Hahndlkreuz (Handlkreuz)
Gemeinde: Sankt Margarethen an der Sierning
Zeitkategorie: 16. Jahrhundert, 2. Hälfte
Chronik:
OSR Gustav Klingenbrunner verfasste folgende geschichtliche Betrachtung anlässlich der Segnung des neuen Bildes in der renovierten HAHNLKREUZKAPELLE am 25. Juli 1976
Die letzte Zeile der 2. Strophe unserer Bundeshymne lautet: Vielgeprüftes Österreich.
Eine der schwersten Prüfungen kam über unser Land durch die 2. Wiener Türkenbelagerung
im Jahre 1683. Vor dem Belagerungsheer fegte die leichte Reiterei der Tartaren über das Land
- von der Bevölkerung ,,Renner und Brenner“ genannt. Sie plünderten, mordeten und führten
viele Gefangene weg in die Sklaverei. Ab Mitte Juli war man vor ihnen keinen Tag und keine
Stunde mehr sicher.
Am 5. August brannten ringsum die Dörfer, und auch St. Margarethen wurde von diesen
Rennern und Brennern überfallen. Sie steckten Pfarrhof und Kirche in Brand, der auch auf
die anderen Häuser übergriff.
Die Ortsbewohner flüchteten, soweit sie noch konnten, in den Wald, der damals noch bis zum
Hügel reichte, auf dem ein Kreuz - das HAHNLKREUZ - stand. Auch der Pfarrer Kaspar
Merz wollte fliehen, wurde aber beim Hahnlkreuz von den Türkenreiten gefangen, an einen
Pferdeschweif gebunden und bis knapp vor Rammersdorf geschleift, wo man ihn tot an der
Stelle liegen ließ, wo später die sogenannte Bildfelber stand. Das war ein mächtiger
Weidenstock, an dem ein Marienbild befestigt worden war. Diese Bildfelber wurde 1962
durch ein Steinmarterl bei der Rammersdorfer Straßenkreuzung ersetzt.
Die große Wende brachte erst die große Befreiungsschlacht vor Wien am 12. September.
Danach wurden die Türken bis weit nach Ungarn zurückgedrängt - es kehrte Ruhe im Land
ein - wenn auch überall großes Elend herrschte. _
Nach Überwindung der ärgsten Not aber wallte Freude und Arbeitslust auf. Der
Wiederaufbau im Land begann. Es entstanden auch die prächtigen Barockbauten unserer
Kirchen, Stifte und Schlösser, auf die wir heute noch stolz sind.
In St. Margarethen wurde auch an der Stelle, wo Pfarrer Kaspar Merz gefangen worden war,
eine kleine Kapelle gebaut. Da sie später allmählich baufällig geworden war, wurde sie vom
Verschönerungsverein im Jahre 1976 neu errichtet.
So ist diese Hahnlkreuzkapelle ein Denkmal an eine schwere Zeit. Und wir sind allen
dankbar, dass die Kapelle immer wieder - auch jetzt - ein würdiges Aussehen erhält.
Denkmäler dienen aber nicht nur dem Andenken, sondern sollen auch zum Denken anregen:
So kann man die Türkenzeit mit der Zeit während und nach dem 2. Weltkrieg mit ihrer Not
und Zerstörung vergleichen, die unsere ältere Generation erlebt hat. Aber auch damals hat die
Bevölkerung von St. Margarethen bereits vier Jahre nach Kriegsende mit dem Zu- und
Umbau unserer Kirche begonnen. Daher ist auch unsere Kirche mit der Malerei über dem
Seiteneingang ein Denkmal für den Aufbauwillen dieser Zeit.
Und noch ein Blick in die Zukunft: Wenn unser Land den Türkensturm und die Schrecken des
2. Weltkrieges überstanden hat, so können wir gewiss sein, dass auch unsere jüngere und
junge Generation die kommenden Probleme meistern wird. Darum soll uns dieser heutige Tag
mit Optimismus erfüllen.
