Brandl-Kreuz

Religiöse KleindenkmälerKreuzeKreuzsteine, Steinkreuze, Scheibenkreuze, Kreuzfelsen

Gemeinde: Wilfersdorf

Zeitkategorie: 19. Jahrhundert, 2. Hälfte

Chronik:

An das Brandl-Kreuz, das sich in der Ried Bartstübl befindet, knüpft sich folgende Begebenheit (Auszug aus einem Gendarmerie-Bericht): Der Coburg'sche Heger Johann Brandl aus Erdberg hörte am 4. Oktober (Anm.d. Red.: 1894) vormittags in seinem Revier zwei Schüsse. Er ging hinaus, um Nachschau zu halten, kehrte aber nicht mehr zurück. Eine Streifung von Seite des Forstpersonals und der Gendarmerie blieb resultatlos.

Erst am 6. Oktober wurde die Leiche Brandls von Anton Kindl aus Bullendorf, welcher mit seiner Mutter im Weingarten im sogenannten Bartstübl mit der Weinlese beschäftigt war, in einer Furche liegend und mit Kukuruzstengeln zugedeckt, aufgefunden die Leiche wurde vom Mörder hierher geschleppt.

Bei Besichtigung des Leichnams wurden ein Streifschuß am Kopfe, einige Schrotkörner im Gesichte, eine furchtbare Wunde an der rechten Brustseite und eine Schußwunde mitten im Bauche wahrgenommen. Das Gewehr und der Stock des Brandl waren bei der Leiche nicht vorhanden.

Der Boden war infolge eines mehrtägigen starken Regens sehr durchnäßt, dennoch wurden in unmittelbarer Nähe der Tat bezw. des Fundortes Spuren nackter Füße, sowie von den Stiefeln des Brandl herrührende Spuren vorgefunden. Die Gendarmerie verhielt nun sämtliche als Wilderer bekannte Personen aus Erdberg und Bullendorf zum Alibinachweis. Dem als gefährlichen Wilddieb bekannten Josef Hartmann aus Erdberg gelang es nicht, sein Alibi nachzuweisen.

Am Tatorte wurde durch Vergleich festgestellt, daß die Fußspuren von Hartmann herrühren. Unter einer Brücke in Bullendorf wurde das Gewehr des erschossenen Brandl aufgefunden, ferner in einem hohlen Baum zwei Hasen. In diesem Baume hatte der Täter vor der Jagd auch seine Stiefel versteckt. Nach der Mordtat zog er die Stiefel an und ging nach Wilfersdorf.

Bei genauerer Besichtigung der Stiefelspuren bemerkte man, daß der rechte Stiefel im Absatze fünf große Nägel und vorne am Ballen zwei Flecke und 3 Nägel hatte. Bei Hartmann wurde ein Paar Stiefel vorgefunden, von denen der Stiefel vom rechten Fuß vollkommen mit den vorgefundenen Fußspuren übereinstimmte.

Josef Hartmann wurde dem Untersuchungsgerichte eingeliefert. Nach langem Leugnen gestand er die Mordtat. Hartmann wurde zum Tode durch den Strang verurteilt. Die Todesstrafe wurde ihm im Gnadenwege nachgesehen und mit Kerker auf Lebensdauer bestraft.
In der Schulchronik 1926-1927 ist Foldendes vermerkt: Im Jahre 1918 wurde er abermals begnadigt und aus dem Gefängnis entlassen.

Weitere Informationen laut Mitteilung von Herbert Bammer sen.: Brandl hörte in seinem Haus in Erdberg einen Schuss. Er ging in das Revier nachschauen und stellte den Wilderer Hartmann - mit Gewehr im Anschlag. Ursprünglich haben beide gewildert - dann wurde Brandl als Jäger angestellt.

Hartmann sagte: "Geh Göd (Anm.d. Red.: Brandl war der Firmpate von Hartmann) - gib das Gewehr weg und lass mich meine Notdurft fertig verrichten". Brandl glaubte ihm und nahm das Gewehr herunter. In diesem Moment hob Hartmann blitzschnell sein Gewehr und schoss auf Brandl.

