Zigeuner Marter

Religiöse KleindenkmälerBildstöckePfeiler- und Säulenbildstöcke

Gemeinde: Langau

Zeitkategorie: 20. Jahrhundert, 2. Hälfte

Chronik:

Ursache der ursprünglichen Errichtung dürfte der unblutige Ausgang eines versuchten Überfalls auf Langau durch die Bewohner Schaffas nach dem 30jährigen Krieg gewesen sein. Die Schaffinger ließen sich durch ein Zigeunerlager, das sie für einen Hilfstrupp hielten, vom Angriff abhalten. An der Stelle des Lagers wurde als Dank das Denkmal gesetzt. Einen Beleg für sein Aussehen finden wir um ca. 1698: „….der mitterpichl genannt so auf Höflein gehörig, alda beim weegein Rothes Creuz steht, von diesen der Weeg so auf Fugnitz geht…“ Im Lauf der Zeit wurde statt dem Kreuz ein geweißter, ca 3 m hoher gemauerter Nischenbildstock gesetzt, der im Volksmund den Namen „Zigeuner-Marter“ trug und 1812 mit diesem Namen belegt ist. 1967 wurde die Marter von Familie Kühlmayer, Langau Nr. 94, renoviert und das Relief in die Nische gesetzt. 1978 zerstörte ein Langholzfuhrwerk das Denkmal, das danach in seiner heutigen Form errichtet wurde.

Beschreibung:

Nahe dem Grenzweg zw. Langau u. Hessendorf, unweit der Straße nach Oberhöflein, steht weithin sichtbar das im Volksmund „Zigeuner-Marter“ genannte Flurdenkmal. Es ist ein Bruchsteinmauerpfeiler mit einem mit Dachziegeln gedeckten Satteldach, das durch ein Kreuz gekrönt wird. Auf der Vorderseite befindet sich eine rechteckige Nische, in der sich ein Relief und eine kleine Statue befindet.

Details

Gemeindename Langau bei Geras
Gemeindekennzahl 31113
Ortsübliche Bezeichnung Zigeuner Marter
Objektkategorie 1531 ( Religiöse Kleindenkmäler | Bildstöcke | Pfeiler- und Säulenbildstöcke)

Katastralgemeinde Langau -- GEM Langau bei Geras
Flurstücks- bzw. Grundstücksnummer 2063
Ortschafts- bzw. Ortsteil Langau - Hessendorf
Straße und Hausnummer bzw. Flurname Strasse nach Oberhöflein
Längengrad 15.72455
Breitengrad 48.8191

denkmalgeschützt nicht geschuetzt

Höhe (m) 3
gemessen od. geschätzt gemessen
Breite (m) 0.9
gemessen od. geschätzt gemessen
Tiefe (m) 0.75
gemessen od. geschätzt gemessen

Zustandsklassifizierung gut
Falls sanierungsbedürftig od. ruinös:
empfohlene Maßnahmen

Beschreibung des Objekts (Deutung, Material und Technik) Nahe dem Grenzweg zw. Langau u. Hessendorf, unweit der Straße nach Oberhöflein, steht weithin sichtbar das im Volksmund „Zigeuner-Marter“ genannte Flurdenkmal. Es ist ein Bruchsteinmauerpfeiler mit einem mit Dachziegeln gedeckten Satteldach, das durch ein Kreuz gekrönt wird. Auf der Vorderseite befindet sich eine rechteckige Nische, in der sich ein Relief und eine kleine Statue befindet.
Bei besonderen Objekten: Beschreibung von Details Die Maße der Nische, die nicht abgesetzt ist, sind 63 cm hoch, 42 cm breit, 25 cm tief. An der Rückseite der Nische befindet hängt ein Tonrelief, die Gottesmutter mit Kind darstellend, darunter die Inschrift: „Königin des Friedens“. Das Relief wurde 1967 bei der Renovierung des Vorgängerbildstocks (siehe Chronik) angebracht und in das bestehende Kleindenkmal übernommen. Ergänzt wurde die Nischenausstattung mit einer ca. 30cm großen Marienstatue.

