Pestmarterl
Gemeinde: Gedersdorf
Zeitkategorie: 17. Jahrhundert, 1. Hälfte
Chronik:
In der Bevölkerung wird dieser wuchtige Pfeilerbildstock als 'Pestmarterl' bezeichnet. Um 1617 gab es allerdings keine Pestepidemie in Niederösterreich. Es könnte natürlich auch sein, dass bei späteren Renovierungen die Jahreszahl verändert wurde oder es überhaupt einen anderen Errichtungsgrund gab; laut Hans Windbrechtinger (unveröffentlicht) lagerte ab 1609 das Heer der Protestantischen Stände unter deren Heerführer Heinrich Matthias Graf von Thurn mit seinen böhmischen und mährischen Soldaten in Hadersdorf. Seine Truppen waren in den umliegenden Ortschaften einquartiert. Dabei wurde Langenlois gebrandschatzt und Krems belagert. Erst das Anrücken der Kaiserlichen Armee veranlasste Graf Thurn zum Rückzug. Zurück blieb verbrannte Erde. Die letzmalige Renovierung fand im Mai 2005 statt, durchgeführt von der Dorfgemeinschaft. Dabei wurde das Marterl geweißt, nur die Fasen, das Gesimse und die Traufkante sind hellblau und das Dach azurblau gefärbt.
Beschreibung:
An der Gemeindestraße Weitgasse, in nördlicher Richtung nach Gedersdorf, ist etwas außerhalb von Stratzdorf am rechten Straßenrand ein massiver Pfeiler aus Ziegelmauerwerk errichtet. Der wuchtige Schaft mit quatratischem Grundriss ist an der Basis von Pflastersteinen eingesäumt und an den Kanten abgefast. Darüber ist ein nun vierkantiges Gesimse aufgesetzt und darauf ein nahezu kubischer Aufsatz mit tiefer nach Süden gerichteter Nische, darin eine schlichte Tafel mit betenden Händen. Knapp unterhalb der Nische und dem Gesimse ist die Jahreszahl 1617 erkennbar. Das flache vierseitige Pyramidendach mit einer weit vorkragenden Traufkante schließt das Bauwerk ab. Bekrönt wird es von einem Metallkreuz mit Kleeblattenden. Im Kreuzungspunkt der Balken ist ein Metallkranz befestigt, von dem diagonal nach unten zwei Strahlenbündel ausgehen.
Details
Gemeindename | Gedersdorf |
Gemeindekennzahl | 31310 |
Ortsübliche Bezeichnung | Pestmarterl |
Objektkategorie | 1531 ( Religiöse Kleindenkmäler | Bildstöcke | Pfeiler- und Säulenbildstöcke) |
Katastralgemeinde | Stratzdorf -- GEM Gedersdorf |
Flurstücks- bzw. Grundstücksnummer | 229 |
Ortschafts- bzw. Ortsteil | Stratzdorf |
Straße und Hausnummer bzw. Flurname | Weitgasse |
Längengrad | 15.68814 |
Breitengrad | 48.41879 |
denkmalgeschützt | nicht geschuetzt |
Höhe (m) | 3 |
gemessen od. geschätzt | gemessen |
Breite (m) | 0.8 |
gemessen od. geschätzt | gemessen |
Tiefe (m) | 0.8 |
gemessen od. geschätzt | gemessen |
Zustandsklassifizierung | sehr gut |
Falls sanierungsbedürftig od. ruinös: empfohlene Maßnahmen |
Beschreibung des Objekts (Deutung, Material und Technik) | An der Gemeindestraße Weitgasse, in nördlicher Richtung nach Gedersdorf, ist etwas außerhalb von Stratzdorf am rechten Straßenrand ein massiver Pfeiler aus Ziegelmauerwerk errichtet. Der wuchtige Schaft mit quatratischem Grundriss ist an der Basis von Pflastersteinen eingesäumt und an den Kanten abgefast. Darüber ist ein nun vierkantiges Gesimse aufgesetzt und darauf ein nahezu kubischer Aufsatz mit tiefer nach Süden gerichteter Nische, darin eine schlichte Tafel mit betenden Händen. Knapp unterhalb der Nische und dem Gesimse ist die Jahreszahl 1617 erkennbar. Das flache vierseitige Pyramidendach mit einer weit vorkragenden Traufkante schließt das Bauwerk ab. Bekrönt wird es von einem Metallkreuz mit Kleeblattenden. Im Kreuzungspunkt der Balken ist ein Metallkranz befestigt, von dem diagonal nach unten zwei Strahlenbündel ausgehen. |
Bei besonderen Objekten: Beschreibung von Details | Aus der Sekundärliteratur erfährt man auch die Deutung, dass man die an der Pest Gestorbenen über den Totenweg, der von Stratzdorf nach Brunn/Felde führte, zur Bestattung trug. Manchmal wagte man sich auch nicht mehr das nächste Dorf zu betreten, so bestattete man längs des Totenweges die Leichname und setzte dann später in frommer Erinnerung an dieser Begräbnisstätte ein Marterl. |
Zeitkategorie | 17. Jahrhundert, 1. Hälfte |
Ursprungsdaten, Chronik: (Zeit und Ursache der Errichtung bzw. Überlieferung, Namen der Urheber, Künstler bzw. Handwerker, Sanierungen) | In der Bevölkerung wird dieser wuchtige Pfeilerbildstock als 'Pestmarterl' bezeichnet. Um 1617 gab es allerdings keine Pestepidemie in Niederösterreich. Es könnte natürlich auch sein, dass bei späteren Renovierungen die Jahreszahl verändert wurde oder es überhaupt einen anderen Errichtungsgrund gab; laut Hans Windbrechtinger (unveröffentlicht) lagerte ab 1609 das Heer der Protestantischen Stände unter deren Heerführer Heinrich Matthias Graf von Thurn mit seinen böhmischen und mährischen Soldaten in Hadersdorf. Seine Truppen waren in den umliegenden Ortschaften einquartiert. Dabei wurde Langenlois gebrandschatzt und Krems belagert. Erst das Anrücken der Kaiserlichen Armee veranlasste Graf Thurn zum Rückzug. Zurück blieb verbrannte Erde. Die letzmalige Renovierung fand im Mai 2005 statt, durchgeführt von der Dorfgemeinschaft. Dabei wurde das Marterl geweißt, nur die Fasen, das Gesimse und die Traufkante sind hellblau und das Dach azurblau gefärbt. |
Chronik - allfällige Ergänzungen: (z.B. Sagen, Legenden, Überlieferungen ausführlicher) |
Informationsquellen, Literatur und weitere Quellen | Österr. Kunsttopographie: ÖKT 1907 Schneeweis Emil: Habilschrift 1988 DEHIO: Die Kunstdenkmäler Österr. nördlich der Donau 1990 Josefinische und Franziszeische Landaufnahme Bezirksschulrat Krems: Sagen des Kremser Bezirkes 1971 Windbrechtinger Hans: Heimatbuch unveröffentlicht 2012 |
Datum der Erfassung | 2012-01-01 |
Datum der letzten Bearbeitung | 2012-01-01 |
letzter Bearbeiter | Karl Weber |