Rosalienkapelle
Gemeinde: Groß-Schweinbarth
Zeitkategorie: 18. Jahrhundert, 1. Hälfte
Chronik:
In der Pfarrchronik steht zu lesen:
„Zu den Leichenhöfen kann man auch jenes Pestmonument zählen, welches auf der Anhöhe am Wienerweg steht. Im Jahre 1713, als die fürchterliche Pest das ganze Land entvölkerte, als unsere Nachbarschaft schon unter dem zerstörenden Miasma dahinsank, war das liebe Schweinbarth noch immer frei davon.
Unglücklicherweise brachte ein Weib das Bettzeug seiner an Pest verstorbenen Eltern aus Bockflüß und verwendete es zum häuslichen Gebrauche. Auf diese Art war die Plage auch hieher verpflanzt. Die ganze Gasse vom herrschaftlichen Schlosse bis zu den beiden Wirtshäusern wurde eine Beute des Todes. Um aber die Contagion zu vermeiden, begrub man die an dieser Seuche Verstorbenen nicht in dem gewöhnlichen Freythofe, da man sie durch das Dorf hätte tragen müssen, sondern beerdigte sie an jenem entlegenen Orte, wo jetzt das schon erwähnte Monument steht.“
Im Sterbebuch der hiesigen Pfarre aus dem fraglichen Zeitraum sind keine Todesursachen vermerkt.
Die Rosalienkapelle stand ursprünglich an der heutigen Auersthaler Straße auf der Höhe der Wege zu den Preßhäusern. Das ist auch dem Franziszeischen Kataster aus 1821 zu entnehmen. Der traunsche Verwalter Franz Julius Anselm ließ 1813 das schon einsturzgefährdete Gebäude renovieren und mit einer Stiege versehen. Mehrmals fiel die Kapelle den Hörstattweg entlang strömenden Wassermassen zum Opfer.
Der traunsche Förster Sebald Klein ließ an derselben Stelle 1876 eine neue Kapelle erbauen, die sogar noch größer gewesen sein soll. Unterwaschung durch Regenwasser führte 1896 zur gänzlichen Abtragung.
Sebald Klein wurde am 20.8.1834 in Groß Kanizsa, heute Nagykanizsa in heutigem Ungarn geboren. Er war verheiratet mit Gisela Pancz, die ebenfalls aus Ungarn stammte. Das Paar wohnte zuletzt auf Hausnummer 127, dem "Sommerhaus" auf der Hauptstraße. Dieses Haus wurde 2023 abgerissen und ein Mehrfamilienhaus errichtet.
Sebald Klein starb am 30.12.1907 im Alter von 73 Jahren und ist am hiesigen Friedhof begraben, ebenso wie seine Ehefrau, die am 5.6.1905 verstarb. Ihr Name ist jedoch auf der Grabinschrift nicht vermerkt.
Die Gemeinde errichtete 1897 auf ihre Kosten die Kapelle am heutigen Standort neu. Ein Bild aus der alten Pestkapelle fand damals dort seinen Platz. Die Kapelle wurde am 20. Juni 1897 geweiht. Im Zuge der Umgestaltung und Sanierung der Hauptstraße wurde die Kapelle von der Gemeinde in Zusammenarbeit mit Pfarrer Dieter Heyderer saniert. Am 5. Mai 2002 nahm Probst Ulrich Küchl aus Eisgarn die Segnung vor. 2023 wurde die Kapelle von der Gemeinde außen und innen neu gefärbelt und im Zuge der 900 Jahrfeierlichkeiten 2022 eine Inschriftstafel angebracht.