Wie heißt es doch in der 3. Strophe unserer Hymne: Mutig in die neuen Zeiten frei und
gläubig sieh uns schreiten, arbeitsfroh und hoffnungsreich.
Beschreibung:
Diese Kapelle ist bereits in der Josephinischen Landesaufnahme (1763-1787) eingezeichnet. Es gibt sonst keine Hinweise zum Errichtungszeitpunkt.
Ursprünglich war die Kapelle von drei mächtigen Bäumen umgeben. Durch die Wurzeln der Bäume (Feldulme und Sommerlinde) wurde die Kapelle baufällig. Der rechte Baum wurde in den 1970er Jahren entfernt. Im Jahre 1976 wurde die Kapelle ca. 4 Meter nordöstlich vom ursprünglichen Standort neu errichtet. Im Jahre 2016 musste die im Kern morsch gewordene Sommerlinde umgeschnitten werden. Dadurch wurde das weithin sichtbare Erscheinungsbild dieses markanten Naturdenkmals stark in Mitleidenschaft gezogen.
Details
Gemeindename | Sankt Margarethen an der Sierning |
Gemeindekennzahl | 31938 |
Ortsübliche Bezeichnung | Hahndlkreuz (Handlkreuz) |
Objektkategorie | 1512 ( Religiöse Kleindenkmäler | Kapellen und Grotten | Kapellen) |
Katastralgemeinde | Margarethen -- GEM Sankt Margarethen an der Sierning |
Flurstücks- bzw. Grundstücksnummer | 452 |
Ortschafts- bzw. Ortsteil | 3231 Sankt Margarethen an der Sierning |
Straße und Hausnummer bzw. Flurname | Sankt Margarethen an der Sierning 60-86 |
Längengrad | 15.483724 |
Breitengrad | 48.154663 |
denkmalgeschützt | nicht geschuetzt |
Höhe (m) | 3.9 |
gemessen od. geschätzt | gemessen |
Breite (m) | 2.5 |
gemessen od. geschätzt | gemessen |
Tiefe (m) | 1.6 |
gemessen od. geschätzt | gemessen |
Zustandsklassifizierung | gut |
Falls sanierungsbedürftig od. ruinös: empfohlene Maßnahmen |
Beschreibung des Objekts (Deutung, Material und Technik) | Diese Kapelle ist bereits in der Josephinischen Landesaufnahme (1763-1787) eingezeichnet. Es gibt sonst keine Hinweise zum Errichtungszeitpunkt. Ursprünglich war die Kapelle von drei mächtigen Bäumen umgeben. Durch die Wurzeln der Bäume (Feldulme und Sommerlinde) wurde die Kapelle baufällig. Der rechte Baum wurde in den 1970er Jahren entfernt. Im Jahre 1976 wurde die Kapelle ca. 4 Meter nordöstlich vom ursprünglichen Standort neu errichtet. Im Jahre 2016 musste die im Kern morsch gewordene Sommerlinde umgeschnitten werden. Dadurch wurde das weithin sichtbare Erscheinungsbild dieses markanten Naturdenkmals stark in Mitleidenschaft gezogen. |
Bei besonderen Objekten: Beschreibung von Details |
Zeitkategorie | 16. Jahrhundert, 2. Hälfte |
Ursprungsdaten, Chronik: (Zeit und Ursache der Errichtung bzw. Überlieferung, Namen der Urheber, Künstler bzw. Handwerker, Sanierungen) | OSR Gustav Klingenbrunner verfasste folgende geschichtliche Betrachtung anlässlich der Segnung des neuen Bildes in der renovierten HAHNLKREUZKAPELLE am 25. Juli 1976 Die letzte Zeile der 2. Strophe unserer Bundeshymne lautet: Vielgeprüftes Österreich. Eine der schwersten Prüfungen kam über unser Land durch die 2. Wiener Türkenbelagerung im Jahre 1683. Vor dem Belagerungsheer fegte die leichte Reiterei der Tartaren über das Land - von