Hl. Johann Nepumuk

Freiplastikenreligiöse FreiplastikenJohannes Nepomukdarstellungen

Gemeinde: Lilienfeld

Zeitkategorie: 18. Jahrhundert

Chronik:

Auf einem geschwungenem Sockel mit je einer Kartusche an allen vier Seiten erheben sich zwei lebensgroße Figuren. Der hl. Johannes v. Nepomuk und hinter ihm sein Henker, der gerade im Begriff ist, ihn von der Brücke zu stürzen. Dargestellt ist Nepomuk in der Tracht eines Kanonikers mit Talar, Rochett (Chorhemd) und Birett (Kopfbedeckung katholischer Geistlicher). Der hl. Nepomuk trägt hier keinen Sternenkranz, wie häufig bei anderen Denkmälern zu sehen. Hier wurde ein fünfzackiger Stern in Form einer Laterne der Figurengruppe erst später hinzugefügt. (Übrigens ist Johannes Nepomuk neben Maria der einzige Heilige, der mit einem Sternenkranz dargestellt wird). Zu beiden Seiten der Hauptfigur finden wir je einen Putto mit Flügel aber ohne dem als Schweigegestus gedeuteten Finger vor dem Mund. Davon erfahren wir erst durch die Inschrift auf der südlichen Kartusche des Sockels [Dem mit Lorbeer des Schweigens Bekränzten ...]
Was die Lilienfelder Figurengruppe von anderen Nepomuk-Darstellungen unterscheidet und einzigartig macht, ist die realistische und übermächtige Darstellung des Henkers im Rücken des Heiligen.
Das Denkmal wird von einer großzügigen Balustrade aus rotem und grauem Marmor umfriedet. Leider ist das Ensemble heute teilweise abgedeckt und wird in den Sommermonaten durch den nahen Gastronomiebetrieb oft sehr bedrängt.

Beschreibung:

Am linken Traisenufer, vor dem Gemeindehaus, dort wo früher eine Holzbrücke über den Fluss zum Stift führte, steht das Denkmal des „Brückenheiligen“ Johannes von Nepomuk. Es wurde 1712 unter Abt Sigismund Braun (reg. 1695–1716) erbaut. Die künstlerische Ausfertigung der aus Zogelsdorfer Sandstein geschaffenen Figurengruppe übernahm damals der Wilhelmsburger Bildhauer Christoph Brandl (Brändl).
Johann von Nepomuk wurde um 1350 in Pomuk oder Nepomuk in Böhmen geboren. Er brachte es zum Domherrn und Generalvikar des Erzbischofs von Prag und war auch Rechtsgelehrter. Wegen seiner konsequenten Wahrung kirchlicher Rechte geriet er mit König Wenzel IV von Böhmen in Dauerstreit. Günstlinge von Wenzel hat er wegen ihres Lebenswandels exkommuniziert und eigenständig Äbte eingesetzt. Die Folgen waren Inhaftierung, Folter und schließlich wurde er am 20. März 1393 tot oder halbtot in die Moldau geworfen. Der Legende nach, die erst ca. 150 Jahre später entstand führten nicht politische Zerwürfnisse zu seinem Tod, sondern die Weigerung das Beichtgeheimnis zu brechen. Als Beichtvater der Königin wurde er vom misstrauischen König dazu bedrängt. An der Unglücksstelle in der Moldau sollen fünf funkelnde Sterne zu sehen gewesen sein. Ein Sternenkranz, die Darstellung der Zunge oder Putti mit dem Finger vor dem Mund als Schweigegestus zählen zu seinen häufigsten Attributen. Oft sieht man auch die fünf Buchstaben T A C E T (lat. schweiget) oder wie in Lilienfeld stellvertretend einen fünfzackigen Stern.
Johannes Nepomuk erreichte bald den Status eines „Heiligen des Habsburgerreiches“. Als Bewahrer des Beichtgeheimnisses betonte man mit ihm die Katholizität des Landes im bewussten Kontrast zum im Volk beliebten Böhmischen Nationalheiligen Jan Hus. Da kam die Präsenz auf den Brücken gerade recht. In Böhmen oder Niederösterreich konnte man kaum länger reisen, ohne an dem hl. Johannes von Nepomuk vorbeizukommen.

