Ehrengrab der Heimatvertriebenen
Gemeinde: Wilfersdorf
Zeitkategorie: 20. Jahrhundert, 2. Hälfte
Chronik:
Der Todesmarsch der Brünner Deutschen Bevölkerung über Drasenhofen, Wilfersdorf und Wien ist in die Geschichte eingegangen.
Als die tschechische Bevölkerung alle Deutschen aus dem Sudetenland und besonders aus Brünn vertrieb, bewegte sich der Zug der Heimatlosen entlang der Brünnerstraße. Von der Not gezeichnet hielten viele von ihnen Rast in Wilfersdorf und nächtigten hier.
Für viele Heimatvertriebene gab es in Wilfersdorf kein Erwachen mehr - sie starben auch an gebrochenem Herzen.
Anfangs Juni (1945) kamen die ersten Flüchtlinge aus der CSR.
Überall suchten sie Notquartiere, sämtliche Schulräume dienten als Unterkunft.
Bald traten böse Krankheiten auf: Ruhr und Typhus. Fast täglich starben in den Klassenzimmern einige Flüchtlinge, die der Totengräber einfach mit einem Schubkarren auf unseren Friedhof beförderte. In Wilfersdorf am Friedhof wurden die Toten, so rasch es ging, in einem Massengrab zur letzten Ruhe beigesetzt. Wie viele es waren, konnte der damalige Friedhofswärter gar nicht recht angeben. Es waren auch Namenlose dabei, die keinerlei Dokumente hatten, da man ihnen alles nahm.
Die Krankheiten verbreiteten sich auch unter der hiesigen Bevölkerung. In manchen Familien starben gleich mehrere Personen, da jede ärztliche Hilfe fehlte. Im Jahre 1957 haben sich einige Heimatvertriebene zur Aufgabe gemacht, diesen Opfern und für diese traurige Ereignisse, ein Denkmal zu setzen.
Dipl. Ing. Ernst Fiedler war die treibende Kraft, der auch für die Kosten, die von den Heimatvertriebenen große Opfer erforderte, verwaltete.
Baumeister Anton Döltl errichtete den Unterbau des Grabsteines und war entgegenkommend bei der Verrechnung.
Die Grabstelle wurde bei der Neugestaltung des Friedhofes (3. Teilausbau) 1983 als Wandgrab in unmittelbarer Nähe der Beerdigungsstelle verlegt.
Für 21 Familienväter mit Frau und Kindern wurde Wilfersdorf ihre zweite Heimat. Die Zeit heilt viele Wunden und es sind viele Südmährer hier ansässig geworden und haben eine neue Heimat gefunden. Sie haben sich durch Fleiß und ehrliche Arbeit wieder ein Heim geschaffen und sind von der hiesigen Bevölkerung geachtet.
Am 27. Oktober 1957 konnte Hochwürdiger Herr Pfarrer Stadler den Stein bzw. die neue „Grabstätte“ einweihen.
Beschreibung:
Das Grab ist mit einer Steinumrandung eingefasst. Auf dem Grab sind Buchsbaum-Stauden in U-Form gepflanzt.
Der Sockel des Grabsteins ist aus Naturstein-Blöcken aufgemauert, auf der Frontseite ist eine helle Marmorplatte mit gemeißelter Inschrift eingemauert. Später wurde diese Marmorplatte mit einer schwarzen Granitplatte mit weißer Inschrift abgedeckt.
Auf dem Sockel ist ein heller Naturstein mit herausgearbeitetem Tatzenkreuz befestigt. An dem Kreuz ist unten eine Eisenlaterne befestigt.
Das Kreuz weist eine Inschrift auf, vermutlich "IN MEMORIAM".