Schwer verletzt bat angeblich Brandl "Es hat keinen Sinn - erschlag mich gleich". Daraufhin wurde Brandl von Hartmann auch noch erschlagen.

Im Ortsbrief der Marktgemeinde Wilfersdorf von 1979 steht: Die Jägerschaft von Bullendorf hat aus eigenen Mitteln (Kostenträger war der Kultur- & Verschönerungsverein Bullendorf) das in Vergessenheit geratene Brandl-Kreuz fachmännisch um ca. ATS 15.000.- renovieren lassen. Pfarrer KR. Ferdinand Brait hat unter großer Beteiligung der Dorfbevölkerung in Form einer Bittprozession dieses Denkmal geweiht.

Dieser Bildstock erinnert uns, in welcher Zeit die Menschen um 1890 gelebt haben. Damals war Not auf der einen Seite und die Pflichterfüllung auf der anderen Seite. In Stein gemeißelt soll uns diese Erinnerung erhalten bleiben. Herzlichen Dank, allen die mitgeholfen haben, dieses wunderschöne Mahnmal zu erhalten.

Eine weitere Renovierung erfolgte, laut ÖVP-Gemeindeparteizeitung Schwarz auf Weiß vom Dezember 2006, auf Initiative der Jägerschaft Bullendorf mit finanzieller Unterstützung der Marktgemeinde Wilfersdorf. Am 8. Oktober 2006 wurde im Zuge einer Feldmesse das renovierte Brandl-Kreuz von Dechant Mag. Ernst Steindl gesegnet.

Beschreibung:

In der Ried Bartstübl steht das Brandl-Kreuz, das an den Mord an dem Coburg'schen Heger Johann Brandl am 4. Oktober 1894 erinnert.

Das Steinkreuz ist auf einem fast quadratischen Betonfundament errichtet. Auf der Basis ist rechts unten eine kleine Inschrift zu lesen " F. Hruschak Floridsdorf".

Ein kleines Astragal mit Filet darüber, trennt die Basis vom verjüngenden Schaft, in den eine Marmortafel mit der Inschrift "Am 6ten Oktober 1894 wurde hier der herzoglich Cobur'sche Heger Johann Brandl erschossen aufgefunden, betet für sein und seines Mörders Seelenheil." eingelassen ist.
Darüber ein weiteres Astragal, welches von zwei Filets umgeben ist, und das auskragende Kapitell, das oben in einem Karniesbogen endet.

Das darauf befindliche Steinkreuz weist unten einen großen Wulst auf und ist ansonsten schlicht gehalten, ohne weitere Verzierungen.

Details

Gemeindename Wilfersdorf
Gemeindekennzahl 31654
Ortsübliche Bezeichnung Brandl-Kreuz
Objektkategorie 1565 ( Religiöse Kleindenkmäler | Kreuze | Kreuzsteine, Steinkreuze, Scheibenkreuze, Kreuzfelsen)

Katastralgemeinde Bullendorf -- GEM Wilfersdorf
Flurstücks- bzw. Grundstücksnummer 957
Ortschafts- bzw. Ortsteil Bullendorf
Straße und Hausnummer bzw. Flurname Güterweg in der Ried Bartstübl (Hühnerkratz)
Längengrad 16.6650092
Breitengrad 48.6163157

denkmalgeschützt nicht geschuetzt

Höhe (m) 3
gemessen od. geschätzt gemessen
Breite (m) 1.18
gemessen od. geschätzt gemessen
Tiefe (m) 1.03
gemessen od. geschätzt gemessen

Zustandsklassifizierung sehr gut
Falls sanierungsbedürftig od. ruinös:
empfohlene Maßnahmen
Eventuell Reinigung des Steins

Beschreibung des Objekts (Deutung, Material und Technik) In der Ried Bartstübl steht das Brandl-Kreuz, das an den Mord an dem Coburg'schen Heger Johann Brandl am 4. Oktober 1894 erinnert.

