzuführen, mit deren Ertrag auf dem Setzberg (Vitusberg) anstelle des hölzernen Marterls eine Kapelle zu Ehren des hl. Vitus als Fürbitter gegen Hagel und Reif erbaut werden sollte. Die Spenden betrugen 168 Gulden für den Bau und 52 Gulden für das Vitusbild. Der hl. Vitus, im 14. Jahrhundert unter die Nothelfer aufgenommen, wurde im 3. Jahrhundert in Sizilien geboren. Wegen seines christlichen Glaubens wurde er vom Kaiser Diokletian ins Gefängnis gebracht, gequält und der Legende nach in einen Kessel mit siedendem Öl geworfen, dem er unversehrt entstieg. Schließlich wurde er aber doch zu Tode gefoltert, und mit ihm sein Erzieher und seine Amme. Nachdem der Bau durch die k.k. Bezirkshauptmannschaft bewilligt worden war, wurde der Maurermeister Anton Bauer aus Straning mit den Arbeiten beauftragt. Wegen der Höhe des Berges war der Transport der Materialien schwierig. Ausserdem mussten von der Spitze des Berges Felsen weggebrochen und Gruben mit Erde ausgefüllt werden. Viele Gemeindemitglieder leisteten dabei freiwillige Arbeit bzw. brachten den Maurern das Essen. Und am 12. Juni 1853 war es schließlich soweit - wie in der Pfarrchronik zu lesen ist: Nach der Andacht und Weihe des Bildes zogen hunderte Menschen zur Kapelle. Voran gingen die Schulkinder mit dem Kreuze, dann die Musik, fröhliche Märsche spielend, dann eine Schar weiß gekleideter Mädchen, denen zwei schwarz gekleidete Jünglinge (Franz Schneider, Nr. 22, Heinrich Schneider, Nr. 49) mit dem Vitus-Bild, welches mit Blumen bekränzt war, und acht Priester folgten. Den Abschluss bildete das Volk, darunter viele Fremde aus den umliegenden Orten Eggenburg, Zogelsdorf, Burgschleinitz, Wartberg, Straning und Etzmannsdorf. Pfarrer Schindlauer schrieb damals: 'Es war ein erhebender und erbauender Anblick, als hunderte von Menschen singend und betend auf die Bergspitze hinaufzogen'. Bei der Kapelle wurden Psalmen gesungen und Einweihungsgebete gesprochen, der Ortspfarrer hielt eine von ihm selbst verfasste Litanei. Zum Schluss wurde unter Trompeten und Paukenschlag das 'Te Deum' gesungen. 'Mögen die Nachkommen dieses kleine Bauwerk, welches zugleich ein Schmuck der Gegend ist und weithin gesehen wird, im guten Zustand erhalten und darin gerne das Lob Gottes und seiner Heiligen singen', hielt Pfarrer Schindlauer in seiner Chronik fest. Im Jahr 1911 wurde die Vituskapelle verputzt, gestrichen und mit einer neuen Tür versehen. Die Glastür wurde vergittert. Diese Auslagen wurden von Wohltätern bestritten. Das alte Vitus-Bild war schon sehr schadhaft, ganz verblasst und teilweise zerrissen. So wurde nach den Renovierungsarbeiten an der Kapelle von Franz Tomaschu aus Wien zum Preis von 200 Kronen ein neues Bild gemalt. Zur Finanzierung des Bildes fanden sich ebenfalls Wohltäter: Aloisia Sagl, Magdalena Schmid und Pfarrer Georg Seidl. Das Bild wurde am Sonntag, dem 22. Oktober 1911 geweiht und in einer Prozession auf den Vitusberg gebracht. Vier Burschen aus dem Ort (Karl Engelbrecht, Nr. 30, Karl Resch, Nr. 40, Franz Pigal, Nr. 57, und Franz Rupp, Nr. 15) trugen es auf einer Bahre zur Kapelle. Von der Bahre hingen rote und weiße Bänder, das Bild selbst war mit roten und weißen Rosen bekränzt. Die Prozession sollte zugleich auch eine Dankprozession sein, weil der Ort in jenem Jahr vor Hagelwetter verschont geblieben war. Im Jahr 1979 wurde das Vitusberg-Fest ins Leben gerufen (unter Pfarrer Robert Jaros und Feuerwehrkommandant Franz Hieß). Seit dieser Zeit veranstaltet die FF-Grafenberg jedes Jahr um den 15. Juni, dem Namensfest des Hl. Vitus, dieses Fest, bei dem nach der Prozession auf den Berg bei der Kapelle eine Feldmesse abgehalten und anschließend zum Mittagessen und zu einem gemütlichen Nachmittag geladen wird. Die letzte von der Gemeinde als Eigentümerin finanzierte und von der FF-Grafenberg durchgeführte Restaurierung fand im April und Mai 2002 statt. Die Wände wurden innen und außen gestrichen und das Dach neu gedeckt, wobei auch der Dachstuhl renoviert wurde.



Informationsquellen, Literatur und weitere Quellen 1. Burger Elfriede und Friedrich: Religiöse Kleindenkmäler sowie die Heiligen in Legende und Historie, 3473 Zemling, 1992. 2. Pfarrchronik

Elisabeth Prokop
Datum der Erfassung 2001-01-01
Datum der letzten Bearbeitung 2001-01-01
letzter Bearbeiter Elisabeth Prokop

Standort

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Vollständig erfasst

Das Gütesiegel des BHW kennzeichnet dieses Objekt als vollständig und fachlich korrekt erfasst und vom BHW Fachbereich Klein-und Flurdenkmäler geprüft.