Im Sterbebuch der Pfarre Wilfersdorf sind eingetragen:
Teuschla Josef 68 Jahre (Teuschl Josef)
Musil Maria 69 Jahre
Klein Maria 77 Jahre
Krejcir Johann 62 Jahre (Kreycik Johann)
Gaberlik Katharina 83 Jahre
Zukunft Franziska 78 Jahre (Zukunpf Franziska)
Novotny Ladislaus 64 Jahre
Finger Maria 53 Jahre
Wibiral Hansi 9 Monate
Lang Maria 63 Jahre u. Ottilie
Burmeister Martha 6 Monate
Antel Theresia 76 Jahre
Witt Mathilde 71 Jahre
Kohlmann Anna 60 Jahre (Kollmann Anna)
Grimm Barbara 11 Monate
Antl Karl 79 Jahre
Flock Johann 64 Jahre (Folk Johann)
Svrcek Elisabeth 65 Jahre
Leonhard Magdalena u. Maria
Am Grabstein sind weitere Namen eingraviert:
Antel (ohne Vorname)
Cerny Emilie
Copek Antonia
Finger
Macharek Friederike
Pacak Edeltraud
Potschka Wilhelmine
Prusa Wenzl
Sefcik Franz
Seidl Otto
Und 5 Unbekannte
Fern der Heimat und doch in der Heimat ruhend
Details
Gemeindename | Wilfersdorf |
Gemeindekennzahl | 31654 |
Ortsübliche Bezeichnung | Ehrengrab der Heimatvertriebenen |
Objektkategorie | 1592 ( Religiöse Kleindenkmäler | Totengedenkmale und Kriegerdenkmäler | Gedenksteine und -tafeln) |
Katastralgemeinde | Wilfersdorf -- GEM Wilfersdorf |
Flurstücks- bzw. Grundstücksnummer | 1595 |
Ortschafts- bzw. Ortsteil | |
Straße und Hausnummer bzw. Flurname | Am Berg 41 |
Längengrad | 16.644065 |
Breitengrad | 48.59044 |
denkmalgeschützt | nicht geschuetzt |
Höhe (m) | 2 |
gemessen od. geschätzt | geschätzt |
Breite (m) | 2 |
gemessen od. geschätzt | geschätzt |
Tiefe (m) | 2.5 |
gemessen od. geschätzt | geschätzt |
Zustandsklassifizierung | gut |
Falls sanierungsbedürftig od. ruinös: empfohlene Maßnahmen |
Beschreibung des Objekts (Deutung, Material und Technik) | Das Grab ist mit einer Steinumrandung eingefasst. Auf dem Grab sind Buchsbaum-Stauden in U-Form gepflanzt. Der Sockel des Grabsteins ist aus Naturstein-Blöcken aufgemauert, auf der Frontseite ist eine helle Marmorplatte mit gemeißelter Inschrift eingemauert. Später wurde diese Marmorplatte mit einer schwarzen Granitplatte mit weißer Inschrift abgedeckt. Auf dem Sockel ist ein heller Naturstein mit herausgearbeitetem Tatzenkreuz befestigt. An dem Kreuz ist unten eine Eisenlaterne befestigt. Das Kreuz weist eine Inschrift auf, vermutlich "IN MEMORIAM". Im Sterbebuch der Pfarre Wilfersdorf sind eingetragen: Teuschla Josef 68 Jahre (Teuschl Josef) Musil Maria 69 Jahre Klein Maria 77 Jahre Krejcir Johann 62 Jahre (Kreycik Johann) Gaberlik Katharina 83 Jahre Zukunft Franziska 78 Jahre (Zukunpf Franziska) Novotny Ladislaus 64 Jahre Finger Maria 53 Jahre Wibiral Hansi 9 Monate Lang Maria 63 Jahre u. Ottilie Burmeister Martha 6 Monate Antel Theresia 76 Jahre Witt Mathilde 71 Jahre Kohlmann Anna 60 Jahre (Kollmann Anna) Grimm Barbara 11 Monate Antl Karl 79 Jahre Flock Johann 64 Jahre (Folk Johann) Svrcek Elisabeth 65 Jahre Leonhard Magdalena u. Maria Am Grabstein sind weitere Namen eingraviert: Antel (ohne Vorname) Cerny Emilie Copek Antonia Finger Macharek Friederike Pacak Edeltraud Potschka Wilhelmine Prusa Wenzl Sefcik Franz Seidl Otto Und 5 Unbekannte Fern der Heimat und doch in der Heimat ruhend |
