Schauer-Kreuz

Religiöse KleindenkmälerBildstöckeBreitpfeiler

Gemeinde: Wilfersdorf

Zeitkategorie: 19. Jahrhundert, 2. Hälfte

Chronik:

Das Schauerkreuz wurde errichtet, als am 23. Juni 1898 und am 29. Juni 1898 um 23:15 Uhr nachts ein fürchterliches Unwetter mit Hühnerei großen Hagelkörnern niederging.
Bei dem Unwetter war auch ein kräftiger Sturm dabei, der in der Chronik als Cyclon bezeichnet wird. 50 Häuser und Scheunen wurden niedergerissen und die gesamte Ernte vernichtet. Das Unwetter beschränkte sich ausschließlich auf Bullendorfer Gebiet.

Es gab damals sehr große Not und viele sahen keine Zukundt für sich und ihre Familien. Die Ortsbevölkerung gelobte damals, alljährlich am 29. Juni einen Bitt- und Gelöbnisgang zu diesem Schauerkreuz zu machen, um diese Katastrophe nicht noch einmal zu erleben.

Am 28. Mai 1899 wurde in der Betkapelle zu Bullendorf das neue Altarbild "Marie Einsiedl" vom Pfarrer geweiht und zugleich zwei andere Bilder, die an der neuerrichteten Säule zur Erinnerung an die furchtbare Hagelkatastrophe von der Gemeinde angebracht waren.

Das Bild in der Kapelle (Anm.d.Red.: gemeint ist die Fuchsenkapelle) wurde vom Sailer Maler aus Eibesthal angefertigt. Die Berufsbezeichnung war Faßmaler (Votivbilder, Fronleichnamsaltäre, Bauernmöbel). Vermutlich auch Anfertigung des Bildes in der Schauerkapelle.
Über diesen Hagelschlag berichtet die Schulchronik:

23. VI. 1898: Am 23. Juni ging über Bullendorf ein Hagelschlag nieder, welcher die Kulturen meilenweit vernichtete. Seit mehreren Jahren hatte Bullendorf keine besonders gute Ernte zu verzeichnen. Heuer standen alle Feldfrüchte in schönster Blüte und die Weingärten, die so herrlich standen und die Herzen der Wirtschaftsbesitzer nach so vielen Missjahren mit Jubel erfüllten, wurden gänzlich verwüstet. Im Schulhause wurden über 40, im Orte über 1000 Glastafeln von den schweren Eisstücken zerschmettert. Vom Orte wurden mehrere Personen von dem Unwetter am Felde überrascht und kamen blutend und mit schweren Verletzungen nach Hause.
Die Frucht der Felder, Weingärten und Obstbäume ist dahin. Das Elend ist sehr groß. Die größeren Eisstücke wogen 2,5 bis 3,8 dkg.

29. VI. 1898: Am 29. Juni 1/4 12 Uhr nachts ging über Bullendorf abermals ein fürchterliches, noch schrecklicheres Hagelwetter nieder. In der unbarmherzigen Finsternis der Nacht hörte man ein Heulen, Prasseln, Poltern und Krachen. Weinende Frauen und Kinder flüchteten aus ihren Häusern, während die Feuerwehr vollauf zu tun hatte, den Bedrängten Hilfe zu leisten. Bei 50 Häusern und Scheunen wurden durch den Cyclon niedergerissen, ganze Gärten devasiert, Baumriesen wie Zweige geknickt und die Bäume durch die tauben- bis hühnereigroßen Schlossen ihrer Rinde buchstäblich beraubt. Die Feldfrucht, die vom ersten Hagel noch übrig blieb, wurde vollends dem Erdboden gleichgemacht. Die Wirtschaftsbesitzer müssen ihre Dienstboten entlassen, Pferde und Nutzvieh wegen Mangel an Futter verkaufen, werden doch kaum sie etwas zu essen haben. Die Schule wurde halb abgedeckt und stark mitgenommen. Der Schulgarten bietet ein jämmerliches Bild.

Der Heimatforscher Johann Lehner schrieb für die Schulchronik: Von der sogenannten "Schauerkapelle" dürften bereits Schilderungen vorliegen, über die Entstehung derselben. Dessenungeachtet möchte ich noch wiederholen, dass sich damals die ältesten Leute einer solch fürchterlichen Unwetterkatastrophe nicht erinnern konnten.

Beschreibung:

Zwischen Dorf und Ziegelwerk, auf dem Rundwanderweg "Mammutweg", steht dieser Breitpfeiler.

Auf einem Betonfundament wurde der Bildstock aufgemauert und in einem kräftigen Grün mit weißen Faschen verputzt.
Im unteren Drittel ist eine Metalltafel mit der Inschrift "Schauer Kreuz Errichtet: 1899 Renoviert: 1964 Renoviert: 1998 Renoviert: 2016 durch K.V.V. (Anm.d. Red.: Kultur- & Verschönerungsverein Bullendorf).