der Bevölkerung ,,Renner und Brenner“ genannt. Sie plünderten, mordeten und führten viele Gefangene weg in die Sklaverei. Ab Mitte Juli war man vor ihnen keinen Tag und keine Stunde mehr sicher. Am 5. August brannten ringsum die Dörfer, und auch St. Margarethen wurde von diesen Rennern und Brennern überfallen. Sie steckten Pfarrhof und Kirche in Brand, der auch auf die anderen Häuser übergriff. Die Ortsbewohner flüchteten, soweit sie noch konnten, in den Wald, der damals noch bis zum Hügel reichte, auf dem ein Kreuz - das HAHNLKREUZ - stand. Auch der Pfarrer Kaspar Merz wollte fliehen, wurde aber beim Hahnlkreuz von den Türkenreiten gefangen, an einen Pferdeschweif gebunden und bis knapp vor Rammersdorf geschleift, wo man ihn tot an der Stelle liegen ließ, wo später die sogenannte Bildfelber stand. Das war ein mächtiger Weidenstock, an dem ein Marienbild befestigt worden war. Diese Bildfelber wurde 1962 durch ein Steinmarterl bei der Rammersdorfer Straßenkreuzung ersetzt. Die große Wende brachte erst die große Befreiungsschlacht vor Wien am 12. September. Danach wurden die Türken bis weit nach Ungarn zurückgedrängt - es kehrte Ruhe im Land ein - wenn auch überall großes Elend herrschte. _ Nach Überwindung der ärgsten Not aber wallte Freude und Arbeitslust auf. Der Wiederaufbau im Land begann. Es entstanden auch die prächtigen Barockbauten unserer Kirchen, Stifte und Schlösser, auf die wir heute noch stolz sind. In St. Margarethen wurde auch an der Stelle, wo Pfarrer Kaspar Merz gefangen worden war, eine kleine Kapelle gebaut. Da sie später allmählich baufällig geworden war, wurde sie vom Verschönerungsverein im Jahre 1976 neu errichtet. So ist diese Hahnlkreuzkapelle ein Denkmal an eine schwere Zeit. Und wir sind allen dankbar, dass die Kapelle immer wieder - auch jetzt - ein würdiges Aussehen erhält. Denkmäler dienen aber nicht nur dem Andenken, sondern sollen auch zum Denken anregen: So kann man die Türkenzeit mit der Zeit während und nach dem 2. Weltkrieg mit ihrer Not und Zerstörung vergleichen, die unsere ältere Generation erlebt hat. Aber auch damals hat die Bevölkerung von St. Margarethen bereits vier Jahre nach Kriegsende mit dem Zu- und Umbau unserer Kirche begonnen. Daher ist auch unsere Kirche mit der Malerei über dem Seiteneingang ein Denkmal für den Aufbauwillen dieser Zeit. Und noch ein Blick in die Zukunft: Wenn unser Land den Türkensturm und die Schrecken des 2. Weltkrieges überstanden hat, so können wir gewiss sein, dass auch unsere jüngere und junge Generation die kommenden Probleme meistern wird. Darum soll uns dieser heutige Tag mit Optimismus erfüllen. Wie heißt es doch in der 3. Strophe unserer Hymne: Mutig in die neuen Zeiten frei und gläubig sieh uns schreiten, arbeitsfroh und hoffnungsreich. |
Chronik - allfällige Ergänzungen: (z.B. Sagen, Legenden, Überlieferungen ausführlicher) |
Informationsquellen, Literatur und weitere Quellen |
Datum der Erfassung | 2017-04-19 |
Datum der letzten Bearbeitung | 2019-01-28 |
letzter Bearbeiter | Angelika Ficenc |