Bei besonderen Objekten: Beschreibung von Details |
Zeitkategorie | 20. Jahrhundert, 2. Hälfte |
Ursprungsdaten, Chronik: (Zeit und Ursache der Errichtung bzw. Überlieferung, Namen der Urheber, Künstler bzw. Handwerker, Sanierungen) | Der Todesmarsch der Brünner Deutschen Bevölkerung über Drasenhofen, Wilfersdorf und Wien ist in die Geschichte eingegangen. Als die tschechische Bevölkerung alle Deutschen aus dem Sudetenland und besonders aus Brünn vertrieb, bewegte sich der Zug der Heimatlosen entlang der Brünnerstraße. Von der Not gezeichnet hielten viele von ihnen Rast in Wilfersdorf und nächtigten hier. Für viele Heimatvertriebene gab es in Wilfersdorf kein Erwachen mehr - sie starben auch an gebrochenem Herzen. Anfangs Juni (1945) kamen die ersten Flüchtlinge aus der CSR. Überall suchten sie Notquartiere, sämtliche Schulräume dienten als Unterkunft. Bald traten böse Krankheiten auf: Ruhr und Typhus. Fast täglich starben in den Klassenzimmern einige Flüchtlinge, die der Totengräber einfach mit einem Schubkarren auf unseren Friedhof beförderte. In Wilfersdorf am Friedhof wurden die Toten, so rasch es ging, in einem Massengrab zur letzten Ruhe beigesetzt. Wie viele es waren, konnte der damalige Friedhofswärter gar nicht recht angeben. Es waren auch Namenlose dabei, die keinerlei Dokumente hatten, da man ihnen alles nahm. Die Krankheiten verbreiteten sich auch unter der hiesigen Bevölkerung. In manchen Familien starben gleich mehrere Personen, da jede ärztliche Hilfe fehlte. Im Jahre 1957 haben sich einige Heimatvertriebene zur Aufgabe gemacht, diesen Opfern und für diese traurige Ereignisse, ein Denkmal zu setzen. Dipl. Ing. Ernst Fiedler war die treibende Kraft, der auch für die Kosten, die von den Heimatvertriebenen große Opfer erforderte, verwaltete. Baumeister Anton Döltl errichtete den Unterbau des Grabsteines und war entgegenkommend bei der Verrechnung. Die Grabstelle wurde bei der Neugestaltung des Friedhofes (3. Teilausbau) 1983 als Wandgrab in unmittelbarer Nähe der Beerdigungsstelle verlegt. Für 21 Familienväter mit Frau und Kindern wurde Wilfersdorf ihre zweite Heimat. Die Zeit heilt viele Wunden und es sind viele Südmährer hier ansässig geworden und haben eine neue Heimat gefunden. Sie haben sich durch Fleiß und ehrliche Arbeit wieder ein Heim geschaffen und sind von der hiesigen Bevölkerung geachtet. Am 27. Oktober 1957 konnte Hochwürdiger Herr Pfarrer Stadler den Stein bzw. die neue „Grabstätte“ einweihen. |
Chronik - allfällige Ergänzungen: (z.B. Sagen, Legenden, Überlieferungen ausführlicher) | Die Grabstelle wurde vom Gemeinderat der Marktgemeinde Wilfersdorf mit Gemeinderatsbeschluss vom 11. 12. 1979 zum Ehrengrab erklärt und in die Erhaltung der Gemeinde genommen. |
Informationsquellen, Literatur und weitere Quellen | Aufzeichnungen Huysza Hans, Wilfersdorf |
Datum der Erfassung | 2024-02-27 |
Datum der letzten Bearbeitung | 2024-02-28 |
letzter Bearbeiter | Marktgemeinde Wilfersdorf |