Das Steinkreuz ist auf einem fast quadratischen Betonfundament errichtet. Auf der Basis ist rechts unten eine kleine Inschrift zu lesen " F. Hruschak Floridsdorf".

Ein kleines Astragal mit Filet darüber, trennt die Basis vom verjüngenden Schaft, in den eine Marmortafel mit der Inschrift "Am 6ten Oktober 1894 wurde hier der herzoglich Cobur'sche Heger Johann Brandl erschossen aufgefunden, betet für sein und seines Mörders Seelenheil." eingelassen ist.
Darüber ein weiteres Astragal, welches von zwei Filets umgeben ist, und das auskragende Kapitell, das oben in einem Karniesbogen endet.

Das darauf befindliche Steinkreuz weist unten einen großen Wulst auf und ist ansonsten schlicht gehalten, ohne weitere Verzierungen.
Bei besonderen Objekten: Beschreibung von Details

Zeitkategorie 19. Jahrhundert, 2. Hälfte
Ursprungsdaten, Chronik: (Zeit und Ursache der Errichtung bzw. Überlieferung, Namen der Urheber, Künstler bzw. Handwerker, Sanierungen) An das Brandl-Kreuz, das sich in der Ried Bartstübl befindet, knüpft sich folgende Begebenheit (Auszug aus einem Gendarmerie-Bericht): Der Coburg'sche Heger Johann Brandl aus Erdberg hörte am 4. Oktober (Anm.d. Red.: 1894) vormittags in seinem Revier zwei Schüsse. Er ging hinaus, um Nachschau zu halten, kehrte aber nicht mehr zurück. Eine Streifung von Seite des Forstpersonals und der Gendarmerie blieb resultatlos.

Erst am 6. Oktober wurde die Leiche Brandls von Anton Kindl aus Bullendorf, welcher mit seiner Mutter im Weingarten im sogenannten Bartstübl mit der Weinlese beschäftigt war, in einer Furche liegend und mit Kukuruzstengeln zugedeckt, aufgefunden die Leiche wurde vom Mörder hierher geschleppt.

Bei Besichtigung des Leichnams wurden ein Streifschuß am Kopfe, einige Schrotkörner im Gesichte, eine furchtbare Wunde an der rechten Brustseite und eine Schußwunde mitten im Bauche wahrgenommen. Das Gewehr und der Stock des Brandl waren bei der Leiche nicht vorhanden.

Der Boden war infolge eines mehrtägigen starken Regens sehr durchnäßt, dennoch wurden in unmittelbarer Nähe der Tat bezw. des Fundortes Spuren nackter Füße, sowie von den Stiefeln des Brandl herrührende Spuren vorgefunden. Die Gendarmerie verhielt nun sämtliche als Wilderer bekannte Personen aus Erdberg und Bullendorf zum Alibinachweis. Dem als gefährlichen Wilddieb bekannten Josef Hartmann aus Erdberg gelang es nicht, sein Alibi nachzuweisen.

Am Tatorte wurde durch Vergleich festgestellt, daß die Fußspuren von Hartmann herrühren. Unter einer Brücke in Bullendorf wurde das Gewehr des erschossenen Brandl aufgefunden, ferner in einem hohlen Baum zwei Hasen. In diesem Baume hatte der Täter vor der Jagd auch seine Stiefel versteckt. Nach der Mordtat zog er die Stiefel an und ging nach Wilfersdorf.

Bei genauerer Besichtigung der Stiefelspuren bemerkte man, daß der rechte Stiefel im Absatze fünf große Nägel und vorne am Ballen zwei Flecke und 3 Nägel hatte. Bei Hartmann wurde ein Paar Stiefel vorgefunden, von denen der Stiefel vom rechten Fuß vollkommen mit den vorgefundenen Fußspuren übereinstimmte.

