Leopold-Marterl
Gemeinde: Lilienfeld
Zeitkategorie: 21. Jahrhundert, 1. Hälfte
Chronik:
Der lange Werdegang des Denkmals:
Am 12. August 1761 kam es infolge eines Wolkenbruches im etwa 20 km entfernten Hohenberg zu einem verheerenden Anschwellen der Traisen. Flussabwärts waren allein auf stiftlichem Gebiet in kürzester Zeit 30 Häuser, 28 Mühlen und 10 Fabrikanlagen und viele Äcker und Wiesen überflutet oder unterspült.
In Marktl ließ anlässlich dieses Ereignisses der Gerber Blasius Bußer (Buzer) eine Gedenktafel mit folgender Inschrift anbringen:
„ANNO 1761
DEN 12 AVgVst
Das Wasser biß
Under den Stein
Blasius Bußer“
Aus den Matrikenbüchern der Pfarre Lilienfeld geht hervor, dass der Gerber (Lederer) Blasius Bußer (seine Mutter war in Tirol beheimatet) am 4. November 1732 Maria Anna Koller, eine Tochter des Bürgerlichen Drahtziehers Simon Koller aus Marktl heiratete. Er wurde am 11. März 1776 in Lilienfeld begraben.
Die Gedenktafel war ursprünglich am Österleinhaus (Stockwalzerhaus) angebracht und wurde, als man das Haus abriss, von Baumeister Kohl auf Initiative des Dorferneuerungsvereins Marktl auf das damalige Marterl (ein ehemaliger Torpfeiler) übertragen. Dieses musste in den letzten Jahren wegen Bauarbeiten zweimal versetzt werden. Die letzte Ausführung (ein Foto stammt aus dem Jahre 2012) trug einen glockenförmigen Helm aus Aluminium, der dem ursprünglichen aus Schwarzblech nachempfunden war und mit dem mächtigen Glockendachreiter des nahen „Alten Posthauses“ korrespondierte.
In einer Nische über dem Gedenkstein stand lange Zeit eine Dienstbotenmadonna, die zeitweise durch eine Elisabethstatue ersetzt wurde. So wollte man zu Lebzeiten den beiden Spendern Dr. Georg Jodt und Josef Steiner gerecht werden. Beim Versuch, die originale Gedenktafel von 1761 für den heutigen Pfeiler zu verwenden, ging diese zu Bruch und wurde völlig neu hergestellt. Da die Tafel heute in Augenhöhe angebracht ist, war es notwendig, die Wasserstandsmarke durch einen Strich anzuzeigen.
Beschreibung:
Direkt neben dem Wirtshaus „Leopold“ in der Marktler Straße 27 steht ein neuer Tabernakelpfeiler mit interessantem Werdegang.
Der heutige Tabernakelpfeiler sowie das bereits baufällig gewordene Wirtshaus in Marktl wurden vom Unternehmer Dr. Cornelius Grupp im Jahre 2012 völlig neu errichtet. Für die Planung zeichnete der Wiener Architekt Otto Rau.
Der im Querschnitt quadratische Pfeiler erhebt sich über einem würfelförmigen Betonsockel. Die Kanten sind weitgehend abgefast und die Vorderseite trägt eine Granittafel mit Inschrift und eine Hochwassermarke von 1761. Das Tabernakelhäuschen überragt den Schaft deutlich an Breite und trägt ein mit Holzschindeln gedecktes, geschwungenes Pyramidendach mit Metallspitze. Der Tabernakel selbst weist nach drei Seiten verglaste Öffnungen auf. Im Inneren befindet sich eine Statue des hl. Leopold. Die Segnung des Wirtshauses „Leopold“ und des Marterls durch Abt Mag. Matthäus Nimmervoll unter Teilnahme des Landeshauptmannes Dr. Erwin Pröll erfolgte am 18. September 2014. Der hl. Leopold (Leopold III. der Heilige) ist Schutzpatron des Landes Niederösterreich, seinem Enkel Leopold VI., dem Glorreichen verdankt Lilienfeld das Zisterzienserstift Lilienfeld, das er stiftete und auch zu seiner Grabeslege auserkor. Kein Wunder also, dass heute eine Statue des hl. Leopold dem Tabernakelpfeiler innewohnt. Vielleicht hat der Vorname der Gattin von Dr. Cornelius Grupp „Leopoldine“ auch ein Quäntchen dazu beigetragen.