Die Rosalienkapelle ist der Hl. Rosalia geweiht. Die Hl. Rosalia war möglicherweise eine Basilianernonne. Später zog sie sich als Einsiedlerin auf den Monte Pellegrino bei Palermo zurück. Sie starb der Überlieferung nach am 4. September 1166. In einer anderen Version wird ein Aufenthalt in einer Grotte bei Santo Stefano Quisquina beschrieben. Zeitgenössische Quellen sind nicht bekannt. Ihre Vita entstand erst Jahrhunderte später. Ihre Gebeine ruhen im Dom von Palermo. Patrozinium ist der 4. September. Die Überführung der Ganzkörperreliquie nach Palermo fiel mit dem Ende einer Pestepidemie zusammen, weshalb die Heilige gegen die Pest angerufen wird.
Beschreibung:
Im Kreuzungsbereich Raggendorferstraße / Auersthalerstraße steht eine gemauerte Kapelle mit rechteckigem Grundriss von 3,00 m x 2,80 m. Giebelseitige Türöffnung sind durch schmiedeeiserne Gitter verschlossen. Ziegelgedecktes Dach, in der Giebelwand das Auge Gottes (Mosaik).
Details
Gemeindename | Groß-Schweinbarth |
Gemeindekennzahl | 30824 |
Ortsübliche Bezeichnung | Rosalienkapelle |
Objektkategorie | 1533 ( Religiöse Kleindenkmäler | Bildstöcke | Kapellenbildstöcke) |
Katastralgemeinde | Groß-Schweinbarth -- GEM Groß-Schweinbarth |
Flurstücks- bzw. Grundstücksnummer | 732/7 |
Ortschafts- bzw. Ortsteil | Groß-Schweinbarth |
Straße und Hausnummer bzw. Flurname | Kreuzung Raggendorferstraße B220 /Auersthalerstraße L3029 |
Längengrad | 16.63551 |
Breitengrad | 48.41094 |
denkmalgeschützt | nicht geschuetzt |
Höhe (m) | 3.8 |
gemessen od. geschätzt | gemessen |
Breite (m) | 2.8 |
gemessen od. geschätzt | gemessen |
Tiefe (m) | 3 |
gemessen od. geschätzt | gemessen |
Zustandsklassifizierung | gut |
Falls sanierungsbedürftig od. ruinös: empfohlene Maßnahmen |
Beschreibung des Objekts (Deutung, Material und Technik) | Im Kreuzungsbereich Raggendorferstraße / Auersthalerstraße steht eine gemauerte Kapelle mit rechteckigem Grundriss von 3,00 m x 2,80 m. Giebelseitige Türöffnung sind durch schmiedeeiserne Gitter verschlossen. Ziegelgedecktes Dach, in der Giebelwand das Auge Gottes (Mosaik). |
Bei besonderen Objekten: Beschreibung von Details | Im Inneren steht in der Mitte ein Altar mit einem Ölgemälde (Entstehung um 1700, Maler unbekannt). In der Mitte ist die Hl. Rosalia, links davon der Hl. Rochus mit Pilgerstab und rechts der Hl. Sebastian als Soldat mit Pfeilen durchbohrt dargestellt. |
Zeitkategorie | 18. Jahrhundert, 1. Hälfte |
Ursprungsdaten, Chronik: (Zeit und Ursache der Errichtung bzw. Überlieferung, Namen der Urheber, Künstler bzw. Handwerker, Sanierungen) | In der Pfarrchronik steht zu lesen: „Zu den Leichenhöfen kann man auch jenes Pestmonument zählen, welches auf der Anhöhe am Wienerweg steht. Im Jahre 1713, als die fürchterliche Pest das ganze Land entvölkerte, als unsere Nachbarschaft schon unter dem zerstörenden Miasma dahinsank, war das liebe Schweinbarth noch immer frei davon. Unglücklicherweise brachte ein Weib das Bettzeug seiner an Pest verstorbenen Eltern aus Bockflüß und verwendete es zum häuslichen Gebrauche. Auf diese Art war die Plage auch hieher verpflanzt. Die ganze Gasse vom herrschaftlichen Schlosse bis zu den beiden Wirtshäusern wurde eine Beute des Todes. Um aber die Contagion zu vermeiden, begrub man die an dieser Seuche Verstorbenen nicht in dem gewöhnlichen Freythofe, da man sie durch das Dorf hätte tragen müssen, sondern beerdigte sie an jenem entlegenen Orte, wo jetzt das schon erwähnte Monument steht.