Details

Gemeindename Lilienfeld
Gemeindekennzahl 31407
Ortsübliche Bezeichnung Hl. Johann Nepumuk
Objektkategorie 1713 ( Freiplastiken | religiöse Freiplastiken | Johannes Nepomukdarstellungen)

Katastralgemeinde Lilienfeld -- GEM Lilienfeld
Flurstücks- bzw. Grundstücksnummer .59
Ortschafts- bzw. Ortsteil 3180 Lilienfeld
Straße und Hausnummer bzw. Flurname Dörflstrasse 4
Längengrad 15.59463
Breitengrad 48.0147

denkmalgeschützt geschuetzt

Höhe (m)
gemessen od. geschätzt --
Breite (m)
gemessen od. geschätzt --
Tiefe (m)
gemessen od. geschätzt --

Zustandsklassifizierung sanierungsbedürftig
Falls sanierungsbedürftig od. ruinös:
empfohlene Maßnahmen
Letzte Sanierung 1989-90. Inzwischen ist das Kreuz in der Hand des hl. Johannes v. Nepomuk abgebrochen. Das Ensemble leidet durch den sehr nahen Gastronomiebetrieb, andererseits werden im Sommer viele Radfahrer, die hier Rast machen erst darauf aufmerksam.

Beschreibung des Objekts (Deutung, Material und Technik) Am linken Traisenufer, vor dem Gemeindehaus, dort wo früher eine Holzbrücke über den Fluss zum Stift führte, steht das Denkmal des „Brückenheiligen“ Johannes von Nepomuk. Es wurde 1712 unter Abt Sigismund Braun (reg. 1695–1716) erbaut. Die künstlerische Ausfertigung der aus Zogelsdorfer Sandstein geschaffenen Figurengruppe übernahm damals der Wilhelmsburger Bildhauer Christoph Brandl (Brändl).
Johann von Nepomuk wurde um 1350 in Pomuk oder Nepomuk in Böhmen geboren. Er brachte es zum Domherrn und Generalvikar des Erzbischofs von Prag und war auch Rechtsgelehrter. Wegen seiner konsequenten Wahrung kirchlicher Rechte geriet er mit König Wenzel IV von Böhmen in Dauerstreit. Günstlinge von Wenzel hat er wegen ihres Lebenswandels exkommuniziert und eigenständig Äbte eingesetzt. Die Folgen waren Inhaftierung, Folter und schließlich wurde er am 20. März 1393 tot oder halbtot in die Moldau geworfen. Der Legende nach, die erst ca. 150 Jahre später entstand führten nicht politische Zerwürfnisse zu seinem Tod, sondern die Weigerung das Beichtgeheimnis zu brechen. Als Beichtvater der Königin wurde er vom misstrauischen König dazu bedrängt. An der Unglücksstelle in der Moldau sollen fünf funkelnde Sterne zu sehen gewesen sein. Ein Sternenkranz, die Darstellung der Zunge oder Putti mit dem Finger vor dem Mund als Schweigegestus zählen zu seinen häufigsten Attributen. Oft sieht man auch die fünf Buchstaben T A C E T (lat. schweiget) oder wie in Lilienfeld stellvertretend einen fünfzackigen Stern.
Johannes Nepomuk erreichte bald den Status eines „Heiligen des Habsburgerreiches“. Als Bewahrer des Beichtgeheimnisses betonte man mit ihm die Katholizität des Landes im bewussten Kontrast zum im Volk beliebten Böhmischen Nationalheiligen Jan Hus. Da kam die Präsenz auf den Brücken gerade recht. In Böhmen oder Niederösterreich konnte man kaum länger reisen, ohne an dem hl. Johannes von Nepomuk vorbeizukommen.
Bei besonderen Objekten: Beschreibung von Details Bei dieser Johannes von Nepomuk-Gruppe handelt es sich um eine sehr frühe Darstellung (1712). Die tatsächliche Heiligsprechung geschah nach einem langen Prozess erst 1729. Über den Bildhauer Christoph Brandl ist sehr wenig bekannt. Aus den Matrikenbüchern geht aber schon hervor, dass er tatsächlich in Wilhelmsburg gelebt hat und dort zweimal verheiratet war (1684 und 1710). Die letzte Restaurierung fand 1989–90 durch den Bildhauer und Restaurator Leopold Heinz aus St. Pölten statt. Die Inschriften wurden von Prof. Dr. Otto Vicenzi rekonstruiert.
Die Inschriften auf den vier Kartuschen sind jeweils mit einem Chronogramm versehen, das nach Auflösung immer die Jahreszahl 1712 ergibt.

