Mariensäule

Religiöse KleindenkmälerHochsäulen, Pestsäulen- und -kreuzeMariensäulen

Gemeinde: Laa an der Thaya

Zeitkategorie: 17. Jahrhundert, 2. Hälfte

Chronik:

Unterhalb des Obergesimses liest man die Signierung IOSEPH MAYEUR LOTHRINGER BILDTHAVER. An der Nord- und Südseite finden sich 2 Wappen. Mit 6. Juni 1680 wurde die Säule vollendet. Der Grund der Errichtung ist das Gelöbnis, das die Stadtväter 1679 offenbar gemacht hatten: in diesem verheerenden Pestjahr war Laa als Grenzstadt einer der sog. 'Contumazorte', wo zur Verhinderung der weiteren Ausbreitung der Pest fremde Reisende 4 Wochen in Notquartieren unter Quarantäne festgehalten wurden; nach dieser Zeit durften sie weiterreisen. Dass damals niemand erkrankt war, musste für die Bewohner der Stadt wie ein Wunder gewirkt haben. Bemerkenswert an dieser Säule ist auch, dass der ausführende Künstler selbst signiert hat: Joseph Mayeur (1645-1685) war Sohn des Bildhauers Claude Mayeur (1604-1675) und stammte aus Nancy, der Hauptstadt Lothringens (nach: Thieme-Becker, Künstlerlexikon Bd. XXIV, S. 294).

Beschreibung:

Die Mariensäule am Stadtplatz von Laa ist eine Stiftung der Stadt zum Dank für die Bewahrung vor der großen Pest von 1679. In der Mitte einer quadratischen Basis, die von einer Balustrade umgeben ist, erhebt sich auf einem Sockelpodest eine Säule, die das Bild der Immaculata, der unbefleckten Jungfrau Maria, trägt: Maria blickt zum Himmel, die Hände gefaltet zum Fürbittgebet erhoben, hat einen Kranz von zwölf Sternen um das Haupt, den Mond zu ihren Füßen und tritt mit einem Fuß auf den Kopf der Schlange, die sich unter ihr um die angedeutete Weltkugel windet. Die Schauseite ist nach Osten gerichtet, wo auch die Balustrade mit einem Eisentürchen durchbrochen ist. An den Ecken der Balustrade stehen vier Engelsfiguren. An der Ostseite des Podestes ist eine kleine Lichtnische eingelassen, die mit einem verglasten Eisentürchen verschlossen ist. Die Säule ist aus Zogelsdorfer Kalksandstein gehauen und laut Stiftungsbrief

Details

Gemeindename Laa an der Thaya
Gemeindekennzahl 31629
Ortsübliche Bezeichnung Mariensäule
Objektkategorie 1571 ( Religiöse Kleindenkmäler | Hochsäulen, Pestsäulen- und -kreuze | Mariensäulen)

Katastralgemeinde Laa an der Thaya -- GEM Laa an der Thaya
Flurstücks- bzw. Grundstücksnummer 5946
Ortschafts- bzw. Ortsteil Laa / Stadtplatz
Straße und Hausnummer bzw. Flurname Südwestlicher Stadtplatz
Längengrad 16.385009
Breitengrad 48.720613

denkmalgeschützt geschuetzt

Höhe (m) 8.8
gemessen od. geschätzt gemessen
Breite (m) 2.5
gemessen od. geschätzt gemessen
Tiefe (m) 2.5
gemessen od. geschätzt gemessen

Zustandsklassifizierung sehr gut
Falls sanierungsbedürftig od. ruinös:
empfohlene Maßnahmen
Die Säule wurde vom Verein zur Förderung der Erneuerung von Laa an der Thaya das letzte Mal im Jahre 2000 überarbeitet und ist derzeit in sehr gutem Zustand.

Beschreibung des Objekts (Deutung, Material und Technik) Die Mariensäule am Stadtplatz von Laa ist eine Stiftung der Stadt zum Dank für die Bewahrung vor der großen Pest von 1679. In der Mitte einer quadratischen Basis, die von einer Balustrade umgeben ist, erhebt sich auf einem Sockelpodest eine Säule, die das Bild der Immaculata, der unbefleckten Jungfrau Maria, trägt: Maria blickt zum Himmel, die Hände gefaltet zum Fürbittgebet erhoben, hat einen Kranz von zwölf Sternen um das Haupt, den Mond zu ihren Füßen und tritt mit einem Fuß auf den Kopf der Schlange, die sich unter ihr um die angedeutete Weltkugel windet. Die Schauseite ist nach Osten gerichtet, wo auch die Balustrade mit einem Eisentürchen durchbrochen ist. An den Ecken der Balustrade stehen vier Engelsfiguren. An der Ostseite des Podestes ist eine kleine Lichtnische eingelassen, die mit einem verglasten Eisentürchen verschlossen ist. Die Säule ist aus Zogelsdorfer Kalksandstein gehauen und laut Stiftungsbrief
Bei besonderen Objekten: Beschreibung von Details 27 Schuh (~8,5 m) hoch und vom Künstler signiert. Das 160 cm hohe Sockelpodest ist reich profiliert. Ostseitig über der Lichtnische eine lateinische Gebetsinschrift: A PESTE ATQUE FAME ET BELLO NOS PROTEGE VIRGO (Vor Pest, Hunger und Krieg schütze uns, Jungfrau). Die Votivinschrift an der Westseite: EX VOTO / IM JAHR 1679 ALS DER ALLMÖCH / TIGE GOTT DAS LANDT UNTER-/ ÖSTERREICH MIT GRAUSAMBER / PESTILENZ GESTRAFET, DAS WENIG / ORTS DERSELBEN BEFREIET GEBLIBEN, HAT IEDOCH SEINE / GÖTTLICHE BARMHERZIGKEIT DURCH / VORBITT DER UNBEFLEKTEN / MUETTER GOTTES MARIA UND / S: SEBASIANI ARME STADT LAA / UND DORF HANIFTHAL ALSO / MIT GNADEN ANGESEHEN, DAS / VON DEROSELBEN INWOHNERN / NICHT EINIGE PERSOHN MIT DER=/ LEY SUCHT BEHAFT WORDEN / ZU SCHULDIGSTEN DANCKH=/ BAHRKEIT DEROSELBEN IST / DISE STATUA ALLHIER AUFGERICHT / IM 6. IUNI 1680.

