Nassenreit-Kapelle (Kapelle beim Haus Söllingerwald 6)
Gemeinde: Purgstall an der Erlauf
Zeitkategorie: 19. Jahrhundert, 2. Hälfte
Chronik:
Ein Stück oberhalb des Hauses Söllingerwald 6, vulgo „Nassenreit“, (Richtung Freithöh) befindet sich eine alte Kapelle aus dem Jahr 1883.
Im Laufe der Jahre und durch den Wechsel der Besitzer wurde der eigentliche
Grund für die Erbauung dieser Kapelle durch die mehrfache Weitergabe verfälscht.
Anhand eines Interviews mit Frau Linsberger aus dem Jahr 1959 konnte der
eigentliche Grund wieder in Erfahrung gebracht werden. Frau Linsberger berichtete:
„Die Kapelle haben meine Großeltern Leopold und Maria Zulehner gebaut. Eigentlich ist sie dem „Banknoten-Polt“ zu verdanken. Der war Knecht bei meinen Großeltern. Einmal hat er, ich weiß nicht mehr wo, eine Banknote gestohlen und wie er gesehen hat, dass`n aussackln kommen, hat er’s geschwind verschluckt; deswegen haben`s n „Banknoten-Polt“ g`heißen. Der Polt war ein großer Wilderer. Einmal hat er im Wald vom Grafen Schaffgotsch in Purgstall ein Reh geschossen und hat` s der Großmutter heimbracht. Die hat`s kocht und alle haben`s davon gegessen. Das ist aber ausgredt worden und so hat`s auch der Graf erfahren und hat den Großvater angezeigt. Der ist zum Kreisgericht nach St. Pölten vorgeladen worden. Weil er aber so arm war und dreizehn kleine Kinder gehabt hat, hat sich der Graf seiner erbarmt, hat ihm`s Reh geschenkt und hat sogar noch die ganzen Gerichtskosten bezahlt. A Rand`l drauf ist der Großvater schwer krank geworden. Da hat die Großmutter versprochen, eine Kapelle zu bauen, wenn er wieder gesund wird, besonders aber deswegen, weil die Sache bei Gericht so gut ausgegangen ist. Und wie der Großvater bald nachher wieder gesund war, haben sie mitsammen die Kapelle gebaut.“
Beschreibung:
Details
Gemeindename | Purgstall an der Erlauf |
Gemeindekennzahl | 32008 |
Ortsübliche Bezeichnung | Nassenreit-Kapelle (Kapelle beim Haus Söllingerwald 6) |
Objektkategorie | 1512 ( Religiöse Kleindenkmäler | Kapellen und Grotten | Kapellen) |
Katastralgemeinde | Söllingerwald -- GEM Purgstall an der Erlauf |
Flurstücks- bzw. Grundstücksnummer | |
Ortschafts- bzw. Ortsteil | 3251 Purgstall an der Erlauf |
Straße und Hausnummer bzw. Flurname | Söllingerwald 6 |
Längengrad | 15.125121 |
Breitengrad | 48.029022 |
denkmalgeschützt | nicht geschuetzt |
Höhe (m) | |
gemessen od. geschätzt | -- |
Breite (m) | |
gemessen od. geschätzt | -- |
Tiefe (m) | |
gemessen od. geschätzt | -- |
Zustandsklassifizierung | sanierungsbedürftig |
Falls sanierungsbedürftig od. ruinös: empfohlene Maßnahmen |
Beschreibung des Objekts (Deutung, Material und Technik) | |
Bei besonderen Objekten: Beschreibung von Details | Auf einem alten Foto kann man noch die beiden Sprüche links und rechts vom Eingang sehen. Diese wurden leider bei einer späteren Renovierung übermalt. Der linke Spruch lautete: „O, Mensch, geh nicht vorbei, schau dir dies Bildnis an“. Rechts vom Eingang stand: „Jesus Maria und Josef, mein Sterbepatron“. Über dem Eingang wurde auf der vorspringenden Holzverschalung der Spruch angebracht: „Und wenn wir einst im Schoß der Erde liegen, so bit ich euch es nie verschieben! Diese Kapelle herzuhalten. Bis an das End der Zeiten“. Im Innern der Kapelle befindet sich in der Mitte ein Bild der Heiligen Familie (früher ein Bild der Heiligsten Dreifaltigkeit), links ein Herz-Mariä und rechts ein Herz-Jesu-Bild. Auf dem Altar stehen mehrere Statuen. Am schmiedeeisernen Gitter sind auch die Initialen „18 L Z 83“ für Leopold Zulehner angebracht. Vor der Kapelle befinden sich zwei große Kastanienbäume. |
Zeitkategorie | 19. Jahrhundert, 2. Hälfte |
Ursprungsdaten, Chronik: (Zeit und Ursache der Errichtung bzw. Überlieferung, Namen der Urheber, Künstler bzw. Handwerker, Sanierungen) | Ein Stück oberhalb des Hauses Söllingerwald 6, vulgo „Nassenreit“, (Richtung Freithöh) befindet sich eine alte Kapelle aus dem Jahr 1883. Im Laufe der Jahre und durch den Wechsel der Besitzer wurde der eigentliche Grund für die Erbauung dieser Kapelle durch die mehrfache Weitergabe verfälscht. Anhand eines Interviews mit Frau Linsberger aus dem Jahr 1959 konnte der eigentliche Grund wieder in Erfahrung gebracht werden. Frau Linsberger berichtete: „Die Kapelle haben meine Großeltern Leopold und Maria Zulehner gebaut. Eigentlich ist sie dem „Banknoten-Polt“ zu verdanken. Der war Knecht bei meinen Großeltern. Einmal hat er, ich weiß nicht mehr wo, eine Banknote gestohlen und wie er gesehen hat, dass`n aussackln kommen, hat er’s geschwind verschluckt; deswegen haben`s n „Banknoten-Polt“ g`heißen. Der Polt war ein großer Wilderer. Einmal hat er im Wald vom Grafen Schaffgotsch in Purgstall ein Reh geschossen und hat` s der Großmutter heimbracht. Die hat`s kocht und alle haben`s davon gegessen. Das ist aber ausgredt worden und so hat`s auch der Graf erfahren und hat den Großvater angezeigt. Der ist zum Kreisgericht nach St. Pölten vorgeladen worden. Weil er aber so arm war und dreizehn kleine Kinder gehabt hat, hat sich der Graf seiner erbarmt, hat ihm`s Reh geschenkt und hat sogar noch die ganzen Gerichtskosten bezahlt. A Rand`l drauf ist der Großvater schwer krank geworden. Da hat die Großmutter versprochen, eine Kapelle zu bauen, wenn er wieder gesund wird, besonders aber deswegen, weil die Sache bei Gericht so gut ausgegangen ist. Und wie der Großvater bald nachher wieder gesund war, haben sie mitsammen die Kapelle gebaut.“ |
Chronik - allfällige Ergänzungen: (z.B. Sagen, Legenden, Überlieferungen ausführlicher) | Weitere Informationen: Im Buch „Purgstall – Religiöse Kleindenkmäler“ Im Film „Purgstall – Religiöse Kleindenkmäler – Feste und Feiern“ Bestellung unter: www.erlauftalerbildungskreis.at |
Informationsquellen, Literatur und weitere Quellen | Wiesenhofer, Franz u. Wiesenhofer, Hildegard: Purgstall - Religiöse Kleindenkmäler. Purgstall 2005. |
Datum der Erfassung | 2016-04-18 |
Datum der letzten Bearbeitung | 2016-05-25 |
letzter Bearbeiter | Michaela Wiesenhofer |