Josef Hartmann wurde dem Untersuchungsgerichte eingeliefert. Nach langem Leugnen gestand er die Mordtat. Hartmann wurde zum Tode durch den Strang verurteilt. Die Todesstrafe wurde ihm im Gnadenwege nachgesehen und mit Kerker auf Lebensdauer bestraft.
In der Schulchronik 1926-1927 ist Foldendes vermerkt: Im Jahre 1918 wurde er abermals begnadigt und aus dem Gefängnis entlassen.

Weitere Informationen laut Mitteilung von Herbert Bammer sen.: Brandl hörte in seinem Haus in Erdberg einen Schuss. Er ging in das Revier nachschauen und stellte den Wilderer Hartmann - mit Gewehr im Anschlag. Ursprünglich haben beide gewildert - dann wurde Brandl als Jäger angestellt.

Hartmann sagte: "Geh Göd (Anm.d. Red.: Brandl war der Firmpate von Hartmann) - gib das Gewehr weg und lass mich meine Notdurft fertig verrichten". Brandl glaubte ihm und nahm das Gewehr herunter. In diesem Moment hob Hartmann blitzschnell sein Gewehr und schoss auf Brandl.

Schwer verletzt bat angeblich Brandl "Es hat keinen Sinn - erschlag mich gleich". Daraufhin wurde Brandl von Hartmann auch noch erschlagen.

Im Ortsbrief der Marktgemeinde Wilfersdorf von 1979 steht: Die Jägerschaft von Bullendorf hat aus eigenen Mitteln (Kostenträger war der Kultur- & Verschönerungsverein Bullendorf) das in Vergessenheit geratene Brandl-Kreuz fachmännisch um ca. ATS 15.000.- renovieren lassen. Pfarrer KR. Ferdinand Brait hat unter großer Beteiligung der Dorfbevölkerung in Form einer Bittprozession dieses Denkmal geweiht.

Dieser Bildstock erinnert uns, in welcher Zeit die Menschen um 1890 gelebt haben. Damals war Not auf der einen Seite und die Pflichterfüllung auf der anderen Seite. In Stein gemeißelt soll uns diese Erinnerung erhalten bleiben. Herzlichen Dank, allen die mitgeholfen haben, dieses wunderschöne Mahnmal zu erhalten.

Eine weitere Renovierung erfolgte, laut ÖVP-Gemeindeparteizeitung Schwarz auf Weiß vom Dezember 2006, auf Initiative der Jägerschaft Bullendorf mit finanzieller Unterstützung der Marktgemeinde Wilfersdorf. Am 8. Oktober 2006 wurde im Zuge einer Feldmesse das renovierte Brandl-Kreuz von Dechant Mag. Ernst Steindl gesegnet.
Chronik - allfällige Ergänzungen: (z.B. Sagen, Legenden, Überlieferungen ausführlicher)

Brandl-Kreuz_1
06.02.2007
Kohzina Josef

Brandl-Kreuz_2
04.07.2023
Sock-Kurek Martina

Brandl-Kreuz_3
04.07.2023
Sock-Kurek Martina

Brandl-Kreuz_4
04.07.2023
Sock-Kurek Martina

Brandl-Kreuz_5
04.07.2023
Sock-Kurek Martina

Brandl-Kreuz_6
23.04.1989
Huysza Hans

Informationsquellen, Literatur und weitere Quellen Gendarmerie-Bericht von 1894
Schulchronik 1926-1927
Karl Kargl, Leiter der Schule
Herbert Bammer sen., Bullendorf
Ortsbrief der Marktgemeinde Wilfersdorf, 1979
ÖVP-Gemeindeparteizeitung Schwarz auf Weiß, Dezember 2006
Heimatforscher Johann Lehner
Josef Wiesinger, Bullendorf
Hans Huysza, Brünnerstraße Wilfersdorf

Marktgemeinde Wilfersdorf
Datum der Erfassung 2023-08-22
Datum der letzten Bearbeitung 2024-02-12
letzter Bearbeiter Marktgemeinde Wilfersdorf

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