Zeitkategorie 17. Jahrhundert, 2. Hälfte
Ursprungsdaten, Chronik: (Zeit und Ursache der Errichtung bzw. Überlieferung, Namen der Urheber, Künstler bzw. Handwerker, Sanierungen) Unterhalb des Obergesimses liest man die Signierung IOSEPH MAYEUR LOTHRINGER BILDTHAVER. An der Nord- und Südseite finden sich 2 Wappen. Mit 6. Juni 1680 wurde die Säule vollendet. Der Grund der Errichtung ist das Gelöbnis, das die Stadtväter 1679 offenbar gemacht hatten: in diesem verheerenden Pestjahr war Laa als Grenzstadt einer der sog. 'Contumazorte', wo zur Verhinderung der weiteren Ausbreitung der Pest fremde Reisende 4 Wochen in Notquartieren unter Quarantäne festgehalten wurden; nach dieser Zeit durften sie weiterreisen. Dass damals niemand erkrankt war, musste für die Bewohner der Stadt wie ein Wunder gewirkt haben. Bemerkenswert an dieser Säule ist auch, dass der ausführende Künstler selbst signiert hat: Joseph Mayeur (1645-1685) war Sohn des Bildhauers Claude Mayeur (1604-1675) und stammte aus Nancy, der Hauptstadt Lothringens (nach: Thieme-Becker, Künstlerlexikon Bd. XXIV, S. 294).
Chronik - allfällige Ergänzungen: (z.B. Sagen, Legenden, Überlieferungen ausführlicher) Er war wohl 1679, als Lothringen vertraglich an Frankreich fiel, mit seinem Landesfürsten nach Österreich gekommen und hat hier wahrscheinlich mehrfach gearbeitet (Säulen in Maissau und Schrattenthal). Im Ratsprotokoll der Stadt 1668-1683 findet sich auf fol.255 zum Ratstag vom 17.07.1680 die Eintragung über das Gelöbnis, den Beschluss des Stadtrates zur Errichtung einer Gedenksäule und deren Vollendung im Juni 1680. Darin heißt es ausschnittsweise: '.., weillen dan Gott der allmächitige ... dise arme Statt Laa (obwollen zwar viel Wienerische, hoch- und nidere Standts Persohnen ihre Contumaz alhier gemacht) also gnediglich befreuet, das nicht ain ainzige Persohn mit diser laidigen Sucht behafft worden, vilweniger gestorben ist, also hat Ein Ehrsamber Rath und gesambte Burgerschaft über vorgehabte Andacht, sich dahin verlobt und versprochen, der allerselligsten und unbefleckhten Empfengnus Mariae der Mutter Gottes zu Ehren, und schuldigster Danckhbarkeit, eine Statua oder Saullen mit ihren Bildnus aufrichten zu lassen, welche Glibnus auch ins Werkh gerichtet, und ist bemelte Statua oder Saullen alhier in der Statt Laa auf den Plaz von weissen Stain so 27 Schuech in die Höhe hat, im Junyo dises 1680isten Jahr auf gesezt worden,...'. Allerdings starben dann im Oktober und November dieses Jahres 46 vorwiegend junge Leute an der Pest. Im Sterbebuch der Pfarre heißt es zum 9. Oktober 1680: 'defuncta Maria Suberin ... cum duabus prolibus propter suspicionem gravem contagionis' (=gestorben Maria Suberin ... mit zwei Kindern unter dringendem Verdacht der Ansteckung mit der Pest). Am 2. November wird dazu vermerkt: 'Pest eingerissen durch Verkaufung der Kleider, die heimlicherweise in die Stadt gebracht worden waren, in welchen ihre Schwester, ihr Schwager und 3 Kinder das vorige Jahr zu Stronsdorf gestorben waren.' Kleider galten damals als ein gefährliches Mittel der Ansteckung und wurden daher in der Quarantäne oder nach einem Krankheits- oder Sterbefall in einem Haus insgesamt verbrannt. Selbst Briefe, auch ein vermeintliches Mittel der Ansteckung, wurden langwierigen Räucherprozeduren unterzogen, bevor man sie weitergab. Im Pestjahr 1713 war Laa wieder Contumazort und wurde von einem eigenen Kommissar überwacht. Auch in diesem Jahr gab es in der Stadt selbst keine Pesttoten.

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Isidor_Sigmhbg

1997-04-15

Rieder Leopold

Informationsquellen, Literatur und weitere Quellen Ratsprotokoll der Stadt Laa 1668-1683, fol. 255,Sterbebuch der Pfarre Laa II, Oktober und November 1680,Inschriften auf der Säule; - Thieme-Becker, Künstlerlexikon Bd. XXIV, S. 294 >MayeurKulturhefte Laa, Nummer 18: Kapellen und Säulen, Bildstöcke und Kreuze, Laa 2000

Toriser Alois, Laa
Datum der Erfassung 2001-01-01
Datum der letzten Bearbeitung 2001-01-01

Standort

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