Im mittleren Drittel ist eine Nische mit Verglasung zu finden, in dem ein Bild der Hl. Maria mit dem Jesuskind und eine Inschrifttafel zu sehen ist. Die Inschrift lautet: "Andenken an die so fürchterliche Hagel Katastrophe welche d. 23. u. 29. Juni 1898 über unseren Ort, unsere Felder u. Weingärten so schrecklich niederging, so dass Gebäude Weingärten und Felder von den Sturm u. Hagelgeschossen vernichtet wurden sodass es keine Ernte gab. Möge der liebe Gott durch d. Fürbitte der Heilg. Mutter Gottes Maria u. des Heilg. Petrus so schreckliche Ungewitter künftig von unserem Ort gnädigst abwenden.
Errichtet zur Ehre Gottes von Wohltätern u.d. Gemd. Bullendorf 1899 Neu renoviert durch die Familien Lukesch u. Klauder 1957"

Das obere Drittel ist zum Dach hin auskragend. Den Abschluss bildet ein Zeltdach mit Biberschwanzziegeln und einem Eisenkreuz darauf. Die Enden des Eisenkreuzes sind jeweils in drei Kreissegmente (Trifoile, Dreipass) auslaufend, die als Verbindung von Christuskreuz und Dreifaltigkeitszeichen zu verstehen sind.

Details

Gemeindename Wilfersdorf
Gemeindekennzahl 31654
Ortsübliche Bezeichnung Schauer-Kreuz
Objektkategorie 1532 ( Religiöse Kleindenkmäler | Bildstöcke | Breitpfeiler)

Katastralgemeinde Bullendorf -- GEM Wilfersdorf
Flurstücks- bzw. Grundstücksnummer 730
Ortschafts- bzw. Ortsteil Bullendorf
Straße und Hausnummer bzw. Flurname Kugelberg, zwischen Dorf und Ziegelwerk
Längengrad 16.6700296
Breitengrad 48.5996985

denkmalgeschützt nicht geschuetzt

Höhe (m) 4
gemessen od. geschätzt gemessen
Breite (m) 1.77
gemessen od. geschätzt gemessen
Tiefe (m) 1.5
gemessen od. geschätzt gemessen

Zustandsklassifizierung sehr gut
Falls sanierungsbedürftig od. ruinös:
empfohlene Maßnahmen

Beschreibung des Objekts (Deutung, Material und Technik) Zwischen Dorf und Ziegelwerk, auf dem Rundwanderweg "Mammutweg", steht dieser Breitpfeiler.

Auf einem Betonfundament wurde der Bildstock aufgemauert und in einem kräftigen Grün mit weißen Faschen verputzt.
Im unteren Drittel ist eine Metalltafel mit der Inschrift "Schauer Kreuz Errichtet: 1899 Renoviert: 1964 Renoviert: 1998 Renoviert: 2016 durch K.V.V. (Anm.d. Red.: Kultur- & Verschönerungsverein Bullendorf).

Im mittleren Drittel ist eine Nische mit Verglasung zu finden, in dem ein Bild der Hl. Maria mit dem Jesuskind und eine Inschrifttafel zu sehen ist. Die Inschrift lautet: "Andenken an die so fürchterliche Hagel Katastrophe welche d. 23. u. 29. Juni 1898 über unseren Ort, unsere Felder u. Weingärten so schrecklich niederging, so dass Gebäude Weingärten und Felder von den Sturm u. Hagelgeschossen vernichtet wurden sodass es keine Ernte gab. Möge der liebe Gott durch d. Fürbitte der Heilg. Mutter Gottes Maria u. des Heilg. Petrus so schreckliche Ungewitter künftig von unserem Ort gnädigst abwenden.
Errichtet zur Ehre Gottes von Wohltätern u.d. Gemd. Bullendorf 1899 Neu renoviert durch die Familien Lukesch u. Klauder 1957"

Das obere Drittel ist zum Dach hin auskragend. Den Abschluss bildet ein Zeltdach mit Biberschwanzziegeln und einem Eisenkreuz darauf. Die Enden des Eisenkreuzes sind jeweils in drei Kreissegmente (Trifoile, Dreipass) auslaufend, die als Verbindung von Christuskreuz und Dreifaltigkeitszeichen zu verstehen sind.
Bei besonderen Objekten: Beschreibung von Details

Zeitkategorie 19. Jahrhundert, 2. Hälfte
Ursprungsdaten, Chronik: (Zeit und Ursache der Errichtung bzw. Überlieferung, Namen der Urheber, Künstler bzw. Handwerker, Sanierungen) Das Schauerkreuz wurde errichtet, als am 23. Juni 1898 und am 29. Juni 1898 um 23:15 Uhr nachts ein fürchterliches Unwetter mit Hühnerei großen Hagelkörnern niederging.
Bei dem Unwetter war auch ein kräftiger Sturm dabei, der in der Chronik als Cyclon bezeichnet wird. 50 Häuser und Scheunen wurden niedergerissen und die gesamte Ernte vernichtet. Das Unwetter beschränkte sich ausschließlich auf Bullendorfer Gebiet.