“ Im Sterbebuch der hiesigen Pfarre aus dem fraglichen Zeitraum sind keine Todesursachen vermerkt. Die Rosalienkapelle stand ursprünglich an der heutigen Auersthaler Straße auf der Höhe der Wege zu den Preßhäusern. Das ist auch dem Franziszeischen Kataster aus 1821 zu entnehmen. Der traunsche Verwalter Franz Julius Anselm ließ 1813 das schon einsturzgefährdete Gebäude renovieren und mit einer Stiege versehen. Mehrmals fiel die Kapelle den Hörstattweg entlang strömenden Wassermassen zum Opfer. Der traunsche Förster Sebald Klein ließ an derselben Stelle 1876 eine neue Kapelle erbauen, die sogar noch größer gewesen sein soll. Unterwaschung durch Regenwasser führte 1896 zur gänzlichen Abtragung. Sebald Klein wurde am 20.8.1834 in Groß Kanizsa, heute Nagykanizsa in heutigem Ungarn geboren. Er war verheiratet mit Gisela Pancz, die ebenfalls aus Ungarn stammte. Das Paar wohnte zuletzt auf Hausnummer 127, dem "Sommerhaus" auf der Hauptstraße. Dieses Haus wurde 2023 abgerissen und ein Mehrfamilienhaus errichtet. Sebald Klein starb am 30.12.1907 im Alter von 73 Jahren und ist am hiesigen Friedhof begraben, ebenso wie seine Ehefrau, die am 5.6.1905 verstarb. Ihr Name ist jedoch auf der Grabinschrift nicht vermerkt. Die Gemeinde errichtete 1897 auf ihre Kosten die Kapelle am heutigen Standort neu. Ein Bild aus der alten Pestkapelle fand damals dort seinen Platz. Die Kapelle wurde am 20. Juni 1897 geweiht. Im Zuge der Umgestaltung und Sanierung der Hauptstraße wurde die Kapelle von der Gemeinde in Zusammenarbeit mit Pfarrer Dieter Heyderer saniert. Am 5. Mai 2002 nahm Probst Ulrich Küchl aus Eisgarn die Segnung vor. 2023 wurde die Kapelle von der Gemeinde außen und innen neu gefärbelt und im Zuge der 900 Jahrfeierlichkeiten 2022 eine Inschriftstafel angebracht. Die Rosalienkapelle ist der Hl. Rosalia geweiht. Die Hl. Rosalia war möglicherweise eine Basilianernonne. Später zog sie sich als Einsiedlerin auf den Monte Pellegrino bei Palermo zurück. Sie starb der Überlieferung nach am 4. September 1166. In einer anderen Version wird ein Aufenthalt in einer Grotte bei Santo Stefano Quisquina beschrieben. Zeitgenössische Quellen sind nicht bekannt. Ihre Vita entstand erst Jahrhunderte später. Ihre Gebeine ruhen im Dom von Palermo. Patrozinium ist der 4. September. Die Überführung der Ganzkörperreliquie nach Palermo fiel mit dem Ende einer Pestepidemie zusammen, weshalb die Heilige gegen die Pest angerufen wird. |
Chronik - allfällige Ergänzungen: (z.B. Sagen, Legenden, Überlieferungen ausführlicher) |
Informationsquellen, Literatur und weitere Quellen | Chronik der Marktgemeinde Groß-Schweinbarth, Pfarrchronik, Schulchronik, Informationen von Walter Lauer |
Datum der Erfassung | 2012-01-01 |
Datum der letzten Bearbeitung | 2024-10-21 |
letzter Bearbeiter | Edith Mauritsch |