Details
Gemeindename | Lilienfeld |
Gemeindekennzahl | 31407 |
Ortsübliche Bezeichnung | Leopold-Marterl |
Objektkategorie | 1531 ( Religiöse Kleindenkmäler | Bildstöcke | Pfeiler- und Säulenbildstöcke) |
Katastralgemeinde | Marktl -- GEM Lilienfeld |
Flurstücks- bzw. Grundstücksnummer | |
Ortschafts- bzw. Ortsteil | 3180 Marktl |
Straße und Hausnummer bzw. Flurname | Marktler Straße 27 |
Längengrad | 15.600505 |
Breitengrad | 48.022636 |
denkmalgeschützt | nicht geschuetzt |
Höhe (m) | |
gemessen od. geschätzt | -- |
Breite (m) | |
gemessen od. geschätzt | -- |
Tiefe (m) | |
gemessen od. geschätzt | -- |
Zustandsklassifizierung | sehr gut |
Falls sanierungsbedürftig od. ruinös: empfohlene Maßnahmen |
Beschreibung des Objekts (Deutung, Material und Technik) | Direkt neben dem Wirtshaus „Leopold“ in der Marktler Straße 27 steht ein neuer Tabernakelpfeiler mit interessantem Werdegang. Der heutige Tabernakelpfeiler sowie das bereits baufällig gewordene Wirtshaus in Marktl wurden vom Unternehmer Dr. Cornelius Grupp im Jahre 2012 völlig neu errichtet. Für die Planung zeichnete der Wiener Architekt Otto Rau. Der im Querschnitt quadratische Pfeiler erhebt sich über einem würfelförmigen Betonsockel. Die Kanten sind weitgehend abgefast und die Vorderseite trägt eine Granittafel mit Inschrift und eine Hochwassermarke von 1761. Das Tabernakelhäuschen überragt den Schaft deutlich an Breite und trägt ein mit Holzschindeln gedecktes, geschwungenes Pyramidendach mit Metallspitze. Der Tabernakel selbst weist nach drei Seiten verglaste Öffnungen auf. Im Inneren befindet sich eine Statue des hl. Leopold. Die Segnung des Wirtshauses „Leopold“ und des Marterls durch Abt Mag. Matthäus Nimmervoll unter Teilnahme des Landeshauptmannes Dr. Erwin Pröll erfolgte am 18. September 2014. Der hl. Leopold (Leopold III. der Heilige) ist Schutzpatron des Landes Niederösterreich, seinem Enkel Leopold VI., dem Glorreichen verdankt Lilienfeld das Zisterzienserstift Lilienfeld, das er stiftete und auch zu seiner Grabeslege auserkor. Kein Wunder also, dass heute eine Statue des hl. Leopold dem Tabernakelpfeiler innewohnt. Vielleicht hat der Vorname der Gattin von Dr. Cornelius Grupp „Leopoldine“ auch ein Quäntchen dazu beigetragen. |
Bei besonderen Objekten: Beschreibung von Details |
Zeitkategorie | 21. Jahrhundert, 1. Hälfte |
Ursprungsdaten, Chronik: (Zeit und Ursache der Errichtung bzw. Überlieferung, Namen der Urheber, Künstler bzw. Handwerker, Sanierungen) | Der lange Werdegang des Denkmals: Am 12. August 1761 kam es infolge eines Wolkenbruches im etwa 20 km entfernten Hohenberg zu einem verheerenden Anschwellen der Traisen. Flussabwärts waren allein auf stiftlichem Gebiet in kürzester Zeit 30 Häuser, 28 Mühlen und 10 Fabrikanlagen und viele Äcker und Wiesen überflutet oder unterspült. In Marktl ließ anlässlich dieses Ereignisses der Gerber Blasius Bußer (Buzer) eine Gedenktafel mit folgender Inschrift anbringen: „ANNO 1761 DEN 12 AVgVst Das Wasser biß Under den Stein Blasius Bußer“ Aus den Matrikenbüchern der Pfarre Lilienfeld geht hervor, dass der Gerber (Lederer) Blasius Bußer (seine Mutter war in Tirol beheimatet) am 4. November 1732 Maria Anna Koller, eine Tochter des Bürgerlichen Drahtziehers Simon Koller aus Marktl heiratete. Er wurde am 11. März 1776 in Lilienfeld begraben. Die Gedenktafel war ursprünglich am Österleinhaus (Stockwalzerhaus) angebracht und wurde, als man das Haus abriss, von Baumeister Kohl auf Initiative des Dorferneuerungsvereins Marktl auf das damalige Marterl (ein ehemaliger Torpfeiler) übertragen. Dieses musste in den letzten Jahren wegen Bauarbeiten zweimal versetzt werden. Die letzte Ausführung (ein Foto stammt aus dem Jahre 2012) trug einen glockenförmigen Helm aus Aluminium, der dem ursprünglichen aus Schwarzblech nachempfunden war und mit dem mächtigen Glockendachreiter des nahen „Alten Posthauses“ korrespondierte. In einer Nische über dem Gedenkstein stand lange Zeit eine Dienstbotenmadonna, die zeitweise durch eine Elisabethstatue ersetzt wurde. So wollte man zu Lebzeiten den beiden Spendern Dr. Georg Jodt und Josef Steiner gerecht werden. Beim Versuch, die originale Gedenktafel von 1761 für den heutigen Pfeiler zu verwenden, ging diese zu Bruch und wurde völlig neu hergestellt. Da die Tafel heute in Augenhöhe angebracht ist, war es notwendig, die Wasserstandsmarke durch einen Strich anzuzeigen. |
Chronik - allfällige Ergänzungen: (z.B. Sagen, Legenden, Überlieferungen ausführlicher) |
Informationsquellen, Literatur und weitere Quellen | Paul Tobner, Lilienfeld, 1202–1902 (Wien 1902) S. 369. Ambros Becziczka, Darstellung von Lilienfeld und seiner Umgebung (Wien 1825) S. 219. Matriken der Pfarre Lilienfeld Mündliche Auskunft von Franz Spilka |
Datum der Erfassung | 2016-05-26 |
Datum der letzten Bearbeitung | 2016-06-02 |
letzter Bearbeiter | Harald Schmid |