Südseite: SILentIo LaVretato/DoCtorI pVrpVrato/CanonICo InfVLato/VIro Igne et aqVa pVrgato/sangVIne DeCorato/VeneratIonIs gratIa/statVa haC posIta est
[Dem mit dem Lorbeer des Schweigens Bekränzten/ dem mit Purpur bekleideten Lehrer/ dem Influierten Kanonikus/ dem durch Feuer und Wasser gereinigten/ dem mit dem Blut Geschmückten/ wurde zur Verehrung/ dieses Standbild gesetzt]

Westseite: professIs/BernarDInIs/ CaMpILILI/ensIbVs
[Von den Bernhardinermönchen (Zisterziensermönchen) von Lilienfeld]

Nordseite: LILII proteCtorI/Me DefensorI/honorIs propVgatorI
[Dem Beschützer der Lilie/ dem, der mich Verteidigte/ dem Kämpfer für die Ehre]

Ostseite: Deo/SanCtoqVe IoannI/NepoMVCeno
[Gott/ und dem heiligen Johannes/ von Nepomuk]

Zeitkategorie 18. Jahrhundert
Ursprungsdaten, Chronik: (Zeit und Ursache der Errichtung bzw. Überlieferung, Namen der Urheber, Künstler bzw. Handwerker, Sanierungen) Auf einem geschwungenem Sockel mit je einer Kartusche an allen vier Seiten erheben sich zwei lebensgroße Figuren. Der hl. Johannes v. Nepomuk und hinter ihm sein Henker, der gerade im Begriff ist, ihn von der Brücke zu stürzen. Dargestellt ist Nepomuk in der Tracht eines Kanonikers mit Talar, Rochett (Chorhemd) und Birett (Kopfbedeckung katholischer Geistlicher). Der hl. Nepomuk trägt hier keinen Sternenkranz, wie häufig bei anderen Denkmälern zu sehen. Hier wurde ein fünfzackiger Stern in Form einer Laterne der Figurengruppe erst später hinzugefügt. (Übrigens ist Johannes Nepomuk neben Maria der einzige Heilige, der mit einem Sternenkranz dargestellt wird). Zu beiden Seiten der Hauptfigur finden wir je einen Putto mit Flügel aber ohne dem als Schweigegestus gedeuteten Finger vor dem Mund. Davon erfahren wir erst durch die Inschrift auf der südlichen Kartusche des Sockels [Dem mit Lorbeer des Schweigens Bekränzten ...]
Was die Lilienfelder Figurengruppe von anderen Nepomuk-Darstellungen unterscheidet und einzigartig macht, ist die realistische und übermächtige Darstellung des Henkers im Rücken des Heiligen.
Das Denkmal wird von einer großzügigen Balustrade aus rotem und grauem Marmor umfriedet. Leider ist das Ensemble heute teilweise abgedeckt und wird in den Sommermonaten durch den nahen Gastronomiebetrieb oft sehr bedrängt.
Chronik - allfällige Ergänzungen: (z.B. Sagen, Legenden, Überlieferungen ausführlicher)

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Isidor_Sigmhbg

1997-04-15

Rieder Leopold

Informationsquellen, Literatur und weitere Quellen Norbert Mussbacher, Die Johannes von Nepomuk-Gruppe, Heimatkundliche Beilage zum Amtsblatt der Bezirkshauptmannschaft Lilienfeld 1 (1993) 4–5.
„Ihre Heiligen unseres Landes ...“. Auf den Spuren von Heiligen und Seligen in Niederösterreich. Begleitheft zur Sonderausstellung des Diözesanmuseums St. Pölten (St. Pölten 2000) 28, 30.
Joachim Schäfer: Artikel Johannes Nepomuk, aus dem Ökumenischen Heiligenlexikon https://www.heiligenlexikon.de/BiographienJ/Johannes_Nepomuk.htm
(abgerufen am 16. 3. 2017)

Ava Pelnöcker
Datum der Erfassung 2015-11-12
Datum der letzten Bearbeitung 2019-02-17

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