Es gab damals sehr große Not und viele sahen keine Zukundt für sich und ihre Familien. Die Ortsbevölkerung gelobte damals, alljährlich am 29. Juni einen Bitt- und Gelöbnisgang zu diesem Schauerkreuz zu machen, um diese Katastrophe nicht noch einmal zu erleben.

Am 28. Mai 1899 wurde in der Betkapelle zu Bullendorf das neue Altarbild "Marie Einsiedl" vom Pfarrer geweiht und zugleich zwei andere Bilder, die an der neuerrichteten Säule zur Erinnerung an die furchtbare Hagelkatastrophe von der Gemeinde angebracht waren.

Das Bild in der Kapelle (Anm.d.Red.: gemeint ist die Fuchsenkapelle) wurde vom Sailer Maler aus Eibesthal angefertigt. Die Berufsbezeichnung war Faßmaler (Votivbilder, Fronleichnamsaltäre, Bauernmöbel). Vermutlich auch Anfertigung des Bildes in der Schauerkapelle.
Über diesen Hagelschlag berichtet die Schulchronik:

23. VI. 1898: Am 23. Juni ging über Bullendorf ein Hagelschlag nieder, welcher die Kulturen meilenweit vernichtete. Seit mehreren Jahren hatte Bullendorf keine besonders gute Ernte zu verzeichnen. Heuer standen alle Feldfrüchte in schönster Blüte und die Weingärten, die so herrlich standen und die Herzen der Wirtschaftsbesitzer nach so vielen Missjahren mit Jubel erfüllten, wurden gänzlich verwüstet. Im Schulhause wurden über 40, im Orte über 1000 Glastafeln von den schweren Eisstücken zerschmettert. Vom Orte wurden mehrere Personen von dem Unwetter am Felde überrascht und kamen blutend und mit schweren Verletzungen nach Hause.
Die Frucht der Felder, Weingärten und Obstbäume ist dahin. Das Elend ist sehr groß. Die größeren Eisstücke wogen 2,5 bis 3,8 dkg.

29. VI. 1898: Am 29. Juni 1/4 12 Uhr nachts ging über Bullendorf abermals ein fürchterliches, noch schrecklicheres Hagelwetter nieder. In der unbarmherzigen Finsternis der Nacht hörte man ein Heulen, Prasseln, Poltern und Krachen. Weinende Frauen und Kinder flüchteten aus ihren Häusern, während die Feuerwehr vollauf zu tun hatte, den Bedrängten Hilfe zu leisten. Bei 50 Häusern und Scheunen wurden durch den Cyclon niedergerissen, ganze Gärten devasiert, Baumriesen wie Zweige geknickt und die Bäume durch die tauben- bis hühnereigroßen Schlossen ihrer Rinde buchstäblich beraubt. Die Feldfrucht, die vom ersten Hagel noch übrig blieb, wurde vollends dem Erdboden gleichgemacht. Die Wirtschaftsbesitzer müssen ihre Dienstboten entlassen, Pferde und Nutzvieh wegen Mangel an Futter verkaufen, werden doch kaum sie etwas zu essen haben. Die Schule wurde halb abgedeckt und stark mitgenommen. Der Schulgarten bietet ein jämmerliches Bild.

Der Heimatforscher Johann Lehner schrieb für die Schulchronik: Von der sogenannten "Schauerkapelle" dürften bereits Schilderungen vorliegen, über die Entstehung derselben. Dessenungeachtet möchte ich noch wiederholen, dass sich damals die ältesten Leute einer solch fürchterlichen Unwetterkatastrophe nicht erinnern konnten.
Chronik - allfällige Ergänzungen: (z.B. Sagen, Legenden, Überlieferungen ausführlicher)

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Isidor_Sigmhbg

1997-04-15

Rieder Leopold

Informationsquellen, Literatur und weitere Quellen Schulchronik Bullendorf
Gedenkbuch der Pfarre Wilfersdorf 1839, Seite 141
Erzählung Dominik Reiter
Heimatforscher Johann Lehner
Josef Wiesinger, Bullendorf
Mitteilung SR Albert Howurek

Marktgemeinde Wilfersdorf
Datum der Erfassung 2023-08-16
Datum der letzten Bearbeitung 2024-02-12

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