Zeitkategorie 20. Jahrhundert, 2. Hälfte
Ursprungsdaten, Chronik: (Zeit und Ursache der Errichtung bzw. Überlieferung, Namen der Urheber, Künstler bzw. Handwerker, Sanierungen) Ursache der ursprünglichen Errichtung dürfte der unblutige Ausgang eines versuchten Überfalls auf Langau durch die Bewohner Schaffas nach dem 30jährigen Krieg gewesen sein. Die Schaffinger ließen sich durch ein Zigeunerlager, das sie für einen Hilfstrupp hielten, vom Angriff abhalten. An der Stelle des Lagers wurde als Dank das Denkmal gesetzt. Einen Beleg für sein Aussehen finden wir um ca. 1698: „….der mitterpichl genannt so auf Höflein gehörig, alda beim weegein Rothes Creuz steht, von diesen der Weeg so auf Fugnitz geht…“ Im Lauf der Zeit wurde statt dem Kreuz ein geweißter, ca 3 m hoher gemauerter Nischenbildstock gesetzt, der im Volksmund den Namen „Zigeuner-Marter“ trug und 1812 mit diesem Namen belegt ist. 1967 wurde die Marter von Familie Kühlmayer, Langau Nr. 94, renoviert und das Relief in die Nische gesetzt. 1978 zerstörte ein Langholzfuhrwerk das Denkmal, das danach in seiner heutigen Form errichtet wurde.
Chronik - allfällige Ergänzungen: (z.B. Sagen, Legenden, Überlieferungen ausführlicher) Als Ursache für die Errichtung können mehrere Sagen bzw. Überlieferungen herangezogen werden. Hier diejenige, die auf älteste Begebenheit hinweist: Wegen Grenzstreitigkeiten kam es nach dem 30jährigen Krieg zu bewaffneten Auseinandersetzungen zw. Langau und Schaffa. Die Schaffinger wollten eines Tages die Langauer überfallen. Sie sahen beim Näherkommen eine große Anzahl von Menschen auf der Anhöhe in Richtung Oberhöflein, sodass sie wieder umkehrten, im Glauben, es seien Oberhöfleiner, die Langauern zu Hilfe kommen. Sie hatten nicht erkannt, dass es ein Zigeunerlager war. Zur Erinnerung an den verschonten Überfall ist die Marter errichtet worden. Der Platz ist Hessendorfer Grenzgebiet. Es gibt eine weitere mündliche Überlieferung, dass das Flurdenkmal hingegen von den Hessendorfern errichtet wurde. Zum Namen Zigeunermarter: Der Name könnte natürlich im Zusammenhang mit dieser Sage stehen, waren es ja Zigeuner, die ohne ihr Wissen hier den Langauern halfen. Andererseits werden Rote Kreuze immer wieder mit dem Totenbrauch in Verbindung gebracht. In Langau kursiert die Sage, dass an der Stelle des Denkmals ein Zigeuner begraben sein soll. Es ist nicht ausgeschlossen, dass sich an dieser Stelle ein Grab aus vorchristlicher Zeit befinden könnte, fand man doch beim Straßenbau von Wolfsbach nach Kottaun im Jahre 1886 menschliche Überreste und Grabbeigaben aus der La Téne Zeit. In der Bevölkerung hielt man auch diese Funde damals für ein Zigeunergrab. Die Standorte alter Wegkreuze – besonders Roter Kreuze, die oft entweder mit Tod oder mit Hoheitsgrenzen in Verbindung gebracht werden, decken sich mit uralten Wegrouten bzw. Kreuzungspunkten von Altwegen. Da viele an Weggabelungen stehen, vermutet man ihren Ursprung in Form von Weg- oder Richtungsweiser aus der Zeit frühester Besiedelung. Die Anhöhe könnte man als natürliche Grenze zwischen Langau und Oberhöflein betrachten. Unsere Vorfahren mögen die magische Strahlung von Erdkraftlinien erkannt haben. Sie errichteten dort ihre Kultplätze, um sich von der heilbringenden Erdkraft inspirieren zu lassen. Christa Pilshofer vermutet auf Grund ihrer Forschungen, dass die in späterer Zeit an diesen Stellen gesetzten Rote Kreuze mit religiösen Gedenkstätten oder anderen vorchristlichen Opferstätten in bestimmten trigonometrischen Verbindungen standen. So fand sie heraus, dass die Zigeuner-Marter mehrfach mit anderen Kleindenkmälern und mit der Kirche in einer rechtwinkeligen Beziehung (einem Liniensystem) steht. Eine dieser Linien führt zur Pfarrkirche nach Schaffa und einem Kreuz außerhalb von Stallek. Auf diesen Linien liegen 7 markierte Punkte.

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1997-04-15

Rieder Leopold

Informationsquellen, Literatur und weitere Quellen Pilshofer, Christa, Dr.: Marterlbuch Langau. 2010 Langau.

Dr.Christa Pilshofer
Datum der Erfassung 2012-01-01
Datum der letzten Bearbeitung 2012-01-01

Standort

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